Aktuelle Wintersaison am Südpol war die Kälteste seit Beginn der Wetteraufzeichnung

Auf den polaren Rekordsommer (18,3 Grad Celsius) im Februar 2020 folgte nun der kälteste Winter am Südpol seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Die Thermometer der Amundsen-Scott-Südpolstation zeigten im Durchschnitt knackige minus 78 Grad Celsius.
Eisiger Südpol
Kälterekord am Südpol mit minus 78 Grad Celsius geknackt.Foto: iStock
Von 24. Oktober 2021

Die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) erklärte kürzlich den Juli 2021 zum heißesten Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 142 Jahren. Im Kontrast dazu waren die jüngsten Temperaturen in der Antarktis, dem kältesten Kontinent der Erde, frostiger denn je. Tatsächlich war die polare Finsternis 2021 (April bis September) die kälteste, die Forscher bisher am Südpol aufzeichneten.

Dr. David Bromwich, Meteorologe vom Byrd Polar and Climate Research Center der Ohio State University, erklärte gegenüber The Epoch Times, dass die Aufzeichnung auf direkten Temperaturmessungen an der Amundsen-Scott-Südpolstation beruht. Dieses traditionelle Verfahren wird seit Beginn der Wetteraufzeichnungen verwendet und liefert seither Daten.

Die [modernen] Satellitenmessungen begannen in den späten 1970er-Jahren, sodass diese Quelle nicht herangezogen werden kann“, so Bromwich.

Weiterhin erklärt der Meteorologe, dass er und seine Kollegen sich lediglich auf die Messungen der Amundsen-Scott-Südpolstation berufen. „Wir haben keine anderen Stationen konsultiert“, so Bromwich.

Ein Teil der Antarktis friert

Nach Angaben des National Snow & Ice Data Center (NSIDC) sanken die Temperaturen zwischen April und September auf einen rekordverdächtigen Durchschnitt von fast minus 78 Grad Celsius.

Früheren Medienberichten zufolge sollte dieses Rekordtief die gesamte Antarktis betreffen. Die NSIDC korrigierte daraufhin, dass sich der Kälterekord nur auf den „inneren Bereich, insbesondere der Region nahe des Südpols“, beziehe.

„Die ungewöhnliche Kälte hängt mit zwei längeren Perioden mit überdurchschnittlich starken Winden um den Kontinent zusammen. Diese haben das Eisschild von wärmeren Bedingungen isoliert“, heißt es in der Erklärung des NSIDC. Forscher beobachteten zudem einen „starken Polarwirbel in der oberen Atmosphäre, der zu einem erheblichen Ozonloch führte“.

Noch anderthalb Jahre vor dem eisigen Winter (6. Februar 2020) zeichnete eine andere antarktische Forschungsstation einen Wärmerekord auf. Die argentinische Esperanza-Basis auf der nördlichsten Halbinsel des Kontinents zeigte 18,3 Grad Celsius an. Über Null. Die World Meteorological Association (WMO) erkannte diesen Rekord im Juli 2021 formell an.

Abkühlungstrend am Südpol schon länger unter Beobachtung

Andere Kommentatoren wiesen bereits in den letzten Jahrzehnten auf einen größeren Abkühlungstrend auf dem antarktischen Kontinent (einschließlich seiner Halbinsel) hin. So machte der Blogger Pierre L. Gosselin auf mehrere neue Studien aufmerksam, in denen der Abkühlungstrend seit den 1990er-Jahren erwähnt oder untersucht wird. Dieser folge auf eine starke Erwärmungsphase zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Eine dieser Arbeiten untersuchte außerdem das Wachstum mehrerer Flechtenarten. Die Studie von Leopoldo Sancho zeigt, dass das Wachstum der Flechten in den letzten, kühleren antarktischen Sommern mehr oder weniger stark zurückging.

Die Rekordkälte am Südpol ist für viele Wissenschaftler weder eine Widerlegung noch ein Widerspruch zur globalen Erwärmung. „Ein kalter Winter ist zwar interessant, ändert aber nichts am langfristigen Trend der Erwärmung“, sagte Meteorologe Eric Steig der „Washington Post“.

„Auch wenn der Globus insgesamt wärmer ist als der Durchschnitt, wird es in einigen Gebieten weiterhin kältere Temperaturen und sogar schwere Kälteausbrüche geben“, ergänzte Zachary Labe, Wissenschaftler an der Colorado State University, gegenüber CNN.

Im Gegensatz dazu zögerten die Wissenschaftler nicht, den Wärmerekord auf der Esperanza Base im Jahr 2020 mit Klimawandel in Verbindung zu bringen. „Es ist ein Zeichen für die Erwärmung, die dort stattgefunden hat und die viel schneller ist als der globale Durchschnitt“, sagte James Renwick, Wissenschaftler an der Victoria University of Wellington, gegenüber „The Guardian Australia“.

Millionen Jahre Klimawandel

Geologische Funde zeigen, dass sich das Klima der Erde seit Jahrmillionen ändert und ein steter Wandel zwischen etwa 20.000 Jahre dauernden Warm- und etwa 100.000 Jahre dauernden Eiszeiten stattfindet. Der Wechsel von Warm- und Kaltzeiten wurde in der letzten Million Jahren maßgeblich von den sogenannten Milankovic-Zyklen geprägt, wobei es auch innerhalb einer Eiszeit warme Phasen, sogenannte Interstadiale oder Zwischenwarmzeiten, gab.

Mit dem Ende der Weichsel-Kaltzeit etwa 9.700 v. Chr. begann eine solche Zwischenwarmzeit: das Holozän. Im größeren erdgeschichtlichen Zeitrahmen befindet sich die Erde jedoch noch in einer Eiszeit. Eine natürliche Abkühlung in den nächsten 10.000 Jahren ist somit genauso wenig auszuschließen wie ein (deutlicher) Temperaturanstieg auf dem Weg zur nächsten Warmzeit.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: South Pole’s Cold Season Was Coldest on Record (deutsche Bearbeitung ts)



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