Studie: Fehlende Bestäuber gefährden weltweite Ernährung

Laut Forschern aus Amerika und Europa führen fehlende Bestäuber auf 30 bis 60 Prozent der Anbauflächen zu Ernteeinbußen. Dies beeinträchtigt die weltweite Versorgung mit lebenswichtigen Nahrungsmitteln. Besonders betroffen sind drei beliebte Früchte.
Studie: Fehlende Bestäuber gefährden globale Ernährung
Bestäuber unterstützen die Fortpflanzung von etwa 76 Prozent der weltweit führenden Nahrungspflanzen.Foto: Alexandrum79/iStock
Von 2. September 2024

Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Schwebfliegen. Dank der kleinen fleißigen Bestäuber erblüht die Natur und liefert eine Fülle an Obst und Gemüse. Bleiben die zahlreichen Schwärme jedoch aus, wird es auch im Erntekörbchen übersichtlicher. Dass die Zahl der Insekten seit Jahren sinkt, ist unverkennbar und wissenschaftlich erwiesen. Doch was dies in exakten Zahlen für die Ernteerträge bedeutet, war bislang weniger klar.

Ein internationales Forscherteam um Prof. Rachael Winfree von der Rutgers University hat deshalb die Ernteerträge von mehr als 1.500 Feldern auf sechs Kontinenten unter die Lupe genommen. Dabei stellten sie fest, dass die weltweite Produktion von Feldfrüchten durch einen Mangel an Bestäubern deutlich eingeschränkt wird. So bringen ein Drittel bis zwei Drittel der Felder weniger Ertrag als sie sollten, da es ihnen an Bestäubern mangelt. Ein Phänomen, das als Bestäuberlimitierung bekannt ist.

Unsere Ergebnisse geben Anlass zu Besorgnis und Optimismus“, so Katie Turo, Postdoktorandin an der Rutgers University. Weiter sagte sie:

„Wir haben weitverbreitete Ertragsdefizite festgestellt. Wir gehen jedoch auch davon aus, dass wir durch regelmäßige Investitionen und Forschungen die Effizienz unserer bestehenden Anbauflächen verbessern können, um den Nährstoffbedarf der Weltbevölkerung zu decken.“

Neben 15 Prozent Eiweiße, 30 Prozent Fette und 55 Prozent Kohlenhydrate gehören auch Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe zu einer gesunden Ernährung. Foto: beats3/iStock

Reis und Weizen ausgenommen

Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler nach einer Analyse von mehr als 200.000 „Bienenbesuchen“ bei Kulturpflanzenblüten. Diese entstammen einer weltweiten Datenbank, die drei Jahrzehnte an Feldbeobachtungen zur Bestäubung von Kulturpflanzen umfasst. Aufbau und Pflege erfolgten von Prof. Rachael Winfree, Hauptautorin der Studie, und Kollegen aus Europa und Südamerika.

Aus ihrer Studie ausgenommen sind wichtige Nahrungspflanzen wie Reis und Weizen, da diese zur Fortpflanzung keine Bestäuber benötigen. Die Bestäubung durch Bienen und andere Tiere ist jedoch entscheidend für die Verbreitung von beliebten, nährstoffreichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Nüssen und Hülsenfrüchten.

„Wenn man sich eine Liste von Nutzpflanzen ansieht und darüber nachdenkt, welches Obst und Gemüse man am liebsten isst – wie Beeren im Sommer oder Kürbisse im Herbst – dann sind das die Pflanzen, die in der Regel von Insekten bestäubt werden“, so Turo.

Unter Bestäubung versteht man die Übertragung von Pollen vom männlichen Teil einer Blüte auf den weiblichen Teil, wodurch die Pflanze befruchtet wird und Samen, Früchte und Jungpflanzen entstehen können. Der Pollen kann durch Wind, Wasser oder Bestäuber wie Honig- und Wildbienen sowie andere Insekten und Tiere übertragen werden.

Ohne Bestäuber: Blaubeeren und Kaffee in Gefahr

Früheren Untersuchungen zufolge unterstützen Bestäuber die Fortpflanzung von etwa 88 Prozent der weltweit blühenden Pflanzen und 76 Prozent der weltweit führenden Nahrungspflanzen. Bienen gelten im Allgemeinen als die effektivsten Bestäuber.

Laut den Wissenschaftlern sind Blaubeeren, Kaffee und Äpfel am häufigsten von den nachlassenden Besuchen der Insekten betroffen. Insgesamt verzeichneten die Forscher bei 25 einzelnen Kulturen und in 85 Prozent der untersuchten Länder Ertragseinbußen.

Wenige Bestäuber führen zu Ernteeinbußen bei Blaubeeren, Kaffee und Äpfeln

Laut den Forschern führt eine geringe Zahl an Bestäubern besonders bei Blaubeeren, Kaffee und Äpfeln und Ernteverlusten. Foto: kms/Epoch Times; nach Eike Leppert, oleksajewicz, MarianVejcik/iStock

Doch die Forscher um Turo zeigen sich optimistisch. Würden Bestäuber mehr geschützt, steige ihre Zahl deutlich, sodass Bienen und Co. wieder zahlreicher die Felder besuchen könnten. Außerdem waren nicht alle untersuchten Felder von dem Bestäuber-Notstand betroffen.

Wenn Bauern die Konsistenz zwischen Feldern mit hohen und niedrigen Erträgen verbessern könnten, ließe sich ein Großteil der beobachteten Ertragsprobleme beheben, so die Forscher. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Landwirte ihre Felder produktiver machen können, wenn sie den Bestäubern mehr Aufmerksamkeit schenken“, so Winfree abschließend.

Die Studie erschien am 3. Juli 2024 in der Fachzeitschrift „Nature Ecology & Evolution“.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion