Heftiger Preisanstieg bei Kakaobohnen: Wird Schokolade zum Luxus-Genussmittel?

Pralinen, Kakao oder Schokolade: Verbraucher müssen hier wohl bald tiefer in die Tasche greifen. Denn der Börsenpreis für Kakaobohnen vervielfachte sich in nur wenigen Monaten. Was sind die Ursachen?
Heftiger Preisanstieg bei Kakaobohnen: Wird Schokolade jetzt zum Luxus-Genussmittel?
Kakaobohnen sind essenzieller Bestandteil von Schokolade-Produkten.Foto: iStock
Von 20. Mai 2024

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Es ist eine Hiobsbotschaft für Schokoladengenießer: Der Preis für Kakaobohnen befindet sich auf Rekordniveau. Bis Jahresanfang lag dieser laut Finanzen.net noch bei unter 4.500 Euro pro Tonne. Ab Februar explodierte er dann regelrecht und erlebte am 19. April ein Allzeithoch von rund 11.500 Euro.

Inzwischen hat sich der Preis für die begehrte Frucht wieder etwas erholt und kostet mit Stand vom 16. Mai 7.289,57 Euro. Doch warum er sich innerhalb von so kurzer Zeit vervielfacht?

Ernteausfälle durch zu viel Wasser

Der Preisanstieg ist vor allem auf extreme Wetterbedingungen in den Hauptanbaugebieten zurückzuführen, wie das Finanzportal „Capital“ berichtet. So kam es an der Elfenbeinküste und in Ghana zu gravierenden Ernteausfällen, ausgelöst durch Dürren und Starkregen mit Überflutungen. Diese Regionen liefern rund 70 Prozent der Kakaobohnen. Insbesondere die Überflutungen waren Gift für die Kakaobäume – sie führten zu Pilzerkrankungen und ließen viele der Pflanzen absterben.

Ghana hat einen Marktanteil von 13 Prozent und ist der zweitwichtigste Kakaoproduzent der Welt. Doch seit dem Erntebeginn im September bis Ende Januar dieses Jahres war die Menge an Kakaobohnen um mehr als ein Drittel geringer als üblich. Somit konnten sie entsprechend weniger Früchte an die für die Vermarktung zuständige Behörde verkaufen.

Die Schäden an den Bäumen bedeuten zudem hohe Mehrkosten: Ghana benötigt zwei Milliarden Dollar (1,84 Milliarden Euro) für die Behandlung der von den Pilzkrankheiten geplagten Kakaoplantagen.

Carsten Fritsch, Rohstoffexperte der Commerzbank, erklärte: „Viele Bäume sind alt und anfälliger für Krankheiten.“ In den vergangenen Jahren hätten die Anbauländer jedoch zu wenig in neue Plantagen und Bäume investiert, weil der Kakaopreis zu niedrig war.

Weitere Verknappung durch EU vorprogrammiert?

Eine neue EU-Verordnung könnte zudem für eine weitere Verknappung der Kakaobohne im europäischen Raum sorgen. Denn ab dem 30. Dezember 2024 muss die im vergangenen Sommer in Kraft getretene Verordnung angewendet werden. Sie soll entwaldungsfreie Lieferketten sicherstellen, wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft informiert.

Das bedeutet, dass Händler in der EU keine Agrarprodukte mehr importieren dürfen, die aus Gebieten stammen, in denen nach 2020 noch gerodet wurde. Die EU-Kommission erhofft sich damit, die sogenannte Klimakrise bekämpfen zu können, da Entwaldung und Waldschädigung zum Verlust an biologischer Vielfalt beitragen würden.

Die durch die EU-Verordnung möglicherweise entstehende Verknappung könnte den Kakaopreis erneut in die Höhe treiben. Gerade die bisher in den Erzeugerländern durchgeführten illegalen Rodungen hätten den Kakaopreis niedrig gehalten.

Aufgrund von ärmeren Verhältnissen in den Herkunftsländern ernten die Kakaobauern ihre Ernte noch weitgehend in mühsamer Handarbeit. Mit einfachen Werkzeugen wie Macheten oder Gartenscheren holen Millionen von Kleinbauern vorsichtig die bis zu 500 Gramm schweren Früchte vom Baum. Diese enthalten allerdings nur 30 bis 50 Gramm Kakao. Das gestaltet die Ernte langwierig und aufwendig. Auch der mangelnde Fortschritt der Erntemethoden ändert vorerst wohl nichts am knappen Kakaoangebot.

Kakaobohnen

Ein Kakaobauer bei der Ernte. Foto: Sia Kambou /AFP via Getty Images

Bauern ohne Mehreinnahmen

Trotz der hohen Kakaopreise haben die Kleinbauern in Ghana und an der Elfenbeinküste keine Mehreinnahmen. In der Regel bringt ihnen ihre Arbeit ein Monatsgehalt von wenigen 100 Dollar ein, was in diesen Ländern dem Existenzminimum entspricht.

Zwar haben Konzerne wie Nestlé und Rittersport bereits Programme eingeführt, die den Bauern höhere Einkommen versprechen, wenn sie beispielsweise keine Kinder bei der Ernte einsetzen. Allerdings bestimmen die lokalen Regierungen der Anbauländer die offiziellen Preise. Somit erhalten die Kleinbauern nur einen niedrigen festen Preis.

Die Kakaobauern an der Elfenbeinküste erhalten für die aktuelle Ernte rund 1.650 Dollar pro Tonne – bei einem Börsenpreis von 7.900 Dollar Mitte Mai. Die großen Profiteure von dem Preissprung sind die Händler und die Nahrungsmittelkonzerne. Wer derzeit für einen Euro eine durchschnittliche Tafel Schokolade im Supermarkt kauft, kann damit rechnen, dass davon nur rund sechs Cent bei den Landwirten ankommen.

Den Bärenanteil von fast 80 Cent verdienen nach Angaben der TAZ die Hersteller und Supermärkte. Laut einem Bericht der Entwicklungsorganisation Oxfam seien Händler, Schokoladenhersteller und Supermärkte stark konzentriert. Hier gebe es nur wenige große Akteure, die Milliardengewinne unter sich aufteilen.

Womit müssen Verbraucher rechnen?

Weil die Branche Verluste vermeiden will, ist laut Einschätzung von Experten mit einer deutlichen Verteuerung von Süßwaren im Supermarktregal zu rechnen. „Wir können davon ausgehen, dass wir in den nächsten Monaten im Schokoladenbereich deutliche Preissteigerungen sehen werden“, prognostizierte Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich. Für Schokoladenprodukte könnten Kunden demnach bis zu 30 Prozent mehr bezahlen müssen, wie „Der Standard“ berichtet.

Hinzu kommt laut Kirner, dass sich derzeit die Lager bei vielen Händlern leeren. Spätestens ab Herbst müssten sie neue Kakao-Produkte bestellen – allerdings zu wesentlich höheren Preisen.

Kakaobohnen

Schokoladenprodukte könnten teuer werden. Foto: iStock

Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie, schildert weitere Faktoren für Verteuerungen. Mit in die Endpreise fließen demnach die gestiegenen Kosten für Transport, Energie, Verpackung und Personal. All das müssten die Hersteller miteinkalkulieren.

Ein weiterer Verlierer könnte auch der faire Handel (Fairtrade) sein. Hierbei erhalten die Landwirte bei Erfüllung der Vorgaben zusätzliche Prämien, während gleichzeitig die komplette Lieferkette zertifiziert wird.

Hartwig Kirner, Chef von Fairtrade Österreich, sprach von einer ungesunden Situation. Schmuggler würden den Kakao aus den Anbauländern in andere Länder transportieren, um höhere Preise zu erzielen. Das schade den lokalen Genossenschaften.

Als möglicher neuer Konkurrent auf dem Kakaomarkt sticht Ecuador hervor. Das Land baue seine Produktion stark aus. Kirner rechnet damit, dass Ecuador Ghana bald als zweitgrößten Produzenten ablöst.

Fairtrade-Kakao konnte im vergangenen Jahr seinen Absatz in Österreich um 13,4 Prozent auf 9.690 Tonnen erhöhen. Dieser wird in immer mehr Lebensmitteln eingesetzt. Sowohl Supermarktketten als auch Discounter setzten bei ihren Eigenmarken zunehmend auf Fairtrade.



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