Krebs: Schon 60 Minuten Sport pro Woche senkt das Sterberisiko
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Regelmäßige sportliche Betätigung kann das Fortschreiten von Krebs verlangsamen und das Krebssterberisiko verringern. Bereits kurze Trainingseinheiten machen einen signifikanten Unterschied – bei längeren und häufigeren Trainingseinheiten sind die Vorteile noch deutlich größer. Das ist das Ergebnis einer Studie, die am 7. Januar 2025 im „British Journal of Sports Medicine“ (BJSM) erschien.
Zahlreiche Forschungsarbeiten stellten bereits fest, dass körperliche Aktivität zu einer besseren Lebensqualität beitragen kann. Beispielsweise stärkt körperliche Bewegung die Abwehr des Körpers gegen Krankheitserreger und chronische Erkrankungen, was wiederum auch hilft, Krebs vorzubeugen.
Mehr Bewegung bedeutet mehr Vorbeugung
Im Rahmen der aktuellen Studie beobachteten die Studienautoren von 2007 bis 2022 mehr als 28.000 Menschen mit Krebs im Stadium 1. Sie wollten wissen, wie sich Bewegung auf Krebs auswirkt. Krebs im Stadium 1 ist das früheste Stadium (nach Stadium 0). Dabei hat der Krebs noch nicht auf andere Organe übergegriffen.
Die Forscher definierten, wann eine Person als körperlich aktiv galt. Wer sich über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr vor der Krebsdiagnose weniger als 60 Minuten mit mittlerer Intensität pro Woche bewegte, galt als gering körperlich aktiv. Wer sich mindestens 60 Minuten pro Woche mit mindestens mittlerer Intensität bewegte, galt als mäßig bis stark körperlich aktiv.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Wahrscheinlichkeit für ein Fortschreiten der Krebserkrankung in der Gruppe mit geringer körperlicher Aktivität um 16 Prozent und in der Gruppe mit mäßiger bis starker körperlicher Aktivität um 27 Prozent niedriger war als in der Gruppe der gar nicht sportlich Aktiven. Das Sterberisiko war in der Gruppe mit geringer körperlicher Aktivität um 33 Prozent und in der Gruppe mit mäßiger bis starker körperlicher Aktivität um 47 Prozent geringer.
„In einer Welt, in der Krebs weiterhin eine erhebliche Belastung für die öffentliche Gesundheit darstellt, kann die Förderung körperlicher Aktivität wichtige Vorteile bezüglich des Fortschreitens von Krebs sowie der entsprechenden Prävention und Behandlung bringen“, so die Autoren in ihrem Fazit.
Das National Cancer Institute (NCI), ein Krebsforschungszentrum des US-Gesundheitsministeriums, empfiehlt allen ehemaligen Krebspatienten, die Richtlinien des öffentlichen Gesundheitswesens für regelmäßige Bewegung zu befolgen. Dazu gehören 2,5 bis 5 Stunden mäßige körperliche Aktivität pro Woche oder 1,25 bis 2,5 Stunden intensive Aktivität.
Sitzende Lebensweise – ein kontrollierbarer Risikofaktor
Des Weiteren ist eine sitzende Lebensweise laut dem NCI ein kontrollierbarer Risikofaktor, der mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für bestimmte Krebsarten einhergeht. Da es mehrere andere kontrollierbare Risikofaktoren für Krebs gibt, stellt sich die Frage, welchen Stellenwert Bewegungsmangel hier im Vergleich einnimmt. In einer E-Mail an Epoch Times beantwortete Jon Patricios, Mitautor der BJSM-Studie, diese Frage.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass regelmäßige körperliche Aktivität einen etwas größeren positiven Einfluss hat als andere kontrollierbare Risikofaktoren für Krebs wie Rauchen, Fettleibigkeit und schlechte Ernährung. Allerdings würde jeder dieser Faktoren von bestimmten Krebsarten beeinflusst werden, wie zum Beispiel Rauchen bei Lungenkrebs.“
Unabhängig von anderen Risikofaktoren, die zu schlechteren Krankheitsverläufen beitragen, verringere regelmäßige körperliche Aktivität das Krebsrisiko. Je mehr die körperliche Bewegung über 60 Minuten pro Woche hinausgehe, desto stärker sei der Schutz, so der Forscher.
Vergleich mit anderen kontrollierbaren Risiken
Körperliche Aktivität beeinflusst folglich laut der BJSM-Studie das Fortschreiten von Krebs und die Überlebensrate von Krebspatienten. Doch körperliche Betätigung spielt auch bei der Vorbeugung eine wichtige Rolle, stellten andere Untersuchungen fest. Wie eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2021 zeigte, verringert Bewegung mehreren Studien zufolge die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen und Risiken, die mit der Krebsentstehung einhergehen. Dazu gehören unter anderem tödliche Blutgerinnsel, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Gelenkschmerzen, kognitive Beeinträchtigung und Depression.
Allerdings wiesen die Autoren darauf hin, dass es schwierig sei, einen Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und krebshemmender Wirkung festzustellen. Denn Personen, die regelmäßig Sport treiben, weisen in der Regel allgemein weniger Risikofaktoren für die Krankheit auf. Beispielsweise rauchen sie seltener, sind seltener übergewichtig und ernähren sich oftmals gesünder.
Viele umfassende Studien weltweit zeigten jedoch, dass Bewegung das Krebsrisiko senken kann, selbst wenn andere Lebensstilfaktoren berücksichtigt werden, heißt es in der Übersichtsarbeit weiter. Dies verleitete Gesundheitsbehörden dazu, körperliche Aktivität als einen der wichtigsten Faktoren anzusehen, um das Risiko für verschiedene Krebsarten zu verringern, so die Forscher. Das umfasst Brust-, Blasen-, Darm-, Speiseröhren-, Gebärmutter- und Nierenkrebs.
Warum Bewegung gegen Krebs hilft
Doch wie kommt es, dass körperliche Betätigung dabei hilft, Krebs zu bekämpfen? Im Jahr 2023 erschien in der Fachzeitschrift „Cancers“ ein Review, der die Mechanismen dahinter beleuchtet. Demnach hat körperliche Betätigung viele positive Wirkungen auf den Körper, darunter:
- Stärkt das Immunsystem: Körperliche Aktivität stimuliert die Produktion von natürlichen Killerzellen (NK-Zellen). Sie gehören zu den weißen Blutkörperchen und können Tumorzellen erkennen und abtöten. Im Allgemeinen erreicht der Körper innerhalb von 30 Minuten nach einem Ausdauertraining die höchste Rekrutierung von NK-Zellen; die Werte bleiben bis zu drei Stunden lang erhöht.
- Reguliert Hormone: Sport steht mit einem niedrigeren Spiegel der weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron in Verbindung. Ein niedrigerer Hormonspiegel im Blut mindert die Fähigkeit der Brustzellen, sich zu vermehren. Dies ist ein möglicher Mechanismus dafür, wie Sport das Brustkrebsrisiko senken kann.
- Reduziert Bauchfett: Bauchfett ist mit bestimmten Krebsarten verbunden, die mit einer erhöhten Insulinresistenz und hohen Insulinspiegeln einhergehen. Körperliche Bewegung hilft, die Insulinresistenz und den Insulinspiegel zu senken, was zu einer Verringerung des Bauchfetts und des damit verbundenen Krebsrisikos führt.
- Reduziert Entzündungen: Chronische Entzündungen sind an mehreren Stadien der Krebsentwicklung beteiligt, darunter Krebswachstum und Metastasenbildung. Sport scheint Entzündungen zu reduzieren, sowohl unabhängig als auch in Kombination mit Gewichtsverlust. Sport produziert entzündungshemmende Moleküle wie Zytokine und reduziert Körperfett, wodurch die vom Fettgewebe produzierten Entzündungsfaktoren abnehmen.
Zusätzliche Vorteile im Fall einer Krebserkrankung
Körperliche Aktivität wirkt sich laut Studien also direkt auf die Krebsvorbeugung, den Krankheitsverlauf und die Überlebenschancen aus. Doch es gibt auch eine Reihe indirekter Vorteile, die die Lebensqualität verbessern können, heißt es in dem „Cancers“-Review weiter. Demnach hilft Sport gegen Depressionen, chronische Schmerzen, Nebenwirkungen von Chemotherapeutika, Schlafstörungen, strahlenbedingte Schluckbeschwerden und verbessert die Knochengesundheit und Funktionalität. Zudem lindert er krebsbedingte kognitive Beeinträchtigungen, Müdigkeit und Kachexie (krankhafte, sehr starke Abmagerung).
Bewegung sei ein wichtiges, aber oft nicht ausreichend genutztes therapeutisches Mittel bei der Behandlung von Krebs. Es bringe körperliche, emotionale und geistige Verbesserungen mit sich, erklärte Jennifer Habashy in einer E-Mail an Epoch Times. Laut der in Colorado ansässigen naturheilkundlichen Ärztin sollte Bewegung Teil eines ganzheitlichen Ansatzes sein, um den Bedürfnissen von Krebskranken gerecht zu werden.
„Für Menschen in Behandlung kann sanfte Bewegung Müdigkeit lindern, die Beweglichkeit verbessern und die natürlichen Heilungsprozesse des Körpers unterstützen. Bei der Nachbehandlung helfen maßgeschneiderte Trainingspläne, Kraft und Belastbarkeit wiederherzustellen“, erläuterte sie.
Ganzheitliche Behandlungsstrategie muss Sport umfassen
Habashy zufolge unterstützt körperliche Aktivität die angeborene Fähigkeit des Körpers zur Entgiftung und Regeneration. Beispielsweise verbessert sie die Lymphzirkulation und reduziert systemischen Stress. Sport wirke sich auch positiv auf die psychische Gesundheit aus, da Endorphine freigesetzt werden, die Angstzustände und Depressionen lindern können, die häufig mit einer Krebsdiagnose einhergehen. Körper-Geist-Übungen wie Tai-Chi würden die emotionale Belastbarkeit stärken und das Gefühl der Kontrolle fördern, so die Ärztin.
Ziel sei es, individuelle Trainingspläne zu erstellen, die auf die besonderen Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten eingehen – je nach Behandlungsstadium, Energielevel und körperlicher Leistungsfähigkeit, schrieb sie. „Ob während der aktiven Behandlung, der Genesungsphase oder der langfristigen Nachsorge – beim Sport soll nicht nur die Kraft wiederhergestellt werden. Es geht auch darum, die Patienten zu befähigen, ihre Vitalität wiederzuerlangen und ihre Gesundheit im Rahmen einer ganzheitlichen Wellness-Strategie zu optimieren.”
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Regular Exercise Before Cancer Diagnosis Slows Progression, Lowers Death Risk: Study“. (redaktionelle Bearbeitung ee)
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