Vulkane: Ausbruch in Island erwartet, Italien bangt, Russland und Mexiko rauchen

Auf der ganzen Welt erwachen gerade die Vulkane, spucken Asche und lösen Erdbeben und Angst aus. Vor allem in Island scheint die Lage besonders kritisch. Wo Ausbrüche erwartet werden, wie die Lage vor Ort ist und welche Vulkane noch in den Startlöchern stehen, lesen Sie hier.
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Nach anhaltender vulkanischer Aktivitäten ist die isländische Stadt Grindavík immer noch im Ausnahmezustand.Foto: Kjartan TORBJOERNSSON/AFP via Getty Images
Von 16. November 2023

Seit Ende Oktober 2023 wurden in Island mehr als 24.000 Erdstöße mit einer Stärke von bis zu 5,2 gemessen, die durch vulkanische Aktivitäten verursacht wurden. Nach Angaben des Isländischen Wetterdienstes wurden die meisten Beben im Zentrum des Magmastroms nahe Sundhnúk in einer Tiefe von drei bis fünf Kilometern verzeichnet. Von hier verläuft bis zur südlich gelegenen Fischerstadt Grindavík ein 15 Kilometer langer „Magma-Tunnel“. Dessen Magma sei bereits bis zu einer Tiefe von rund 500 Metern aufgestiegen.

Aufgrund der schweren Erdbeben und eines ein Meter tiefen Erdlochs, das sich mitten in der Stadt bildete, wurden die 4.000 Einwohner vor knapp einer Woche schon evakuiert. Seit Mitternacht des 15. Novembers kamen in diesem Gebiet südöstlich der isländischen Hauptstadt Reykjavík rund 800 neue Beben hinzu.

Riss in der Straße auf Island

Das Foto vom 13. November 2023 zeigt einen Mann der Einsatzkräfte bei der Begutachtung des einen Meter tiefen Risses entlang der Straße in Grindavík. Foto: Kjartan TORBJOERNSSON/AFP via Getty Images

Wie die Behörden heute Morgen, 16. November, 09:00 Uhr Ortszeit mitteilten, ist es bislang noch nicht zu einem Ausbruch gekommen – dennoch bleibt die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieser in den nächsten Stunden oder Tagen eintritt.

„Wir sind wirklich besorgt um alle Häuser und die Infrastruktur in der Gegend“, sagte Vidir Reynisson, der Leiter des isländischen Katastrophenschutzes. „Das Magma befindet sich jetzt in einer sehr geringen Tiefe, sodass wir mit einem Ausbruch innerhalb weniger Stunden, spätestens aber innerhalb einiger Tage rechnen.“

Stadtteil ohne Strom

Die isländischen Behörden arbeiten derzeit an einem Plan, der den Einwohnern von Grindavík die Rückkehr in die sogenannte „rote Zone“ – den potenziell gefährlichsten Teil der Stadt – ermöglicht.

Vorgesehen ist derzeit, dass lediglich eine Person pro Haushalt in die Gefahrenzone darf. Außerdem sollen lokale Unternehmer das Gefahrengebiet betreten dürfen, solange die Lage stabil bleibt und keine neuen Gefahren auftreten.

Gleichzeitig bemühen sich die örtlichen Behörden, die ausgefallene Stromversorgung im östlichen Stadtgebiet von Grindavík wiederherzustellen – soweit dies die Bedingungen und Gefahren zulassen.

Größter Bulldozer von Island soll Kraftwerk schützen

Ebenfalls von den vulkanischen Aktivitäten bedroht ist das nördlich von Grindavík gelegene Geothermalkraftwerk Svartsengi. Seit den 1970er-Jahren versorgt dieses die beiden Ortschaften Grindavík und Njarðvík mit derzeitigen Lufttemperaturen zwischen null und fünf Grad Celsius mit Fernwärme und Strom. Svartsengi kann mit seinen sechs einzelnen Kraftwerksblöcken eine elektrische Leistung von 75 MW und eine thermische Leistung von 150 MW liefern.

Damit dies auch so bleibt, hat sich Islands größter Bulldozer auf dem Weg zum Kraftwerk gemacht. Dort soll er beim Bau eines fünf Kilometer langen Deiches helfen, der Schäden an wichtigen Infrastrukturen verhindern soll. Kommt es zu einem Ausbruch und das heiße Gestein fließt Richtung Kraftwerk, sollen die Kanäle und Dämme das geschmolzene Gestein von der Anlage wegleiten.

Unmittelbar neben dem Kraftwerk befindet sich die bei Touristen beliebte Blaue Lagune, die die Behörden ebenfalls bereits vor einer Woche schließen ließen.

Svartsengi in Island

Das Geothermalkraftwerk Svartsengi steht neben der berühmten Blauen Lagune bei Grindavík, Island. Foto: HALLDOR KOLBEINS/AFP via Getty Images

Zukunft von Island: „Weitere hundert Jahre voller Eruptionen“

Seit 2021 kam es in diesem Gebiet jedes Jahr zu vulkanischen Aktivitäten. Das letzte Ereignis liegt sogar nur wenige Monate zurück, wie die Epoch Times berichtete. So öffnete sich im Juli 2023 eine gut 900 Meter lange Erdspalte, aus der sehr flüssige Lava austrat.

Vulkanausbruch im Sommer 2023 in Island

Vulkanausbruch nahe Reykjavík, Island, im Sommer 2023. Foto: Sean Gallup/Getty Images

Laut Edward W. Marshall vom Nordic Volcanological Center der Universität Island wird dies auch nicht das letzte Ereignis sein. „Die Zeit ist endgültig abgelaufen. Wir können uns auf weitere hundert Jahre voller Eruptionen in Reykjavík einstellen“, erklärt der Forscher gegenüber „LiveScience“.

So ist der möglicherweise bevorstehende Ausbruch des isländischen Vulkans Teil eines 1.000-jährigen Zyklus‘ vulkanischer Aktivitäten in diesem Gebiet. Geologische Aufzeichnungen legen nahe, dass die Ruhezeiten des Vulkans zwischen 600 und 1.200 Jahre betragen. Diese werden jeweils von 200 bis 500 Jahre langen aktiven Phasen unterbrochen.

Auch Edward W. Marshall erwartet einen baldigen Ausbruch. „Ich gehe davon aus, dass eine Eruption innerhalb der nächsten Tage oder Wochen stattfinden wird. Wenn er in drei Wochen nicht ausgebrochen ist, glaube ich nicht, dass noch etwas passieren wird, da die Abkühlung beginnen wird und sich die Risse [aus denen Magma tritt] schließen werden“, so Marshall.

Vulkane weltweit rauchen und brodeln

Bereits vor einigen Tagen zeigte auch der Ätna auf Sizilien in Italien wieder Aktivitäten. Der größte und aktivste Vulkan in Europa spuckte unter Ankündigung lauter Explosionen eine große Menge glühender Lava aus. Die dabei entstandene Eruptionssäule erreichte eine Höhe von über vier Kilometern, ohne jedoch den Flugverkehr der Region einzuschränken. Dabei gingen auf mehrere Städte in der Umgebung wie Milo und Zafferana Etnea ein Ascheregen nieder – größere Schäden gab es keine. Inzwischen hat sich der Ätna wieder beruhigt.

Mit wesentlich größerer Angst schauen die Italiener dagegen Richtung Neapel auf die beiden Vulkane Vesuv und den Campi Flegrei. Dort bebte die Erde seit Anfang September bereits mehr als 1.500 Mal. Meist dauerte das Zittern nur wenige Sekunden – manchmal begleitet von einem Rumoren im Untergrund. Das heftigste Beben hatte eine Stärke von 4,2. „Die Bevölkerung dort lebt in der Zange zwischen zwei aktiven Vulkanen. Beide Vulkane sind reif für eine Eruption“, erklärt Thomas R. Walter vom Deutschen Geoforschungszentrum.

Seit Anfang November stößt der Kljutschewskoi-Vulkan in Russland außerdem immer wieder bis zu zwölf Kilometer hohe Aschewolken aus. Russlands höchster Vulkan zählt mit seinem seit 2005 andauerndem Ausbruch zu den aktivsten Vulkanen weltweit. Trotz seiner enormen Aschesäule wird die Aktivität des Kljutschewskoi derzeit als schwach eingeschätzt. Eine Gefahr für die Bevölkerung auf der gering besiedelten Halbinsel Kamtschatka bestehe nicht.

Eine etwa halb so hohe Aschewolke stößt seit dem 15. November der Popocatépetl in Mexiko aus. Seit 1994 zeigt der Schichtvulkan vermehrt Aktivitäten und gilt daher als potenziell gefährlich. Die mexikanische Behörde mahnt derzeit die Bevölkerung zur Vorsicht.

Weitere Vulkane, die derzeit mehrere Kilometer hohe Asche- und Rauchwolken ausstoßen, befinden sich in Ecuador (Sangay und Reventador), auf Indonesien (Semeru, Dukono und Ibu), in Guatemala (Fuego und Santiaguito) sowie in Peru (Sabancaya).



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