Australiens Riesenechsen retten Schafe vor dem lebendigen Verzehr
Forscher der Universität Cambridge haben herausgefunden, dass Rosenberg-Warane – eine riesige aasfressende Eidechsenart – als natürliche Reinigungskräfte dienen, indem sie Tierkadaver aus der Landschaft entfernen.
Dadurch wird die Zahl der Schmeißfliegen reduziert, die ihre Eier auf den Rücken von Schafen ablegen, aus denen fleischfressende Maden schlüpfen. Die als Myiasis oder Fliegenmadenkrankheit bekannte Gefahr kostet australische Schäfer umgerechnet 170 Millionen Euro pro Jahr.
„Schmeißfliegen sind ein massives Problem für die australische Schafzuchtindustrie. Sie verursachen eine schreckliche Krankheit, deren Bekämpfung für die Landwirte teuer ist und ein echtes Tierschutzproblem für die Schafe darstellt“, erklärt Tom Jameson, Doktorand am Institut für Zoologie der Universität Cambridge und Hauptautor der Studie.
Riesenechsen effektiver als Füchse und Co
Besonders problematisch ist die Krankheit in Gebieten Australiens, wo es kaum mehr einheimische Tiere und damit mögliche Fressfeinde gibt. So sind beispielsweise auf der südlichen Yorke-Halbinsel über 90 Prozent der einheimischen Säugetiere inzwischen ausgestorben. Gleichzeitig verdrängen eingewanderte Rotfüchse und Katzen die einheimischen Riesenechsen, die bei der Beseitigung von Aas und Schmeißfliegen deutlich effizienter sind.
Den nützlichen Hausmeistern Australiens sind die Forscher mit Fütterungsstationen und Kamerafallen auf die Schliche gekommen. So platzierten Jameson und seine Kollegen Hunderte tote Ratten an den überwachten Stationen.
Nach fünf Tagen kehrten die Forscher zurück, um zu sehen, ob die Ratten gefressen worden waren, und um die Anzahl der Schmeißfliegenmaden in den Kadavern zu zählen. Die Aufnahmen der Kameras zeigten zudem, welcher Aasfresser die Ratte fand und fraß und wie lange es dauerte. Dabei kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die Riesenechsen mehr tote Ratten fraßen als aus Europa eingeschleppte Arten.
Schafe schützen durch Verzehr von Schafen
„Es war ekelhaft – aber wir haben die Maden gezählt. Nach fünf Tagen fanden wir über 1.000 Maden in einer nicht gefressenen Ratte. Diese Maden produzieren Schmeißfliegen, die sich innerhalb einer Woche bis zu 20 Kilometer weit ausbreiten können und die Schafherden in der Umgebung gefährden“, so Jameson.
Da sich Schmeißfliegen auch auf verendeten Schafen niederlassen, ergibt sich die paradoxe Situation, dass Tiere, die Schafe fressen, die übrigen Schafe schützen. Dies könnten Warane wesentlich besser – sowohl schneller als auch gründlicher – gewährleisten als Füchse oder Katzen.
Für die Forscher habe die Stärkung der Populationen einheimischer großer Reptilien daher oberste Priorität. „Dies kommt nicht nur der einheimischen Tierwelt zugute, sondern hat auch positive Auswirkungen auf die örtliche Agrarindustrie und zieht auch mehr Wildtourismus an“, fügt Jameson hinzu.
Die Studie erschien am 25. Juni 2024 in der Zeitschrift „Ecology and Evolution“.
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