Geheimnis um Schottenrock gelüftet – Forscher präsentieren ältesten Tartan Schottlands
Lange Zeit war sein tatsächliches Alter unbekannt. Nun ist es offiziell: Der vor rund vierzig Jahren in einem Torfmoor in Glen Affric gefundene Tartan ist der älteste Schotte seiner Art. Laut den Ergebnissen des Radiokarbontests gelangte der Schottenstoff zwischen 1500 und 1600 nach Christus ins Moor, wo er Jahrhunderte überdauerte.
Neben dem Alter des Stoffes gab die schottische Tartanbehörde zudem eine Farbstoffanalyse des Wollstoffs in Auftrag. Diese führten Wissenschaftler des schottischen Nationalmuseums mithilfe der hochauflösenden Digitalmikroskopie durch. Dabei wurden insgesamt vier Farben nachgewiesen: Grün und Braun sowie Rot und Gelb. Ein verblüffendes Detail versteckte sich jedoch in der grünen Farbe.
Ein waschechter Tartan
So entdeckten die Wissenschaftler, dass in dem Grün einst zusätzlich die Farbe Indigo/Blau beigemischt wurde. Bei den anderen drei Farben konnte ein Zusatz von weiteren Farben nicht beobachtet werden. Laut den Forschern müsse dies aber nicht zwingend heißen, dass es sie nicht gab. Das heutige Fehlen von Farben kann auch an den Abbauprozessen der Farbstoffe liegen.
Sicher ist auch, dass keine künstlichen oder halbsynthetischen Farbstoffe an der Herstellung des Tartans beteiligt waren. Dieser Fakt lässt auf eine Herstellung des Stoffes vor dem Jahr 1750 schließen. Im Rahmen der Untersuchung entfernten Restauratoren zudem alle Torfflecken und anderen Verunreinigungen aus dem 55 mal 43 Zentimeter großen Stoff.
Mit seinem Alter von mindestens 400 Jahren gilt der Glen-Affric-Tartan inzwischen als ältester „echter“ Tartan Schottlands. Ein waschechter schottischer Tartan wird traditionell aus Wolle hergestellt. Diese wird zunächst in bunte Streifen und anschließend über Kreuz zu einem Muster namens „sett“ angeordnet. So entsteht das aufwendige und bunt gekreuzte Karomuster.
Der zwar wesentlich ältere, aber „unechte“ Falkirk-Tartan aus dem frühen dritten Jahrhundert nach Christus besitzt dieses aufwendige Muster nicht. Stattdessen ist er nur aus einem einfachen Karomuster gefertigt, dessen ungefärbtes Garn aus heller und dunkler Schafwolle besteht.
Unzerstörtes Stück Geschichte
Der Glen-Affric-Tartan ist inzwischen als ältestes Exponat in einer Tartan-Ausstellung des schottischen Textilmuseums V&A Dundee ausgestellt. Die Ausstellung gibt einen Einblick in die universelle und langlebige Anziehungskraft von Tartan anhand ikonischer und alltäglicher Beispiele aus den Bereichen Mode, Film, Kunst und vielen weiteren.
„In Schottland sind überlebende Exemplare alter Textilien selten, da der Boden für ihre Erhaltung nicht förderlich ist. Da das Stück in Torf eingegraben war, kam es nicht an die Luft und wurde daher konserviert, erklärt Peter MacDonald, Leiter der schottischen Tartanbehörde.
Doch eine Frage bleibt unbeantwortet: Wem gehörte einst der Tartan? Immer wieder wird versucht, eine Verbindung zwischen speziellen Tartanmustern und der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Clan herzustellen. „Es ist wichtig, dass wir keine Geschichte um den Glen-Affric-Tartan herum konstruieren. Obwohl der Clan Chisholm dieses Gebiet kontrollierte, können wir den Tartan nicht ihm zuschreiben, da wir nicht wissen, wem er gehörte“, so MacDonald weiter.
Dennoch könne die rote Farbe einen kleinen Hinweis auf den einstigen Träger des Stoffes geben. Laut den Forschern gilt die Farbe Rot bei den Schotten zwar als Statussymbol, allerdings wirkt die Qualität des Stoffes eher rustikal. „Dieses Stück würde man nicht mit einem König oder jemandem mit hohem Status in Verbindung bringen. Es handelt sich eher um ein Arbeitskleidungsstück im Freien“, erklärt MacDonald.
Laut John McLeish, dem Vorsitzenden der schottischen Tartanbehörde, stammt der Tartan vermutlich aus der Regierungszeit von Jakob V. (1513–1542), Maria Stuart (1542–1567) oder Jakob VI. (1567–1625). „Es gibt kein anderes bekanntes überlebendes Stück Tartan aus dieser Zeit. Es ist eine bemerkenswerte Entdeckung und verdient nationale Aufmerksamkeit und Bewahrung“, so McLeish.
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