Wahlkampf Thüringen: Schwere Vorwürfe gegen Voigt und Höcke

Nicht selten werden im Wahlkampf „Leichen im Keller“ zum politischen Bumerang. Die Gegner schenken sich nichts. Was ist dran an den Vorwürfen gegen die Landeschefs der AfD und der CDU?
Titelbild
Mario Voigt (rechts), Spitzenkandidat der CDU Thüringen am 21. August 2024 in der Nähe von Bad Langensalza, Deutschland, auf einem Baumwipfelpfad im Nationalpark Hainich, während des Wahlkampfs für die Landtagswahl in Thüringen.Foto: Jens Schlueter/Getty Images
Von 21. August 2024

Seit Tagen stehen Vorwürfe im Raum, die Doktorarbeit des thüringischen CDU-Spitzenkandidaten Mario Voigt sei ein Plagiat. Und auch die AfD steht weiter im Fokus des Interesses: Aktuell verbreiten verschiedene Medienältere Videoaufzeichnungen, welche Björn Höcke, den Spitzenkandidaten der AfD-Thüringen, als lautstarken Teil einer rechtsradikalen Demonstration in Dresden zeigen sollen.

Doktorarbeit wie Aufmarsch liegen weit über ein Jahrzehnt zurück. Der Aufmarsch mit Höcke soll 2010 stattgefunden haben, die Dissertation von Voigt wurde im selben Jahr veröffentlicht.

Voigt ebenso wie Höcke haben längst nicht zum ersten Mal mit diesen Anwürfen zu kämpfen, welche hier wenige Wochen vor der Landtagswahl in Thüringen von den Medien auf die Tagesordnung gesetzt wurden.

CDU-Landeschef Voigt etwa soll seine Dissertation mit dem Titel „Der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf. George W. Bush gegen John F. Kerry“ schon im Frühjahr 2024 dem Plagiatsexperten Dr. Jochen Zenthöfer zur Verfügung gestellt haben, wie der Generalsekretär des CDU-Landesverbandes zuletzt gegenüber den Öffentlich-Rechtlichen mitteilte.

Zenthöfers Schlussfolgerung nach der Lektüre und Analyse der Dissertation: „Es gibt keine Hinweise auf Verstöße gegen die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis in ihrer Dissertation.“

Gefürchteter Plagiatsjäger gegen Voigt

Neuerlich hat sich auch der prominente Plagiatsjäger Stefan Weber der Sache angenommen. Über ihn schrieb die Süddeutsche Zeitung (SZ) noch vor drei Jahren: „Stefan Weber fahndet seit vierzehn Jahren nach Plagiaten. Zurzeit bei Annalena Baerbock. Aus guten Gründen.“ Damals hatte er in einem Buch der späteren Außenministerin (Bündnis 90/ Die Grünen) hundert Plagiate nachgewiesen.

Anfang 2020 beschäftigt sich besagter Plagiatsjäger mit der Doktorarbeit der stellvertretenden Chefredakteurin der SZ. „Nius.de“ titelte damals „Plagiats-Skandal bei der SZ: In manchen Absätzen stammt nur das Gendern von Vize-Chefin Föderl-Schmid“. Der Spiegel berichtete anschließend, „Reichelt-Redaktion finanzierte Plagiatsgutachten über ,SZ‘-Vizechefin“.

Bezüglich der Doktorarbeit des Thüringer CDU-Chefs ist es demnach der zweite Durchgang. Wenn auch im Frühjahr medial kaum beachtet, so durchaus in einem zeitlichen Zusammenhang.

Ein Aufmarsch mit Folgen

Bei den neuerlichen Anwürfen gegen Björn Höcke sieht es indes noch einmal anders aus. Tatsächlich wurde seine Teilnahme an einer Demonstration beziehungsweise einem „Aufmarsch“ am 13. Februar 2010 in Dresden schon im Bundestagswahlkampf 2017 medial aufbereitet und umfangreich besprochen. Dem „Tagesspiegel“ etwa war es die Schlagzeile wert: „Björn Höcke Seit‘ an Seit‘ mit Neonazis“.

Und auch die aktuell verbreiteten Aufnahmen eines 14 Jahre jüngeren Höcke waren bereits vor sieben Jahren Titelbilder der Berichterstattung etwa in der Sächsischen Zeitung.

Die thüringische AfD selbst hatte die Aufnahmen 2017 und damit Höcke als Teilnehmer der Demonstration bestätigt: Höcke habe dort „mit zwei Freunden an einer friedlichen Gedenkveranstaltung für die Opfer der Bombardierung Dresdens teilgenommen“, erklärte der damalige AfD-Parteisprecher Torben Braga. Björn Höcke sei dort hingefahren, um sich einen „Eindruck von der Veranstaltung zu verschaffen.“ Auf dem derzeit in Social Media geteilten Videobeitrag der damaligen Demo ist vermeintlich zu sehen, dass Höcke die Parole „wir wollen marschieren“ lautstark unterstützt habe.

Der Tagesspiegel berichtete ergänzend, dass auch der neurechte Götz Kubitschek, der spätere Gründer des mittlerweile von ihm selbst aufgelösten und vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuften Institut für Staatspolitik, Teilnehmer der Demonstration in Dresden war.

Auch Höcke-Freund Kubitschek mischt mit

Drei Jahre später, im April 2013, war Höcke dann einer der Mitbegründer der AfD-Thüringen. Kubitschek schrieb rückblickend im Juli 2024 im von ihm gegründeten Magazin „Sezession“ in einer persönlichen Erinnerung an diese Zeit: „Die rechte Szene, die es schon gab, als es die AfD noch nicht gab, ist ein Kosmos, ein Durcheinander, ein Experimentierfeld.“

Aber auch aus jüngerer Zeit gibt es Ereignisse, die direkt in den Wahlkampf hineinspielen. So wurde Mitte Juli bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Gera gegen den Spitzenkandidaten der AfD zur Landtagswahl ermitteln will. Sie habe bereits beim Justizausschuss die Aufhebung der Immunität beantragt. Laut Polizeimeldungen waren damals 10.000 Leute in Gera auf die Straße gegangen. Eine Zeitung titelte, AfD, Freie Sachsen und Freies Thüringen seien nun vereint.

Damals nannte Höcke Russland „den natürlichen Partner“ Deutschlands. Der AfD-Landeschef demonstrierte hinter einem Banner mit der Aufschrift: „Bei solch einer Regierung braucht es keine Feinde mehr.“ Seine dort vor zwei Jahren gehaltene Rede ist jetzt Gegenstand staatsanwaltlicher Vorermittlungen. Parallel veröffentlicht das Medienhaus Correctiv „eine Chronik der Ermittlungen, eingestellten Verfahren und Prozesse“ gegen Höcke.

Laut aktueller Umfragen von Forsa liegt Voigts CDU bei 21 Prozent und Höckes AfD bei etwa 30 Prozent Zustimmung.



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