Seltener Oldtimer von 1931 – eines von nur acht Modellen versteigert

Die bewegte Geschichte eines seltenen Autos, das versteckt in einem Heuhaufen den Zweiten Weltkrieg überlebte.
Titelbild
Das Auto aus dem Heuhaufen: Dieser Duesenberg Modell J Tourster ist einer von acht erhaltenen seiner Art.Foto: Darin Schnabel, RM Sotheby's, ts/Epoch Times
Von 13. November 2023

Welches Auto fuhren Al Capone, die Schauspielerin Ginger Rogers und mehrere Könige, darunter Viktor Emanuel III. von Italien?

Die Antwort lautet: das Modell „J“ des US-amerikanischen Automobilherstellers Duesenberg. Es war in Amerika ein Luxusauto und Statussymbol. Und mehr noch: Von allen Modellen der J-Reihe favorisierte Duesenbergs Konstrukteur Gordon M. Buehrig den schnittigen Fünf-Personen-Tourster.

Von den nur acht originalen Toursters, die von der Firma Derham Body in Rosemont, Pennsylvania, gebaut wurden, ist ein Modell von 1931 mit der Nummer J-423 bei Sotheby’s aufgetaucht, das erst kürzlich für rund 1,7 Millionen US-Dollar versteigert wurde.

So berühmt wie der Wagen, so bewegend ist die Geschichte des J-423: Er soll den Zweiten Weltkrieg in einem Heuhaufen versteckt überlebt haben.

Über 90 Jahre alt: Der Tourster zieht auf der Straße alle Blicke auf sich. Foto: Darin Schnabel, RM Sotheby’s

Der Tourster war nur einer von 14 Oldtimern der Sammlung von Terence E. Adderley gewesen. Foto: RM Sotheby’s

Doch der Tourster scheint fast wie unberührt, wenn man bedenkt, wo er gewesen ist. Er besitzt noch alle originalen Bauteile, wie die zueinander passenden Nummern auf dem Fahrgestell, der Spritzwand, dem Motor und der Karosserie beweisen. Seine Schönheit könnte sein Überleben während des Zweiten Weltkriegs gesichert haben, meint das Auktionshaus.

Wie der Oldtimer in den Heuhaufen kam

Die Geschichte, wie das Duesenberg Modell J Tourster seinen Weg in einen Heuhaufen fand, ist auf den ursprünglichen Besitzer des Autos zurückzuführen, erklärt das Auktionshaus Sotheby’s.

„Ein Firmenkunde von Derham aus Philadelphias High Society war Butler Hallahan, der ursprüngliche Besitzer des hier angebotenen Toursters“, so das Auktionshaus. „Hallahan war ein freizügiger Playboy. Er war der Sohn von Walter und Jennie Butler Hallahan und Erbe des Vermögens seiner Eltern, welches aus Schuhgeschäften und Lebensmittelläden entstanden war.“

In einem Artikel des „Philadelphia Inquirers“ aus dem Jahr 1941 hieß es, Hallahan habe „jahrelang eine prunkvolle Wohnung in New York unterhalten und sei bei seinen unzähligen Eskapaden von Manhattan nach Kalifornien mit einem 17.000-Dollar-Auto gependelt.“

Nicht original, aber ein originales Ersatzteil: Die Scheinwerfer wurden bei der Restaurierung 1968 erneuert. Foto: Darin Schnabel, RM Sotheby’s

Gute Sicht auch bei schlechtem Wetter und auch nach hinten. Der Tourster hat nur einen Scheibenwischer, aber fünf Rückspiegel. Foto: Darin Schnabel, RM Sotheby’s

Zueinander passende Nummern auf Fahrgestell, Spritzwand, Motor und Antriebswelle sowie vielen anderen Teilen zeugen vom originalen Zustand. Foto: Darin Schnabel, RM Sotheby’s

Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, soll Hallahan angeblich von einem seiner Ausflüge nach Europa in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt sein und seinen Tourster zurückgelassen haben. Der Duesenberg überlebte den Krieg offenbar „dank eines anonymen Wohltäters, der ihn unter einem Heuhaufen verbarg“, so Sotheby’s, wo er bis Kriegsende blieb.

Nach dem Krieg wurde der Tourster von einem italienischen Militäroffizier, dem Brigadegeneral Niblo, gerettet, wie das Auktionshaus weiter mitteilte. Danach wechselte der Wagen noch mindestens zweimal den Besitzer, bevor er seinen Weg zurück in die Vereinigten Staaten fand, wo er die letzten 55 Jahre verblieb.

Sein Weg zu neuem Glanz

Der J-423 war seit dem Jahr 1968 im Besitz zweier Familien. Zuerst erwarb der Oldtimersammler Anthony „Tony“ D. Pascucci aus Meridian, Connecticut, den Wagen und ließ ihn restaurieren. Er brachte den Wagen in die Werkstatt von Ted Billing in Shrewsbury, Massachusetts, der ihn wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzte und so wieder in neuem Glanz erstrahlen ließ.

Weißwandreifen, Stoffverdeck sowie eine zweifarbige metallic-grüne Lackierung zieren das Auto außen, … Foto: Darin Schnabel, RM Sotheby’s

… eine Lederausstattung in olivgrün … Foto: Darin Schnabel, RM Sotheby’s

… und Samtdetails innen. Foto: Darin Schnabel, RM Sotheby’s

Die Außenverkleidung des J-423 wurde in einem frischen, subtilen Zweifarben-Metallic-Grün neu lackiert und die Innenausstattung mit einem passenden olivgrünen Leder neu gestaltet. Weder die Karosserie noch der Rahmen mussten ausgetauscht werden, beide waren in einem ausgezeichneten Zustand. Die Originalscheinwerfer fehlten jedoch und wurden aus Pascuccis riesigen Vorrat an echten Modell J-Ersatzteilen ersetzt.

Die Restaurierung des Wagens wurde 1975 abgeschlossen und der Tourster wurde schließlich in die beheizte Garage von Pascucci gebracht. Danach ging das Auto in den Besitz von Pascuccis „Duesenberg-verrückten“ Sohn Johnny über, bevor es im Jahr 2013 an Terence E. Adderley übergeben wurde. Bis zu seiner Versteigerung war der Tourster Bestandteil der Adderley’schen Sammlung.

Elegante Linien schmücken das Profil des Toursters. Foto: Darin Schnabel, RM Sotheby’s

Das Edelstahlarmaturenbrett ist neu(er), der Rest fast 90 Jahre alt. Foto: Darin Schnabel, RM Sotheby’s

Firmenlogo und Kühlerfigur, bis heute Markenzeichen eines Autoherstellers. Foto: Darin Schnabel, RM Sotheby’s

In den letzten 55 Jahren wurde der Tourster nur selten gefahren, außer gelegentlich bei einigen wenigen Shows, darunter der Auburn Cord Duesenberg Club National Reunion in Auburn, Indiana, und dem Amelia Island Concours d’Elegance im Jahr 2010.

Gordon Buehrigs „Meisterstück“ stand zum Verkauf

Sotheby’s ging anfänglich davon aus, dass der J-423 bei einer Auktion zwischen 1.600.000 bis 2.000.000 US-Dollar einbringen würde. Bei der Auktion wurde er schließlich für rund 1,71 Millionen US-Dollar – umgerechnet 1,6 Millionen Euro – verkauft. Das Auktionshaus beschreibt den Oldtimer als „in bemerkenswert intaktem Zustand“, abgesehen von der Farbe, die ihrem Alter entsprechend „an einigen Stellen Risse und kleinere Absplitterungen“ sowie leichte Knitterfalten im Inneren aufweist.

Die Genialität des Designs von Buehrig zeigt sich in subtilen Details wie zum Beispiel in der schneidig aussehenden „hinteren Windschutzscheibe“ zwischen den Rück- und Vordersitzen, die sich mit einer Kurbel nach oben und unten schieben ließ, sodass sie den Fondpassagieren nicht in die Quere kam.

Diese Funktion im Design des Tourster löste ein Problem, das bei anderen Phaetons dieser Ära häufig auftrat: Deren Windschutzscheiben waren nämlich schwerfällig zu bedienen.

Macht auch zwischen moderner Architektur eine gute Figur: das Duesenberg Modell J Tourster von 1931. Foto: Darin Schnabel, RM Sotheby’s

Von der Rückbank lässt sich die „hintere Windschutzscheibe“ dank Kurbel leicht bedienen. Foto: Darin Schnabel, RM Sotheby’s

Platz für (einen) Koffer. Foto: Darin Schnabel, RM Sotheby’s

Alle acht ursprünglichen Tourster baute die Firma Derham Body in Rosemont, Pennsylvania. Der heutige Wagen gilt als „Classic Car Club of America Full Classic“.

„Alle acht Derham Toursters haben glücklicherweise überlebt, aber zwei von ihnen befinden sich in ständigem Museumsbesitz und die anderen verbleiben in Sammlungen“, so Sotheby’s. Die Auktion war aktuell die einzige Gelegenheit, einen der Klassiker des Duesenberg-Designs privat zu erwerben, so das Autohaus. „Es ist ein herausragendes Model J, das es verdient, von seinem nächsten Weggefährten für ein weiteres halbes Jahrhundert mehr oder weniger behalten zu werden!“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: This Rare 1931 Classic Car—1 of Only 8—Survived WWII Hidden in Haystack, May Now Fetch Millions (deutsche Bearbeitung nh)



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