Sparen durch Arbeiten? Die Idee der Abschaffung eines Feiertags

In Deutschland wird derzeit intensiv über die mögliche Abschaffung eines gesetzlichen Feiertags diskutiert. Während einerseits diskutiert wird, ob durch die Einsparung eines Feiertags überhaupt den neuen Milliardenschulden entgegengewirkt werden kann, ermitteln Umfragen andererseits bereits, welcher Feiertag dran glauben soll.
Kaum hatte der bereits abgewählte Bundestag die Schuldenbremse gelockert und ein Schuldenpaket für Infrastruktur und Verteidigung auf den Weg gebracht, ist die Diskussion um die Tilgung der Kredite und Zinsen entbrannt.
Mehr Steuereinnahmen für den Staat
Aktuell werden Stimmen laut, dass zugunsten der Finanzierung der Milliardenschulden deutschlandweit ein Feiertag gestrichen werden soll. Das wird von Ökonomen wie Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts, gefordert. Nach dem Motto: Ein freier Tag weniger bedeute mehr Produktivität, höhere Steuereinnahmen und einen positiven Effekt für die Konjunktur.
Der Gedanke ist nicht neu: Guntram Wolff, der ehemalige Direktor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, errechnete Ende 2023, dass zwei wegfallende Feiertage zusätzliche Einnahmen für den Staat von 0,5 Prozent des BIP einbringen könnten. Laut seiner Rechnung im „Handelsblatt“ könnte der Staat mit jedem gestrichenen Feiertag etwa 11 Milliarden Euro generieren.
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) berechnet für eine effektive Erhöhung der Arbeitszeit durch einen zusätzlichen Werktag etwas weniger, er würde dem Staat circa 8 Milliarden Euro einbringen, berichtete „ZDFheute“.
Aber auch die Umsetzung einer solchen Idee wäre nicht neu: Im Jahr 1994 wurde der Buß- und Bettag als arbeitsfreier Tag gestrichen, mit dem Ziel, dadurch die Pflegeversicherung zu finanzieren.
So hat Dänemark 2024 einen Feiertag zur Finanzierung der Verteidigungsausgaben gestrichen. „Die Streichung eines Feiertags fände ich als Symbol genau richtig“, sagte auch die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer im „Spiegel“-Interview.
Meinungsbild in der Bevölkerung
Aber wie sieht es bei denjenigen aus, die es betrifft, und denen gegebenenfalls ein Feiertag gestrichen wird?
Die Deutschen scheinen mehrheitlich dagegen zu sein, zur Steigerung der Wirtschaftsleistung einen der Feiertage herzugeben. Wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag des „Stern“ ergab, lehnen 65 Prozent die Abschaffung eines Feiertags ab. 32 Prozent fänden es richtig. Drei Prozent äußern sich nicht.
Lediglich die Anhänger von CDU/CSU sind mit 51 Prozent mehrheitlich für eine Reduzierung der Feiertage. Die Anhänger der anderen Parteien sind dagegen – besonders stark ist die Ablehnung bei Linke-Wählern mit 84 Prozent und bei denen der AfD mit 79 Prozent.
Feiertagsregelungen in Deutschland
In Deutschland variieren die gesetzlichen Feiertage je nach Bundesland. Während einige Länder wie Bayern bis zu 14 Feiertage haben, verfügen andere über weniger. Die Gesetzgebungskompetenz für Feiertage liegt bei den Bundesländern. Durch die Sonn- und Feiertagsgesetze der Länder sind jedoch neun Feiertage bundeseinheitlich gesetzlich geschützt:
Neujahr, Karfreitag, Ostermontag, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, 1. Mai, Tag der Deutschen Einheit, der erste und der zweite Weihnachtstag.
„Religiöser und kultureller Verlust“
Skepsis gegenüber dieser Idee wird seitens der Gewerkschaften geäußert. Anja Piel, DGB-Vorstand, spricht von einem falschen Reflex und davon, dass Feiertage kein Luxus seien, „sondern wichtiger Bestandteil unserer Arbeitskultur; sie tragen zur Erholung der Beschäftigten und damit auch zur Produktivität bei“.
Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland haben sich auch gegen eine mögliche Abschaffung eines Feiertags aus wirtschaftlichen Gründen gestellt. Sie dienen der Erholung, der Gemeinschaft und der geistlichen Orientierung, so der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel. Alles Dinge, an denen es unserer Gesellschaft gerade massiv mangele.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion