Asbest in Babypuder? Johnson & Johnson muss Krebspatientin 260 Millionen US-Dollar zahlen
60 Millionen Dollar Schadenersatz und eine Strafzahlung von 200 Millionen Dollar sprach ein Geschworenengericht in Portland, USA, der Klägerin und ihrem Ehemann Anfang der Woche zu. Bei Kyung Lee war im vergangenen Jahr im Alter von 48 Jahren Mesotheliom diagnostiziert worden.
Lee führte die tödliche Krebserkrankung des Gewebes um ihr Herz darauf zurück, dass sie über 30 Jahre lang Babypuder und Deodorants von Johnson & Johnson (J&J) benutzt hatte. Die anwaltliche Vertretung des Pharmariesen hingegen wollte, so die Argumentation vor Gericht, ihre Krankheit auf Asbestbelastung durch eine Fabrik in der Nähe des Wohnortes der Klägerin zurückgeführt wissen.
Mit Asbest gepudert
Dieses Urteil ist das jüngste in einer langen Reihe von Rechtsstreitigkeiten, die das Unternehmen und seine Talkumprodukte betreffen. Menschen, die diesbezüglich Klagen gegen den Giganten einreichen, behaupten, dass bei ihnen nach der Verwendung von Talkum-basiertem Johnson & Johnson Babypuder Krebs diagnostiziert wurde. Die überwiegende Mehrheit der Kläger sind Frauen mit Eierstockkrebs, nur eine kleine Minderheit davon sind Mesotheliom-Patienten. Allein im Juni 2024 war J&J in New Jersey mit 57.365 anhängigen Talkumpuderklagen konfrontiert.
Am 1. Mai 2024 hatte der Konzern einen Vergleich in Höhe von 6,48 Milliarden Dollar im Rahmen eines Insolvenzverfahrens vorgeschlagen für Klagen, in denen behauptet wird, dass seine Talkumpuderprodukte Eierstockkrebs verursacht haben. Das Vergleichsangebot gilt nicht für die Fälle, in denen ein Mesotheliom geltend gemacht wird. Dieser Vorschlag steht jedoch unter dem Vorbehalt, dass ihm 75 Prozent der Kläger innerhalb von 90 Tagen zustimmen.
Die Probleme für Johnson & Johnson begannen in den 1970er-Jahren, als erste Berichte über mögliche Gesundheitsrisiken von talkumbasierten Produkten auftauchten.
Diese Bedenken wurden im Laufe der Jahre durch verschiedene Studien untermauert, die einen Zusammenhang zwischen Talkum und Krebserkrankungen wie Ovarialkarzinomen und Mesotheliom herstellten. Eine aktuelle Studie des National Institute of Health (NIH), die im Mai 2024 veröffentlicht wurde, bestätigte diesen Zusammenhang erneut.
Babypuder weiterhin Verkaufsschlager
Johnson & Johnson ließ sich weder durch Studienlage noch durch die anhängigen Klagen abhalten: Der Babypuder wurde nicht vom Markt genommen, sondern dennoch weiterhin verkauft, teils an finanzschwache Personengruppen in den USA, die meist weniger über die Gesundheitsrisiken von Produkten wussten.
Im Jahr 2019 musste Johnson & Johnson dann 33.000 Gebinde Johnson’s Baby Powder zurückrufen, nachdem bei Tests Asbest in den Proben gefunden wurde. Obwohl J&J weiterhin jegliche Haftung bestreitet und darauf besteht, keine krebserregenden Produkte verkauft zu haben, stellte es den Verkauf von Johnson’s Baby Powder auf Talkumbasis in Nordamerika (USA und Kanada) im Mai 2020 ein. Erst im Jahr 2023 wechselte das Unternehmen zu einer Alternative auf Maisstärkebasis und stellte den weltweiten Verkauf von Johnson’s Baby Powder auf Talkbasis ein.
Konzernstrategie zur Kostenminimierung
Um weitere Zahlungen zu umgehen beziehungsweise um die finanziellen Auswirkungen der Klagen abzumindern, hatte sich der Pharmariese im Oktober 2021 in viele kleine Firmen aufgespalten. Eine dieser neuen Gesellschaften firmiert unter LTL Management und wurde einzig dafür geschaffen, die Babypuderklagen zu bestreiten. Zwei frühere Versuche des Giganten, die Fälle im Rahmen eines Konkursverfahrens beizulegen, wurden von Gerichten zurückgewiesen.
Außerdem wurde Kenvue, eine neue Einheit, die die meisten Verbraucherprodukte von J&J einschließlich des Babypuders umfasst, vom Konzern abgespalten. Kenvue muss jetzt die rechtlichen Lasten im Zusammenhang mit Talkumprodukten tragen.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion