Reparatur unmöglich: Arecibo-Radioteleskop nach 57 Jahren außer Dienst gestellt
Nach zwei gebrochenen Stahlseilen und der realen Gefahr, dass die 900 Tonnen schwere Forschungsplattform abstürzt, haben die Betreiber des Arecibo-Observatoriums beschlossen, eines der größten Radioteleskope der Welt stillzulegen. Eine Reparatur des 305-Meter-Teleskops gilt als zu gefährlich.
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Das Arecibo-Teleskop wird nach 57 Dienstjahren und zwei Stahlseilbrüchen außer Betrieb gesetzt. Eine Reparatur der Anlage mit der 900 Tonnen schweren, 140 Meter über dem Boden hängenden Forschungsplattform gilt als lebensbedrohlich.
Bis 2016 war es das größte Radioteleskop der Welt und diente unter anderem als Kulisse für James Bond und Akte X. Nach mehreren Beschädigungen durch herabfallende Halteseile und realer Einsturzgefahr, sieht sich die U.S. National Science Foundation (NSF) gezwungen, das Arecibo-Teleskop in Puerto Rico aufzugeben. Wie die Betreiber am Donnerstag (19. November) mitteilten, wäre eine Reparatur des 305-Meter-Teleskops zu gefährlich.
Die Ankündigung folgte drei unabhängigen Schadensgutachten, nachdem im August ein Hilfsseil aus seiner Halterung gerutscht war und ein etwa 30 Meter großes Loch in die Antennenschüssel gerissen hatte. Anfang November – 5 Tage nach dem 57. Jahrestag der Inbetriebnahme 1963 – brach ein weiteres Stahlseil, das die etwa 900 Tonnen schwere Forschungsplattform 140 Meter über dem Boden hält.
Von der Stilllegung betroffen ist nur das offiziell „William-E.-Gordon-Teleskop“ genannte, 305 Meter große Radioteleskop mit der berühmten schwebenden Forschungsplattform. Andere Teile des Observatoriums, die im Falle eines Einsturzes beschädigt oder zerstört werden könnten, sollen erhalten bleiben. Der Stilllegunsgplan zielt darauf ab, so viel wie möglich von der verbleibenden Infrastruktur zu erhalten, sodass sie für zukünftige Forschungs- und Ausbildungsmissionen verfügbar bleibt, schreiben die Betreiber auf ihrer Website.
Arecibo-Teleskop geht nach 57 Jahren in Frührente
Die Sicherheit der Mitarbeiter des Observatoriums und der Arbeiter steht an oberster Stelle, sagte Sethuraman Panchanathan, Direktor der NSF. „Seit fast sechs Jahrzehnten dient das Arecibo-Observatorium als Leuchtturm für bahnbrechende Wissenschaften und dafür, wie eine Partnerschaft mit einer Gemeinschaft aussehen kann.“
Tatsächlich diente das „ikonische Observatorium“ in seiner 57-jährigen wissenschaftlichen Laufbahn nicht nur für Radioastronomie, Planeten-, Sonnensystem- und Weltraumforschung, sondern auch als atemberaubende Kulisse, unter anderem für James Bond. In „GoldenEye“ begräbt die herabstürzende Forschungsplattform den Bösewicht unter sich. Um ein ähnliches Szenario zu vermeiden, hatten die Sicherungsarbeiten am Teleskop nach dem ersten Kabelbruch bereits begonnen.
So hatten Ingenieure ein Hilfskabelsystem entworfen und waren bereit, die strukturelle Stabilisierung durchzuführen. Während das Observatorium die Lieferung der Kabel veranlasste, brach am gleichen Turm am 6. November eines der 60 Jahre alten Hauptkabel.
Aufgrund der anschließenden Untersuchung kamen die Ingenieure zu dem Schluss, dass die verbleibenden Kabel wahrscheinlich schwächer sind, als ursprünglich angenommen. Weiter folgerten sie, dass ein Belastungstest der übrigen Kabel bereits zum Absturz der Plattform führen könnte.
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„Die Frage war nicht, ob wir Arecibo reparieren, sondern wie“
Entsprechend erfolgten die aktuellen Gutachten laut NSF und der Universität von Zentralflorida, die die Anlage momentan verwaltet, „unter Berücksichtigung des Alters der Anlage, der Komplexität der Konstruktion und des potenziellen Risikos für die Arbeiter nach dem erwarteten Zeitplan“.
Dabei wurde in mehreren Bewertungen festgestellt, dass alle Reparaturversuche potenziell lebensbedrohlich seien. Sogar im Falle künftiger Reparaturen stellten die Ingenieure fest, dass die Struktur wahrscheinlich langfristige Stabilitätsprobleme aufwerfen würde.
„Die [Verantwortlichen] haben in dieser Situation eine lobenswerte Arbeit geleistet, indem sie schnell gehandelt und jede mögliche Option zur Rettung dieses unglaublichen Instruments verfolgt haben“, sagte Ralph Gaume, Direktor der NSF-Division für Astronomische Wissenschaften. Weiter sagte er:
„Bis diese Einschätzungen eintrafen, war unsere Frage nicht, ob das Observatorium repariert werden sollte, sondern wie. Aber am Ende zeigte die Mehrheit der Daten, dass wir dies einfach nicht sicher tun konnten. Und das ist eine Grenze, die wir nicht überschreiten können.“
(Mit Material der U.S. National Science Foundation (NSF))