Von der Bevölkerungszahl zum Corona-Tod: Chinas rätselhafte Statistik

Die westliche Wirtschaft spekuliert immer auf den großen Markt in China. Ist dieser tatsächlich so groß, wie das Pekinger Regime vorgibt? Oder hat China weniger Menschen als gedacht? Was sagen die Statistiken und wie sicher sind diese? Es geht eine Zahl um, in chinesischen Kreisen, eine gigantische Zahl von Todesopfern. Was hat es damit auf sich?
China meldet immer mehr Corona-Tote.
China meldet immer mehr Corona-Tote.Foto: Andy Wong/AP/dpa
Von 27. Januar 2023

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Möglicherweise betreibt China in gigantischem Umfang Datenfälschung. Auch hinsichtlich des großen Corona-Ausbruchs werden die von chinesischen Behörden veröffentlichten Zahlen immer mehr angezweifelt. Doch Experten verweisen darauf, dass Chinas Regierung nicht nur die Zahlen in den Statistiken schönt, sondern offenbar ohne Hemmungen in einem derartigen Umfang lügt, dass sich die Balken biegen.

Shanghai-Leak: 1 Milliarde Menschen in China?

Anfang Juli 2022 berichtete unter anderem der „Spiegel“ über einen mutmaßlichen Datenbankhack in China. Ein Hacker mit dem Namen „ChinaDan“ habe eine Datenbank des Shanghai Public Security Bureau (Polizei) geknackt und die Daten von rund einer Milliarde Chinesen zum Verkauf angeboten, inklusive Polizeidaten. Das Magazin schrieb: „Ob die Angaben von ‚ChinaDan‘ stimmen, ist bisher nicht bestätigt.“ Regierung und Polizei von Shanghai hätten auf Anfragen nicht geantwortet, hieß es.

In einem Meinungsartikel der chinesischsprachigen Epoch Times berichtet der Autor bezüglich des „ChinaDan“-Falls , dass zwei separate Sicherheitsforscher bestätigt hätten, dass eine Tabelle in der Datenbank Namen, Geburtstage, Adressen, Ausweise und Ausweisfotos enthalten habe, ungefähr 970 Millionen Zeilen insgesamt.

Der Autor meinte zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, dass der Hacker wohl nur einen Teil der Daten bekommen habe, da die chinesische Regierung angebe, dass Chinas Bevölkerung 1,4 Milliarden betrage. In dem ET-Beitrag vom 18. Januar gab er jedoch an, dass er aus technischer Sicht die Gründe für das Datenleck der Öffentlichen Sicherheit von Shanghai untersucht und festgestellt habe, dass die Hacker keine Teildaten, sondern die vollständige Datenbank hätten erhalten können. Er schlussfolgert: „Das heißt, die nationale Bevölkerung laut der Polizei beträgt etwa 1 Milliarde.“

Der Autor, Xing Rentao, verweist auf eine Analyse von „Radio Free Asia“ (RFA), wonach die gehackte Datenbank von einer auf Alibaba Cloud gehostete Such-Backup-Datenbank des Shanghai Public Security Bureau stammen sollen. RFA zog demnach einen Experten zurate und beschrieb die Entstehung der Lücke: „Als der Programmierer den ElasticSearch-Server verwendete, um ein Big-Data-Suchsystem für das Shanghai Public Security Bureau zu erstellen, sicherte er die Daten in der Alibaba Cloud, verwandelte sie aber fälschlicherweise in eine Datenvisualisierungs-Website um.“ Die Daten konnten ungehindert eingesehen oder heruntergeladen werden.

Xing Rentao schreibt dazu: „Diejenigen, die sich mit IT-Technologie auskennen, wissen, dass bei der ElasticSearch-Suche alle Daten in der Datenbank an ElasticSearch gesendet werden und diese dann von ElasticSearch analysiert und sortiert werden.“ Erst damit seien die technischen Anforderungen einer vollständigen intelligenten Suche zu erfüllen, die das Shanghai Public Security Bureau damals durchführen wollte. Er schlussfolgert daraus: „Damit ist also die Datenbank auf Alibaba Cloud vollständig.“ Dies wiederum bedeute, nach Angaben des Autors, dass Chinas nationale Bevölkerung in der Datenbank des Büros für öffentliche Sicherheit etwa 1 Milliarde betrage, nicht 1,4 Milliarden – ein Unterschied von rund 400 Millionen. Der Autor fragt: „Wohin sind diese 400 Millionen Menschen gegangen?“ Er vermutet, dass nur ein „großflächiger epidemischer Tod eine vernünftige Erklärung“ sei.

Die Taktik der Megalüge

Für die chinesischen Zahlenphänome hat Hu Ping, Chefredakteur des in New York ansässigen chinesischsprachigen Monatsmagazins „Beijing Spring“ und ehemals Präsident der Chinesischen Allianz für Demokratie, eine verblüffende Erklärung: „Wenn ich sowieso lügen will, dann erzähle ich einfach eine größere Lüge, je größer, desto besser.“ Wenn die Lüge also die Vorstellungskraft gewöhnlicher Menschen übersteige, werde man durch seine Vorstellungskraft beim Raten und Schätzen eingeschränkt. Dann gebe man relativ niedrige Schätzungen ab, meinte der China-Experte.

Hu Ping sagte auch, dass die chinesische Regierung wisse, dass niemand ihren Daten glauben werde, und sie erwarte auch nicht, dass andere ihnen glaubten, sie wolle nur das Wasser trüben. Solange die Todesdaten zu einem Fall werden, den niemand eindeutig erklären könne, werde der Zweck der Behörden teilweise erreicht.

China: Superheld oder Fake-Republik?

Im Januar 2022 stellte Dr. George Calhoun, Direktor des Quantitative Finance Program am Stevens Institute of Technology, in einem Beitrag im „Forbes“-Magazin Chinas offizielle Infektions- und Todesraten infrage: „In den Vereinigten Staaten sind mehr als 825.000 Menschen an COVID gestorben. Die offizielle Zahl der COVID-Toten in China beträgt … 4.636.“ Calhoun riet dem Leser: „Halten Sie an dieser Stelle inne, um über diese angebliche Tatsache nachzudenken.“ Dann ging er auf die Sterblichkeitsrate ein. Calhoun erklärte, dass Chinas Regierung eine „COVID-Todesrate von insgesamt 0,321 pro 100.000 Einwohner“ gemeldet habe, während die der USA bei 248 liege – „800-mal höher. Wirklich?“

Calhoun führte die Leser zudem in eine 90-tägige Mikroperspektive der 8-Millionen-Stadt Wuhan, der Hauptstadt der Provinz Hubei. Calhoun erinnerte daran, dass Wuhan sich damals, zu Beginn der Pandemie, unter der strengen Kontrolle eines militärischen Lockdowns befunden hatte. Was Calhoun verwunderte, war, dass die Sterblichkeitsrate von Wuhan „für diesen begrenzten Zeitraum von 90 Tagen 376-mal höher“ gewesen sei als die „derzeit [Jan. 2022] zitierte offizielle Sterblichkeitsrate“ des ganzen Landes.

Calhoun rechnete weiter mit den offiziellen Zahlen Chinas. In den bis dahin zwei Jahren Corona habe es unter den 1,3 Milliarden Chinesen, die nicht in der Provinz Hubei lebten, nur 200 bis 300 Todesfälle gegeben. Laut Calhoun entspräche dies einer Sterblichkeitsrate von 0,002 pro 100.000 Einwohner – „124.000-mal niedriger als die Sterblichkeitsrate in den USA“, so der Wissenschaftler.

Wo sind all die Chinesen?

Der US-chinesische Geburtenforscher und Demograf Yi Fuxian von der University of Wisconsin-Madison erklärte in einem Interview mit der chinesischen Version von „Radio France International“ im Juli 2022: „Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit Chinas Bevölkerungspolitik“, jedoch seien Chinas Bevölkerungszahlen alle falsch, so der Experte. „Die Wirtschafts-, Landesverteidigungs- und Außenpolitik der gesamten chinesischen Gesellschaft basieren alle auf falschen Bevölkerungszahlen.“

Doch die Auswirkungen der Fake-Zahlen sind nicht nur auf China selbst beschränkt.

Yi meinte, dass das auch bedeute, „dass die China-Politik der Vereinigten Staaten, Europas, Japans und vieler anderer Länder ebenfalls auf falschen Bevölkerungszahlen basiert“. Das betreffe auch die „Prognosen internationaler Investmentgesellschaften über Chinas Wirtschaftsaussichten“. Alles basiere auf falschen Bevölkerungszahlen, so der Experte.

„Die größte Lücke ist nach 1990“, so der Experte. Chinas Geburtenrate sei ab da rapide nach unten gegangen. Und nicht nur die Zahlen aus China seien falsch, auch die China-Zahlen des Westens seien es, meinte Yi: „Die Vereinten Nationen gaben kürzlich bekannt, dass Chinas Bevölkerung 1,425 Milliarden beträgt, was höher ist als die offiziellen Zahlen Chinas. […] Insbesondere die Bevölkerungsdaten nach 1990 sind ernsthaft unzuverlässig und sogar noch übertriebener als die offiziellen Daten Chinas.“

1990, das ist das Jahr nach den blutig niedergeschlagenen Studentenprotesten auf dem Tiananmen-Platz in Peking im Juni 1989 und dem damit verbundenen Aufstieg von Jiang Zemin zum „Führer“. China wurde aufgrund des Tiananmen-Massakers mit Sanktionen belegt und isoliert. Die Zeit der politischen Reformen war beendet.

Yi kommt in seinen Ausführungen schließlich zum Punkt: „Ich denke, die tatsächliche Bevölkerung Chinas beträgt weniger als 1,28 Milliarden.“ Allerdings gab es 2020 eine Volkszählung in China. „2020 zählte die nationale Statistikbehörde 1,41178 Milliarden Menschen, immerhin 72 Millionen mehr als noch vor einer Dekade“, berichteten westliche Medien.

Yi meinte, dass die Veröffentlichung der Zahlen aus der Volkszählung 2020 in China sehr lange gedauert habe. „Das größte Problem bei der Volkszählung ist die Manipulation von Zahlen“, sagte Yi. Der China-Experte erklärt eines der großen Probleme des KP-Systems: „Diejenigen, die an der Volkszählung teilnahmen, waren immer noch Beamte der ehemaligen staatlichen Familienplanungskommission und des National Bureau of Statistics. Wenn die Bevölkerungsdaten falsch sind, stehen sie möglicherweise vor dem Problem, zur Rechenschaft gezogen zu werden“, so Yi. Deshalb sei auch Chinas Familienplanungspolitik falsch. Chinas Regierung habe auch das Problem, das Gesicht wahren zu wollen: „Vom Image des chinesischen Landes her brauchen sie alle diese Zahlen, um die Kontinuität aufrechtzuerhalten, also fälschen sie weiter.“

So geht es weiter, auch in der Pandemie.

Xis „Großer (Corona-)Sprung“?

Der Sinologe und Militärstratege Ben Lowsen meinte in einem Beitrag im Onlinemagazin „The Diplomat“, dass das chinesische Volk jetzt vor dem „möglicherweise größten Massensterben seit dem Großen Sprung nach vorn“ stehe. „Schlimmer noch: Während die Krise wütet, scheint die Regierung unfähig oder nicht willens zu sein, zu helfen.“

Der ehemalige China- und Asienberater der US-Air-Force und US-Marine sagte: „Xis anhaltende Ablehnung der Hilfe angesichts einer solchen Bedrohung erinnert an Maos Ablehnung der Nahrungsmittelhilfe“ während der menschengemachten Hungersnot beim Großen Sprung nach vorn. Damals, zwischen 1958 und 1961, starben mindestens 20 Millionen Menschen an Hunger. Lowsen erklärte, dass „inmitten des Chaos und der Tragödie“ Chinas Behörden damals beschlossen hätten, die Statistiken zurückzuhalten. „In einer unheilvollen Parallele hat die Regierung Xi heute im Wesentlichen darauf verzichtet, COVID-19-Statistiken vorzulegen“, erklärte Lowsen.

Erst 37 Tote, dann 60.000 – und dann?

Schon im Monat vor dem Ende der gescheiterten Null-COVID-Politik der Kommunistischen Partei am 7. Dezember war die Epidemie an mehreren Orten Chinas gleichzeitig ausgebrochen.

Am 21. Dezember gab es ein Datenleck in Chinas Nationaler Gesundheitskommission. Unterlagen eines hochrangigen Treffens der Gesundheitsbeamten berichteten von 248 Millionen Infizierten in den ersten 20 Dezembertagen. Nach dem Leak stellte die oberste Gesundheitsbehörde des Landes die Veröffentlichung offizieller Tageszahlen vorerst ein.

Am 8. Januar gab das der Nationalen Gesundheitskommission unterstehende Chinese Center for Disease Control and Prevention (CDC) neue offizielle Todeszahlen für den Zeitraum 7. Dezember 2022 bis 8. Januar 2023 bekannt. Den offiziellen Angaben nach seien lediglich 37 Menschen seit der Öffnung der Corona-Beschränkungen an COVID-19 gestorben.

Doch wie kann es bei solch dramatischem Infektionsgeschehen vergleichsweise wenig Tote geben? Nach anhaltender internationaler Kritik an Chinas Berichterstattung in der Krise, auch seitens der WHO, veröffentlichte die Gesundheitskommission des Pekinger Regimes schließlich am 14. Januar eine neue Zahl. In einem Bericht wurden für den Zeitraum vom 8. Dezember bis zum 12. Januar über 59.938 COVID-19-bedingte Todesfälle in Chinas Krankenhäusern auflistet.

Wie die Epoch Times bereits berichtete, wurde der Bericht sofort zum meistgesuchten Thema auf Baidu, der chinesischen Google-Alternative. Dort wurde jedoch selbst diese Todeszahl angezweifelt. Ein User fragte beispielsweise: „Wie viele Todesfälle gibt es in ländlichen Gebieten, die nicht im Krankenhaus sind? Es dürfte ein Vielfaches der Todesfälle in den Krankenhäusern sein.“ Ein anderer fragte: „Wie viele sind gestorben, ohne ins Krankenhaus zu gehen?“

Wie viele Chinesen sind daran gestorben?

„Jeder weiß, dass Peking lügt“, meinte aufgrund der neuen Veröffentlichung von Todeszahlen Feng Chongyi, ein China-Experte und Professor an der University of Technology Sydney, Australien. Feng sagte der Epoch Times am 14. Januar, dass das Regime von der WHO immer wieder aufgefordert worden sei, die echten Daten zu veröffentlichen. Das Regime stehe daher unter Druck und mache jetzt „eine kleine Änderung“. Doch auch wenn es Zehntausende Todesfälle mehr melde, sei das immer noch weit von der Realität entfernt. „Die tatsächliche Zahl der Todesopfer ist wahrscheinlich 10-, 20- oder 30-mal höher als die Daten, die es gerade veröffentlicht hat“, kommentiert der China-Experte das Geschehen.

Die Frage nach den Todeszahlen in China stellen sich viele. Die offiziellen Zahlen sind fragwürdig. Im Ausland versucht man anhand von Satellitenbildern von Veränderungen im Umfeld der Bestattungsunternehmen oder durch Befragung von Angestellten Aufschlüsse zu gewinnen, ein mühsames und einseitiges Unterfangen. 

Kürzlich nannte der Begründer von Falun Gong, Herr Li Hongzhi, der chinesischsprachigen Epoch Times eine Zahl, die für großes Erstaunen sorgte: 400 Millionen Menshen sollen demnach im Verlauf der vergangenen drei Jahre in China im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 gestorben sein.

Genauso wie die 1,4-Milliarden-Angabe des Regimes, so lässt sich auch die Zahl von 400 Millionen Todesopfern von den westlichen Ländern nicht prüfen. Dem Regime eine solche große Vertuschung zuzutrauen, ist unter Experten nicht die Frage. Man fragt sich eher, woher die Informationen zu dieser Zahl, die sich in chinesischen Kreisen mit ernstem Ton herumspricht, stammen könnten.

Eine Überlegung zu dieser gigantischen Zahl hatte der wegen seiner Unterstützung für die Hongkonger Demokratiebewegung im US-Exil lebende ehemalige Hongkonger Industrielle Elmer Yuen. In einem Interview auf „Mr. Wu in Europe“, dem YouTube-Kanal eines ehemaligen leitenden Angestellten eines Global Players, sagte Yuen: „Als ich nun die Zahl von Herrn Li gehört habe, und diese ist in der Tat sehr groß, hatte ich zwei Gedanken. Erstens, niemand hat bessere Informationsquellen als Herr Li. In China gab es zu Anfang der Verfolgung im Jahr 1999 100 Millionen Falun-Gong-Praktizierende. Ich schätze, dass das auch jetzt noch so ist. Dies ist auch der Grund, weshalb die Kommunistische Partei Chinas (KPC) so große Angst vor der Bewegung hat und sie mit allen noch so brutalen und illegalen Methoden niederschlägt.“

Yuen betonte: „Ich selbst habe doch vielleicht nur Kontakt zu Tausend Menschen in China. Was sind Tausend Kontakte gegenüber 100 Millionen. Also niemand kann sich, was die Kontakte nach China angeht, mit Herrn Li vergleichen.“

Laut Elmar Yuen hätten diese Falun-Gong-Praktizierenden sehr großen Respekt vor Herrn Li und auch keine Angst, ihm wahre Informationen zu übermitteln. „Das ist ein großer Qualitätsunterschied, was die Informationsquelle anbelangt“, so Yuen. Falun-Gong-Praktizierende gebe es in allen Gesellschaftsschichten und in allen Regionen Chinas. Es könne gut sein, dass er die Information von jemanden aus dem Gesundheitsministerium habe oder von der Polizei oder sogar aus dem Politbüro, meinte der Unternehmer.



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