Wirbel um LNG-Terminals: Kein Betrieb zu Jahresbeginn?

Um unabhängig von russischem Gas zu werden, setzte der Bund unter anderem auf Flüssigerdgas aus anderen Ländern via schwimmende Terminals. Brüssel erlaubt Berlin dafür nun Milliardenförderungen.
Die Bundesregierung hatte den Aufbau von LNG-Terminals nach dem russischen Angriff auf die Ukraine forciert. (Archivbild)
Auf dem Pipeline-Verlegeschiff „Castoro 10“ vor dem Strand von Lubmin bauen Fachleute an der Anbindungspipeline des umstrittenen Rügener Flüssigerdgas LNG-Terminal in Mukran.Foto: Stefan Sauer/dpa
Von 23. Dezember 2024

Seit gut zwei Jahren bezieht Deutschland kein Gas mehr aus Russland. Grund dafür ist der Ukrainekrieg und der daraus entstandene Handelskonflikt. Um den Ausfall zu kompensieren, ließ die Bundesregierung in Windeseile neue LNG-Terminals errichten.

Doch die LNG-Projekte sind von fortlaufenden Problemen begleitet. Das nächste steht bereits vor der Tür: Zu Jahresbeginn – also bereits in etwa einer Woche – droht der Stopp aller bestehenden LNG-Lieferungen, wie „Focus“ berichtet. Im November machte LNG rund 6,5 Prozent aller deutschen Gasimporte aus.

Genehmigung noch nicht verlängert

Drei schwimmende LNG-Terminals, sogenannte FSRUs, sind derzeit in Deutschland in Betrieb – in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel. Die Abkürzung FSRU steht für Floating Storage and Regasification Unit. Der englische Begriff steht für stationäres schwimmendes LNG-Terminal, in dem das Flüssiggas wieder verdampft wird. Eine Leitung befördert das Gas dann an Land.

Betreiber dieser Terminals ist die Deutsche Energy Terminal GmbH – ein staatliches Unternehmen. Zwei weitere LNG-Terminals sind in Planung. Weil das Unternehmen dem Bund unterliegt, muss die EU den Betrieb genehmigen. Eine Genehmigung endet zum 31. Dezember und wurde noch nicht verlängert.

Das Bundeswirtschaftsministerium sagte dazu: „Die beihilferechtliche Genehmigung für den weiteren Betrieb der Terminals ab 2025“ müsse „noch erfolgen und steht noch aus“. Genauere Einzelheiten sind aktuell nicht bekannt.

Die Deutsche Energy Terminal rechnet jedoch damit, dass es so schnell keine neue Genehmigung geben wird. Denn laut „Focus“ teilte das Unternehmen vor einiger Zeit mit, dass die LNG-Annahmestelle in Wilhelmshaven wohl erst ab Mai 2025 zur Verfügung stehen wird. Auch der Betrieb des Terminals in Brunsbüttel ist für 2025 noch ungeklärt.

Zu hohe Importgebühren?

Neben der noch ausstehenden Genehmigung kommunizierten Fachleute ausbleibende LNG-Lieferungen als Grund für den nahenden Betriebsstopp. Demnach hätten LNG-Lieferanten wie die USA ihre Ware anderen Staaten versprochen. Dieser Kundenwechsel liege unter anderem an zu hohen Terminalgebühren an den deutschen FSRUs.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) verneinte hingegen, dass die Terminalgebühren ausschlaggebend dafür sind, ob Flüssiggas an den deutschen Standorten ankommt. „Ich habe diese Antwort bisher nur aus den Medien gehört“, sagte er. Weiter teilte Lies mit, dass Deutschland aufgrund fehlendem Bedarf vorerst kein weiteres Gas bestellt habe.

Aktuell sind Deutschlands Gasspeicher im Schnitt noch mit knapp 83 Prozent Gas gefüllt. Das sind rund 6 Prozentpunkte mehr, als der Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2021 (Stand: 22.12.2024).

Der Wirtschaftsminister sagte, dass die Terminals weiterhin wichtig seien. Sie seien ein entscheidendes Werkzeug beim Umstieg von fossilem auf umweltfreundlicheres Gas. Hierbei ist zu erwähnen, dass eine im Oktober veröffentlichte Studie der Universität Cornell in den USA die Klimabilanz von LNG infrage stellt. Demnach hinterlässt Flüssigerdgas einen Treibhausgas-Fußabdruck, der um ein Drittel schlechter ist als der von Kohle.

Das Betreiberunternehmen bestätigte, dass beim LNG-Terminal in Wilhelmshaven kein technischer Defekt vorliegt. Im Notfall sei der Einsatz gewährleistet.

EU erlaubt Milliardeninvestition

Währenddessen hat die EU dem Bund den Geldhahn aufgedreht. So darf die Bundesrepublik der Deutschen Energy Terminal 4,06 Milliarden Euro für den Betrieb von vier LNG-Terminals zukommen lassen. Die EU-Kommission in Brüssel genehmigte die Fördermaßnahme für die LNG-Terminals. Sie ermögliche die Diversifizierung der Energieversorgung und gewährleiste die Sicherheit der Gasversorgung.

Der nun genehmigte Zuschuss solle die Verluste abdecken, die das staatliche Unternehmen durch den Betrieb der schwimmenden Terminals bis zum Ende ihrer Charterzeit mache.

Die Schiffe seien auf dem Höhepunkt der Energiekrise angemietet worden, als die Nachfrage sowie die Kosten sehr hoch waren. Dabei wurde erwartet, dass die Terminals von Anfang an mit Verlust arbeiten würden. Sollten die Verluste höher ausfallen als erwartet, könnte sich der Betrag auf insgesamt 4,96 Milliarden Euro belaufen, teilte die Kommission mit.

Staatshilfe unterliegt in der EU strengen Regeln, um eine mögliche Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden. Damit soll verhindert werden, dass finanzstarke Länder wie Deutschland und Frankreich ihren Unternehmen unverhältnismäßige Vorteile gegenüber Unternehmen aus kleineren Ländern verschaffen könnten.

Die Bundesregierung hatte den Aufbau von LNG-Terminals nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine forciert, um unabhängig von russischen Gaslieferungen zu werden. Langfristig sollen die schwimmenden Terminals, die aus einem Spezialschiff bestehen, durch Terminals an Land ersetzt werden.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion