Mehr als doppelt so teuer: Umstieg auf Elektroantrieb treibt Transportkosten hoch

Ein hoher Anschaffungspreis und eine lückenhafte Infrastruktur sind nur zwei Probleme im Prozess der Elektrifizierung der Lkw-Flotte. Ein Bericht aus den USA deckt nun auf, wie teuer es wirklich für die Branche, den Steuerzahlern und die Wirtschaft werden könnte.
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Werden Lkw künftig elektrisch betrieben?Foto: iStock

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Viele westliche Regierungen streben die Dekarbonisierung des Antriebs von Lastkraftwagen (Lkw) an. Ihr Plan ist, diese elektrisch zu betreiben, statt wie bisher mit einem Verbrennermotor. Lkw sind ein zentraler Teil des Güterverkehrs. In Deutschland decken sie rund 72 Prozent der Transportleistung ab.

Allerdings treibt die Umstellung konventioneller Lkw-Flotten auf Elektrofahrzeuge die jährlichen Betriebskosten in die Höhe. Das wiederum befeuert die Inflation, wie ein aktueller Bericht des Transport- und Logistikunternehmens Ryder beschreibt.

Deutlicher Kostenanstieg

Ryder analysierte die potenziellen Transportkosten, wenn Lkw mit Verbrennungsmotoren – in der Regel Dieselmotoren – durch E-Lkw ersetzt werden. Laut dem Bericht vom 8. Mai stiegen die Kosten für leichte Lkw um fünf Prozent und für schwere Lkw bis zu 114 Prozent – was in etwa einer Verdopplung entspricht. Bei einer gemischten Flotte von 25 Fahrzeugen – leichte, mittelschwere und schwere Lkw – stiegen die Kosten um 56 bis 67 Prozent.

Die Transportkosten wirkten sich direkt auf die Preise der in den USA verkauften Waren aus. Dementsprechend rechnet Ryder damit, dass solche Verteuerungen im Transportwesen letztlich 0,5 bis 1,0 Prozent zur allgemeinen Preisinflation beitragen werden.

Karen Jones, geschäftsführende Vizepräsidentin und Leiterin der Produktentwicklung bei Ryder sieht indes einen Widerspruch beim Ausbau der Elektromobilität. „Wir sehen uns mit Vorschriften konfrontiert, die darauf abzielen, die Einführung von E-Fahrzeugen auf breiter Basis zu beschleunigen, obwohl sich die Technologie und die Infrastruktur noch in der Entwicklung befinden.“

E-Lkw über 200.000 Euro teurer

Nach Ansicht von Jones müssen die Gesamttransportkosten für schwere Nutzfahrzeuge in dem Sektor sinken. Erst dann würden mehr Unternehmen den Umstieg vollziehen. „Wenn wir bei der heutigen Marktsituation zur Umstellung gezwungen werden, müssen wir mit weiteren Unterbrechungen der Lieferkette, höheren Transportkosten und zusätzlichem Inflationsdruck rechnen.“

In Kalifornien betrug der jährliche Anstieg der Gesamttransportkosten für eine schwere EV-Zugmaschine rund 315.000 US-Dollar (292.000 Euro), in Georgia sogar mehr als 330.000 Dollar.

Das Weiße Haus sieht in dem Übergang zu einem emissionsfreien Güterverkehr eine „Maßnahme zur Bekämpfung von schwerwiegender Luftverschmutzung und zur Bewältigung der Klimakrise“.

Einem aktuellen Bericht der Unternehmensberatung Roland Berger zufolge wäre die vollständige Elektrifizierung der US-amerikanischen Lkw-Flotte eine teure Angelegenheit. Die Kosten für neue E-Lkw sind doppelt oder dreimal so hoch wie die ihrer Diesel-Pendants.

Ein Diesel-Lkw mit über 15 Tonnen kostet etwa 180.000 US-Dollar, ein batterieelektrischer Lkw gleicher Größe dagegen mehr als 400.000 US-Dollar. Umgerechnet bedeutet das Mehrkosten von über 200.000 Euro pro Lkw.

Taki Darakos, Vizepräsident für Fahrzeugwartung und Fuhrparkservice beim Logistikunternehmen PITT OHIO mit Sitz in Pennsylvania, äußerte am 30. April bei einer Anhörung des Repräsentantenhauses zum Thema Elektrifizierung des Transportwesens Bedenken hinsichtlich der hohen Kosten, die mit der Elektrifizierung von Fuhrparks verbunden sind.

Die Anschaffungskosten für Null-Emissions-Fahrzeuge (ZEV) „sind viel höher als die für Dieselfahrzeuge. Das macht es für Fuhrparks schwierig, sich für die Elektrifizierung zu entscheiden, solange der Anschaffungspreis nicht von Jahr zu Jahr deutlich sinkt“.

Das Unternehmen hat einige Elektrofahrzeuge in seine Flotte aufgenommen. Darakos sagte: „Das durch die batteriebedingte höhere Fahrzeuggewicht hat unsere Nutzlast verringert und die Nutzung von Transportmitteln eingeschränkt. Diese Einschränkungen haben sich auf den Zeitplan des Unternehmens ausgewirkt, wie und wann der Übergang zu ZEV erfolgen soll.“

Deutsches Unternehmen kritisch

In Deutschland sieht das Unternehmen Hambacher Transporte die Elektrifizierungspläne, die auch die Europäische Kommission verfolgt, kritisch. Demnach sollen die durchschnittlichen CO₂-Emissionen von Lkw-Flotten in der EU ab 2040 um 90 Prozent gesunken sein. Das bedeutet ein indirektes Diesel-Aus. Nur Elektro- und Wasserstofffahrzeuge könnten diese Vorgabe laut dem Unternehmen erfüllen.

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Ein batteriebetriebener Mercedes-Benz-Lkw. Foto: Daniel Bockwoldt/AFP via Getty Images

Hambacher Transporte ist Mitglied beim Bundesverband Güterverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). Im Februar teilte Hambacher mit, dass der BGL die EU-Ziele für den schweren Lkw-Verkehr für nicht realisierbar und finanziell nicht tragbar hält.

Der Bundesverband bestätigt, dass ein Elektro-Lkw rund 200.000 Euro teurer ist als ein Diesel-Lkw. Auch wenn der Steuerzahler 80 Prozent davon fördert, wie vom Verband vermutet, müssten die Unternehmen noch die übrigen 20 Prozent tragen. Würden nur zehn Prozent der jährlich neu angeschafften Lkw auf Elektroantrieb umsteigen, bedeute dies eine Fördersumme von 800 Millionen Euro jährlich. Weitere 1,5 Milliarden Euro koste der Ausbau der Ladeinfrastruktur.

Hambacher Transporte und der BGL warnen davor, dass diese teureren Bedingungen einen Wettbewerbsnachteil für den deutschen Mittelstand bedeuten könnten.

Gigantischer Strombedarf nötig

Der Bericht von Ryder verweist auf eine Aussage der Clean Freight Coalition (Koalition für sauberen Güterverkehr), wonach es in den USA derzeit kein Verkehrsnetz gibt, bei dem Lkw-Fahrer Ruhepausen einlegen und gleichzeitig ihre E-Fahrzeuge aufladen können. Die Organisation schätzt, dass die Elektrifizierung der derzeitigen Nutzfahrzeugflotte der Vereinigten Staaten eine Investition von einer Billion US-Dollar erfordert.

Die Denkfabrik International Council on Clean Transportation (Internationale Rat für sauberen Verkehr) geht davon aus, dass in den USA fast 700.000 Ladestationen erforderlich sein werden. Diese seien nötig, um die eine Million Elektro-Lkw zu versorgen, die voraussichtlich bis 2030 auf den Highways fahren werden. Dies allein wird 140 Gigawatt Strom pro Tag verbrauchen, was dem täglichen Strombedarf von fünf Millionen US-Haushalten entspricht.

Das American Transportation Research Institute schätzt, dass die Elektrifizierung der gesamten Fahrzeugflotte in den Vereinigten Staaten 40 Prozent der bestehenden Stromerzeugung der Vereinigten Staaten verbrauchen wird. Dabei müsse die Energieerzeugung insgesamt um 14 Prozent erhöht werden.

„Unser veraltetes Stromnetz kann den derzeitigen Bedarf jedoch kaum decken“, sagte Darakos vom Logistikunternehmen PITT OHIO. „In Kalifornien, wo Blackouts und Stromausfälle keine Seltenheit sind, müssten die Versorgungsunternehmen 57 Prozent mehr Strom erzeugen, um eine Elektrofahrzeugflotte zu versorgen.“

Er wies darauf hin, dass ein Lkw-Fahrer einen neuen Diesel-Lkw innerhalb von 15 Minuten für eine Strecke von bis zu 1.200 Meilen (1.931 km) auftanken könne. Lädt man einen Elektro-LKW für zwei Stunden auf, ergebe dies jedoch nur eine Reichweite von etwa 200 Meilen (322 km).

Robert Sanchez, CEO von Ryder, sagte, dass das Unternehmen keineswegs gegen die E-Mobilität ist. Es habe bereits E-Fahrzeuge und Ladeinfrastrukturen im Einsatz, konnte aber noch keine „signifikante Akzeptanz“ dieser Technologie feststellen. „Für viele unserer Kunden lohnt sich die Umstellung auf die EV-Technologie aktuell einfach nicht, da diese bisher nicht ausgereift ist und eine ausreichende Ladeinfrastruktur fehlt“, sagte er.

Ein „Angriff auf die Lkw-Fahrer“?

Zuvor hatte die US-Umweltschutzbehörde EPA die bisher strengsten Treibhausgasgrenzwerte für schwere Nutzfahrzeuge festgelegt, was bei den Spediteuren in den USA auf heftige Kritik stieß.

Der Owner-Operator Independent Drivers Association (Verband unabhängiger Kraftfahrer) bezeichnete die Vorgaben als einen „Angriff mittelständische Spediteure“, die 96 Prozent der kommerziellen Kraftverkehrsunternehmen ausmachen.

Nick Nigro, Gründer der Forschungs- und Beratungsgesellschaft Atlas Public Policy, teilte bei der Anhörung mit, dass er den Übergang zu E-Lkw unterstütze. Er betonte, dass eine solche Umstellung für den Schutz der Gesundheit der Menschen von entscheidender Bedeutung sei.

„Wir befinden uns nicht nur in einem Wettlauf mit anderen Ländern, die Entwicklung der Fahrzeugtechnologie des 21. Jahrhunderts voranzutreiben“, sagte er. „Wir befinden uns auch im Wettlauf, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels auf den Planeten und der Lkw-Abgase auf die menschliche Gesundheit abzumildern.“

Er zitierte die eine Schätzung der American Lung Association (Amerikanische Lungenvereinigung), die besagt, dass die Umstellung auf emissionsfreie Lkw bis 2050 einen Nutzen für die Gesundheit der Bevölkerung in Höhe von 735 Milliarden US-Dollar bringen könnte.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Transitioning Fleet Trucks to Electric Raises Costs by up to 114 Percent, Report Warns“. (deutsche Bearbeitung mf)   



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