Brandschutz fördert Brände: Bedrohte Grasbäume retten Tiere vor Hitze und Kälte
Viele Menschen, die bereits einmal Australien bereisten, werden sie vielleicht kennen: die berühmten Grasbäume (lat. Xanthorrhoea), auch „Yaccas“ genannt. Diese sind einfach an ihrem wenig verzweigten und verholzten Stamm, ihren langen weißen Blütenständen und den grashalmartigen Blättern zu erkennen. Letztere bilden nach dem Absterben und Austrocknen eine Art Rock.
Besonders nach Buschbränden kommen diese Pflanzen häufig vor, da sie ihr Harz vor dem Feuer schützt. Dabei überzieht das geschmolzene Harz vollständig den Stamm und härtet schließlich aus. So werden Blattansätze und das im Stamm sitzende Wachstumszentrum der Pflanze vor dem Feuertod geschützt, während trockene Blätter abbrennen. Nach dem Feuer besitzen die Grasbäume wegen des Rußes meist einen schwarzen Stamm. Da diese Pflanzengattung zu dem ein Feuerkeimer ist, erblühen viele von ihnen bereits nach kürzester Zeit wieder.
Schutz vor Hitze und Kälte
Um mehr über diese interessanten Pflanzen zu erfahren, untersuchten Forscher der University of South Australia sie im Rahmen einer Studie. Diese hat gezeigt, dass die langen und trockenen Grasblätter viele Tiere sowohl vor tödlich hohen Temperaturen im Sommer als auch vor tödlich niedrigen im Winter schützen. So zeichneten die Forscher an vier unterschiedlichen Standorten jeweils bis zu 20 Grad kühlere Temperaturen unter den Grasbäumen als unter der direkten Sonne. Im Winter war es nachts unter den Grasröcken deutlich wärmer.
Außerdem stellte sich heraus, dass die Yaccas auch als effektive Regenschirme dienten. Trotz wochenlangen Starkregens blieb besonders bei den größeren und älteren Bäumen der Boden in vier von fünf Fällen völlig trocken. Dass Tiere diesen cleveren Schutz ausnutzen, sei laut der leitenden Forscherin Dr. Topa Petit nicht sonderlich überraschend gewesen.
„Mehrere der 29 Arten australischer Grasbäume sind dafür bekannt, dass sie unter anderem einheimische Buschratten, bedrohte Beuteldachse, Ameisenigel und Bilchbeutler beherbergen“, so Dr. Petit. „Temperaturen über 40 Grad können für einige unserer Wildtiere tödlich sein, aber Grasbäume bieten extrem stabile Temperaturen mit sehr geringen Schwankungen.“
Für die Forscher gehört diese Pflanze also zu den Schlüsselarten, da sie nicht nur vor Temperaturextremen schützen, sondern gleichzeitig auch wirksame Verstecke vor Raubtieren bieten.
„Widerstandsfähigkeit der Grasbäume wird überschätzt“
Gleichzeitig weisen die Forscher um Dr. Petit darauf hin, dass Yaccas auf mehrere Weise bedroht sind, was Folgen für die Tierwelt haben könnte. So habe beispielsweise der Bodenerreger Phytophthora cinnamomi eine spürbare Auswirkung auf die Grasbäume und verursacht deren weitverbreitetes Absterben. Weiterhin würden „Programme zur Brennstoffreduzierung, Sommerbrände und Landrodung ihr Überleben noch weiter bedrohen“.
Bereits früher sollen Grasbäume für die Landwirtschaft gerodet worden sein. Heute geschieht dies meist im Rahmen sogenannter Brennstoffreduzierungsprogramme. Allerdings haben diese den Effekt, dass die Böden schneller austrocknen und die Brennstofflast in Wirklichkeit steigt. Mit anderen Worten, die Brandschutzmaßnahmen begünstigen Brände.
„Die Widerstandsfähigkeit von Grasbäumen gegenüber Buschfeuern wird offenbar überschätzt“, so Dr. Petit. „Und selbst wenn Grasbäume nicht durch Brände getötet werden, verbrennen ihre sehr alten, dicken Röcke aus abgestorbenen Blättern und bieten Tieren in der Zeit nach einem Buschfeuer keinen Schutz.“
Laut Dr. Petit seien verbrannte Yaccas zudem anfälliger für Krankheiten und würden Jahrzehnte zum Bilden neuer schützender Blätterröcke brauchen. „Es ist wichtig, dass die Bewirtschaftung von Lebensräumen durch fundierte Forschung und wissenschaftliche Überwachung gestützt wird und nicht durch Hysterie“, schließt Dr. Petit.
Die Studie erschien am 6. März 2023 in der Zeitschrift „Pacific Conservation Biology“.
Gezielte Brände zum Schutz der Natur verboten
Seit 2009 werden vermehrt Stimmen laut, die die unzähligen verheerenden Buschbrände nicht dem Klimawandel oder Brandstiftern zuschreiben. Vielmehr trage die australische Politik eine gewisse Mitschuld.
So verbietet die australische Regierung den Land- und Forstwirten sowie Grundstückseigentümern das gezielte Verbrennen von leicht brennbaren Ästen, Blättern oder Büschen. Damit wolle man Arten schützen, große Waldbrände verhindern, die CO₂-Emission senken und den Klimawandel stoppen.
Dem gegenüber steht die uralte Praxis des kontrollierten Abbrennens, die bereits von den Aborigines angewendete wurde. Es sollte regelmäßig während der kühleren Jahreszeit trockenes Unterholz vorsorglich verbrannt werden, damit keine Großbrände entstehen, die auf die umliegende Vegetation übergreifen. Heute drohen dafür empfindliche Strafen – jedoch, wie Einzelfälle zeigen, wurde das eigene Grundstück erfolgreich vor dem Feuer geschützt.
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