„Nicht klar, was abgefragt und gefunkt wird“ – Sahra Wagenknecht’s Nein zur Corona-Warn-App
Die Nutzung der deutschen Corona-Warn-App ist und soll freiwillig bleiben. Auch für Politiker.
Im „jung & naiv“-Interview mit Tilo Jung begrüßte Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) diese Entscheidung und sagte, dass sie die App nicht installieren werde.
Auch Tilo Jungs Argument, die App werde selbst von einer „der regierungskritischsten NGOs in Deutschland“, dem Chaos-Computer-Club, gutgeheißen, konnte die Politikerin nicht überzeugen. Momentan sei „nicht klar, was abgefragt und gefunkt wird.“
Wagenknecht: „… hätte man aktiv gegen die App werben müssen“
Sahra Wagenknecht hat nach eigenen Angaben ein etwa zwei Jahre altes iPhone und ist überzeugt, dass Google und Apple sowieso Standortdaten (und weitere Informationen) abfragen und speichern. Die Corona-Warn-App stelle jedoch ein zusätzliches Einfallstor für Hacker dar, nicht nur auf die Daten der App, sondern auf das Smartphone an sich zuzugreifen.
Grundsätzlich würde die Politikerin die App mit dem dezentralen, anonymisierten Konzept installieren, wenn diese absolut sicher sei. Bei einem zentralen Ansatz „hätte man [hingegen] aktiv gegen die App werben müssen.“
Corona-App: „Mehr oder weniger … nicht nutzlos“
Studien haben inzwischen gezeigt, dass Wagenknechts Bedenken nicht ganz unbegründet sind. So haben Forscher der Universität Marburg mit vorab veröffentlichten Informationen im Feldversuch anhand der Bluetoothdaten sowohl Bewegungsprofile erfassen als auch direkt Personen identifizieren können.
Zahlen aus anderen Ländern zeigen zudem, dass Corona-Apps nicht perfekt sind. In Australien wurde mit der App, die immerhin jeder fünfte Einwohner installiert hat, binnen einem Monat lediglich ein Infizierter erfasst, der noch nicht auf anderen Wegen erkannt wurde. Australiens „COVIDSafe“ nutzt ebenso Bluetooth-Daten wie die deutsche Corona-Warn-App.
In Norwegen haben 1,6 Millionen Menschen die GPS-basierte App installiert, aber nur etwa ein Drittel von ihnen nutze sie aktiv. Das norwegische Gesundheitsministerium vermutet, die geringe Nutzung liege am hohen Stromverbrauch (unter anderem durch GPS). Das Osloer Institut für Friedensforschung (Prio) geht hingegen von mangelndem Vertrauen in die App aus.
Aus Island, dem Land mit der weltweit höchsten Durchdringungsrate – etwa 4 von 10 Einwohnern haben die App installiert – heißt es: „Die Technologie ist mehr oder weniger … nicht nutzlos“.
Je nach Region braucht es bis zu 90 Prozent Durchdringung, damit die App wirkungsvoll genutzt werden kann, so Thomas Grünewald von der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin.
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