Studie: Beliebter Süßstoff fördert Angstzustände

Zuckerfrei heißt nicht unbedingt gesund. Forscher des Florida State University College of Medicine haben in einer Studie gezeigt, dass der künstliche Süßstoff Aspartam ein angstähnliches Verhalten bei Mäusen fördert.
Studie: Beliebter Süßstoff Aspartam kann Angstzustände fördern
Künstlicher Süßstoff wird gern von Diabetikern verwendet.Foto: iStock
Von 29. Januar 2023

Der künstliche Süßstoff Aspartam ist auch bekannt unter dem Namen „NutraSweet“, „Canderel“ oder „E 951“. Er hat genau wie gewöhnlicher weißer Zucker einen Nährwert von vier Kalorien pro Gramm, ist jedoch etwa 200-Mal süßer. Aus diesem Grund wird er gern in fast 5.000 Diätlebensmitteln sowie Getränke, Desserts, Süßwaren, Milchprodukte, Kaugummi und Hals- und Hustenbonbons verwendet. Erneut steht der beliebte Zucker in der Kritik.

Forscher des Florida State University College of Medicine haben Aspartam nun mit angstähnlichem Verhalten bei Mäusen in Verbindung gebracht. [1] Dabei waren nicht nur die Mäuse, denen im Rahmen der Studie das Aspartam verabreicht wurde, besonders ängstlich. Vielmehr zeigten sich dieser Zustand und seine Auswirkungen auch noch bis zu zwei Generationen später.

Bereits in früheren Tierstudien untersuchten die Forscher um Pradeep Bhide, Co-Autor der Studie, schadhafte Auswirkungen anderer Stoffe wie Nikotin. Dabei entdeckten die Wissenschaftler vorübergehende oder epigenetische Veränderungen in den Spermazellen von Mäusen. [2] Epigenetische Veränderungen sind wieder umkehrbar und verändern zwar die DNA-Sequenz nicht, jedoch die Art und Weise, wie der Körper diese liest. „Wir haben uns mit den Auswirkungen von Nikotin auf dieselbe Art von Modell beschäftigt“, so Bhide. „Der Vater raucht. Was ist mit den Kindern passiert?“

Zugelassen trotz starker Nebenwirkungen

Im Jahre 1965 entdeckte ein Chemiker der Searle Company, Tochterfirma von Monsanto, den Süßstoff. Schließlich folgte 1981 die Zulassung von Aspartam durch die U.S. Food and Drug Administration (FDA). Fortan war auch die Verwendung des Süßstoffs in verschiedenen EU-Mitgliedstaaten erlaubt, sofern die tägliche Menge von 40 mg/kg Körpergewicht nicht überschritten wird.

2013 erfolgte dann eine Neubewertung aller vor dem Jahr 2009 zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffe durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Kurz danach veröffentlichte die Behörde ihre erste vollständige Risikobewertung zu Aspartam. „Das Gutachten gelangt zu dem Schluss, dass Aspartam und seine Abbauprodukte für die allgemeine Bevölkerung (einschließlich Säuglingen, Kindern und Schwangeren) unbedenklich sind“, lautet das Ergebnis. Heute werden weltweit jedes Jahr fast 5.000 Tonnen Aspartam produziert und unter anderem in „zuckerfreien“ oder „zuckerreduzierten“ Produkten verarbeitet.

Beim Verzehr wird Aspartam zu Asparaginsäure, Phenylalanin und Methanol, die alle starke Auswirkungen auf den Körper haben können. So kann es zu Gedächtnisverlust, Depressionen, Blindheit, dem Verlust des Hörvermögens und anderen unerwünschten Wirkungen kommen.

Bruchteil der erlaubten Dosis zeigt ausgeprägte Nebenwirkung

Besonders gefährlich ist der Verzehr für Menschen mit der angeborenen Stoffwechselkrankheit Phenylketonurie (PKU), auch Fölling-Krankheit genannt. Da der Körper der betroffenen Personen das Phenylalanin nicht abbauen kann, reichert es sich stattdessen im Gehirn an. Diverse Tierstudien zeigten jedoch später, dass sich Phenylalanin auch im Gehirn von Personen mit intaktem Stoffwechsel anreichern kann. [3-6]

Im Rahmen der aktuellen vierjährigen Studie [1] erhielten Mäuse für je zwölf Wochen aspartamhaltiges Trinkwasser. Die Menge entsprach lediglich acht bis 15 Prozent der offiziell erlaubten Tagesdosis. Dennoch war das Ergebnis überraschend eindeutig: „Es handelte sich um ein so ausgeprägtes angstähnliches Verhalten, mit dem wohl keiner von uns gerechnet hatte“, so die Forschungsleiterin Sara Jones. „Es war völlig unerwartet. Normalerweise sieht man nur subtile Veränderungen.“

„Was diese Studie zeigt, ist, dass wir uns mit den Umweltfaktoren befassen müssen. Was wir heute sehen, ist nicht nur, was heute passiert, sondern auch, was vor zwei Generationen und vielleicht sogar noch länger passiert ist“, ergänzte Bhide.

Als den Mäusen schließlich ein Medikament zur Behandlung von Angststörungen verabreicht wurde, zeigten die Mäuse in allen Generationen kein angstähnliches Verhalten mehr. In Zukunft wollen sich die Forscher mit den Auswirkungen von Aspartam auf das Gedächtnis befassen.

Quellen und Literatur:

[1] Jones et al. (2022); doi.org/10.1073/pnas.2213120119

[2] McCarthy et al. (2018); doi.org/10.1371/journal.pbio.2006497

[3] Van Den Eeden et al. (1994); doi.org/10.1212/WNL.44.10.1787

[4] Abdel-Salam et al. (2012); PMID: 23280025

[5] Ashox et al. (2015); doi.org/10.1016/j.jnim.2015.09.001

[6] Pretorius et al. (2006); doi.org/10.1080/01913120701376105



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