Spitzentechnologie: „Deutschland steht vor grundlegenden Problemen“
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Hightech „Made in Germany“ erleidet seit Jahrzehnten einen Abstieg. Der Anteil der Bundesrepublik an den weltweit exportierten Hochtechnologie-Produkten hat sich seit 1990 fast halbiert. „Deutschland ist auf dem Weg zur digitalen Kolonie“, lautete wenig überraschend der Befund des Datenschutzbeirats der Deutschen Telekom bereits im April vergangenen Jahres.
„Ich möchte nicht, dass wir in Europa von China oder den USA abhängig werden“, warnte damals der Vorsitzende des Beirats, Lothar Schröder. „China könnte die Daten für Spitzeleien nutzen, und einige große Technologiefirmen aus den USA sind reinste Datenkraken.“
Laut einer Studie der bundeseigenen Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing (GTAI) hat sich die Talfahrt unterdessen weiter beschleunigt. Danach haben sich die deutschen Hightech-Exporte seit 2011 kaum verändert und beliefen sich zuletzt auf umgerechnet 181 Milliarden Dollar – bei deutlich gestiegenen Gesamtexporten.
Ein weiter anhaltender Abstieg könnte hierzulande den Wohlstand gefährden, warnt Holger Görg, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel (IfW). Sein Befund: „Wir sind nicht gut im Bereich Hightech.“ GTAI-Studienautor Bernhard Schaaf sieht derweil die Gefahr, „dass Deutschland immer weiter technologische und damit auch wirtschaftliche Souveränität verliert.“
Exemplarisch für das Standing Deutschlands in der internationalen Hightech-Szene ist die strategisch enorm wichtige Halbleiter-Branche. Seit Monaten liegt die Automobilproduktion auf Eis, da Chips fehlen: Die Hersteller sind auf Lieferanten aus Fernost angewiesen, weil aktuell nicht einmal mehr drei Prozent des weltweiten Chipmarkts auf die Bundesrepublik entfällt. Dazu passt, dass der deutsche Branchenprimus Infineon zuletzt statt zwischen Flensburg und Garmisch lieber in Österreich investierte.
Kaum große Besserung zu erwarten
Geht es nach den Experten, scheint ein weiterer Abstieg unvermeidbar. „Durch hohe Lohn- und Energiekosten wird es für Hightech-Produzenten immer unattraktiver, in Deutschland zu forschen und zu produzieren“, prognostiziert etwa GTAI-Studienautor Bernhard Schaaf.
Die Ampel-Koalition versucht sich dem Absturz in die hochtechnologische Bedeutungslosigkeit durch eine „missionsorientierte“ Hightech-Strategie entgegenzustemmen.
Heißt: Statt nach Belieben Förderprogramme aufzulegen und auf gute Ergebnisse zu hoffen, sollen Regierungen wenige Ziele definieren und diese zusammen mit Firmen und Forschungsinstituten verfolgen. Zu den wichtigsten „Missionen“ des Kabinetts Scholz zählen neben Energie und Mobilität insbesondere die Bekämpfung der Folgen des Klimawandels und Nachhaltigkeit.
Ökonomen wie Holger Görg bescheinigen diesem Rettungsansatz wenig Erfolgsaussichten: „Die Formulierungen im Koalitionsvertrag sind zu vage, um daraus schon die große Besserung erwarten zu können“, so der IfW-Präsident.
Vom Hightech-Abstieg Deutschlands wird vor allem China profitieren. Das Reich der Mitte verschafft sich den staatlich verordneten Vorsprung seiner „Made in China 2025“-Strategie vor allem durch das Forcieren seiner eigenen, teils revolutionären digitalen Entwicklungen. Vor diesem Hintergrund verwundert kaum, dass im vergangenen Jahr mehr als ein Viertel aller Start-ups mit Milliardenbewertung aus dem Reich der Mitte kam. Die jungen Firmen mit ihren ambitionierten Zukunftsplänen stammen vorrangig aus den Bereichen E-Commerce, Halbleiter, Gesundheitstechnologie und Künstliche Intelligenz.
Während sich Deutschlands Anteil an den global exportierten Hightech-Waren seit 1990 nahezu halbierte, steigerte China seine Quote während dieser Zeit von einem auf 24 Prozent.
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