Vulkan-Update aus Island: Gefahrenzone erweitert, Boden unter wichtigem Kraftwerk bläht

Seit Ende Oktober 2023 brodelt und bebt es im Südwesten von Island. Die Gefahr eines Ausbruchs rückt immer näher.
Riss in der Straße auf Island
Das Foto vom 13. November 2023 zeigt Einsatzkräfte am Ort des ein Meter tiefen Risses in Grindavik.Foto: Kjartan TORBJOERNSSON/AFP via Getty Images
Von 21. November 2023

Island blickt gebannt auf den Südwesten des Landes. Seit drei Wochen bebt ununterbrochen der Boden nahe der Kleinstadt Grindavík. Erst in der Nacht zum Montag (20. November) verzeichneten die Seismografen 700 neue Erdbeben mit einer Stärke von bis zu 2,7.

Noch gilt der Vulkan in Island offiziell als schwach aktiv mit einer mittleren Ausbruchswarnung (3 von 5). Dennoch sind die Behörden in äußerster Alarmbereitschaft, da sich die Anzeichen eines möglichen Ausbruchs verstärken.

Gefahrenzone erweitert

Wie der isländische Wetterdienst gestern Nachmittag mitteilte, wurde die Gefahrenlage für das Gebiet um Grindavík und das Geothermalkraftwerk Svartsengi neu bewertet. Basierend auf aktuellen Satellitenbildern und geologischen Daten beschloss der Katastrophenschutz zusammen mit staatlichen Meteorologen und Forschern der Universität Island die Gefahrenzone zu erweitern.

Inzwischen besteht die betroffene Region aus drei Gefahrenzonen: sehr hoch (violett), hoch (rot) bis mittel (orange). Die Zone mit dem höchsten Risiko befindet sich um Hagafell, in der Mitte des angenommenen Verlaufs des Magmatunnels. Die rote und orange Zone erstrecken sich in unterschiedlichem Abstand weitgehend parallel zu beiden Seiten davon.

Gefahrenzonen in Island

Karte mit den aktualisierten Gefahrenzonen in Island. Foto: Isländischer Wetterdienst (IMO), Übersetzung kms/Epoch Times

Seit dem Beginn der vulkanischen Aktivitäten um Grindavík senkte sich der Boden im Bereich des Magmatunnels um mindestens 25 Zentimeter. Nahe dem Zentrum senkt sich der Boden sogar täglich um etwa drei bis vier Zentimeter. Im Gegensatz dazu scheint sich jedoch die Oberfläche weiter nördlich zu heben.

Boden um Geothermalkraftwerk Svartsengi hebt sich

Auf der Grundlage von Radaraufnahmen vom 18. und 19. November 2023 zeigen jüngste Daten eine deutliche Bodenanhebung in der Nähe von Svartsengi. Die rasche und anhaltende Hebung nahm bereits am 10. November ihren Anfang. Aktuell erfolge die Bodenhebung im Gebiet von Svartsengi jedoch wesentlich schneller als jene vor knapp einer Woche.

Bodenerhebung in Island

Karte mit der Bodenerhebung um den vulkanischen Hotspot zwischen dem 18. und 19. November. Foto: Isländischer Wetterdienst (IMO)

Solange es in der Region Svartsengi jedoch keine nennenswerte seismische Aktivität gebe, sei die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs an diesem Ort nicht hoch, so die isländischen Meteorologen. Wenn es zu einem plötzlichen Anstieg des Magmastroms komme, sei eher der Senkungsbereich um Hagafell betroffen.

„Ich glaube, dass es zu einer Eruption kommen wird – die große Frage ist aber, wann das sein wird. Zwar hat die Anzahl und Intensität der Erdbeben seither abgenommen, aber das ist nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass die vulkanische Gefahr nachlässt“, erklärt Geologin Margaret Hartley gegenüber „LiveScience“.

Ereignisse aus Island im Überblick:

  • 25. Oktober: Beginn der vulkanischen Aktivitäten mit über 1.000 Erdbeben (Stärke bis zu 4,5)
  • 26. Oktober–8. November: Boden entlang des Magmatunnels sinkt stetig ab; seit dem Beginn der Aktivitäten wurden fast 10.000 Beben aufgezeichnet
  • 9. November: Nach einem Erdbeben der Stärke 4,8 ließen isländische Behörden die berühmte Touristenattraktion „Blaue Lagune“ schließen
  • 10. November: Evakuierung der Fischerstadt Grindavík aufgrund massiver Erdbeben, die isländischen Behörden rufen den Notstand aus.
  • 14. November: Islands Regierung beschließt den Bau einer behelfsmäßigen Schutzanlage, um das Geothermalkraftwerk Svartsengi vor möglichen Lavaströmen zu schützen.
  • 20. November: Anzeichen eines baldigen Ausbruchs verdichten sich, die isländischen Behörden erweitern die Gefahrenzone um die betroffene Region.


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