Skelett des größten Stegosaurus kommt unter den Hammer

Immer wieder werden Dinosaurier-Skelette oder Teile davon teuer an anonyme Bieter versteigert und gehen damit der Wissenschaft verloren. Jetzt liegt in den USA der nächste Kandidat unter dem Hammer: der einzigartige Stegosaurus „Apex“.
Stegosaurus Apex
Ein etwa sechs Meter langes und 3,50 Meter hohes Stegosaurus-Skelett mit dem Spitznamen „Apex“.Foto: Matthew Sherman/Sotheby's/dpa
Von 30. Mai 2024

In den USA winkt erneut ein tonnenschweres Geschäft, denn im Rahmen einer naturhistorischen Auktion am 17. Juli wird erneut das fast vollständige Skelett eines Dinosauriers versteigert.

Wie das Auktionshaus Sotheby’s am Mittwoch mitteilte, handelt es sich dabei um das Skelett eines etwa sechs Meter langen und 3,50 Meter hohen Stegosaurus. Der Dinosaurier namens „Apex“ sei „unglaublich gut erhalten“, da sogar Abdrücke der Haut erhalten geblieben sind.

Nach Einschätzung von Auktionsexperten könnte der Stegosaurus zwischen vier und sechs Millionen Dollar (etwa 3,5 bis 5,5 Millionen Euro) einbringen. Viele Experten stehen der Versteigerung kritisch gegenüber.

Einzigartiger Stegosaurus unter dem Hammer

Im Mai 2022 ging Jason Cooper, ein bekannter kommerzieller Paläontologe, mit einem Freund auf seinem Grundstück in Colorado (USA) spazieren. Dabei entdeckten die Männer einen versteinerten Knochen, der aus einem Felsen der Morrison-Formation herausragte.

Sofort machten sie sich an die Ausgrabung ihres Fundes, die im Oktober 2023 mit dem vollständig freigelegten Skelett endete. Mit dabei: das Auktionshaus. „Sotheby’s hat eng mit dem Eigentümer zusammengearbeitet, um den gesamten Prozess zu dokumentieren – von der Entdeckung und Ausgrabung bis hin zur Restaurierung, Präparation und Montage“, so das Auktionshaus auf seiner Website.

Da Jason Cooper das Skelett auf seinem Privatgelände entdeckt hat, ist er nach US-amerikanischem Recht der Besitzer des Fundes. Aus diesem Grund ist er offiziell berechtigt, den Stegosaurus zu verkaufen beziehungsweise versteigern zu lassen.

Aufgrund seiner Einzigartigkeit kann Cooper einen hohen Preis mit Stegosaurus Apex erzielen – und das nicht nur wegen seiner guten und fast vollständigen Erhaltung. So konnten bei Untersuchungen des Fossils keine Anzeichen von Kampf- oder Raubtierverletzungen entdeckt werden. Dafür zeigten die versteinerten Knochen deutliche Anzeichen von Arthritis, was auf ein hohes Alter des Tieres hindeutet.

Des Weiteren ist Apex mehr als 30 Prozent größer als „Sophie“, ein vergleichbar gut erhaltener Stegosaurus aus der Sammlung des National History Museum in London. „Dies ist eine unglaublich wichtige Entdeckung, und ich kenne keinen anderen Stegosaurus, der die Größe und Qualität dieses Exemplars hat“, sagt Cassandra Hatton, Vize-Präsidentin von Sotheby’s.

Stegosaurus „Sophie“

Der Stegosaurus „Sophie“ aus der Sammlung des National History Museum in London. Foto: Justin Tallis/AFP via Getty Images

Millionengeschäfte mit Folgen

Der Käufer und künftige Besitzer des Stegosaurus erhält zusätzlich zum Dinosaurier eine Kopie der 3D-Daten vom Scan des Skelettes – inklusive Lizenz zur Nutzung der Daten in jeder beliebigen Weise. Damit möchte das Auktionshaus, dass „die wichtigsten Informationen über den Dinosaurier bei dem Exemplar verbleiben und die Zusammenarbeit in der zukünftigen Forschung und Bildung gefördert wird“.

In den letzten Jahren nahm der Verkauf von Fossilien und anderen wissenschaftlich wertvollen Funden immer mehr zu. Mit der Versteigerung von Dinosaurier-Skeletten begann das Auktionshaus Sotheby’s im Jahr 1997. Damals verkauften sie das fast vollständige Skelett von Tyrannosaurus rex „Sue“ für 8,36 Millionen Dollar, im heutigen Wert von etwa 16 Millionen Euro, an ein Naturkundemuseum in Chicago.

Doch dass Funde wie „Sue“ in die Obhut von Experten oder Museen gelangen, ist selten. Viel öfter erwerben reiche Privatpersonen oder anonyme Bieter die Stücke, sodass deren Verbleib unklar ist – wie etwa bei dem von Sotheby’s verkauften Tyrannosaurus rex-Schädel „Maximus“ im Dezember 2022. Für Paläontologen heißt dies, dass Funde – die ihre Arbeitsgrundlage bilden – mitunter für immer verloren gehen.

Der im Dezember 2022 von Sotheby’s verkaufte Tyrannosaurus rex-Schädel „Maximus“. Foto: Timothy A. Clary/AFP via Getty Images

Weltweit gibt es allein von T. rex nur etwa 120 bekannte Exemplare. Mindestens die Hälfte davon befindet sich in Privatbesitz und ist für die Öffentlichkeit und Forschung nicht zugänglich.

Geld wiegt mehr als Wissen

Aus diesem Grund sprechen sich viele Forscher gegen die Verkäufe aus. Außerdem befürchten sie, dass die Flut an Versteigerungen wegen der hohen finanziellen Gewinne weiter zunehmen könnte.

„Das ist schrecklich für die Wissenschaft und ein großer Anreiz für kommerzielle Anbieter, die Dinosaurierfossilien […] auszubeuten“, sagt Paläontologe und Tyrannosaurier-Experte Thomas Carr.

Erst im Jahr 2020 schockierte die Versteigerung von „Stan“ durch das Auktionshaus Christie’s die Forschungswelt. Damals ging das Skelett des berühmtesten Tyrannosaurus rex für einen Rekordpreis von 31,8 Millionen Dollar an einen unbekannten Käufer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Der geschätzte Verkaufspreis von Tyrannosaurus rex „Stan“ lag zwischen sechs und acht Millionen Dollar. Letztendlich zahlte der Käufer knapp 32 Millionen Dollar. Foto: Spencer Platt/Getty Images

Grund für die hohen Preise könnte ein Wandel in der Wahrnehmung der Dinosaurier-Skelette sein. Laut Donna Yates sehen viele Sammler in den Fossilien keine wissenschaftlichen Funde mehr, sondern seltene Kunstwerke, da sie als solche in glänzenden Galerien vermarktet werden. Yates ist Kriminologin an der Universität Maastricht (Niederlande) und erforscht die Hintergründe der Anziehungskraft von Antiquitäten und Fossilien.

Für Paläontologen wie Thomas Carr liegt der wahre Wert von Fossilien jedoch in den Informationen, die sie enthalten.



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