Faszination Ölkäfer: Interessant und bei Abstand ungefährlich
In den vergangenen Wochen sorgte er für Schlagzeilen: Der Maiwurm, der kein Wurm, sondern ein Käfer ist, genauer gesagt ein Ölkäfer (Meloe proscarabaeus). Der dicke flugunfähige Krabbler bahnt sich üblicherweise eher schwerfällig seinen Weg durch die Wiesen. Hingegen eroberte er vor Kurzem im Nu die Medien, und zwar mit einer Schreckensmeldung: „Tödlicher Käfer breitet sich in Deutschland aus“, titelte „Merkur Online“. „Achtung, hochgiftig! Gefährlicher Käfer im Norden gesichtet“, hieß es bei der „Hamburger Morgenpost“.
Im April wurde ein Schulhof in Altenholz in der Nähe von Kiel teilweise gesperrt, weil dort Ölkäfer gesichtet wurden. „Wir haben keinen Massenbefall, aber einige von den Käfern sind unter einem Reifenberg zu finden. Sie befinden sich in den Gängen der Erdbienen“, sagt Finn Kohnke vom Bauamt Altenholz laut „Tagesschau“. Daher könnten die Kinder den Reifenberg mit Rutsche und ein Klettergerüst nicht mehr nutzen.
NABU: Kein Grund zur Panikmache
Der Naturschutzbund (NABU) Schleswig-Holstein sieht die Lage gelassener: „Man muss nicht den Schulhof absperren, man kann darüber informieren, aber zur Panik besteht kein Anlass“, sagte ein Sprecher gegenüber dem „NDR“. Laut NABU sind jedenfalls bislang keine gefährlichen Vergiftungen von Menschen oder Haustieren bekannt. Den Hautkontakt mit dem Krabbeltier gilt es jedoch zu vermeiden. Falls man doch mit dem Ölkäfer in Berührung kommt, sollte man sich gut die Hände waschen.
Mit dem Gift Cantharidin, das tröpfchenweise bei Gefahr aus den Kniegelenken des Käfers austritt, schützt sich dieser üblicherweise vor Fressfeinden. Kommt ein Mensch damit in Berührung, kann es zu Blasenbildung auf Haut und Schleimhäuten kommen, heißt es vom NABU.
Cantharidin gilt seit Jahrtausenden als Heilmittel und Aphrodisiakum. Wie die ETH Zürich mitteilt, wird es von der Spanischen Fliege (Lytta vesicatoria), einem mit dem Maiwurm verwandten Käfer, gewonnen. Dazu werden die Käfer am frühen Morgen, wenn sie noch steif und starr sind, von den Bäumen geschüttelt und in Tüchern aufgefangen, bevor sie bei maximal 40 °C getrocknet werden.
Professor Andreas Schaper vom Giftinformationszentrum Nord erklärte, dass das Gift des Maiwurms für die Augen gefährlich werden könne. Wenn es in die Augen kommt, sollte man einen Augenarzt aufsuchen. „Kinder, die einen Ölkäfer verschlucken, sollten ins Krankenhaus, damit ein Arzt die Symptome beobachten kann“, so der Rat der Notrufzentrale laut „Tagesschau“.
Beobachten erlaubt
Der Ölkäfer, der sich gegenwärtig nicht ausbreitet, sondern vielmehr als gefährdet gilt, bietet besonders Kindern eine gute Gelegenheit, den achtsamen Umgang mit der Natur zu erlernen. Mit genügend Abstand lässt sich das ein bis drei Zentimeter lange Insekt gut beobachten, so NABU.
Wie der Name schon sagt, findet man den Maiwurm in der Zeit rund um den Wonnemonat von April bis Juni. Oft fällt das dicke Käferweibchen auf, das mit einem Mal 3.000 bis 9.500 Eier legen kann. Sobald die Larven, auch Dreiklauer genannt, schlüpfen, wollen sie hoch hinaus. In Massen erklimmen die flinken Tierchen Blüten, aber nicht etwa, um dort Nahrung zu sammeln. Sie warten auf ihren Weiterflug – am liebsten durch eine Sand-, Pelz-, Seiden- oder Langhornbiene. Sobald sich eine Wildbiene niederlässt, um Nektar zu sammeln, ergreifen die Dreiklauer ihre Gelegenheit und klammern sich an ihren Beinen fest.
Doch nur mit dem richtigen Flug gelangen die Maiwurmlarven in das Nest einer Biene. Dort angekommen steigen sie in der Brutkammer und machen sich über ihr Ei her, bevor sie auch noch ihren Pollenvorrat verzehren. Vollgefressen ziehen sich die Dreiklauer schließlich aus dem Wildbienennest zurück und vergraben sich in der Erde, wo sie sich verpuppen und überwintern – und zwischen März und Mai ihren Bau als neuer Käfer wieder verlassen. Haben die Dreiklauer hingegen den falschen Flug genommen und sind beispielsweise bei Grabwespen, Schwebfliegen oder anderen Käferarten aufgestiegen, müssen sie letztlich sterben.
Der Maiwurm bevorzugt offene, sonnige Gebiete wie Felder und Wiesen, wo er sich von einer Vielzahl von Pflanzen ernähren kann. Er gilt als gefährdet und steht auf der Roten Liste – noch ein guter Grund also, ihm nicht zu nahe zu kommen.
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