Krieg im Nahen Osten könnte Ölpreise treiben – und die Welt in eine Rezession stürzen

Eine Eskalation des Krieges zwischen Israel und der Hamas könnte die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen. Je mehr Länder in den Konflikt verwickelt werden, umso stärker ist das Risiko einer Explosion des Ölpreises.
Die Ölpreise sind als Folge des Ukraine-Kriegs zwischenzeitlich deutlich gestiegen.
Explodierende Ölpreise als Konsequenz einer Eskalation des Nahostkonflikts könnten die Weltwirtschaft in eine Rezession treiben.Foto: Sue Ogrocki/AP/dpa
Von 16. Oktober 2023

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Israels Armee hat ihre Offensive gegen die terroristische Hamas im Gazastreifen fortgesetzt. Neben der Luftwaffe sind auch Bodentruppen im Einsatz, die Unterstützung durch US-Spezialkräfte erfahren. Derweil steigt die Sorge, dass sich der Konflikt ausweiten und weitere Länder involvieren könnte. Vor allem eine regionale Ausweitung könnte auch die Weltwirtschaft in eine Rezession treiben – bedingt durch eine Explosion der Ölpreise.

Streben Gaza-Flüchtlinge bald über Ägypten nach Europa?

Wie die „Times of Israel“ berichtet, hat das Katastrophenschutzministerium die Evakuierung von Zivilisten aus 28 Gemeinden entlang der Grenze zum Libanon angeordnet. Grund dafür war Beschuss vonseiten der von dort aus operierenden Terrororganisation Hisbollah und palästinensischen Verbündeten. Die Hisbollah gilt als verlängerter Arm des iranischen Regimes, das auch zu den Finanziers der Hamas zählt.

Um einen Transfer von Zivilisten aus dem Gazastreifen zu ermöglichen, verhandelt Israel derzeit mit Ägypten unter Einbindung der USA über eine temporäre Waffenruhe im Süden des Gebiets. Ägypten hält die Grenzen zu Gaza bislang geschlossen, um den Fluss von Waffen und Terroristen zu unterbinden.

Darüber hinaus wollte man größere Fluchtbewegungen vermeiden. Nun könnte das Land in eine Situation kommen, in der Zivilisten aus dem Kriegsgebiet als Schutzsuchende dort ankommen. Inwieweit Flüchtlinge aus Gaza Möglichkeiten nutzen würden, von Ägypten aus nach Europa zu gelangen, ist ungewiss. Schleuser dürften jedoch bereits jetzt ihre Chance auf Geschäft wittern.

JPMorgan-Chase-CEO Dimon warnte: Ölpreise können Inflation treiben

In Gaza leben Millionen Menschen auf einem 40 Kilometer langen und zwischen sechs und 13 Kilometer breiten Küstenstreifen. Dichte Bebauung und die Taktik der Hamas, Waffen und Terroristen in oder unter zivilen Gebäuden zu verbergen, erhöhen die Gefahr ziviler Opfer. Zudem hindert die Terrororganisation häufig Zivilisten daran, sich in Sicherheit zu bringen.

Neben einer drohenden Eskalation entlang der israelischen Grenze zum Libanon droht der Iran mittlerweile auch mit Angriffen auf US-amerikanische Ziele. Außerdem stellt das Regime in Teheran in Aussicht, die für den internationalen Ölhandel wichtige Straße von Hormus zu schließen. Dies berichtet „Finanzmarktwelt“. Zudem besteht die Gefahr, dass sich auch Syrien an einem neuen Mehrfrontenkrieg gegen Israel beteiligen würde.

Erst jüngst hatte der CEO von JPMorgan Chase, Jamie Dimon, anlässlich der Vorstellung der Quartalszahlen eine düstere Warnung ausgesprochen. Er sprach davon, dass die „gefährlichste Zeit, die die Welt seit Jahrzehnten erlebt hat“, angebrochen sein könnte. Neben den geopolitischen Verwerfungen nahm er dabei auch Bezug auf die Rückkehr der Inflation in den USA und ein schwindendes Verbrauchervertrauen.

Dritter Schock für Weltwirtschaft innerhalb weniger Jahre

Eine Eskalation des Krieges zwischen Israel und der Hamas könnte die ohnehin geschwächte Weltwirtschaft noch weiter in Mitleidenschaft ziehen. Immerhin würde diese nach der Corona-Krise und der russischen Militäroperation in der Ukraine bereits ihr drittes traumatisches Ereignis innerhalb weniger Jahre erleben.

Die Plattform „Bloomberg Economics“ hat im Wesentlichen drei potenzielle Szenarien untersucht, die aus der derzeitigen Antiterroroperation der israelischen Streitkräfte in Gaza erwachsen könnten. Das erste ist ein begrenzter regionaler Konflikt, der eine Bodenoffensive Israels, einige Kampfhandlungen entlang der Grenzen und eine Drosselung der iranischen Ölförderung umfasst.

In diesem Fall wäre ein Plus von etwa vier Euro pro Barrel bei den Ölpreisen zu befürchten. Der globale Volatilitätsindex VIX bliebe unverändert. Das weltweite BIP würde um 0,1 Prozentpunkte schwächer ausfallen, die Inflation um 0,1 Prozentpunkte stärker.

Direkter Krieg zwischen Israel und dem Iran würde Ölpreise um 64 US-Dollar pro Barrel anziehen lassen

Ein folgenschweres Szenario wäre demgegenüber eine regionale Proxy-Auseinandersetzung mit einem Mehrfrontenkrieg in Gaza, Judäa und Samaria (Westjordanland), Syrien und dem Libanon. Dieser würde Unruhen auch in weiteren Teilen des Nahen Ostens befürchten lassen.

In einem solchen Fall wäre Bloomberg zufolge mit einem Plus von acht US-Dollar beim Ölpreis zu rechnen. Die Weltwirtschaft würde um 0,3 Prozentpunkte beim BIP nachgeben, die Inflation um 0,2 Punkte ansteigen. Der VIX klettere um acht Punkte.

Noch gravierender wäre ein direkter Krieg zwischen Israel und dem Iran als der treibenden Kraft hinter der gegen den jüdischen Staat gerichteten Einkreisungspolitik. In einem solchen Fall rechnen die Analysten mit einem Plus von 64 US-Dollar bei den Ölpreisen und 16 Punkten im Volatilitätsindex. Das weltweite BIP würde um mindestens ein Prozent nachgeben, die Inflation um mehr als 1,2 Punkte steigen.

Europa könnte an mehreren Fronten von Worst-Case-Szenario betroffen sein

Es erscheint möglich, dass Europa von den Worst-Case-Szenarien besonders stark betroffen wäre. Dies liegt zum einen an der zu erwartenden Belastung der Lieferketten, zum anderen an den Folgen des eigenen Bruchs mit Russland. Während die EU ihre Energiepartnerschaft mit dem langjährigen Partner infolge des Ukraine-Krieges aufgekündigt und sogar ein Ölembargo verhängt hatte, fehlt es an eigenen Produktionskapazitäten.

Stattdessen bemühte sich die EU um alternative Lieferanten. Länder wie Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate könnten jedoch im Fall einer Blockade der Straße von Hormus Lieferschwierigkeiten haben. Im äußersten Fall wäre sogar eine Konfrontation mit dem Iran möglich. Katar wiederum hat das Aussetzen von Lieferungen in westliche Länder zumindest nicht ausgeschlossen, sollte es zu einer breit angelegten Offensive Israels in Gaza kommen.

Im Fall massiv steigender Energiepreise könnte sich Europa auch nicht auf die USA als Ersatzlieferant verlassen. Bereits im Vorjahr hatte die Regierung ein mögliches Exportverbot für Öl ins Spiel gebracht. Am Ende kam es nicht dazu, und die Märkte hatten sich erholt. Ein neuerlicher Preisschock könnte jedoch die Debatte wieder aufflammen lassen.



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