Tinnitus: Zehn tiefliegende Ursachen und deren Behandlungen
Tinnitus, medizinisch als das Hören von Geräuschen definiert, die aus dem Körper selbst statt aus externen Quellen stammen, stellt sich oft als unerwünschtes Ohrensausen dar. In Deutschland kommt es bei zehn Millionen Erwachsenen jährlich zu Tinnitus, schätzt die Deutsche Tinnitus-Liga. Patienten nehmen Geräusche wahr wie Summen, Brummen, Pfeifen und Zischen.
Das Bundesministerium für Gesundheit betont, dass fast alle Menschen gelegentlich Ohrgeräusche erleben, wie Pfeifen oder Summen, oft nach einem lauten Konzert. Bei Menschen mit Tinnitus sind diese Geräusche jedoch dauerhaft und ohne äußeren Anlass vorhanden, was ihr Leben erheblich beeinträchtigen kann. Obwohl Ohrgeräusche viele verschiedene Ursachen haben können, sind sie selten ein Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung. 5 bis 15 Prozent aller Erwachsenen erleben irgendwann länger andauernde Ohrgeräusche. In den meisten Fällen verschwindet ein Tinnitus von selbst wieder, nachdem er auch plötzlich und ohne erkennbaren Grund auftreten kann. Wenn Ohrgeräusche länger als drei Monate andauern, spricht man von einem chronischen Tinnitus.
Ursachen des Ohrenpfeifens
Was verursacht das Pfeifen im Ohr? Laut einem Artikel der Harvard University of Medicine ist pulsierender Tinnitus bei älteren Menschen häufiger zu beobachten. Die Blutzirkulation in den Arterien älterer Menschen neigt dazu, turbulenter zu sein und die Wände der Arterien können im Laufe der Zeit verhärtet sein.
Dr. Wu Kuo-pin, ein Praktiker der traditionellen chinesischen Medizin, sagt, dass Tinnitus und Hörverlust verbreitet sind und Studien festgestellt haben, dass Menschen ab dem 50. Lebensjahr beginnen, ihr Hörvermögen zu verlieren.
Ein Viertel der Weltbevölkerung im Alter von 50 bis 65 Jahren hat eine Hörminderung. Über die Hälfte der 85-Jährigen hat Hörprobleme.
Lautstärke trägt ebenfalls zum Pfeifen im Ohr bei. Ein Paradebeispiel sind laute Konzerte: Danach können Menschen oft kurzfristig unter Tinnitus leiden.
Gibt es eine Heilung?
Laut Bundesministerium für Gesundheit existieren gegenwärtig keine nachweislich wirksamen Mittel gegen Tinnitus. Diese Einschätzung findet Bestätigung durch die Amerikanische und die Britische Tinnitusvereinigung, die beide bestätigen, dass in der westlichen Medizin aktuell keine Heilung für das anhaltende Pfeifen im Ohr bekannt ist.
Alternativmedizin: Ansätze zur Behandlung von Tinnitus
In einem Bericht von Harvard Medicine wird die Notwendigkeit betont, die Grundursachen von Tinnitus zu evaluieren, um eine effektive Behandlung sicherzustellen. Tinnitus kann sich beispielsweise als Nebenwirkung diverser Medikamente manifestieren, insbesondere bei hoher Dosierung.
Die Studie offenbart zudem, dass muskuloskelettale Faktoren wie Zähneknirschen, Kieferanspannung oder Nackenverspannungen die Symptome von Tinnitus verstärken können.
Eine Diskussion auf Healthline, einer Website für Gesundheitsfragen, umfasst verschiedene Behandlungsstrategien für Tinnitus. Diese reichen von Änderungen im Lebensstil über Lärmreduktionsgeräte und verordneten Medikamenten bis zu Achtsamkeitsübungen und alternativen medizinischen Ansätzen wie Nahrungsergänzungsmittel und Akupunktur.
Laut Dr. Wu gibt es jedoch einige Herausforderungen in der klinischen Behandlung von Hörverlust. Bislang existieren keine Bluttests oder spezielle Geräte zur Diagnostik, die eine umfassende Diagnose ermöglichen würden.
Ein zusätzliches Problem besteht darin, dass Tinnitus ein komplexes Phänomen ist, das häufig durch andere Erkrankungen ausgelöst wird. Um das lästige Ohrgeräusch effektiv zu behandeln, ist es unerlässlich, die primäre Ursache zu identifizieren.
Dr. Wu sagt, dass Ärzte zur wirksamen Behandlung von Tinnitus auch andere Symptome im Körper des Patienten berücksichtigen müssen.
Auch wenn viele Symptome scheinbar irrelevant wirken mögen, könnten sie dennoch den Schlüssel zur erfolgreichen Behandlung darstellen. Zehn medizinische Fallstudien illustrieren, wie Wu seine Patienten erfolgreich behandelt und Symptome wie Tinnitus, partielle Taubheit, Hörprobleme oder Ohrblockaden mithilfe von Akupunktur linderte.
Fallstudien zur Anwendung von Akupunktur bei Tinnitus
Der TCM-Mediziner Dr. Wu gibt Einblick in seine Fallstudien, in denen er detailliert die Symptome seiner Patienten, die verwendeten Methoden der Akupunkturbehandlung und die erzielten Therapieerfolge beschreibt.
Übersicht: Akupunkturpunkte
Auditiver Konvergenzpunkt (Akupunkturpunkt GB2)
Eine 45-jährige Patientin, bezeichnet als Patientin A, litt unter Tinnitus. Sie berichtete über einen schmerzhaften Bereich direkt oberhalb ihres Ohrläppchens, der dem Akupunkturpunkt des auditiven Konvergenzpunkts entspricht. Dr. Wu richtete seine Behandlung gezielt auf diesen Schmerzpunkt aus und setzte zur Therapie lokale Akupunktur ein. Im Anschluss an die Behandlung konnte eine vollständige Beseitigung ihres Tinnitus festgestellt werden.
Akupunkturpunkt „Valley Lead“ (GB8)
Ein 57-jähriger Mann, benannt als Patient B, litt bereits seit drei Jahren unter Tinnitus. Trotz Akupunkturbehandlungen an Kopf, Händen und Füßen konnte keine Besserung erzielt werden. Erst als der behandelnde Arzt seine Nadel an der Stelle „Valley Lead“ unter einem Winkel von 45 Grad einsetzte, trat ein sofortiger Stopp des Tinnitus ein.
Für die Behandlung von Tinnitus ist insbesondere der Gallenblasenmeridian von zentraler Bedeutung. Die Punkte „Auditory Convergence“ und „Valley Lead“ liegen auf dem Verlauf dieses Meridians und befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Ohr, wodurch sie in der Tinnitusbehandlung besonders wirksam sind.
Auch eine Studie im „Caspian Journal of Internal Medicine“ aus dem Jahr 2018 bestätigt die Wirksamkeit der Akupunktur: Diese kann die Intensität und Schwere des Tinnitus verringern und stellt somit eine wirksame Therapieoption für chronischen, nicht-pulsierenden Tinnitus dar. Erst kürzlich, im Jahr 2022, untermauerte eine weitere Studie diese Erkenntnisse durch neurophysiologische Belege für den klinischen Einsatz der Akupunktur bei der Behandlung von Tinnitus.
Akupunkturpunkt „Completion Bone“ (GB12)
Eine Patientin, genannt Patientin C, suchte nach einer Möglichkeit, das lästige Pfeifen in ihrem Ohr zu lindern. Sie griff zu einer ungewöhnlichen Methode und legte ein warmes, hart gekochtes Ei an ihr Ohr. Zu ihrer eigenen Überraschung erzielte sie damit eine deutliche Verbesserung. Dr. Wu kommentierte, dass es zwar diverse Varianten der Wärmebehandlung gibt, die Anwendung eines warmen Eis hat allerdings den Vorteil, dass es die Wärme effektiv speichert und so eine längere Wärmeabgabe gewährleistet.
Fallbeispiele: Der innere Organismus
Störungen des Nervensystems
Rund siebzig Prozent aller Menschen, die an Tinnitus leiden, zeigen Symptome chronischer Angst, Anspannung, Panikattacken und Schlafstörungen. Insbesondere die Schlaflosigkeit (Insomnie) tritt häufig bei Tinnitus-Patienten auf. Schlechte Schlafqualität kann das Ohrgeräusch verstärken und führt so zu einem Teufelskreis.
Menschen, die unter Insomnie leiden, zeigen oft eine Anspannung der Muskulatur und Bänder im Nackenbereich. Bei der Behandlung von Patient I fokussierte Dr. Wu die Knochen unterhalb des Schädels und setzte Nadeln an den Akupunkturpunkten „Completion Bone“ (GB12), „Peaceful Sleep“ (EX-HN22), „Wind Pool“ auf beiden Seiten (GB20), „Celestial Pillar“ (BL10), und „Hair Clip“ (EX-B2) beidseitig an der Halswirbelsäule.
Dank der Akupunkturbehandlung konnte eine deutliche Besserung der Insomnie bei Patient I festgestellt werden.
Weitere Patienten mit ähnlichen Symptomen berichteten, dass ihre Tinnitus-Beschwerden oder das Phänomen der Doppelhörigkeit durch die Akupunkturtherapie gemindert wurden.
Doppelhörigkeit ist eine Form von Hörverlust, bei der die betroffene Person aufgrund einer zu schnellen Schallleitung in einem Ohr Echoeffekte wahrnimmt.
Blockaden im Ohr
Ein Gefühl der „Verstopfung“ im Ohr kann durch Blockaden am Hinterkopf oder eine unzureichende Blutzirkulation des hinteren Mastoidprozesses hervorgerufen werden. Dies äußert sich als Druckschmerz am Akupunkturpunkt „Completion Bone“, GB12.
Eine Blockade der Eustachischen Röhre, auch Ohrtrompete genannt, im Inneren des Ohrs kann zu einem Druckungleichgewicht im Mittelohr führen, das Tinnitus oder ein „verstopftes“ Gefühl hervorrufen kann.
Patienten beschreiben ihre Symptome beim Hören häufig als dumpf, hohl oder „wie durch Watte“. Zudem kann in lauter Umgebung oder in engen Räumen das Gefühl von besonders starken Schwellungen oder Schmerzen im Ohr auftreten.
Entzündliche Substanzen in der Nase, etwa Schleim, sind typisch bei Patienten mit allergischer Rhinitis, Sinusitis, gastroösophagealem Reflux und Erkältungen. Eine verspätete Behandlung kann zu Verstopfungen führen, was auf eine Blockade der Eustachischen Röhre hindeutet.
Um eine effektive Behandlung von Ohrblockaden zu gewährleisten, sollten die Nasalakupunkturpunkte an beiden Seiten des oberen Nasenflügels, „White Bone Hole“ (DU25), „Hall of Seal“ (EX-HN3), „Valley Lead“ (GB8), „Auditory Convergence“ (GB2), „Wind Pool“ auf beiden Seiten (GB20) und „Hundred Convergences“ (DU20) angesprochen werden.
Durch die gezielte Stimulierung dieser Akupunkturpunkte kann eine rasche Entlastung der Eustachischen Röhre erreicht und somit Ohr- und Nasenverstopfung verringert werden.
Fehlausrichtung der Halswirbelsäule
Ein 58-jähriger Patient, E, hatte 40 Jahre lang mit Doppelhörigkeit zu kämpfen. Sein Arzt hatte eine angeborene Doppelhörigkeit diagnostiziert. Bei seiner ersten Beratung bei Dr. Wu klagte er vorrangig über Nackensteifheit und -schmerzen, Kopfschmerzen, Völlegefühl, Augenmüdigkeit, schlechten Schlaf sowie Doppelhörigkeit in beiden Ohren. Dr. Wu stellte fest, dass die Halswirbelsäule des Patienten zu gerade war und ihre natürliche Krümmung verloren hatte.
Nachdem Patient E fünf Akupunkturbehandlungen erhalten hatte, traditionelle chinesische Medikamente zur Verbesserung der Blutzirkulation eingenommen und diszipliniert seine Nackentherapie zu Hause durchgeführt hatte, berichtete er von einer Verbesserung des Doppelhörens und einer deutlichen Linderung der anderen Symptome.
Zervikale Dislokation
Patient F hatte drei Jahre lang unter Tinnitus gelitten. Durch gezielte Nackenübungen und durch Dr. Wu veranlasste Muskelentspannungstechniken ließ die Spannung in seinem Nacken jedoch nach. Eines Tages, während er seinen Nacken trainierte, verspürte er ein Klickgeräusch. Eine Fehlstellung eines Gelenks in der Halswirbelsäule hatte sich korrigiert und seine Ohrgeräusche um 80 Prozent reduziert.
Allergien und Nasenverstopfung
Ein 65-jähriger Patient, G, kam zu Dr. Wu, nachdem er jahrelang unter Tinnitus gelitten hatte. Bisherige Akupunkturbehandlungen an den Ohren, Händen und Füßen hatten keine Linderung gebracht.
Aufgrund starker Allergien litt der Patient häufig unter einer verstopften Nase. Daher entschied sich Dr. Wu dazu, zusätzlich zur bisherigen Behandlung den Akupunkturpunkt „Upper Welcome Fragrance“ (HN8) zu nadeln. Mit dieser erweiterten Therapie erlebte der Patient schließlich eine Linderung seiner Ohrgeräusche.
Leber- und Gallenblasendefizit
Dr. Wu hat festgestellt, dass Patienten, die an langanhaltender Schlaflosigkeit oder Wut leiden, anfälliger für Entzündungen der Leber und der Gallenblase sind.
Das Ohrgeräusch bei diesen Patienten neigt dazu, viel lauter zu sein und dröhnt wie eine Maschine. Dr. Wu behandelte bei Patient H die Akupunkturpunkte Großer Aufschwung (LR3), Hügelruine (GB40) und Hängende Glocke (GB39), um die Hitze (Entzündung) zu entfernen. Dies führte zu einer signifikanten Verbesserung.
Milz- und Qi-Mangel
Dr. Wu bietet für Patienten mit Symptomen wie Herzklopfen, Engegefühl in der Brust, Atemnot oder einem schwachen Verdauungssystem Behandlungen an den Händen und Füßen an. Diese Methoden sollen die Energie- und Blutzirkulation verbessern und das Gleichgewicht von Herz, Milz und Lunge wiederherstellen.
Ein Mangel an Qi kann die Grundursache vieler alltäglicher Krankheiten ist. So werden Zustände wie das chronische Erschöpfungssyndrom, Diabetes, Verdauungsprobleme und Menstruationsschmerzen häufig auf einen Mangel an Qi zurückgeführt. Die Berücksichtigung dieser Erkenntnisse könnte zu verbesserten Behandlungsansätzen für die Patienten führen.
Nierenschwäche
Eine 80-jährige Frau, die ihr Gehör vollständig verloren hatte, konnte dank eines kombinierten Behandlungsansatzes wieder Geräusche wahrnehmen. Die Patientin hatte ihre Hörfähigkeit nach einer Grippeerkrankung eingebüßt. In der ersten Woche ihrer Behandlung begann Dr. Wu mit Akupunkturbehandlungen am Kopf, um die Ohren herum und an den Gliedmaßen, jedoch ohne Erfolg.
Angesichts des fortgeschrittenen Alters der Patientin und einer festgestellten Schwäche ihrer Nieren und des Gehirnmarks entschied Dr. Wu, den Therapieplan zu erweitern und eine gezielte Ernährungstherapie zu integrieren. Er verschrieb eine spezielle Diät, die unter anderem einen Eintopf mit den chinesischen Kräutern Anemone altaica und Davallia mariesii sowie Schweinenieren beinhaltete. Nach einer Woche dieser kombinierten Therapie konnte die Patientin erstmals wieder das Läuten der Türklingel wahrnehmen.
Die Kraft der ganzheitlichen Akupunktur
Patienten, die unter Tinnitus leiden, können zuweilen neben einer verstopften Nase auch das Phänomen des Doppelhörens erfahren. Über die bereits besprochene Akupunkturbehandlung hinaus empfiehlt Dr. Wu eine erweiterte Therapie. Dabei sollen zusätzliche Akupunkturpunkte wie „Friedlicher Schlaf“ (EX-HN22), „Himmelspfeiler“ (BL10) und „Haarklammer“ (EX-B2) auf beiden Seiten der Halswirbelsäule adressiert werden.
Die Berücksichtigung der Schwere der Patientensymptome spielt eine entscheidende Rolle für die Anpassung der Behandlungspläne. Zusätzliche Akupunkturpunkte, die im Zusammenhang mit dem allgemeinen körperlichen Wohlbefinden stehen, wie die der Milz, der Nieren oder der Leber, können die Effektivität der Behandlung verstärken.
Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „10 Deeper Causes of Tinnitus, and How to Treat It“. Der Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen suchen Sie bitte Ihren Arzt auf. (Deutsche Bearbeitung kr)
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