Arzneipflanze des Jahres 2023: Echter Salbei
Der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde der Universität Würzburg sieht ein großes Forschungspotenzial in der vielseitigen Heilpflanze. Er hat den Echten Salbei (Salvia officinalis) – ein wahres Multitalent in Bezug auf seine Anwendungsmöglichkeiten – zur Arzneipflanze des Jahres 2023 gekürt.
Die im Salbei enthaltenen ätherischen Öle und Gerbstoffe hemmen die Vermehrung von Bakterien und Viren. In weiteren Untersuchungen wurde eine anti-infektiöse Wirkung bei lokalem vaginalem Pilzbefall sowie eine Verbesserung der Gedächtnisleistung festgestellt [1]. Letzteres könnte bei der Behandlung von Alzheimer und Demenz von Bedeutung werden. Nicht zuletzt ist die neuerdings festgestellte stoffwechselfördernde Wirkung bei Menschen mit zu hohem Cholesterin interessant und soll weiter untersucht werden.
Volksheilkundliche Verwendung
Die medizinische Heilwirkung des Salbeis ist in Europa seit dem Altertum bekannt, wo ihn sowohl die Griechen als auch die alten Römer verwendeten. Bereits sein Name bekundet den hohen Wert der Pflanze. So leitet sich „Salvia“ aus dem lateinischen salvare, was heilen, und salvere, was gesund sein bedeutet, ab.
Im frühen und hohen Mittelalter gewann Salbei weiter an Bedeutung und wurde in vielen Klostergärten gepflanzt. Hildegard von Bingen nennt in ihrem Werk „Physica“ acht verschiedene Anwendungsmöglichkeiten des Salbeis von Mundgeruch über Appetitlosigkeit bis hin zu Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Blutungen. Auch in späteren Jahrhunderten behielt Salbei einen hohen Stellenwert in der Volksheilkunde.
Arten und Vorkommen
Wird von Salbei gesprochen, ist damit der Echte Salbei gemeint, welcher als Garten-, Heil- und Gewürzsalbei bekannt ist. Weltweit werden jedoch um die 900 verschiedene Salbeiarten gezählt. Davon werden mehrere Arten für Heilzwecke, Tees und als Gewürz genutzt. Andere Sorten wiederum verschönern mit ihrer leuchtenden Blütenpracht als reine Zierpflanze viele Gärten oder werden aufgrund ihres intensiven Duftes zum Räuchern verwendet.
Salbei zählt zur Familie der Lippenblütler und ist mit Lavendel und Basilikum verwandt. Er wächst als krautige Staude oder Halbstrauch, wobei er je nach Sorte unterschiedliche Höhen erreicht. Die Blätter sind dickfleischig, grünlich-grau und an der Unterseite mit einem feinen Haarfilz überzogen. Arzneilich werden vom Echten Salbei die Blätter (innerlich und äußerlich) und das daraus gewonnene ätherische Öl (nur äußerlich) verwendet.
Die ursprüngliche Heimat des Echten Salbei ist der warme Balkan. In Mitteleuropa wird er in Gärten an sonnigen Plätzen mit trockenen kalkhaltigen Böden kultiviert. Auf heimischen Wiesen hingegen ist der Wiesen-Salbei zu finden. Er enthält wesentlich weniger heilkräftige Inhaltsstoffe und wird daher eher zum Würzen für Suppen, Soßen und Fleisch denn als Heilmittel verwendet.
Inhaltsstoffe, Wirkung und traditionelle Anwendungen
Der Echte Salbei riecht würzig aromatisch, was auf seine enthaltenen ätherischen Öle zurückzuführen ist. Weitere Inhaltsstoffe im Salbei sind Bitterstoffe, Gerbsäuren (Rosmarinsäure) und Gerbstoffe.
Bitterstoffe regen die Produktion der Verdauungssäfte an. Daher wird Salbei nicht nur wegen seines aromatischen Geschmacks, sondern auch wegen seiner verdauungsfördernden Wirkung als beliebtes Küchengewürz für Fleisch, Fisch, Käse sowie für Gemüsegerichte verwendet.
Die enthaltenen Gerbsäuren und Gerbstoffe wirken zusammen mit den ätherischen Ölen antibakteriell, antiviral und entzündungshemmend. Außerdem schützen sie die Schleimhäute im Mund- und Rachenraum. Das macht Salbei zu einem hilfreichen Hausmittel bei Hals- und Zahnfleischentzündungen sowie bei Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege. In diesem Fall kann Salbeitee zum Gurgeln, für Mundspülungen oder zum Inhalieren verwendet werden.
Weiter wird Salbei in der Volksmedizin als schweißhemmendes Mittel bei Hitzewallungen in der Menopause verwendet, bei Sodbrennen und Völlegefühl, Gicht, Rheuma, Schwindel, Zittern, Lähmungen und erhöhtem Blutzuckerspiegel (Hyperklykämie).
Seit jeher werden Salbeiblätter auch verräuchert, um eine klärende und reinigende Atmosphäre zu schaffen und die Konzentration zu fördern. Am beliebtesten dafür ist der Weiße Salbei (Salvia apiana), wobei jede Art des Salbeis verwendet werden kann.
Die Anwendung von reinem ätherischen Salbeiöl wird nur äußerlich empfohlen, da die Inhaltsstoffe Thujon und Campher in höherer Dosis innerlich angewendet toxisch wirken. Die Verwendung als Tee oder Küchengewürz ist jedoch unbedenklich.
Trotz der vielen positiven Eigenschaften des Salbeis ist während der Schwangerschaft und in der Stillzeit Vorsicht geboten. Dem Kraut wird eine milchhemmende und wehenfördernde Wirkung nachgesagt, wodurch das Risiko für Fehlgeburten steigt.
Salbeitee zum Gurgeln
Bei Entzündungen im Hals- und Rachenraum kann man Salbeitee gurgeln, sodass er seine Wirkung im Rachenraum entfalten kann. Dazu zwei Teelöffel getrockneten Salbei mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und mindestens 10 bis 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen.
Den Tee abkühlen lassen, sodass er nur noch warm ist und in großen Schlucken getrunken werden könnte. Mehrmals täglich mit dem Tee zehn Minuten lang gurgeln.
Literatur:
[1] Dinel et al. (2020); doi.org/10.3390%2Fnu12061777
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