Notstromversorgung durch Speichersysteme: Wie sie bei einem Brownout wirklich helfen

Die Netzbetreiber fürchten Dunkelflauten, denn sie bergen die Gefahr von Stromabschaltungen, sogenannten Brownouts. Endverbraucher können sich mit Speichersystemen schützen, doch sind hierbei einige Faktoren zu beachten, um im Fall der Fälle nicht doch im Dunklen zu sitzen.
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Die heimische Solaranlage benötigt weitere Komponenten, um bei Stromausfall das Netz ersetzen zu können.Foto: MAXSHOT/iStock
Von 3. Januar 2025

In den vergangenen zwei Monaten erlebte Deutschland mehrere Dunkelflauten, also Zeiträume ohne Sonnenlicht und Wind. Somit rückt bei vielen die Frage, ob es in Deutschland aufgrund von Stromengpässen zu temporären Stromabschaltungen kommen kann, in den Vordergrund.

Auch RWE-Chef Markus Krebber und der Deutsche Wetterdienst haben bereits davor gewarnt, dass Dunkelflauten keine Seltenheit sind. Besonders im Winterhalbjahr treten sie aufgrund der schwächeren Sonne häufiger auf.

Das gewinnt insofern zunehmend an Relevanz, da die deutsche Energieversorgung immer weiter auf erneuerbare und wetterabhängige Energiequellen umgestellt wird.

Selbst wenn der Strom nur für eine Stunde ausfällt, kann es bereits für viele Menschen unangenehm werden. Da wir bei nahezu allem, was wir in unserem Alltagsleben machen, Strom benötigen, kann uns ein Stromausfall schnell aus der Bahn werfen.

PV-Anlage bei Stromausfall nutzlos

Wie können sich die Menschen also vorbereiten? Am besten wäre es, bei einem Stromausfall oder einer -abschaltung, auch Brownout genannt, selbst eine Stromquelle zu Hause zu haben.

Nun besitzen bereits viele Haushalte eine Photovoltaik (PV)-Anlage. Doch selbst wenn bei einem Stromausfall genug Sonne scheint, schaltet sich die PV-Anlage augenblicklich aus. Sie ist nicht für eine Notstromversorgung ausgelegt. Denn der dazugehörige Wechselrichter läuft nur, wenn auch an der Netzseite Strom anliegt. Das ist ein Schutzmechanismus, damit der Netzbetreiber die Stromversorgung im öffentlichen Netz gefahrlos wiederherstellen kann.

Der Solaratlas des DLR soll zeigen, wo sich in Deutschland Solaranlagen besonders lohnen.

Rund 4,8 Millionen PV-Anlagen gibt es bereits in Deutschland. Foto: hansenn/iStock

In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Haushalte sogenannte Heimspeicher mit einer Kapazität von bis zu 30 Kilowattstunden zugelegt. Die Preise für solche Speichersysteme sind kontinuierlich gesunken. Damit können die Haushalte mehr von ihrem Solarstrom selbst nutzen und müssen weniger ins öffentliche Stromnetz einspeisen.

In Summe gibt es von diesen Heimspeichern in Deutschland aktuell 14,7 Gigawattstunden (oder Millionen Kilowattstunden, Stand: 2. Januar 2025). Sie machen den Großteil der Speicherkapazität des Landes aus.

Trennung vom Netz und eigener Stromerzeuger erforderlich

Doch auch der Besitz eines Speichersystems reicht noch nicht, um bei einem Stromausfall weiter versorgt zu sein. Die Anlage muss zudem eine Notstromfunktion haben. Das bedeutet, dass die Anlage den Ausfall des öffentlichen Stromnetzes erkennt und daraufhin die Anlage vom Netz abkoppelt. Man spricht auch davon, dass sie in den sogenannten Inselbetrieb übergeht. In diesem können die Verbraucher im Haus mit dem Strom aus der Batterie versorgt werden. Gleichzeitig kann die PV-Anlage bei ausreichenden Lichtverhältnissen das Speichersystem nachladen.

Das Gleiche gilt auch bei Kleinwindanlagen für Privatleute. Wenn genügend Wind weht, lädt sie den Stromspeicher nach. In den Sommermonaten bringen Solaranlagen mehr Leistung, in den Wintermonaten dominiert hingegen die Windkraft die mittlere Stromerzeugung bei den Erneuerbaren.

Nettostromerzeugung durch Windkraft- und Solaranlagen in Deutschland von Januar bis 30. Dezember 2024. Foto: Bildschirmfoto /energy-charts.info/Fraunhofer ISE

Manche Hersteller haben in ihre Stromspeichersysteme bereits eine Notstromfunktion eingebaut. Diese Systeme sind entsprechend teurer. Hier lohnt es sich, die Angebote verschiedener Hersteller zu vergleichen.

Wer keine PV- oder Kleinwindanlage besitzt, kann auch mit einem Diesel- oder Benzingenerator eine Weile Strom erzeugen. Allerdings birgt dies gerade bei länger andauerndem Stromausfall aufgrund des lauten Geräusches ein gewisses Risiko, das meist kaum erklärt wird.

Intelligentes Haushalten mit dem Strom

Wer jedoch wirklich jederzeit im Ernstfall von seinem eigenen Stromspeicher zehren will, sollte zudem sicherstellen, dass dieser genügend Reserve hat. Wenn der Speicher praktisch leer ist und dann der Strom ausfällt, ist der Vorteil dahin.

Aber egal, ob die Batterie noch 100 Prozent oder nur noch 5 Prozent hat: Es ist ratsam, bei einem Stromausfall nur die wichtigsten Verbraucher zu betreiben. Denn es ist in der Regel unklar, wie lange der Netzstrom tatsächlich weg ist. Wer keinen massiv überdimensionierten Stromspeicher besitzt, sollte Verbraucher, die nur der Gemütlichkeit dienen, sofort ausschalten.

Im Optimalfall hat man sich bereits vorab einen Plan der individuell wichtigsten Verbraucher gemacht, um den Stromverbrauch so gering wie möglich zu halten. Solange sich noch Lebensmittel im Kühlschrank befinden, sollte dieser betrieben werden. Ebenso lohnt es sich, die Heizanlage so weit zu betreiben, dass zumindest ein Wohnraum nicht zu sehr auskühlt.

Zu bedenken ist auch, wie schnell die PV- oder Windanlage den Stromspeicher nachladen kann. Das ist abhängig von der Größe der Anlage und den Wetterbedingungen.

Risiken der Notstromversorgung

Wer all die erwähnten Faktoren berücksichtigt und eine funktionierende Notstromversorgung genießen kann, sollte jedoch einen weiteren Punkt beachten. Je länger der Stromausfall dauert, desto eher entsteht Chaos in der Gesellschaft. Bereits nach 24 Stunden könnten katastrophale Verhältnisse herrschen.

Dann kann es sein, dass unvorbereitete Menschen Haushalte aufsuchen, die vorbereitet sind. Wenn das eigene Haus sichtbar das Einzige in der Straße mit Licht ist, könnte man ungewollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das wird vor allem dann zum Problem, wenn die Lebensmittel- und Wasservorräte der Nachbarschaft zur Neige gehen.

Wenn es ums Überleben geht, könnte jede noch so freundliche Beziehung zum Nachbar leiden. Insbesondere bei längerem Stromausfall ist daher zu beachten, dass die eigene Stromversorgung so unauffällig wie möglich erfolgt.



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