Neuregelung der Backweizen-Qualität sorgt für Bauernfrust
Brot, Brötchen, Kuchen, Kekse – verschiedenste Variationen der Bäcker und Konditoreien erfreuen täglich das Herz von Groß und Klein. Während die Preise steigen, könnte die Vielfalt in der Ladentheke schon bald sinken. In der Politik geht man derzeit der Frage nach: Wie soll man die Qualität von Backweizen neu bewerten? Das sorgt für Frust bei den Bauern, die ganz andere Erwartungen an die Politik hegen.
Hintergrund für die geplante Neuregelung sind Bestimmungen in der Düngemittelverordnung. Um den für Brot- oder Backweizen erforderlichen Proteingehalt von zwölf Prozent zu erzielen, benötigt das Getreide zusätzlich Stickstoffdünger. Das schade jedoch sowohl der Umwelt als auch dem Klima, so das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Fehlt der Dünger, sinkt wiederum der Proteingehalt im Weizen; schlimmstenfalls eignet es sich nicht mehr zum Backen und landet im Trog.
Sorten mit niedrigerem Rohproteingehalt, die weniger Stickstoffdünger benötigen und trotzdem gute Backeigenschaften bringen, sollen die klaffende Lücke füllen. Dazu braucht es jedoch ein Konzept zur Bewertung der Backweizen-Qualität.
Nationaler Strategieplan 2023 „vertrödelt“
Dass man auch Brot backen kann, wenn das Mehl weniger Proteingehalt hat, daran besteht kein Zweifel. „Wenn wir weniger Brötchen oder Semmeln und mehr Fladenbrot essen würden, dann müsste auch nicht so viel Eiweiß im Mehl sein“, kommentiert Simon Michel-Berger, Chefredakteur bei „agrarheute“ in einem Artikel.
Wenn jedoch in Deutschland an den „kleinen Stellschrauben“ wie der Mehlqualität gedreht werde, sorge das bei den Bauern für Frust und Ratlosigkeit. Sie fordern konkrete Rahmenbedingungen für das kommende Jahr, die im nationalen Strategieplan enthalten sind. Dieser muss aber erst von der EU-Kommission abgesegnet werden.
Das Ministerium von Cem Özdemir habe die Ausgestaltung dieses nationalen Strategieplans zur Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik „vertrödelt“, so der Vorwurf. Erst am 30. September 2022 wurde eine Neufassung des Dokuments an die EU-Kommission nach Brüssel geschickt.
Frankreich, Spanien, Polen, Dänemark und Österreich sind hier schon einen Schritt voraus. Sie haben bereits die Zustimmung der EU zu ihren Rahmenbedingungen in der Tasche und damit Klarheit für die Bauern geschaffen. Mit einer Antwort seitens der EU-Kommission rechnet das Ministerium im „Spätherbst“.
Dänemark scheitert am Weizen-Experiment
In Dänemark wurde schon vor Jahren die Düngemenge streng begrenzt, sodass sie rund 20 Prozent unter dem Optimum lag. Damit sollte der Nitratgehalt im Grundwasser verringert werden. Als Folge sank der Proteingehalt im Weizen mit der Zeit bis auf 8,4 Prozent.
Durch den Qualitätsverlust war damit einerseits der Weizen nicht mehr backfähig, zum anderen gestaltete sich die Verwendung des Weizens als Futtergetreide als schwierig. Futtermischungen mussten mit importierten proteinreichen Futtermitteln angereichert werden. Fazit: Im Jahr 2015 wurde diese Praxis in Dänemark beendet. Ab 2016/2017 durften die Landwirte wieder „pflanzenbedarfsgerecht“ düngen.
Getreide für den Trog
Dass reduzierte Düngung mit Ernteeinbußen einhergeht, weiß man inzwischen auch in Schleswig-Holstein. Zwar sei die Ernte recht gut gewesen, aber die Qualität des Rohproteins reiche oft nicht für Brotqualität aus und lande im Trog, schildert Joachim Becker vom Kreisbauernverband Steinburg gegenüber dem NDR.
Der Preisunterschied zwischen Backweizen und Futtermittel liegt bei fünf bis zehn Euro pro Tonne, teilweise auch darüber. Angesichts des Ukraine-Krieges und drohender Engpässe durch chinesische Aufkäufe hält Becker es nicht für zielführend, „Getreide für den Trog“ zu produzieren.
Während der Erlös bei den Bauern sinkt, rechnen Mühlen mit einem Preisanstieg. „Wenn ich Getreide mit niedrigerem Protein habe, muss ich welches mit höherem Protein nachkaufen, um meine Mischung so einzustellen, dass mein Kunde daraus das richtige Produkt herstellen kann. Insofern wird sich auch der Produktpreis deutlich erhöhen“, warnt Laborleiter Matthias Syben von den Holsteinischen Mühlenwerken Rusch in Itzehoe.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 65, vom 08. Oktober 2022.
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