Allen Widrigkeiten zum Trotz: Wie ein weltbekannter Arzt Blinde wieder sehen lässt
Solang sie sich erinnern kann, war sie so gut wie blind. Doch nun schöpfte die 15-jährige Maria Morari Hoffnung. Der weltbekannte Augenlaserchirurg Dr. Ming Wang sollte sie operieren – und würde vielleicht ihr Augenlicht wiederherstellen können. Dafür reiste sie mehr als 8.000 Kilometer von Moldawien in Osteuropa nach Nashville, USA.
Als Dr. Wang den Ablauf der Operation ein letztes Mal durchging, dachte er kurz über die geringen Erfolgsaussichten nach. Nachdem er ein Jahr lang auf die Genehmigung von Marias medizinischem Visum gewartet hatte, war die Last der Hoffnung und Erwartung aller Beteiligten fast zu groß für ihn. Dr. Wang erinnerte sich, dass ihn der Gedanke, dass der Eingriff wahrscheinlich aussichtslos sein würde, entmutigte.
Marias linkes Auge, bei dem sich die Netzhaut abgelöst hatte, war nicht mehr zu retten, erzählte Dr. Wang gegenüber Epoch Times. „Marias rechtes Auge hatte jedoch noch ein Prozent ihrer Sehkraft. Sie konnte noch Licht sehen und das war ihre einzige Hoffnung“, sagte er.
Auf eine ungewisse Zukunft blicken
Maria lebte seit ihrem siebten Lebensjahr in einem Waisenhaus mit vielen anderen Kindern aus Familien, die zu arm waren, um für sie zu sorgen. Bald würde sie 16 Jahre alt werden und zu alt sein, um dort zu bleiben.
In Marias Situation – sie war völlig abhängig von anderen und lebte in einem der ärmsten Länder Europas – bestand für sie die Gefahr, den Rest ihres Lebens als Prostituierte auf der Straße zu verbringen. Das Sehen war für sie die einzige Möglichkeit auf eine bessere Zukunft.
Aber die Chancen standen schlecht – ein schwerer grauer Star, eine deformierte Iris, eine verengte Pupille, die durch eine lebenslange Entzündung geschädigt war. Zudem würde die Operation schwierig und riskant sein. Bei einem erfolgreichen Eingriff könnte sich Marias Sehkraft etwas verbessern. Doch „bei einer missglückten Operation würde sie für den Rest ihres Lebens in völliger Dunkelheit leben“, erzählte der Augenchirurg.
Dr. Wang wusste, dass er trotz der scheinbaren Unmöglichkeit nicht aufgeben durfte. Frühere Entbehrungen hatten in ihm eine beständige Hartnäckigkeit kultiviert – eine Stärke, die er mit seinem Vertrauen in Gott vereinte.
Der Arzt kam zwei Jahre nach dem Großen Sprung nach vorn in Hangzhou, China, zur Welt. Es war eine Zeit, die von Gefahren und der schlimmsten menschengemachten Hungersnot in der Geschichte der Menschheit geprägt war. Er überlebte die Kulturrevolution der 1960er-Jahre, in deren Verlauf Millionen von Bürgern und auch Kinder in Arbeitslager geschickt wurden, um nie wieder gesehen oder gehört zu werden.
„Wie Maria war auch ich mit der allgegenwärtigen Armut und der erdrückenden Hoffnungslosigkeit vertraut“, schreibt Dr. Wang in seinen Memoiren „From Darkness to Sight“ (Aus der Dunkelheit zum Augenlicht).
Über unsere Umstände hinwegsehen
Dr. Wang stammt aus einer Ärztefamilie. Er war in Marias Alter, als seine Träume, in die Fußstapfen seiner Mutter und seines Vaters zu treten, scheinbar zerplatzten.
Im Jahr 1966, als der junge Ming in die Grundschule kam, waren die Universitäten in ganz China bereits geschlossen. Als er 1974 die 9. Klasse besuchte, mussten er und Millionen anderer Schüler die Schule verlassen, ohne Hoffnung auf einen Schulabschluss.
Als Teenager entging er den Arbeitslagern, indem er sich der staatlichen Gesangs- und Tanzpropagandatruppe anschloss. Dort spielte er die Erhu, ein geigenähnliches Saiteninstrument. Um zu überleben, arbeitete er zudem in einer Fabrik. Es waren dunkle Jahre für Ming und seine Familie.
„Meine Eltern waren in der Lage, über die Umstände, die Armut und die turbulente Situation hinwegzusehen und glaubten daran, dass es eine bessere Zukunft für ihre Kinder geben würde“, so Dr. Wang.
Auch Maria schöpfte Hoffnung, nachdem sie die Hendrichs getroffen hatte. Das Ehepaar hatte seine Kinder zu einem Kurzzeiteinsatz mit Justice and Mercy International nach Moldawien gebracht, einer Organisation, die sich für verlassene Kinder einsetzt.
Die Familie hatte sich vor ihrer Abreise aus Moldawien mit Maria angefreundet und wollte ihr unbedingt helfen. Als die Hendrichs nach Hause zurückkehrten, wandten sie sich an Wangs gemeinnützige Organisation Wang Foundation for Sight Restoration und erzählten von Marias Geschichte.
Von Wissenschaft und Glauben
Als Maria Dr. Wang im Jahr 2013 kennenlernte, war es bereits drei Jahrzehnte her, dass er das schier Unmögliche überwunden hatte und in die Vereinigten Staaten eingewandert war.
Zuerst arbeitete er in drei Jobs und wurde schließlich an der Harvard Medical School angenommen, wo er seinen Abschluss mit Auszeichnung machte. Später erwarb er einen weiteren medizinischen Abschluss am Massachusetts Institute of Technology.
Als Student knüpfte Dr. Wang, damals Atheist, eine Beziehung zu einem Professor. Dieser stellte ihm Fragen über Gott. Er gab ihm Beweise für intelligentes Design. Darunter versteht man die Auffassung, dass die Entstehung des Universums und des Lebens nur durch einen intelligenten Schöpfer und nicht durch die natürliche Selektion und Mutationen erklärt werden kann.
„Ich habe gelernt, dass Wissenschaft und Glaube zwei verschiedenen Zwecken dienen. Die Wissenschaft gibt einem die Werkzeuge und der Glaube gibt den Sinn, wofür man die Werkzeuge einsetzt“, erläutert der Chirurg.
Das Geheimnis hinter der narbenlosen Heilung lüften
Heute hält Dr. Wang mehrere US-Patente für seine Erfindungen in Biotechnologie, die das Sehvermögen wiederherstellen. Dazu gehört auch die weltweit erste Kontaktlinse aus Amnionmembran, mit der die Augenoberfläche narbenlos heilen kann. Sie kann auch verwendet werden, um bestehende Hornhautnarben zu reduzieren. Die Erfindung half Millionen Patienten, ihr Sehvermögen wiederzuerlangen, und wurde laut Dr. Wang von seinen Gebeten zu Gott geleitet.
Eine Narbe auf der Hornhaut, der Oberfläche des Auges, führen oft zur Erblindung. Dr. Wang löste das Problem der Hornhautvernarbung, einer normalen Wundheilungsreaktion, indem er untersuchte, wie Babys im Mutterleib ohne Narbenbildung heilen. Während des gesamten Forschungsprozesses weigerte sich Dr. Wang aufgrund seines Glaubens an die Unantastbarkeit des Lebens, mit abgetriebenem fötalem Gewebe zu experimentieren. Das stellte seinen Glauben in seiner Rolle als Wissenschaftler auf die Probe.
Nach fast 20 Jahren Arbeit an diesem Rätsel stieß Dr. Wang zusammen mit anderen Forschern auf die Antwort: ein spezielles Gewebestück, das eigentlich nach der Geburt eines Babys verworfen wird – die Plazenta und ihre innerste Schicht, die Amnionmembran.
Somit konnte Dr. Wang das Geheimnis hinter der narbenlosen Wundheilung lüften, ohne mit abgetriebenem fötalem Gewebe zu experimentieren. Das war ein starker Beweis dafür, dass Wissenschaft und Glaube zusammenarbeiten können.
Den Glauben trotz aller Widrigkeiten nicht verlieren
Vor Marias Operation reichten sich alle die Hände. Dr. Wang betete inständig, dass er und sein Operationsteam ihr Bestes geben würden und dass Gott ihnen unabhängig vom Ergebnis ein Gefühl des Friedens schenken möge.
Nach der Hälfte der Operation war sich Dr. Wang sicher, dass ihm eine Aufgabe übertragen worden war, die seine Kenntnisse und Fähigkeiten überstieg. In seiner Autobiografie berichtet er von dem Moment, als er beinahe aufgegeben hätte, aber stattdessen losließ und die Aufgabe in die Hände Gottes legte. Ein Gefühl der Ruhe überkam ihn und er fuhr mit Marias Operation fort. Nach vier anstrengenden Stunden war die anatomische Struktur von Marias rechtem Auge wiederhergestellt. Aber würde sie auch wieder sehen können?
Als es an der Zeit war, die Augenklappe zu entfernen, erlaubte Maria ihrer Gastfamilie und dem Personal, im Zimmer zu sein. Leona Walthorn, die Assistentin von Dr. Wang, führte alle herein.
Als Maria erkennen konnte, wie viele Finger Dr. Wang hochhielt, strahlten die Gesichter aller Anwesenden Erleichterung und Freude aus, erinnert sich Walthorn. Ein paar Minuten später sah Maria zum ersten Mal in ihrem Leben ihr eigenes Spiegelbild.
„Ich werde nie die herzliche Umarmung zwischen der Tochter der Hendrichs und Maria vergessen, als sie zum ersten Mal sah, wie Casey sie anschaute“, erzählte Walthorn gegenüber Epoch Times.
Ein Teil von Marias wundersamer Behandlung ist der Amnionmembran-Kontaktlinse zu verdanken, die die Heilung ihres rechten Auges unterstützte und ihre Sehkraft von einem Prozent auf 20 Prozent verbesserte.
Menschen auf der ganzen Welt helfen
Während seiner Karriere führte Dr. Wang mehr als 55.000 Eingriffe durch. Er veröffentlichte mehr als zehn Lehrbücher und mehr als 100 wissenschaftliche Arbeiten. Mit seiner gemeinnützigen Stiftung half er Patienten aus mehr als 40 US-Bundesstaaten und 55 Ländern, wobei alle Operationen kostenlos durchgeführt wurden.
Seine Geschichte wurde in einem biografischen Film mit dem Titel „Sight“ verfilmt, der am 24. Mai in den USA in die Kinos kam. In dem Film spielt Terry Chen die Rolle des Dr. Wang an der Seite des für den Oscar nominierten Schauspielers Greg Kinnear. Der Film beginnt mit der wahren Geschichte eines anderen jungen Waisenkindes, das das Leben von Dr. Wang zutiefst beeinflusste – die vierjährige Kajal, die ihr Leben als Bettlerin in Indien in völliger Dunkelheit begann. Sie löste in Dr. Wang einen Wandel aus, der es ihm ermöglichte, seine schmerzhafte Vergangenheit loszulassen und anderen zu helfen.
Dr. Wang zufolge schätzen Personen, die früher blind waren, das Sehen am meisten. Das Gleiche gilt für die Freiheit: Diejenigen, die sie am meisten zu schätzen wissen, hatten sie früher nicht. Er hofft, dass seine Geschichte mehr Menschen dazu inspiriert, über ihren eigenen Schmerz hinwegzusehen und gemeinsam an einem „besseren Morgen“ zu arbeiten.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Against All Odds: How a World-Renowned Doctor Uses Science and Faith to Treat Blindness“. (redaktionelle Bearbeitung as)
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