„Kurzer E-Auto-Boom geht zu Ende“ – Deutsche lehnen Kauf von E-Autos zunehmend ab

Es hat mehrere Unsicherheitsfaktoren und nun ist auch noch die Prämie weggefallen: Das E-Auto wird in Deutschland immer unbeliebter. Das zeigt der neue DAT-Report 2024. Für Autoexperte Prof. Dudenhöffer sieht es nach dem Ende des E-Auto-Booms aus.
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Mit dem Wegfall der staatlichen Förderung scheint auch die Nachfrage nach E-Autos einzubrechen.Foto: iStock
Von 4. Februar 2024

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Politik und Automobilindustrie haben sich bereits darauf eingestellt: Ab 2035 sollen Neuwagen in der EU nicht mehr mit Verbrennertechnologie betrieben werden. Sind das optimale Bedingungen für das E-Auto? Die Verkaufszahlen von neuen E-Autos in der EU stiegen 2023 um 37 Prozent verglichen mit dem Vorjahr auf 1,5 Millionen. Das teilte der Europäische Automobilherstellerverband ACEA kürzlich mit.

Doch dieser Boom scheint sich nun umzukehren – zumindest in Deutschland. Der Industrieverband VDA prognostiziert, dass der Absatz reiner E-Autos hierzulande in diesem Jahr um 14 Prozent sinkt, wie die „Welt“ berichtet. Insgesamt verkleinere sich demnach der Automarkt um ein Prozent.

Der Verband sieht dafür zwei Ursachen: die zu Beginn dieses Jahres weggefallenen staatlichen Förderungen für E-Autos sowie eine „nicht sonderlich ausgeprägte Anschaffungsneigung der Verbraucher“ im noch jungen Jahr. Deutschland könnte damit in Rückstand geraten. Denn auf dem Weltmarkt schreitet der Umstieg vom Verbrenner auf das E-Auto mit Wachstum voran.

Deutsche werden skeptischer

Die Skepsis der Deutschen gegenüber dem E-Auto ist laut dem neuen DAT-Report 2024 des Marktbeobachters „Deutsche Automobil Treuhand“ weiterhin hoch. Demnach sagen drei Viertel aller Pkw-Halter:

E-Autos sind bezogen auf die Technologie noch nicht ausgereift. Daher warte ich die weitere Entwicklung ab.“

Eine Mehrheit von 80 Prozent betrachtet den Akku als Unsicherheitsfaktor. Dieser hatte sich bei manchen E-Fahrzeugen schon entzündet. Zudem haben sie eine begrenzte Reichweite – besonders im Winter.

Laut DAT war dies der größte Ablehnungsgrund der Autofahrer. Als zweithäufigsten Grund, der gegen den Kauf eines E-Autos spricht, nannten 43 Prozent zu hohe Anschaffungskosten. Ein E-Auto ist in der Regel deutlich teurer im Kauf als ein vergleichbares Verbrennerauto.

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Gründe gegen Anschaffung von Antriebsarten. Foto: DAT, DAT-Report 2024

Erst drei Prozent aller Pkw-Halter besitzen derzeit ein E-Auto. Von den übrigen Autofahrern können sich 39 Prozent einen Umstieg auf einen rein elektrischen Antrieb grundsätzlich vorstellen. Im vergangenen Jahr war diese Gruppe laut „Welt“ mit 44 Prozent noch größer. Die Elektromobilität hat an Beliebtheit eingebüßt.

Die wenigsten der 39 Prozent halten einen Antriebswechsel in den nächsten zwölf Monaten für realistisch. Die meisten (47 Prozent) der Umstiegswilligen wollen jedoch noch mindestens fünf Jahre mit dem Wechsel warten. Mit 34 Prozent lehnen rund ein Drittel der Autofahrer diesen Antriebswechsel derzeit komplett ab – drei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Hierbei ist zu erwähnen, dass die Befragung für den Report im Vorjahr noch vor Ende der staatlichen Förderungen für E-Autos stattgefunden hatte. Anzunehmen ist, dass die Bevölkerung inzwischen noch weniger Motivation hat, sich ein E-Auto zuzulegen. Laut dem Report war der Hauptgrund für die Anschaffung eines E-Autos mit 55 Prozent die Nutzung der staatlichen Förderprämien.

Prof. Dudenhöffer: „Boom geht zu Ende“

Zu dieser Entwicklung nahm der Autoexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer in einer aktuellen Analyse Stellung:

Es sieht ganz so aus, als würde der kurze Elektroauto-Boom in Deutschland zu Ende gehen.“

Die Abschaffung der Umweltprämie habe laut Dudenhöffer neben einem direkten wirtschaftlichen Effekt einen Vertrauens-Effekt in der Bevölkerung ausgelöst.

Der Wirtschaftswissenschaftler ist der Ansicht, dass „die Bekundungen zur Mobilitätswende der Berliner Regierung unglaubwürdig geworden“ sind. Demnach könne dieser Verlust an Glaubwürdigkeit dem Markt erheblichen Schaden zufügen.

Wackelt jetzt das Verbrenner-Aus?

Die große Mehrheit der Autofahrer will auch in Zukunft ihr eigenes Auto fahren.

Laut dem Report sei für 81 Prozent aller Befragten das Auto unverzichtbar. Sie beschreiben es weniger als Luxusartikel, sondern vielmehr als die einzige Möglichkeit, mobil sein zu können.

Angesichts der genannten Entwicklung zeigt sich jedoch, dass die Elektrifizierung der individuellen Mobilität derzeit ins Stocken geraten ist. Viele Autofahrer bevorzugen demnach weiterhin einen Verbrennerantrieb.

Diese Favorisierung steht jedoch in direktem Konflikt mit dem Verbrenner-Aus, das in der EU bereits in elf Jahren in Kraft treten soll.

Eine Mehrheit von 63 Prozent der Pkw-Halter lehnt den Technologiewandel einzig hin zur Elektromobilität klar ab und befürwortet eine Technologieoffenheit. Nur 19 Prozent befürworten laut DAT die Weichenstellungen der Politik.

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So schätzen die Menschen den Technologiewandel ein. Foto: DAT, DAT-Report 2024

Inzwischen fordern einige Politiker auf EU-Ebene, das Verbrennerverbot wieder fallenzulassen. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), teilte hierzu mit: „Wir sehen diese Diskussion. Der VDA hat immer für Technologieoffenheit plädiert.“ Wenn es um die Reduzierung des CO₂-Ausstoßes geht, sollte die Autoindustrie die freie Wahl haben, mit welchen Instrumenten sie die Ziele umsetzt.

Das beschlossene Verbrennerverbot sehen auch mehrere Politiker auf Landesebene kritisch. So äußerte sich etwa der baden-württembergische Landeschef der CDU, Manuel Hagel, am 27. Januar nach einer Klausur des Landesverbands.

Dabei sollten auch E-Fuels, Re-Fuels und Wasserstoff in Betracht gezogen werden, wie die „Verkehrsrundsschau“ berichtet. Hagel sagte konkret: „Das Problem ist nicht der Verbrennungsmotor. Das Problem ist, was in den Verbrennungsmotor hineinkommt.“

Diese Ansicht bestätigte auch der Sprecher für individuelle Mobilität der FDP/DVP-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg, Friedrich Haag. Er erwartet laut einer Pressemitteilung, dass die CDU diese Erkenntnis bei ihrem Koalitionspartner im Bundesland – den Grünen – weiterverbreitet. Insbesondere soll aber die EU-Kommissarin und „Parteifreundin“ der CDU, Ursula von der Leyen, in Brüssel davon erfahren und sie zum Umdenken anregen. Haag sagte:

Es ist höchste Zeit, das Verbrennerverbot zu kippen – also ein Aus für das Verbrenner-Aus.“

Freier Handel auf Allzeithoch

In den vergangenen Jahren sind auch viele E-Autos aus China in Europa und Deutschland angekommen. Die Deutschen sind laut dem DAT-Report skeptisch gegenüber den neuen chinesischen Marken, wie das Portal „Autohaus“ berichtet.

Nur 14 Prozent der Befragten haben etwa durch eine Probefahrt oder einen Mietwagen schon Erfahrungen mit diesen Marken gesammelt. 88 Prozent der Befragten wollen sich eher kein chinesisches Auto kaufen.

Ebenfalls unbeliebt bei den Befragten ist der Onlinekauf eines Pkw. Kunden können den Fahrzeugerwerb seit einigen Jahren über Onlineplattformen tätigen. Diese Möglichkeit nutzen jedoch nur zehn Prozent der Neuwagenkäufer.

30 Prozent könnten sich vorstellen, in der Zukunft ein Auto über diesen Kaufprozess zu erwerben. Eine Mehrheit von 62 Prozent lehnt diese Methode allerdings ab.

Auf dem Markt der Gebrauchtwagen konnte im vergangenen Jahr der freie Handel zulegen. Vor fünf Jahren dominierte noch der Markenhandel mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent. Dieser schrumpfte bis 2023 auf 37 Prozent.

Die Kunden suchen aufgrund der hohen Preise gezielter nach guten Angeboten. Offenbar ist der freie Handel hier für sie die bessere Alternative. Sein Marktanteil kletterte 2023 auf ein Allzeithoch von 34 Prozent – nur noch knapp hinter dem Markenhandel. Der Privatmarkt sank im vergangenen Jahr hingegen auf ein historisches Tief von 29 Prozent.

(Mit Material von AFP)



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