Neben einer mittelalterlichen Kirche: Erneut über 1.000 Jahre altes Schiffsgrab in Norwegen entdeckt

Ein hochauflösendes Georadar offenbarte kürzlich die Spuren eines Schiffsbegräbnisses und einer Siedlung auf Edøya in Møre og Romsdal (Norwegen). Laut den Archäologen stammte das Schiffsgrab vermutlich aus der Merowinger- oder Wikingerzeit.
Entdeckung Schiffsgrab
Die Überreste des Schiffgrabs wurden mithilfe des Georadars entdeckt.Foto: Manuel Gabler, NIKU
Von 12. Juni 2020

Bis vor Kurzem schlummerte das Schiffsgrab noch unerkannt im Boden der norwegischen Insel Edøya. Nun sind die Archäologen am Norwegischen Institut für Kulturerbeforschung (NIKU) unter Verwendung großflächiger, hochauflösender Georadarmessungen auf dessen Existenz und der einer Siedlung gestoßen. Unterstützt wurden sie dabei vom Forschungsinstitut LBI ArchPro und der Technologie von Guideline Geo.

„Es ist unglaublich aufregend. Wieder ist es diese Technologie, die uns hilft, ein weiteres Schiffsgrab zu finden. Während die Technologie immer weiter voranschreitet, lernen wir gleichzeitig mehr und mehr über unsere Vergangenheit“, sagt Dr. Knut Paasche, Leiter der Abteilung für Digitale Archäologie am NIKU und Experte für Wikingerschiffe.

„Wir kennen nur drei gut erhaltene Schiffsgräber der Wikinger in Norwegen. Die meisten von ihnen wurden vor langer Zeit ausgegraben. Dieses neue Schiff wird sicherlich von großer historischer Bedeutung sein und unser Wissen erweitern, da es mit modernen Mitteln der Archäologie untersucht werden kann“, ergänzte der Archäologe.

Karte von Edøya mit Schiffsgrab und Siedlungen

In Edøya entdeckten die Archäologen neben dem Schiffsgrab außerdem die Spuren einer Siedlung. Foto: Manuel Gabler, NIKU

Schiffsgrab mehr als tausend Jahre alt

Wie bei dem Fund in Gjellestad von 2018 befinden sich die Überreste des Schiffes knapp unter der Oberfläche und in einem Gebiet, in dem sich zuvor ein Grabhügel befand.

Der Grabhügel erscheint im Georadarbild als ein deutlicher Kreis mit einem Durchmesser von etwa 18 Metern. In der Mitte des Grabhügels können Archäologen zudem einen 13 Meter langen Kiel und Hinweise auf die ersten beiden Spanten auf jeder Seite des Kiels erkennen.

Es ist wahrscheinlich, dass die Spuren der zentralen Teile des Schiffes nun dank Georadar sichtbar sind, während Bug und Heck vermutlich durch den Pflug zerstört wurden.

Schiffsgrab im Georadar

Das Schiffsgrab auf dem Georadar-Bild. Foto: Manuel Gabler, NIKU

„Die Länge des Kiels deutet darauf hin, dass das Schiff insgesamt 16-17 Meter lang gewesen sein könnte. Es ist noch zu früh, um etwas Genaues über das Alter des Schiffes zu sagen, aber es muss aus der Merowinger- oder Wikingerzeit stammen. Das bedeutet, dass es mehr als 1.000 Jahre alt ist“, so Paasche.

Neben dem Schiff erkannten die Archäologen auch die Spuren einer Siedlung. Wie alt diese ist, werden künftige Untersuchungen zeigen.

Fortschrittliche Technologie

Es waren die Archäologen Dr. Manuel Gabler und Dag-Øyvind Engtrø Solem von der NIKU, die bereits im September letzten Jahres die Untersuchungen auf Edøya durchführten und das Schiff entdeckten.

Auf eine Initiative der Gemeinde Smøla und Møre og Romsdal hin untersuchten sie ein kleineres Gebiet um die Kirche von Edøy. Anschließend erweiterten sie das Untersuchungsgebiet.

„Wir hatten das vereinbarte Gebiet fertiggestellt. Als wir dann noch Zeit übrig hatten, beschlossen wir, eine kurze Untersuchung in einem anderen Gebiet durchzuführen. Es stellte sich als eine gute Entscheidung heraus“, sagt Gabler.

Mit Georadar auf Schiffsgrab-Suche

Blick aus dem Cockpit auf das untersuchte Gelände. Foto: Manuel Gabler, NIKU

Auf der Suche nach den Wikingern

Jetzt will das Team von NIKU größere Teile von Edøya und seiner Umgebung erkunden.

„Wir hoffen, gemeinsam mit den örtlichen Behörden ein Forschungsprojekt in Angriff zu nehmen, bei dem wir hier draußen eine größere Untersuchung mit mehreren nicht-invasiven Untersuchungsmethoden durchführen können“, sagt Engtrø Solem.

Das Team an der NIKU rechnet auch künftig mit weiteren Entdeckungen in Norwegen, da es viele vielversprechende Gebiete von großer historischer Bedeutung gibt. Diese könnten möglicherweise weitere Geheimnisse bergen.

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