Wurde Amerikas Verteidigung getestet? Die Absicht hinter dem chinesischen Ballon
Dass sich die Kommunistische Partei Chinas (KPC) aufgrund der jahrelangen Null-COVID-Politik und der anschließenden plötzlichen Öffnung im Dezember 2022 in einer ernsthaften Krise befindet, ist unbestritten. Der jüngste große Corona-Ausbruch in China seit Herbst 2022 könnte bereits viele Millionen Tote gefordert haben. Den offiziellen Zahlen Chinas glaubt international kaum noch jemand, die Bevölkerung in China selbst ohnehin nicht – aus eigenen Erfahrungen.
Guo Jun, Chefredakteurin der Hongkonger Epoch Times, warnt: „Je tiefer die Krise des kommunistischen Zusammenbruchs und je weniger stabil das Regime ist, desto wahrscheinlicher ist ein Krieg.“ Der mittlerweile abgeschossene Spionageballon über den USA könnte ein solcher provokativer Ablenkungsfall Chinas angesichts der Sterbewelle im Land und der wirtschaftlichen Situation sein.
Der Vorfall erscheint ohnehin merkwürdig: Der Ballon flog deutlich tiefer und war damit auch sichtbarer als Höhenballons sonst. Die USA gaben zudem an, dass der Ballon vergleichsweise ungewöhnlich lange über Amerika schwebte und für Spionageoperationen keinen besonders großen Mehrwert gegenüber den ohnehin verwendeten Methoden habe, wie etwa Satellitenspionage.
Als in einer Pressekonferenz des Pentagons eine Reporterin zu dem Ballon über Montana fragte, ob es Grund zur Annahme gebe, „dass die Chinesen wollten, dass dies entdeckt wird“, sagte der Beamte: „Ich weiß nicht, warum sie getan haben, was sie getan haben. Ich würde sagen, dass es in der Vergangenheit nicht für längere Zeit über den kontinentalen Vereinigten Staaten herumlungerte. Es ist anders.“
Chinas Außenministerium schien zudem mit seinen Statements Zeit gewinnen zu wollen. Nach dem Abschuss äußerte China jedoch gleich „seine starke Missbilligung“ und seinen „Protest gegen die Gewalt (…), die von den USA eingesetzt wird, um ein ziviles unbemanntes Luftschiff anzugreifen“. In China selbst war die Rhetorik noch deutlicher ausgerichtet.
Was sagt chinesischer Medienbericht dazu?
In den chinesischen Medien wird der Schwerpunkt anders gelegt. Am 7. Februar berichtet das Webportal „Sina“ von einer Noch-Supermacht USA, die „nicht mehr das Selbstvertrauen wie früher“ habe. Ein kleines unbemanntes Luftschiff habe die Verteidigung der Vereinigten Staaten durchbrochen und „wieder einmal das gläserne Herz der Vereinigten Staaten enthüllt“. Mit dieser Aussage deklassiert das chinesische Medium die USA als ein eigentlich unsicheres und sich schon bei Kleinigkeiten schnell verletzt fühlendes Land – eine typische KP-Rhetorik.
Weiter heißt es: Die USA hätten gegenüber China ein klares Ziel: „Sie wollen nicht zulassen, dass China den Status quo verändert. Die USA versuchen, ihre hegemoniale Position aufrechtzuerhalten“. China solle die USA mit billigen Waren versorgen und als Dumpingplatz für amerikanische Produkte und Werte herhalten. Doch China habe sich zum weltweit größten Hersteller und Exporteur von Industriegütern entwickelt und die USA hätten ihren Status als Industriemacht längst verloren.
Man kommt zur Sache: „Die USA unterdrücken China in allen Aspekten“, wozu auch die Verwendung sogenannter Höhenerkennungsballons gehöre, von denen einer in den US-Luftraum eingedrungen sei. Am 4. Februar hätten die USA – die internationale Praxis ignorierend – ein „unbemanntes chinesisches Luftschiff“ abgeschossen, das in die USA geraten sei. „Sie haben damit ein sehr schlechtes Vorbild gegeben“, so die Wertung des Vorfalls. Für westliche Leser mag das eine ungewöhnliche Rhetorik sein, Chinesen sind jedoch mit dieser lehrerhaften Sprechweise der Partei vertraut.
Präsident Joe Biden habe am 6. Februar öffentlich erklärt, dass China die Haltung der USA zum Abschuss eines unbemannten chinesischen Luftschiffs verstehen werde „und dass die USA nicht zurückweichen würden!“, heißt es weiter. Biden sei auch davon überzeugt, dass der Abschuss chinesischer unbemannter Luftschiffe durch die USA die Beziehungen zwischen den USA und China nicht beeinträchtigen werde, während der Sicherheitsbeauftragte des Weißen Hauses, John Kirby, ebenfalls vor Selbstvertrauen strotze und erkläre, dass US-Außenminister Blinken seinen Besuch in China verschieben werde.
Und in dem „Sina“-Bericht immer wieder die Wiederholungen: „Die USA haben mit dem Abschuss eines unbemannten Luftschiffs, das irrtümlich in amerikanisches Hoheitsgebiet eingedrungen ist, und der anschließenden Behandlung des Falls eine brutale und unvernünftige Haltung eingenommen, sodass es keinen Raum für Illusionen über die USA gibt.“
„Die bereiten sich auf etwas vor“
Eine aktuelle „Reuters“-Analyse verweist auf „Dutzende chinesische[r] Dokumente“, die auf ein wachsendes Interesse Chinas an der Verwendung der Ballontechnologie für militärische Zwecke hindeuten. Chinesische Militärforscher hätten demnach kürzlich in öffentlich zugänglichen Papieren argumentiert, dass solche Fluggeräte weiterentwickelt und in bestimmten Missionen eingesetzt werden sollten. In einem im April 2022 veröffentlichten Papier von Forschern eines Instituts des chinesischen Militärs über „Spezialfluggeräte“ heiße es, dass eine der nützlichen militärischen Anwendungen von Ballons darin bestehe, feindliche Luftverteidigungen zu testen.
Wie die chinesischen Wissenschaftler schrieben, könne ein Ballon „das Luftverteidigungssystem des Feindes induzieren und mobilisieren“. Dadurch schaffe man „Voraussetzungen für die Durchführung der elektronischen Aufklärung“ sowie der Bewertung des „Frühwarnsystems und der operativen Reaktionsfähigkeit der Luftverteidigungssysteme“.
Angesichts der anfänglichen Ballonsichtung über Montana gestand Art Thompson, CEO von Sage Cheshire Aerospace, einem kalifornischen Start- und Forschungsdienst für stratosphärische Ballons, gegenüber der Epoch Times USA ein: „Meine große Sorge beim chinesischen Ballonflug ist, ob dies ein Test ist, um zu sehen, wie schnell wir reagieren und was wir tun.“
Ähnliche Überlegungen haben Kriminologen, wenn sie eine vermeintliche Kofferbombe in einem Bahnhof finden. Nur falscher Alarm? Oder ein Test vor einem eigentlichen Anschlag: Wie reagieren Polizei und Feuerwehr, wie sind die Zeitabläufe, die Infrastrukturen?
Dem Experten nach hätten die Fotos der Ballons über den USA und Costa Rica gezeigt, dass sie sich im Stil sehr ähnlich gewesen seien. Aufgrund der Flugbahn fragte sich Thompson, von wo aus sie gestartet seien. „Die Chinesen testen uns definitiv und bereiten sich auf etwas vor“, meinte der Ballon-Experte, der zuvor technischer Direktor des Red-Bull-Stratos-Programms war.
Er riet dazu, den Ballon bereits über Montana mit Laserwaffen abzuschießen. Wenn man die Wettermuster kenne, könne man das Ablassen halb kontrollieren und ein relativ sanftes Aufsetzen schaffen. Dann könne man die Ausrüstung bergen und versuchen, herauszufinden, was das alles sei. „Der Trick ist, dass es groß genug sein muss, damit der Ballon entlüftet und an Höhe verliert. Aber es muss klein genug sein, dass er nicht einfach herunterfällt oder ein riesiges Loch herausgerissen wird.“ Das führe dann zum Absturz.
Die Biden-Regierung wählte einen anderen Weg, trotz der vielen Proteste von republikanischer Seite. Sie ließen den Ballon quer über Amerika hinweg fliegen und schossen ihn vor der Küste South Carolinas im Südosten der USA ab. Nun werden die Wrackteile von Schiffen und Tauchern geborgen.
Was wäre, wenn … – EMP-Angriff oder tödliche Viren?
Eine Woche lang flog der Ballon über US-amerikanischem Territorium. Niemand tat etwas, außer zu beobachten. Die Tatsache, dass man das Fluggerät als Überwachungsballon ausgemacht hatte, schien der Regierung von Joe Biden und der Militärführung der USA zu genügen, um die Gefahr einschätzen zu können: zu hoch für den zivilen Luftverkehr, keine Gefahr für die Menschen am Boden, kein besonderer Spionagewert. Dass er besonders lange über den USA schwebte, fand man zwar merkwürdig, aber offenbar nicht genug, um zu handeln. Dass er eine „Nutzlast“ trug, wie Brigadegeneral Ryder vom Pentagon erklärte, schien auch keinen Alarm auszulösen.
Was wäre aber, wenn … dies tatsächlich ein hinterhältiger Angriff gewesen wäre? Am 3. Februar widmete sich Epoch TV der Möglichkeit eines EMP-Angriffs auf die USA. Dem Bericht nach gelte ein Angriff mit nuklearen elektromagnetischen Impulsen (EMP) als eine der größten Bedrohungen für die USA. Eine explodierende Atomwaffe in der Stratosphäre würde demnach das gesamte Stromnetz eines Landes lahmlegen und es im Handumdrehen um hundert Jahre zurückwerfen.
Dazu wird auf eine Aussage von William Graham verwiesen, Vorsitzender der EMP-Kommission der USA. Dieser kam zu dem Schluss, dass nur einer von zehn Amerikanern – vielleicht in ländlichem Gebiet, weit entfernt von den Städten – im Fall eines solchen Angriffs in der Lage wäre, sich selbst zu versorgen. Das bedeute auch, dass 90 Prozent der Menschen diese Bedrohung nicht überleben könnten.
Die „Washington Times“ berichtete im September 2020, dass im Mai ein hochrangiger Beamter der Trump-Regierung bekannt gegeben habe, dass China an Biowaffen-Geheimprojekten arbeite – einschließlich Waffen, die bestimmte ethnische Gruppen mit Krankheitserregern angreifen können: „Wir prüfen potenzielle biologische Experimente an ethnischen Minderheiten“, so der ranghohe US-Beamte, der nicht näher benannt wurde.
Die Nachrichtenagentur AP berichtete im November 2018, dass der chinesischer Forscher He Jiankui aus Shenzhen behauptet habe, daran beteiligt gewesen zu sein, genetisch veränderte Babys zu erzeugen. Es seien die Embryonen von sieben Paaren verändert worden, was zu einer Schwangerschaft geführt habe. Die Zwillinge seien bereits auf die Welt gekommen. Man habe deren DNA mit einem leistungsstarken neuen Werkzeug verändert, hieß es. Er habe gesagt, dass sein Ziel nicht gewesen sei, Erbkrankheit zu heilen oder zu verhindern. Man wollte versuchen, ihnen eine Eigenschaft zu verleihen, die nur wenige Menschen von Natur aus hätten – die Fähigkeit, einer möglichen zukünftigen Infektion mit HIV, dem AIDS-Virus, zu widerstehen. Der Forscher enthüllte dies einem der Organisatoren einer internationalen Konferenz über Gen-Editierung in Hongkong und zuvor im Exklusivinterview mit „The Associated Press“.
Die Vorstellung, dass das kommunistische Regime in China es schaffen könnte, ausgewählte Menschen gegen ein gefährliches Virus immun zu machen, ist erschreckend. Es würde damit eine Waffe in die Hand bekommen, die es möglicherweise ohne Skrupel einsetzen würde. Vielleicht durch einen Ballonflug über Amerika?
An dieser Stelle sei auf eine geheime Rede des früheren Verteidigungsministers von China, Chi Haotian, hingewiesen. Darin ging der ehemalige Vize der mächtigen Militärkommission auf erschreckende Expansionspläne in Richtung der großen Flächenstaaten USA und Kanada und den „Einsatz zerstörungsfreier Waffen, die viele Menschen töten können“. Die Rede stammte aus dem Jahr 2003, dem Jahr des großen SARS-Ausbruchs in China. Chi trat wenig später zurück.
Wetter und Militär in Chinas alter und „neuer Ära“
Chinas Regime hält beharrlich an seiner Geschichte fest, es habe sich um einen abgedrifteten Wetterballon gehandelt, um ein „Luftschiff für die zivile Nutzung“, dass nur „wegen höherer Gewalt in den US-Luftraum“ eingedrungen sei, wie es das chinesische Außenministerium formulierte.
In einer Analyse der chinesischsprachigen Epoch Times heißt es, dass China normale zivile meteorologische Forschung benutze, um das Wesen seiner militärischen Operationen zu verschleiern. Chinas kommunistische Partei habe von Anfang an die militärische Kontrolle der Wetterforschung übernommen. Das 1941 gegründete „Zentrale Wetterbüro“ in der damaligen Republik China wurde nach der Flucht der Kuomintang-Regierung vor den Kommunisten nach Taiwan in das „Meteorologische Büro der Zentralen Militärkommission“ umgewandelt.
Heute gibt es in China die „Chinesische Meteorologische Verwaltung“ (CMA) und das „Schlachtfeld-Umweltschutzbüro für den Generalstab der Militärkommission“. Letztendlich sei die meteorologisch-wissenschaftliche Forschung jedoch ein vom KP-Staat monopolisiertes Gebiet, das stark vom Militär dominiert werde. Als Beispiel wurde etwa die 2013 abgehaltene gemeinsame meteorologische und hydrologische Übung für das chinesische Militär unter dem Codenamen „Yunhai-2013“ genannt; oder die 2017 verkündete Zusammenarbeit der CMA mit dem „Büro für Beratung und Meteorologie der Luftwaffe“ und dem „Zentralbüro für Kriegsunterstützung“. Das Ziel: die Förderung der „tiefen Integration und Entwicklung“ von Militär und Zivilbevölkerung.
In den vergangenen Jahren sei demnach das Konzept der „zivil-militärischen Integration“ entwickelt worden. Die meisten der sogenannten zivilen Unternehmen von China bis nach Übersee seien staatliche oder militärische Unternehmen. Auch die chinesischen Wetterballons, obwohl nach außen als zivile Zwecke oder für meteorologische Forschungen deklariert, seien in Wirklichkeit alle mit dem Militär verbunden. Denn die „zivil-militärische Integration“ in China sei eine schattenhafte militärische Komponente der KPC und die von der KPC als „Luftschiffe“ bezeichneten Ballons seien im Besitz staatlicher Hersteller mit militärischem Hintergrund, wie zum Beispiel dem „China Chemical Zhuzhou Rubber Research and Design Institute“. Nach außen hin bezeichne die KPC sie alle konsequent als zivil.
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