US-Studie: LNG noch klimaschädlicher als Kohle

Eine neue Studie der US-Universität Cornell zeigt: Die Klimabilanz von LNG ist noch schlechter als die von Kohle. Aus Sicht von Prof. Howarth ist LNG „der schlimmste unter den fossilen Brennstoffen“. Was genau trübt die Klimabilanz des Flüssiggases?
LNG
Flüssiggas wird meist mit großen Tankern transportiert.Foto: Suphanat Khumsap/iStock
Von 20. Oktober 2024

Deutschland besitzt inzwischen fünf LNG-Terminals an Nord- und Ostsee. Zwar ist der LNG-Anteil am gesamten Gasimport nach Deutschland noch niedrig, aber die Bundesregierung will diesen Anteil künftig weiter erhöhen.

Doch eine neue Studie der Universität Cornell in den USA weist auf die hohe klimaschädliche Bilanz des Flüssiggases hin. Demnach hinterlässt Flüssigerdgas einen Treibhausgas-Fußabdruck, der um ein Drittel schlechter ist, als der von Kohle. Dabei wird die Verarbeitung und der Transport berücksichtigt.

Das Wissenschaftsmagazin „Energy Science & Engineering“ veröffentlichte die Forschungsarbeit „The Greenhouse Gas Footprint of Liquefied Natural Gas (LNG) Exported from the United States“ am 3. Oktober.

LNG und andere Fossile im Vergleich

In Zahlen ausgedrückt ermittelte die Studie für die kürzeste Seefahrtstrecke mit LNG eine Treibhausgasbilanz von 160 Gramm CO₂-Äquivalente pro Megajoule (gCO₂-eq./MJ). Im Vergleich dazu hat Kohle einen Wert von nur 120 gCO₂-eq./MJ. Somit ist der Wert von LNG um 33 Prozent höher.

Beim Vergleich mit LNG für die längste Seefahrtstrecke ist der Unterschied noch größer. Hier liegt der Wert bei rund 175 gCO₂-eq./MJ und damit um 45,8 Prozent höher als bei Kohle.

Der CO₂-Fußabdruck von LNG, Erdgas, Kohle und Diesel im Vergleich. Foto: mf/Epoch Times, Daten: scijournals

Hierbei ist jedoch zu erwähnen, dass die Studie transportiertes LNG mit nicht transportierter heimischer Kohle und heimischem Erdgas vergleicht. Die Bedingungen der jeweiligen fossilen Brennstoffe sind also unterschiedlich.

Um den Vergleich realistischer abzubilden, müsste die Studie auch die beiläufigen Methan-Emissionen der Prozesse bei Erdgas und Diesel abbilden. Allerdings können derzeit auch Fachleute nicht sagen, wie hoch die Menge des entwichenen Methans aus Pipelines und Lagerstätten wirklich ist.

Entweichendes Methan

Robert Howarth, Autor der Studie und Professor für Ökologie und Umweltbiologie, sagte zusammenfassend: „Erdgas und Schiefergas sind schlecht für das Klima. Flüssigerdgas (LNG) ist noch schlimmer.“ Er erklärte, dass LNG (Liquefied Natural Gas) aus Schiefergas hergestellt wird. „Um es herzustellen, muss man es stark abkühlen, damit es in flüssiger Form bleibt.“ Anschließend kann es in großen Tankern zum Markt transportiert werden. „Das kostet Energie“, so Howarth.

Bei dem Verflüssigungsprozess wird das geförderte Erdgas auf minus 162 Grad Celsius abgekühlt. Dadurch lässt sich LNG leichter auf Tankschiffen transportieren.

Das Problem von LNG ist aber: Bei dessen Gewinnung, Verarbeitung, Transport und Lagerung entweicht neben Kohlenstoffdioxid (CO₂) auch Methan (CH₄). Dieses Molekül gilt laut Umweltbundesamt als 25-mal klimaschädlicher als CO₂. Howarth geht sogar von einer 80-fach höheren Klimaschädlichkeit aus. Die Emissionen aus den genannten Prozessen machen nach Aussage des Ökologen rund die Hälfte des gesamten Treibhausgas-Fußabdrucks aus.

Auch über einen Zeitraum von 20 Jahren ist der CO₂-Fußabdruck von LNG um ein Drittel größer als der von Kohle. Laut der Studie bessert sich die Klimabilanz von LNG nach noch längerer Zeit kaum. Nach 100 Jahren sei der CO₂-Fußabdruck von Flüssigerdgas gleich groß oder immer noch größer als der von Kohle.

Transport ist ebenfalls schmutzig

Laut der Forschungsarbeit wirken sich die Ergebnisse auf die LNG-Produktion in den USA aus. Nach der Aufhebung eines Exportverbots im Jahr 2016 sind die Vereinigten Staaten der weltweit größte Exporteur von Flüssiggas. Fast der gesamte Anstieg der Erdgasproduktion seit 2005 basiere auf Schiefergas.

Das exportierte Schiefergas-LNG stammt laut Howarth aus den Bundesstaaten Texas und Louisiana. Riesige Tankschiffe befördern es dann in andere Länder – auch nach Deutschland. Hierzulande sind die USA der größte LNG-Lieferant.

Die „Neptune“, ein unter norwegischer Flagge fahrendes Regasifizierungsschiff für Flüssigerdgas, läuft am Hafen von Mukran auf der Insel Rügen ein. Foto: Sean Gallup/Getty Images

Diese Transportart trübt ebenfalls die Klimabilanz. Die Tankschiffe mit Zweitakt- oder Viertaktmotoren, die LNG transportieren, stoßen CO₂ aus, wenn auch weniger als bei dampfbetriebenen Schiffen. Die Schiffe mit Hubkolbenmotor verbrennen unter anderem LNG während des Transports.

Tanker mit modernen Zweitaktmotoren sind nach Einschätzung des Umweltbiologen mit Geräten ausgestattet, die das über den Kraftstoffbedarf hinausgehende Abdampfen wieder verflüssigen können. Daher schätzt Howarth, dass das Abdampfen dieser Tanker – und damit verbunden das Methan – nicht in die Atmosphäre entweicht. Es werde vollständig aufgefangen.

Fragwürdiger Brückentreibstoff

Beim Prozess der Erdgasverflüssigung entstehen laut der Studie erhebliche Methanemissionen. Sie belaufen sich auf fast 8,8 Prozent der Gesamtmenge, wenn man das Treibhauspotenzial zugrunde legt. Die Methanemissionen von Tankern variieren je nach Schiff zwischen 3,9 Prozent und 8,1 Prozent.

„Fast alle Methanemissionen entstehen im Vorfeld, wenn das Schiefergas gefördert und verflüssigt wird“, so Howarth. „Das alles wird noch verstärkt, nur um das verflüssigte Erdgas auf den Markt zu bringen.“

„Flüssigerdgas wird also immer eine schlechtere Klimabilanz haben als Erdgas, unabhängig davon, ob es als Brückentreibstoff betrachtet wird oder nicht“, erklärt Howarth die Studie. „Es schneidet immer noch deutlich schlechter ab als Kohle.“

Sorgen bereiten dem Umweltbiologen auch mögliche Lecks beim Transport nach Europa. „Insgesamt verlieren wir wohl 30 bis 35 Prozent des Gases.“ Das erhöhe die Emissionen weiter. „Aus der Sicht des Klimas ist LNG ein sehr, sehr schlechter Energieträger. Der schlimmste unter den fossilen Brennstoffen. Da ist es sogar besser, Kohle zu verbrennen“, teilte Howarth mit.

Ministerium weicht aus

Angesichts dieser vernichtenden Klimabilanz stellt sich die Frage, warum gerade das von der Grünen-Partei geführte Wirtschaftsministerium unter Vizekanzler Robert Habeck LNG so massiv fördert. Laut der Koalitionspartei steht Umwelt- und Klimaschutz ganz oben auf ihrer Agenda.

Auf Anfrage des NDR gab das Ministerium jedoch keine konkrete Antwort auf diese Frage. Die Behörde habe lediglich ihr Ziel genannt, den Methanausstoß bis 2030 auf mindestens 58 Prozent gegenüber 2020 zu senken.



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