Drei Kräuter, die dem Gehirn wieder auf die Sprünge helfen können
Das menschliche Gehirn ist erstaunlich [1]. Dieses komplexe Organ ist die Kommandozentrale für alle Funktionen unseres Körpers. Alle unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten, ob kognitiv, sensorisch, sozial, emotional, verhaltensbezogen sowie erlernt, funktionieren umso besser, je gesünder unser Gehirn ist.
Der Teil unseres Gehirns, der für die Lernfähigkeit und das Erinnerungsvermögen verantwortlich ist, heißt Hippocampus. Neue Studien zeigen, dass dieser Bereich über die einzigartige Fähigkeit verfügt, neue Neuronen zu erzeugen: Jeden Tag entstehen dort 700 neue Gehirnzellen [2].
Neue Neuronen müssen überleben, wachsen und funktionieren. Es gibt einige Möglichkeiten, sie dabei zu unterstützen.
Den Hippocampus wachsen lassen
Dr. Majid Fotuhi, Neurologe und Neurowissenschaftler mit Abschlüssen von der Harvard University und Johns Hopkins University, empfiehlt dazu Folgendes [3]:
- Bewegung ist der beste Weg, um neue Neuronen im Hippocampus zu bilden. Studien zeigen, dass ein Spaziergang von nur etwa 1,5 Kilometer pro Tag das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung um 48 Prozent senkt [4].
- Die Ernährung kann helfen, die Neuronen des Hippocampus zu nähren. Omega-3-Fettsäuren sind die Bausteine der Neuronen [5]; und eine mediterrane Ernährung mit Olivenöl, Lachs, Nüssen und anderen Lebensmitteln ist reich an diesen Fettsäuren. Studien zufolge haben Menschen, die mehr Omega-3-Fettsäuren im Blut aufweisen, einen größeren Hippocampus, ein besseres Gedächtnis und ein wesentlich geringeres Risiko, an Alzheimer zu erkranken.
- Mit viel Sauerstoff lässt sich der Hippocampus ebenfalls vergrößern. Bewegung kann den Sauerstoffgehalt im Blut erhöhen. Auch die Behandlung von Schlafapnoe (Atemaussetzer im Schlaf), beispielsweise mithilfe eines CPAP-Geräts (ein Beatmungsgerät), trägt zu einem höheren Sauerstoffgehalt bei [6].
- Auch ein Gleichgewicht des Proteins mit dem Namen Wachstumsfaktor BDNF (englisch für „Brain-Derived Neurotrophic Factor“) im Körper unterstützt das Wachstum des Hippocampus [7]. Es schützt nicht nur existierende Neuronen und Synapsen, sondern fördert das Wachstum neuer. Vor allem tut es das in Gehirnbereichen, die für Lernen, abstraktes Denken und Gedächtnis zuständig sind.
- Das Erlernen einer neuen Sprache, eines neuen Instruments oder neuer Fakten regt ebenfalls das Wachstum von Neuronen im Hippocampus an [6].
- Außerdem vergrößern Meditation und Übungen gegen Stress das Volumen des Hippocampus erheblich, heißt es in verschiedenen Studien [3].
Das medizinische Potenzial von Pflanzen
Auch die traditionelle Naturheilkunde beschäftigte sich seit jeher damit, wie man das Gedächtnis und die kognitiven Funktionen erhalten, die Leistung steigern und die geistige Ausdauer maximieren kann. Um das zu erreichen, werden verschiedene Kräuter, Früchte, Nüsse und Gemüse eingesetzt.
Die moderne Medizin entdeckt dieses medizinische Potenzial der weltweit mehr als 250.000 verschiedenen Pflanzen sprichwörtlich jeden Tag neu. Überall auf der Welt wird ununterbrochen an ihrer Zusammensetzung geforscht.
Rosmarin, Salbei und Minze – Diese aromatischen Kräuter sind ein fester Bestandteil der mediterranen Küche und im Folgenden nur drei Beispiele unter den fast unendlich vielen Pflanzen, die die Gesundheit des Gehirns fördern [10].
Rosmarin (Rosmarinus officinalis)
Rosmarin ist ein weitverbreitetes mediterranes Kraut, das für sein erdiges, holziges Aroma bekannt ist. Es wächst wild als Strauch an den sandigen Hängen des Mittelmeers.
Die nadelartigen Blätter duften herrlich, können zu jeder Jahreszeit geerntet und frisch als Küchenkraut oder in Tee verwendet werden. Rosmarintee hat eine lange Tradition in der traditionellen Medizin und gilt als sehr gesundheitsfördernd, da er unter anderem das Gedächtnis und die Stimmung verbessert.
Bestandteile von Rosmarin und ihre heilende Wirkung
Ein bemerkenswerter Inhaltsstoff von Rosmarin ist Carnosinsäure. Sie ist ein natürliches Antioxidationsmittel und kann Nervenzellen und -fasern vor dem Absterben bewahren. Das ist insbesondere bei Schäden nach einer Minderdurchblutung (Ischämie) nützlich [9].
Eine Sammlung von Studien zeigt mehrere positive Effekte von Rosmarin auf das Gedächtnis und die kognitiven Funktionen [10]. Laut einer weiteren Studie verbessert auch die Einnahme von Rosmarinwasser die geistige Aktivität [11].
In einer anderen Studie aus dem Jahr 2020 rochen 39 Erwachsene eine Woche lang Rosmarin-Zitronen- und Lavendelöl. Die Aromatherapie zeigte eine positive Wirkung auf die kognitiven Funktionen älterer Menschen [12]. Sie verringerte auch das Gefühl der Schläfrigkeit während des Tages. Rosmarin-Zitronen-Öl ist also wirksam bei der Kontrolle der Schlafqualität und kann kognitive Störungen verbessern, indem es das Gedächtnis reguliert und die Sympathikusnerven beruhigt.
Im selben Jahr erschienen auch die Ergebnisse einer eingehenden Tierstudie, in der Ratten Rosmarinsäure injiziert wurde. Alle diese Ratten wiesen kognitive Defizite auf, die aufgrund eines hypoxischen Hirnschadens (Schäden nach einem massiven Sauerstoffmangel im Gehirn) entstanden waren. Dabei zeigte sich, dass sich dank der Rosmarinsäure-Injektionen die Motorik, die Lernfähigkeit, die Angstzustände und das räumliche Gedächtnis bei diesen Ratten verbesserte [13].
Im Jahr 2016 erschien eine weitere Tierstudie, in der Ratten mit wiederholten leichten traumatischen Hirnverletzungen mit Rosmarinextrakt behandelt wurden. Bei all diesen Ratten verbesserten sich die kognitiven Defizite, da die Neurodegeneration (Verfall von Nervenzellen) abnahm [14].
Auch bei menschlichen Probanden wirkte sich Rosmarinextrakt positiv aus. Mehreren Studien zufolge verbesserte es die kognitive Funktion [15]. Andere Forschungsergebnisse zeigten, dass Rosmarin und seine aktiven Bestandteile die Neurotoxizität hemmen. Das ist die Eigenschaft einer Substanz, Nervengewebe zu schädigen. Eine Studie zeigte sogar, dass Rosmarinsäure Defizite im räumlichen Gedächtnis und bei der Fähigkeit zum Wiedererkennen umkehren kann [16].
Pfefferminze (Mentha x piperita)
Zuckerstangen, Pfefferminzrinde und Pfefferminzschnaps locken mit ihrem herrlich erfrischenden Kräuterduft. Pfefferminze ist ein beliebter abendlicher Kräutertee, der den Verdauungstrakt beruhigt. Sie ist auch für ihre lindernde Wirkung bei Kopfschmerzen bekannt.
Inhaltsstoffe der Pfefferminze und ihre heilende Wirkung
Die verschiedenen Inhaltsstoffe der Pfefferminze sind Menthol, Menthon, Neomenthol und Isomenthon. Diese flüchtigen Stoffwechselprodukte sind Bestandteile des ätherischen Pfefferminzöls [19].
Sie sind auch als bioaktive Verbindungen bekannt und haben viele gesundheitsfördernde Eigenschaften. Unter anderem hemmen sie Entzündungen, bekämpfen Bakterien, stärken das Immunsystem, schützen Nervenzellen, steigern die Energie und haben eine antioxidative Wirkung.
Es gibt außerdem immer mehr Belege dafür, dass ätherisches Pfefferminzöl eine schützende Wirkung auf viele Körpersysteme hat, besonders auf das Gehirn und das Nervensystem.
Echter Salbei (Salvia officinalis)
Salbei hat einen unverwechselbaren, kräftigen und pfeffrigen Geschmack. Die kräftigen Blätter können frisch verwendet werden und behalten ihre Struktur auch bei hohen Temperaturen bei. Salbei wird als Tee, Küchenkraut oder traditionelles Heilmittel seit jeher als Tonikum zur Stärkung des Gehirns verwendet. Außerdem gibt es Salbei in Form von ätherischem Öl und Präparaten.
Inhaltsstoffe des Salbeis und ihre heilende Wirkung
Salbeiextrakte haben sowohl kognitive als auch gedächtnisfördernde Wirkungen. So führte eine Untersuchung von Salbeiextrakten zur Entdeckung von Benzyl-6-O-beta-D-apiofuranosyl-beta-D-glucosid (B6AG) [10]. B6AG steigert in C6-Gliomazellen (Krebszellen eines Hirntumors) die Anzahl der Proteine, die für das Wachstum, die Entwicklung und das Überleben von Nervenzellen verantwortlich sind.
Eine Metaanalyse untersuchte die Wirkung von Salbei auf kognitive Defizite aus mehreren früheren Studien [18]. Dabei hatte Salbeiextrakt im Vergleich zu einem Placebo eine deutlich bessere Wirkung auf die kognitiven Funktionen. Laut einer Studie mit 36 gesunden Probanden verbesserte die orale Einnahme von Salbeiextrakt die sekundäre Gedächtnisleistung, senkte die geistige Müdigkeit und erhöhte die Aufmerksamkeit.
Eine andere Studie zeigte eine deutliche Verbesserung der kognitiven Leistungen und des Kurzzeitgedächtnisses bei gesunden jungen Erwachsenen nach der Einnahme von Salbeiextrakt.
In einer weiteren Studie mit 30 jungen gesunden Menschen stellte sich heraus, dass Salbei den Abbau von Neurotransmittern im Gehirn hemmt und dadurch die kognitive Leistung verbessert, die Stimmung hebt und Angstzustände abbaut.
Aromatherapie ist gut fürs Gehirn
Neben der oralen Einnahme finden aromatische Kräuter auch bei der Aromatherapie ihre Anwendung. Denn die Kräuter haben selbst dann eine positive Wirkung auf das Gehirn, wenn sie eingeatmet werden. Grund dafür ist die menschliche Anatomie: Unser Geruchssinn wird vom Riechkolben gesteuert – das ist nicht die Nase, sondern ein Bereich im Gehirn. Er ist direkt mit der Amygdala (regelt emotionale Reaktionen und das Gedächtnis) und dem Hippocampus verbunden. Dadurch wirken Düfte direkt auf unser Gedächtnis und unsere Gefühle [19].
Das folgende Aromatherapie-Rezept hat eine stimulierende Wirkung auf das Gedächtnis und die kognitiven Funktionen. Um es auszuprobieren, benötigt man einen Aroma-Diffusor und hochwertige ätherische Öle (Rosmarin-, Pfefferminz- und Salbeiöl).
Von jedem Öl gibt man je drei bis fünf Tropfen in den Diffusor und benutzt das Gerät der Gebrauchsanweisung entsprechend. Das Rezept kann zu jeder Tageszeit verwendet werden. Dabei sollte jedoch Rücksicht auf andere Menschen und Haustiere genommen werden, die auf den starken Geruch ätherischer Öle empfindlich reagieren könnten.
Quellen und Literatur
[1] Stiftung Gesundheitswissen (2019): Wie funktioniert das Gehirn?
[2] Queensland Brain Institute (2017): Can you grow new brain cells?
[3] Majid Fotuhi (2015): Can you grow your hippocampus? Yes. Here’s how, and why it matters
[4] Varma et al. (2014); doi.org/10.1002/hipo.22397
[5] Raji et al. (2014); doi.org/10.1016/j.amepre.2014.05.037
[6] Fotuhi et al. (2012); doi.org/10.1038/nrneurol.2012.27
[7] Park, Poo (2013); Brain-Derived Neurotrophic Factor
[8] Rehman et al. (2019); doi.org/10.2174/1570159X16666180911124605
[9] Loussouarn et al. (2017); doi.org/10.1104/pp.17.01183
[10] Faridzadeh et al. (2022); doi.org/10.3389/fnins.2022.909833
[11] Moss et al. (2018); doi.org/10.1177/0269881118798339
[12] Yıldırım, Kitiş (2020); doi.org/10.1097/HNP.0000000000000371
[13] Li et al. (2020); doi.org/10.4103/1673-5374.268927
[14] Song et al. (2016); doi.org/10.1016/j.neulet.2016.04.048
[15] Araki et al. (2020); doi.org/10.3390/nu12113551
[16] Mirza et al. (2021); doi.org/10.1016/j.phymed.2021.153490
[17] Zhao et al. (2022); doi.org/10.1016/j.biopha.2022.113559
[18] Chiang et al. (2021); doi.org/10.3390/ijms22147382
[19] Colleen Walsh in The Harvard Gazette (2020): What the nose knows
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: 3 Herbs to Improve Memory and Cognitive Function (redaktionelle Bearbeitung as)
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