Aufschlag von bis zu 20 Prozent: Kfz-Versicherungen werden 2025 teurer

Die Kfz-Versicherungen planen für 2025 deutlich höhere Beiträge für Autofahrer. Bis zu 20 Prozent können die Teuerungen betragen. Was sind die Gründe dafür? Überraschend ist zudem die Branchenbilanz.
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Nach einem Autounfall muss in der Regel die Kfz-Versicherung eingeschaltet werden.Foto: megaflopp/iStock
Von 27. Oktober 2024

Autofahren wird ab kommendem Jahr teurer. Bei den Kfz-Versicherungen stehen saftige Beitragserhöhungen bevor. In Kürze liegen die Beitragsrechnungen für 2025 in den Briefkästen der Autofahrer – die könnten so manchen böse überraschen.

Der Grund: Die Kosten rund um das Auto steigen kontinuierlich. Und somit die Ausgaben der Versicherungen. Klaus-Jürgen Heitmann, Chef der HUK Coburg rechnet damit, dass die Erhöhung 10 bis 20 Prozent betragen wird.

Die HUK ist mit knapp 14 Millionen versicherten Fahrzeugen Marktführer bei den Kfz-Versicherungen in Deutschland.

Versicherungen „sind ausgeliefert“

Mehrkosten registrierten die Kfz-Versicherungen vorwiegend bei Schadensreparaturen. „Ersatzteile sind teuer, die Stundensätze für die Werkstätten auch“, sagte Heitmann im Gespräch mit der FAZ.

Kommt es zu einem Verkehrsunfall, müssen meist äußere, also sichtbare Teile erneuert werden. Das sind etwa Stoßstangen, die Motorhaube oder Kotflügel. Laut Heitmann sind diese Teile normalerweise nur beim Hersteller des Fahrzeugs erhältlich. „Der hat darauf ein Monopol – und das zeigt sich auch in den Preisen.“

Heitmann ist der Ansicht, dass die Hersteller diese Situation ausnutzen. „Wir sind denen ausgeliefert. Es bräuchte viel mehr Wettbewerb.“

Dabei weist der HUK Coburg-Chef darauf hin, dass sich die Preise der Kfz-Versicherungen im Allgemeinen auf günstigem Niveau befinden. „Wir sind aktuell nicht viel teurer als vor etwa 20 Jahren. Die Preise sind über die Jahre zurückgegangen, weil weniger Unfälle passiert sind. Jetzt ändert sich das wieder“, so Heitmann.

Eine deutliche Preissteigerung ist jedoch innerhalb der letzten zehn Jahre zu beobachten. Laut dem Gesamtverband der Versicherer (GDV) kostete 2023 ein durchschnittlicher Sachschaden in der Kfz-Haftpflichtversicherung von Pkw rund 4.000 Euro. Zum Vergleich: 2013 waren es noch 2.400 Euro, 2017 lagen die Kosten bei rund 2.700 Euro.

Stundensätze von bis zu 400 Euro

Wie von Heitmann bereits angedeutet, sind auch die teils sehr hohen Stundensätze in den Werkstätten ein Preistreiber für die Versicherungen. Das liegt nach Aussage des HUK Coburg-Chefs daran, dass in den Werkstätten das notwendige Fachpersonal fehlt. Die Wartezeiten für Reparaturen seien teilweise sehr lang.

„Da sehe ich auch künftig keine Besserung. Wir können schon froh sein, wenn die Steigerungsraten etwas weniger steil sind. Die Stundensätze liegen in der Spitze schon bei 400 Euro“, so Heitmann.

1 Euro Einnahme bei 1,06 Euro Ausgaben

Diese Entwicklung bestätigte auch Michael Pickel,Vorstandschef der E+S Rückversicherung AG. „Die Schadenhäufigkeit nimmt nicht ab, und die Ersatzteil- und Werkstattkosten steigen deutlich oberhalb der Inflation“, sagte er.

Trotz erhöhter Prämien verzeichnen die deutschen Autoversicherungen schon seit zwei Jahren Negativbilanzen. Die Rückversicherung rechnet auch für 2024 mit einem herben Branchenverlust von 2,3 Milliarden Euro. Stefan Schmuttermair, Kfz-Versicherungsexperte von E+S-Rück, rechnet frühestens ab 2026 mit einer positiven Gesamtbilanz.

Dass die Ausgaben in der Branche höher sind als die Einnahmen, erklärte auch Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Die Beitragseinnahmen werden auf rund 33,8 Milliarden Euro steigen, aber die Versicherer müssen für jeden eingenommenen Euro 1,06 Euro für Schäden und Verwaltung ausgeben“, so Asmussen.

Was können Autobesitzer tun?

Wenn die bestehende Kfz-Versicherung per Post für das folgende Jahr Beitragserhöhungen ankündigt, dürfen Autofahrer den bestehenden Vertrag kündigen. Der Wechsel zu einem anderen Kfz-Versicherer ist nun möglich. Dafür haben Autofahrer mit Erhalt der Benachrichtigung einen Monat Zeit. Häufiger Stichtag ist hierfür der 30. November.

Bei manchen Kfz-Versicherungen kommt die Ankündigung über die Beitragserhöhung erst mit der Jahresabrechnung. Diese kann auch erst im Laufe des Novembers beim Autobesitzer ankommen. Um diesem aber die einmonatige Frist für den Versichererwechsel zu gewähren, ist in solch einem Fall auch noch nach dem 30. November eine Kündigung möglich.

Insbesondere ab dem zweiten Vertragsjahr steigen die Preise der Kfz-Versicherungen für Bestandskunden oftmals an. Das legt auch daran, dass beispielsweise verbesserte Kaskoeinstufungen nicht an die Kunden weitergegeben werden. Gleichzeitig senken zur Wechselsaison bis Ende November eines jeden Jahres viele Anbieter ihre Neukundenpreise.

Vergleichsportale im Internet bieten eine Übersicht zu den Anbietern und ihren Angeboten. Der Versicherungsnehmer muss lediglich einige Angaben wie Alter, Beruf und die favorisierte Versicherungsart machen.

Dabei ist auch entscheidend, welches Auto der Versicherungsnehmer fährt. Jeder Wagentyp und jedes Modell hat bei den Versicherungen eine eingetragene Unfallhäufigkeit. Kommt es mit einem Modell häufiger zu Unfällen, sind die Beiträge entsprechend höher.

 



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