Wahltrend deutet auf Regierungswechsel hin – SPD hofft noch auf „Aufholjagd“

In 14 Tagen ist die Bundestagswahl. Der Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, liegt bei der neuesten INSA-Umfrage, wen die Menschen direkt zum Kanzler wählen würden, auf Platz 1. Er legt deutlich zu und setzt sich von seinen Kontrahenten ab.
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Welche Parteien ziehen in den Bundestag ein? Und welche wird den neuen Bundeskanzler stellen?Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images
Von 9. Februar 2025

14 Tage vor der Bundestagswahl hat die Union die besten Aussichten auf einen Sieg. Bei der Frage, welchen Kanzlerkandidaten die deutschen Wähler favorisieren, hat der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz deutlich zugelegt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA vom 6. bis 7. Februar.

Demnach würden 24 Prozent der Befragten Merz direkt zum neuen Bundeskanzler wählen. Damit gewinnt der CDU-Politiker drei Prozentpunkte im Vergleich zur Befragung eine Woche zuvor.

Auf Platz 2 liegt die AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel mit 20 Prozent. Damit verliert sie einen Prozentpunkt im Vergleich zur Vorwoche, in der sie mit Merz noch gleichauf war.

Der amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verharrt bei der INSA-Kanzlerfrage mit 16 Prozent auf dem dritten Platz. Zwei Prozentpunkte dahinter folgt der Kanzlerkandidat der Grünen, Robert Habeck.

Aktuelle INSA-Kanzlerfrage: „Wen würden Sie direkt zum Kanzler wählen?“. Foto: mf/Epoch Times, Daten: INSA/Bild

 

Merz führt bei den meisten Themen gegen Scholz

Beim direkten Vergleich zwischen Merz und Scholz gewinnt der CDU-Chef mit 41 Prozent zu 31 Prozent. Merz konnte in diesem Zweiervergleich sechs Prozentpunkte im Vergleich zur Vorwoche zulegen. Der von Protesten begleitete Versuch, gegen die rot-grüne Minderheitsregierung mit AfD-Hilfe im Bundestag per Gesetz eine Verschärfung der Migrationspolitik durchzusetzen, scheint Merz somit in den Umfragen nicht geschadet zu haben.

Das Meinungsforschungsinstitut fragte die 1.003 Teilnehmer zudem, in welchen Politikbereichen sie welchen der beiden Kanzlerkandidaten für kompetenter halten.

Bei den meisten Themen erhält Merz mehr Zuspruch. Besonders bei den Bereichen Asylpolitik, innere Sicherheit, Staatsfinanzen, Verteidigung und Wirtschaft ist der Vorsprung besonders groß. Lediglich bei den Themen Soziales (Arbeit/Rente) und Klima-/Umweltschutz halten die Befragten Scholz für fähiger.

Merz und Scholz treffen heute Abend, 9. Februar, ab 20:15 Uhr bei einem politischen Schlagabtausch aufeinander. Übertragen wird das TV-Duell von ARD und ZDF.

Eine entscheidende Frage für Merz könnte nach dem 23. Februar sein: Kann er mit einem Koalitionspartner regieren oder braucht er wie in der notorisch zerstrittenen „Ampel“ doch wieder zwei? Der 69-Jährige hat angekündigt, seine Pläne zur Begrenzung der Migration und Ankurbelung der lahmenden Wirtschaft schnell umsetzen zu wollen.

Unionsführung auch im Parteienvergleich

Ein Blick auf den Parteienvergleich zeigt: Die CDU/CSU bleibt laut der aktuellen INSA-Umfrage vom 8. Februar zwar an der Spitze, verlor jedoch einen Prozentpunkt und liegt nun bei 29 Prozent. Auch die zweitplatzierte AfD musste einen Prozentpunkt einbüßen und liegt jetzt bei 21 Prozent.

Die SPD erhielt von den Befragten – wie auch Scholz bei der Kanzlerfrage – eine Zustimmung von 16 Prozent. Die Grünen kommen auf 12 Prozent und mussten ebenfalls einen Prozentpunkt abgeben.

Da die Umfragewerte je nach Institut anders ausfallen können, ist ein Blick auf einen gewichteten Durchschnitt aller Institute sinnvoll. Diesen ermittelte jüngst wieder das Portal „Dawum“. Demnach führt die Union mit 29,6 Prozent vor der AfD, die auf 20,5 Prozent kommt.

Scholz will nicht unter Merz ins Kabinett

Noch zu Jahresbeginn hatte die SPD auf eine „Aufholjagd“ wie 2021 gehofft, als sie in den letzten Wochen vor der Bundestagswahl das Feld plötzlich aufrollte und doch noch auf Platz 1 landete. Ob ihr dies in den verbleibenden 14 Tagen gelingt und Olaf Scholz erneut Kanzler wird, bleibt abzuwarten.

Eine neue SPD-Regierungsbeteiligung erscheint hingegen möglich, aber nach derzeitigem Stand nur als Juniorpartner in einer unionsgeführten Regierung unter Merz. Allerdings dürfte ein solches Regierungsbündnis nicht einfach werden – erst recht nach dem Streit über die von Merz forcierten Bundestagsvoten mit der AfD.

Der 66-jährige Scholz hat zudem schon länger klargemacht, dass er unter Merz „ganz bestimmt nicht“ ins neue Bundeskabinett geht.

AfD erstmals mit Regierungsanspruch

Die AfD geht derweil mit so hohen Ambitionen wie noch nie in eine Bundestagswahl. Erstmals stellte die Oppositionspartei mit Alice Weidel eine Kanzlerkandidatin auf und formulierte klar ihren Regierungsanspruch. Umfragen zufolge könnte sie auf 20 bis 22 Prozent kommen. Das wäre eine Verdopplung ihres Ergebnisses von 2021.

Eine Regierungskoalition mit der AfD haben jedoch alle anderen Parteien ausgeschlossen – Stichwort „Brandmauer“. Nach jetzigem Stand wäre die AfD dann die größte Oppositionspartei im neuen Bundestag.

Fraglich erscheint allerdings noch ihr erklärtes Ziel, dort mehr als ein Drittel der Mandate zu erhalten. Damit hätte sie eine Sperrminorität. Das bedeutet, dass Grundgesetzänderungen oder Änderungen der Geschäftsordnung, für die eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich ist, ohne ihre Zustimmung nicht mehr möglich wären.

(Mit Material von AFP)



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