Ziege, Bambus und Schilf: Acht Holzblasinstrumente aus aller Welt
Egal ob Blockflöte, Schalmei oder Mundharmonika, viele Menschen sind mit dem ein oder anderen Instrument dieser Art bereits in Kontakt gekommen. Doch die Gruppe der Holzblasinstrumente umfasst noch weitere, teils außergewöhnliche Klangkörper und tragen zu den vielfältigen Musiktraditionen bei.
Diese Tradition reicht jedoch nicht nur rund um den Globus, sondern auch mehrere zehntausend Jahre in die Vergangenheit, wobei die älteste Flöte der Welt aus dem heutigen Deutschland stammt, genauer gesagt aus dem baden-württembergischen Alb-Donau-Kreis. So entdeckten Archäologen 2009 in der Geißenklösterle-Höhle südlich von Blaubeuren eine Flöte aus einem Schwanenknochen. Eine weitere Flöte, gefertigt aus einem Gänsegeierknochen, wurde im selben Jahr in der Höhle „Hohler Fels“ nahe Schelklingen gefunden. Beide Instrumente datieren etwa 30.000 bis 40.000 Jahre vor heute. Ältere Funde sind umstritten.
Im Laufe der Zeit entstanden über 100 Arten von Blasinstrumenten, von denen einige in Vergessenheit gerieten und für immer verstummten. Andere überdauerten die Zeit und bereichern noch heute unseren musikalischen Horizont. Hier stellen wir acht überraschende, seltene und charakteristische Holzblasinstrumente aus allerlei Kulturen vor.
Der Dudelsack
Regionen: Schottland und Irland
Aus den nebelverhangenen Hügeln Schottlands und von den grünen Weiden Irlands ist der Dudelsack nicht wegzudenken. Als Wahrzeichen dieser Regionen ist der klassische schottische Dudelsack (auf Englisch: Great Highland Bagpipe) mit seinen vier Pfeifen und dem unverwechselbaren, durchdringenden Klang seit Langem mit der stolzen schottischen Geschichte verbunden.
Viele haben diese Sackpfeife bereits bei Paraden, auf Mittelalterfesten oder bei besonderen Veranstaltungen gesehen und weithin gehört. Dudelsackspieler – oft in traditioneller karierter Kleidung – tragen ihr Instrument einseitig unter dem Arm geklemmt und füllen den ursprünglich aus Ziegenleder bestehenden Blasebalg über ein Anblasrohr mit Luft. Diese wird schließlich durch die bis zu vier Pfeifen herausgepresst.
Der Hauptunterschied zwischen einem schottischen und einem irischen Dudelsack besteht darin, dass die schottischen Instrumente neben einer Spielpfeife drei statt zwei sogenannte Bordunpfeifen haben. Mit der Spielpfeife wird die Melodie erzeugt, während zwei Bordunpfeifen eine Oktave tiefer als der Grundton der Spielpfeife gestimmt sind. Die dritte Bordunpfeife bei der schottischen Variante ist zwei Oktaven tiefer. Zusammen erzeugen sie den charakteristischen, konstanten Bassklang.
Das Didgeridoo
Region: Australien
Was für den Schweizer das Alphorn ist, ist für den Australier das Didgeridoo. Im Gegensatz zur europäischen Variante wird das Musikinstrument der nordaustralischen Aborigines traditionell aus hohlen Eukalyptus- oder Eisenholzzweigen gefertigt. Die Ureinwohner Australiens kennen für ihr Instrument selbst etwa 50 Namen und benutzen dieses am liebsten als rhythmische Begleitung für Gesänge und Tänze.
Ein Didgeridoo ist zwischen 1 und 2,5 Meter lang und besitzt ein kreisförmiges Mundstück aus Wachs, das die Lippen des Spielers vor dem scharfkantigen Bambus schützt. Generell ist das Material, aus dem die Mundstücke sind, für die Zuordnung von Instrumenten wichtig, denn das optisch verwandte tibetische Horn namens Dungchen ist wegen des Mundstücks aus Metall kein Holzblasinstrument.
Der Didgeridoospieler erzeugt mit einer speziellen Lippen-Flatter-Technik einen tiefen Bordunton, also einen tiefen Halteton zur Begleitung einer Melodie, wie bei den erwähnten Pfeifen der Dudelsäcke. Mit einer bestimmten Atemtechnik, der sogenannten Zirkular- oder Kreisatmung, kann ein geübter Spieler den Ton dauerhaft halten. Das Instrument verbindet seinen Spieler gewissermaßen mit der spirituellen Essenz der Aborigines, wo das Didgeridoo als Urkraft des Klangs verstanden wird.
Die Siku
Regionen: Südamerika und Europa
In den Andenregionen Südamerikas haucht die Siku, eine Art der Panflöten, den Melodien der Region Leben ein. Der Begriff Panflöte ist auch aus Europa bekannt und hier vor allem mit der Sage des griechischen Hirtengottes Pan verbunden.
Das Instrument besteht in der Regel aus Bambusrohren unterschiedlicher Länge, die gerade in einer Reihe – von der längsten zur kürzesten – befestigt sind. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Flöten besitzt die Siku keine Grifflöcher.
Ein Sikuri spielt sein Instrument, indem er gezielt über die geraden oberen Kanten der verschieden langen Röhren bläst. Jedes Rohr ist unten geschlossen. Die Länge der Röhren und somit die Größe des Instruments bestimmen, welche Tonhöhen mit der Flöte gespielt werden können. Das kürzeste Rohr ist in der Regel 2 Zentimeter lang, während das längste bis zu 1,50 Meter erreichen kann. Eine Verwandte der Siku ist die rumänische Nai, bei der die Röhren im Bogen angeordnet sind. Diese hat aber nichts mit der Nay zu tun.
Die Nay
Region: Naher Osten
Die Nay, auch Ney geschrieben, ist eines der ältesten Musikinstrumente, die noch in Gebrauch sind, und wird seit über 4.500 Jahren gespielt. Diese Längsflöte ist aus Schilfrohr gefertigt und in der traditionellen türkischen, persischen, arabischen und jüdischen Musik zu hören.
Gespielt wird dieses Holzblasinstrument gerade bis leicht schräg vor dem Körper, indem der Musiker über die Kante bläst. Die Naytypen sind sehr unterschiedlich: Während ältere Flöten kein Mundstück besaßen, sind moderne Instrumente mit aufgesetzten tellerförmigen Lippenstützen aus Knochen, Holz oder Metall ausgestattet. Die Nay selbst ist 50 bis 75 Zentimeter lang und besitzt sechs oder sieben Grifflöcher.
Viele Zuhörer verbinden die Flöte mit ihren warmen bis durchdringend schönen Tönen mit dem reichen musikalischen Erbe des Nahen Ostens. In ihrer Heimat wird das Instrument als sehnsuchtsvoll empfunden, weshalb die Flöte auch als „der verlängerte Atem Gottes“ gilt.
Die Sheng
Region: China
Die Wurzeln der Sheng, eines Holzblasinstruments aus der Familie der Mundorgeln, reichen mehr als drei Jahrtausende zurück. Sie gilt als ältester bekannter Vorläufer der Harmonikainstrumente und ist damit ein Zeugnis der uralten musikalischen Tradition Chinas.
Mit ihren häufig 17, aber auch 21 oder 37 Bambusrohren in unterschiedlicher Länge ähnelt sie optisch einer Panflöte. Im Falle der Sheng sind die Rohre jedoch an einem runden Sockel, der sogenannten Windkammer, befestigt und in Gruppen zusammengefasst. Jedes Rohr enthält zudem ein frei schwingendes Rohrblatt, mit dem die Töne beim Einblasen der Luft erzeugt werden. Die unterschiedlichen Töne werden hier durch die Längen der Röhren und das Zuhalten der Grifflöcher erzeugt.
Das Prinzip der beweglichen Rohrblätter wurde in den 1770er-Jahren auch auf europäische Instrumente angewendet, nachdem Musiker in Russland erstmals mit der Sheng in Kontakt kamen. Und wie klingt die Sheng? Die Töne der chinesischen Mundorgel gelten allgemein als harmonisch. Vielleicht ist dies ein Grund, wieso die Sheng einer alten Sage nach sogar den Streit zweier Götter beenden konnte.
Die Shakuhachi
Region: Japan
Aus den ruhigen Landschaften Japans stammt die Shakuhachi, ein bambusflötenähnliches Instrument. Sie ist noch heute eng mit dem Zen-Buddhismus und der traditionellen japanischen Musik verbunden. Diese Bambusflöte wurde im 8. Jahrhundert aus der Xiao, einer chinesischen Längsflöte, entwickelt.
In ihrer Erscheinung tritt die Shakuhachi schlicht auf und ist traditionell aus dem Wurzelende des Madake-Bambus handgefertigt. Moderne Instrumente dieser Art sind aus langlebigerem Plastik oder Holz gebaut, jedoch sind bei ihnen hörbare Unterschiede zum Original festzustellen. Ein weiteres Merkmal, das einer Shakuhachi ihren seelenbewegenden Klang verleiht, ist eine spezielle Innenlackierung.
Früher bei Meditationen und rituellen Zeremonien eingesetzt, hat die eher leise Shakuhachi inzwischen auch den Weg in moderne westliche Kompositionen gefunden.
Die Barockflöte
Region: Europa, weltweit
Wie ihr Name bereits erahnen lässt, entstand die Barockflöte, auch Traversflöte genannt, in der Barockzeit des 17. und 18. Jahrhunderts. Sie gilt als Vorläufer der modernen Querflöte und trug bedeutend zur Entwicklung im Holzblasinstrumentenbau bei.
Die Traversflöte besteht in der Regel aus Holz, meist aus Buchsbaum, aber auch aus Elfenbein oder Metall. Wie die Blockflöte besteht sie aus einem Kopf-, einem Mittel- und einem Fußstück mit Grifflöchern. Dazu besitzt sie eine charakteristische Klappe aus Metall.
Im Vergleich zu modernen Flöten unterscheidet sich die Spieltechnik der Barockflöte deutlich. So muss der Spieler den Ansatz, also die Mundstellung, und die Fingerstellung stärker anpassen, um in der richtigen Stimmung zu spielen.
Musiker, die sich auf die Aufführung von Barockmusik spezialisiert haben, wählen die Traversflöte oft wegen ihrer historischen Genauigkeit. Außerdem verleiht die Barockflöte den Musikstücken mit ihrem warmen, zarten und weichen Klang eine besondere Eigenschaft. Dieser sanftere Charakter unterscheidet die Traversflöte von ihrem zeitgenössischen durchdringenden Gegenstück: der modernen Konzertflöte.
Das Saxofon
Region: Europa
1840 erfand der belgische Musiker Antoine Joseph Sax ein neues Exemplar für die Kategorie der Holzblasinstrumente: das Saxofon. Äußerlich erscheint es mit seinem goldglänzenden Klangkörper als Blechblasinstrument, doch innerlich beweist das Mundstück aus Holz das Gegenteil.
Durch das Einblasen in das Mundstück wird das darin befindliche Rohrblatt aus Schilf zum Schwingen gebracht. Dies versetzt die Luftsäule im Saxofon in Bewegung und erzeugt einen Ton, der durch den Klangkörper aus dem sogenannten Schallbecher austritt.
Sein warmer und durchdringender Klang wird heute vor allem mit der US-amerikanischen Jazzmusik verbunden.
Mit Material von The Epoch Times.
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