Perseiden im Anflug – rund eine Sternschnuppe pro Minute

Die Sternschnuppen der Perseiden funkeln seit einigen Nächten am Himmel. Zwischen dem 9. und 13. August erreichen sie ihr Maximum, wobei hierzulande die meisten Meteore in den frühen Morgenstunden am Montag und Dienstag (12./13.08.) zu erwarten sind. Auch sogenannte Feuerkugeln, die farbige Streifen ins Firmament zeichnen, sind nicht unwahrscheinlich.
Perseiden über einem See in Litauen, aufgenommen in der Nacht auf den 13. August 2016. Foto: Arnas Goldberg, CC BY 3.0
Perseiden über einem See in Litauen, aufgenommen in der Nacht auf den 13. August 2016.Foto: Arnas Goldberg, CC BY 3.0
Von 11. August 2024

Mit rund einer Sternschnuppe pro Minute locken die Perseiden alljährlich im Sommer nicht nur Sternenfreunde nach draußen.

In den kommenden Nächten erreicht das wiederkehrende Himmelsfeuerwerk seinen diesjährigen Höhepunkt. Vereinzelte Sternschnuppen zucken bereits seit Mitte Juli über den Nachthimmel, das Maximum wird indes Montag, 12. August, erwartet – wenn über Europa noch die Sonne scheint. Bis Ende August werden sie anschließend wieder abklingen.

Daher wird der Meteorregen in diesem Jahr am frühen Montagmorgen und in der Nacht auf Dienstag am besten zu beobachten sein.

Dann werden auch über Deutschland unzählige Sternschnuppen des legendären Perseidenschwarms verglühen. So das Wetter mitspielt, sind sie mit bloßem Auge sichtbar. Aufgrund der Lichtverschmutzung vieler Städte empfiehlt es sich jedoch, sich auswärts auf die Lauer zu legen.

Perseiden in Folklore und Wissenschaft: Wenn Tränen auf die Erde fallen

Die Perseiden heißen im Volksmund auch „Laurentiustränen“. Der Name erinnert an den Heiligen Laurentius, der am 10. August des Jahres 258 unter der Herrschaft des römischen Kaisers Valerian den Märtyrertod starb. Seither regnete es der Legende zufolge an diesem Tag stets feurige Tränen.

Eine andere Deutung kam im späten Mittelalter auf: So gelten Sternschnuppen in Europa seither als herabfallender Staub von Sternen, die von Engeln geputzt werden. Bei uns hat sich der Glaube an die Wunscherfüllung im Sternenmythos bis heute gehalten.

Wünsche darf man haben, sie aber nicht aussprechen, wenn in diesen Nächten die Sternschnuppen vom Himmel fallen. Besonders Verliebte genießen gern das heimliche Wünschen angesichts der Sternschnuppen in der Zweisamkeit der lauen Augustnächte.

Ihr theoretisches Maximum erreichen die Perseiden über Deutschland am Montag gegen 16 Uhr. Die lokalen Höhepunkte zeigen sich daher in den Morgenstunden, wenn der Mond (oben) bereits unter- und die Sonne (unten) noch nicht aufgegangen ist.

Ihr theoretisches Maximum erreichen die Perseiden über Deutschland am Montag, 12. August, gegen 16 Uhr. Die lokalen Höhepunkte zeigen sich daher in den Morgenstunden, wenn der Mond (oben) bereits unter- und die Sonne (unten) noch nicht aufgegangen ist. Zenit-Rate: im Idealfall mit bloßem Auge sichtbar, wenn Perseus im Zenit steht, lokale Rate: sichtbar für die tatsächliche Position des Radianten am Himmel, Zeiten für Auf- und Untergang von Sonne (1) und Mond (5) sowie Beginn und Ende von bürgerlicher (2), nautischer (3) und astronomischer (4) Dämmerung. Alle Daten für 50°N, 10°O (etwa Mitte Deutschlands). Foto: ts/Epoch Times

Die Erklärung durch Sternenstaub ist dabei nicht so weit hergeholt. Heute weiß man, dass die Sternschnuppen der Perseiden auf Bruchstücke und -stückchen des Kometen 109P/Swift-Tuttle zurückzuführen sind, die dieser auf seiner Bahn hinterlässt.

Seinen heutigen Doppelnamen verdankt dieser seinen Entdeckern Lewis Swift und Horace Tuttle. Die beiden US-amerikanischen Astronomen entdeckten den etwa 26 Kilometer großen Himmelskörper unabhängig voneinander am 16. beziehungsweise 19. Juli 1862, drei Jahre zuvor hat er die Bahn der Erde gekreuzt.

Das P im Namen markiert seine periodische Wiederkehr, erklärt die NASA. Aufgrund seiner Umlaufzeit von 133 Jahren näherte er sich der Erde seither nur ein weiteres Mal – im Jahr 1992. Die nächste Begegnung steht erst im Jahr 2126 bevor. Auf seiner Bahn um die Sonne hinterlässt Swift-Tuttle indes eine Spur kosmischen Staubes, die die Erde jedes Jahr im Sommer durchfliegt.

Optische Täuschung: Wie Schneegestöber, nur im Sommer

Mit einer Geschwindigkeit von rund 60 Kilometern pro Sekunde – oder 216.000 Stundenkilometern – dringen die oft nur stecknadelkopfgroßen Partikel aus Kometenstaub in die Erdatmosphäre ein. Damit zählen sie zu den eher schnelleren und bräuchten für die Reise von der Erde zum Mond nur 90 Minuten.

In Höhen von 80 bis 100 Kilometern erzeugen die kleinen Staubteilchen dann die Lichterscheinungen, die wir als Sternschnuppen sehen. In Wirklichkeit leuchten nicht die Teilchen selbst, sondern die Luft um sie herum, die durch die Reibung aufgeheizt wird.

Die größeren Meteore leuchten bei ihrem Eintritt in die Atmosphäre so stark wie helle Sterne und Planeten. Noch heller, aber auch entsprechend seltener, sind die sogenannten Feuerkugeln. Diese spektakulären Meteore ziehen oft einen farbig nachglühenden Schweif hinter sich her. Nochmals weitaus seltener erreichen sie – dann als Meteoriten bezeichnet – die Erdoberfläche.

Obwohl der Ursprung der Perseiden in der Staubspur des besagten Kometen liegt, erscheint dies auf der Erde anders. So bietet sich dem mit der Erde durchs All sausenden Beobachter bei einem Meteorschwarm ein Bild wie einem Autofahrer bei einer Fahrt in dichtem Schneetreiben. Es scheint, als kämen alle Schneeflocken von einem gemeinsamen Ausgangspunkt. In Wahrheit spielt hier die Perspektive einen Streich.

"Meteoritenschwarm

Meteoritenschwarm der Perseiden über der Kapelle St. Urban in Slavkov u Brna (Austerlitz) Tschechien. Die Komposition besteht aus 45 Bildern und zeigt den vermeintlichen Ursprung der Sternschnuppen im Sternbild Perseus. Foto: Michal.danes, CC BY-SA 4.0

Genauso so ist es bei den Sternschnuppen im August, deren Leuchtspuren sich aus Sicht des irdischen Beobachters allesamt ins Sternbild Perseus jenem griechischen Helden, der die Medusa erschlug zurück verlängern lassen. Dieser scheinbare kosmische Ursprung wird Ausstrahlungspunkt oder Radiant genannt und ist nicht nur für die Perseiden Namensgeber.

Rundumblick und Isomatte: Perseiden sind in der Natur am schönsten

Perseus befindet sich unweit des Sternbilds Kassiopeia. Wegen seiner Form auch „Himmels-W“ genannt, ist es eines der einprägsamsten Sternbilder und leicht zu finden. In den kommenden Nächten stehen beide Sternbilder im Nordosten. Wobei sie in der zweiten Nachthälfte höher über dem Horizont stehen und sodann mehr Sternschnuppen versprechen.

„Wann immer man klaren Himmel hat, lohnt sich ein Blick auf die Perseiden“, sagte die Astrophysikerin Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg. Liegestuhl, Isomatte, Schlafsack. Mehr braucht es nicht für das Himmelsglück. Wer also an den kommenden Abenden oder besser noch in den frühen Morgenstunden eine Wolkenlücke entdeckt, sollte auf jeden Fall einen Blick auf die eine oder andere Sommersternschnuppe erhaschen können.

Auch Sven Melchert, ehemaliger Vorsitzender der Vereinigung der Sternfreunde im südhessischen Heppenheim, empfiehlt: „In einer klaren Nacht einfach auf eine Wiese mit freiem Himmelsblick legen und nach oben schauen. Die Sternschnuppen werden kommen. Garantiert.“ „Die Perseiden sind relativ beständig von Jahr zu Jahr“, ergänzt Astrophysiker Dominik Elsässer, der Melcherts Kollege ist.

Der scheinbare Ursprung der Perseiden liegt im Sternbild Perseus.

Der scheinbare Ursprung der Perseiden liegt im Sternbild Perseus. Foto: Membeth, public domain

Eingeschränkte Sicht: Städte, Mond und Teleskope meiden

Ebenfalls am Nachthimmel erscheint dieser Tage aber auch der zunehmende Halbmond. Er steht jedoch bereits in der ersten Nachthälfte recht tief über dem Horizont, sodass sein Licht nur wenig stört. Mit Untergang des Erdtrabanten gegen 23 Uhr werden nach Mitternacht in jedem Fall auch die lichtschwächeren Sternschnuppen sichtbar – wolkenfreien Himmel vorausgesetzt.

Bislang sind die Wetteraussichten vielversprechend. Vollmond ist am 19. August. In besagter Nacht geht der Mond seinerseits gegen 23:20 Uhr unter. Für alle Nachteulen stellt der Mond also kein Hindernis für die Sternschnuppenjagd dar. Allerdings sollten sie sich warm anziehen, bei klarem Himmel fallen die Temperaturen leicht in den einstelligen Bereich.

Es gibt jedoch eine zweite störende Lichtquelle und die verändert weder ihre Bahn noch ihre Helligkeit: Städte. Ihren Bewohnern empfiehlt es sich daher, die Städte Richtung Norden zu verlassen. Auch in Gegenden ohne große, hell beleuchtete Industrieanlagen erschweren Straßenlaternen die Sicht auf das Himmelsspektakel. Glücklich kann sich schätzen, wessen Gemeinde die Beleuchtung nachts ausschaltet. Es empfiehlt sich aber auch, eine Taschenlampe mitzunehmen, um auf unbeleuchteten Wegen nicht zu stolpern.

Außerdem sollte man Geduld mitbringen, rät das Planetarium in Hamburg. Die Sternschnuppen werden wohl in Schüben kommen und die Augen müssten sich auch erst einmal an die Dunkelheit der Nacht gewöhnen. Weitere Ausrüstung wie Feldstecher oder Teleskop sind hingegen nicht nötig. Im Gegenteil. Weil sie das Blickfeld wesentlich einschränken, sind sie beim Aufspüren der in Sekundenschnelle verglühenden Meteore sogar hinderlich. Ihren Einsatz kann man sich für andere Himmelsereignisse aufsparen. Davon gibt es auch dieses Jahr noch einige.

Die nächsten größeren Meteorströme folgen übrigens noch dieses Jahr, unter anderem im Oktober und November. Ebenso erscheinen pünktlich zur Weihnachtszeit mit den Geminiden und Ursiden gleich zwei Möglichkeiten im Advent, den Wunschzettel abzuarbeiten.

Wer Sternschnuppen fotografieren möchte, sollte ein Weitwinkelobjektiv verwenden, die Kamera auf ein Stativ montieren und eine Langzeitbelichtung wählen.



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