Größter Dinosaurier Europas in Privatgarten entdeckt
Im März 2017 stieß ein portugiesischer Hausbesitzer in dem Garten seines Hauses bei kleineren Bauarbeiten zunächst auf ein ungewöhnliches Objekt. Nach weiteren Arbeiten entpuppte sich dieses schließlich als versteinerter Brustkorb eines riesigen Dinosauriers. Sofort kontaktierte der Grundstücksbesitzer die Paläontologen der Universität Lissabon, die noch im selben Jahr mit den Grabungen begannen. Heute sind sich die Wissenschaftler sicher: Die Fossilien aus Pombal (Portugal) gehören zu dem größten Dinosaurier, der jemals in Europa gefunden wurde.
Erst kürzlich gab das spanisch-portugiesische Forscherteam weitere Ergebnisse bekannt. Demnach stammen die versteinerten Knochen von einem riesigen Sauropoden. Diese friedlichen Pflanzenfresser zeichnen sich durch ihre langen Hälse und Schwänze sowie ihre schwerfälligen Körper aus. Der berühmteste Vertreter dieser Art ist der Brachiosaurus aus der Familie der Brachiosauridae.
Die größten Landtiere, die jemals gelebt haben
Das neu entdeckte Exemplar aus Portugal gehört vermutlich ebenfalls zu dieser Familie. Die Forscher schätzen seine Länge (von Kopf bis Schwanz) auf etwa 25 Meter und seine Höhe auf etwa zwölf Meter. Mit diesen Maßen wäre der Sauropode der größte jemals in Europa entdeckte Dinosaurier. Da die Fossilien in Sedimentgestein aus der Periode des Oberjuras entdeckt wurde, wird sein Alter auf 145 bis 150 Millionen Jahre geschätzt.
Aufgrund seiner enormen Größe war es dieser Dinosaurierart möglich, auch das Laub der höchsten Bäume zu erreichen – eine Fähigkeit, die anderen Arten verwehrt blieb. Ein weiteres Merkmal, das Brachiosaurier von anderen Sauropoden unterscheidet, sind die Beine der Tiere. So haben Brachiosaurier deutlich längere Vorderbeine als Hinterbeine. Dies hat zur Folge, dass ihr Körper insgesamt länger ist. Die Familie der Brachiosauridae umfasst mehrere große Dinosaurierarten, die vom Oberjura bis zur Unterkreide (vor 145 Millionen bis 100 Millionen Jahren) lebten.
Bislang konnten die Forscher in Portugal nur den Brustkorb und die Wirbel des Tieres freilegen. Aufgrund seiner Anordnung vermuten die Paläontologen jedoch, dass in dem privaten Garten noch weitere Teile des Dinosauriers liegen könnten. Aus diesem Grund planen die Wissenschaftler weitere Grabungen in den nächsten Jahren.
„Es ist nicht üblich, alle Rippen eines solchen Tieres zu finden, und schon gar nicht in anatomisch korrekter Lage“, erklärte Elisabete Malafaia, Paläontologin an der Universität Lissabon. „Dieser tolle Erhaltungszustand ist bei Dinosauriern, und insbesondere bei Sauropoden, im portugiesischen Oberjura relativ ungewöhnlich.“
In den letzten Jahrzehnten entdeckten Forscher in dieser Region bereits etliche Fossilien von Dinosauriern. Mit ihnen ist es möglich, die Tierwelt auf der Iberischen Halbinsel von vor etwa 145 Millionen Jahren nachzuvollziehen.
Zeit der Dinosaurier – Vom Jura bis zur Kreidezeit
Im Jura (vor 200 bis 140 Millionen Jahren) nahm die Trennung des Superkontinents Pangäa, die bereits in der Trias begann, weiter ihren Lauf. So war das heutige Europa damals Teil des früheren Kontinents Laurasia, an dessen Südküste der riesige Ozean Tethys anschloss. Noch zu Beginn des Juras herrschte auf den Kontinenten ein feuchtes und bis zu 30 Grad warmes Klima. Aus bislang unbekannten Gründen sanken die Temperaturen weltweit jedoch rasch ab.
Klassische Blütenpflanzen gab es zu dieser Zeit noch nicht, sodass die Pflanzenwelt hauptsächlich aus Farnen, Nadelbäumen, Palmfarnen und Ginkgobäumen bestand. Diese wurden vor allem im Bereich des heutigen Portugals von Brachiosauriern und Stegosauriern verspeist. Besonders gefährlich wurden ihnen Fleischfresser wie die Ceratosaurier oder Allosaurier. Außerdem machten erste Vögel wie der berühmte Archaeopteryx die Lüfte unsicher und in den Meeren schwammen Plesiosaurier und Ichthyosaurier.
Während der anschließenden Kreidezeit (vor 140 bis 66 Millionen Jahren) setzten sich zunächst die mittleren Temperaturen aus dem Jura fort. Doch dies war nicht von Dauer und das Klima begann, stark wie ein Jo-Jo zu schwanken. So konnten die Temperaturen so stark fallen, dass polnahe Regionen zeitweise eine Eisdecke trugen. Zu Spitzenzeiten erreichten die Temperaturen weltweit über 35 Grad. Zum Ende der Kreide sanken die Temperaturen jedoch wieder deutlich auf rund 20 Grad ab.
In dieser Zeit kamen zu den bereits bekannten Farnen, Nadelbäumen und Ginkgos auch erstmals Blütenpflanzen wie Magnolien und Lilien hinzu. Das kreidezeitliche Europa wurde von Fleischfressern wie Baryonyx, Pflanzenfressern wie Iguanodon und zahlreichen Säugetieren bevölkert. In den Meeren wimmelte es zudem von Mosasauriern und ersten modernen Haien. Vor 66 Millionen Jahren folgte dann ein Massensterben, bei dem ein großer Teil der Dinosaurier und anderer Tiere von der Erde verschwand.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 61, vom 10. September 2022.
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