Gaspreise weiter auf dem Weg zur Normalisierung – Bereitschaft zum Tarifwechsel steigt
Am Mittwoch (15. Februar) ist die im Dezember von den Energieministern der EU beschlossene Gaspreisbremse in Kraft getreten. Sie soll der Exzesskontrolle bei der Preisentwicklung im Großhandel dienen und unter engen Voraussetzungen greifen. Dass sie in absehbarer Zeit zur Anwendung kommen wird, erscheint derzeit als wenig wahrscheinlich. Derzeit bewegen sich die Gaspreise auch in Europa stabil nach unten, was Industrie und Verbraucher auf eine Normalisierung hoffen lässt.
Anwendung der Preisbremse derzeit in weiter Ferne
Voraussetzung für das Greifen der Gaspreisbremse ist ein Preis von über 180 Euro je Megawattstunde (MWh) an der europäischen Gasbörse TTF in den Niederlanden – drei Tage in Folge. Zusätzlich muss dieses Preisniveau über diese drei Tage hinweg auch mindestens 35 Euro über dem Weltmarktpreis für Flüssiggas liegen.
Die Preisbremse kann, muss aber nicht in Kraft gesetzt werden. Vor allem kann die EU dann auf sie verzichten, wenn andernfalls ein Lieferengpass zu befürchten wäre. Während einige Mitgliedstaaten eine verbindliche Bremse auf niedrigerem Niveau für die Gaspreise gefordert hatten, sperrten sich andere dagegen – unter anderem Deutschland. Ein ausnahmsloser und zu niedriger Gaspreis hätte zur Folge haben können, dass Exportländer die EU schlicht nicht mehr beliefern.
Im Sommer des Vorjahres hatten die Gaspreise auf dem Spotmarkt bis zu 345 Euro pro MWh erreicht. Noch zum Jahresende kostete Gas an der TTF-Börse 160 Euro.
Gaspreise bei einem Siebtel des Vorjahresrekords angelangt
Mittlerweile hat sich die Lage erheblich entspannt. Wie das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) berichtet, ist der Preis für eine Lieferung im März am Montag bei 51,38 Euro je MWh angekommen. Das ist etwa ein Siebtel des Rekordwerts aus dem Vorjahr und der tiefste Stand seit Anfang September 2021.
Während es im Sommer des Vorjahres in Anbetracht des Ausfalls russischer Lieferungen noch zu Hamsterkäufen gekommen war, sind die Gasspeicher immer noch gut gefüllt. Der europäische Speicherverband GIE spricht von einem Füllstand von 73,08 Prozent in Deutschland zum 11. Februar.
Das sei deutlich über dem Niveau des Vorjahres, obwohl beim Verbrauch zuletzt weniger als 15 Prozent gegenüber dem Durchschnitt von 2018 bis 2021 eingespart worden sei. Dies galt im Vorjahr als Grenze zum kritischen Bereich.
Allerdings blieb der Winter verhältnismäßig mild, und es zeichnet sich auch keine längere Phase extremer Kälte mehr ab. Darüber hinaus werde sich die Versorgungslage mit LNG im laufenden Jahr verbessern. All diese Faktoren mindern die Erwartung eines gravierenden Gasnotstandes und lassen die Gaspreise sinken.
Verbraucher werden auf dem Anbietermarkt wieder mobiler
Der Vorsitzende der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, hatte noch im Januar Europa davor gewarnt, sich vor dem Winter 2023/24 in Sicherheit zu wiegen. Zwar sei für die derzeitige kalte Jahreszeit mit keiner Gasmangellage mehr zu rechnen. Die fallenden Gaspreise seien jedoch kein Grund, die Versorgungskrise vorschnell abzuhaken.
Der NDR ging im November des Vorjahres davon aus, dass der Füllstand der Speicher am 1. Februar immer noch 40 Prozent betragen werde. Diese Prognose scheint zu vorsichtig gewesen zu sein. Allerdings sinken die Bestände und die Bundesnetzagentur spricht weiterhin von einem „kritischen“ Verbrauch.
Unterdessen steigt dem Vergleichsportal Verivox zufolge wieder die Bereitschaft der Verbraucher, ihren Anbieter für Strom und Gas zu wechseln. Gegenüber dem RND erklärte dessen Energieexperte Thorsten Storck, derzeit gäbe es auf dem Markt wieder Anbieter, die mit einem Arbeitspreis von 11,4 Cent operierten. Dies sei noch unter jenen 12 Cent, die bis zu einem bestimmten Verbrauch durch die Gaspreisbremse garantiert werden sollen.
Wechsel könnte zu früh kommen – Gaspreise fallen möglicherweise noch weiter
Auch Check24 spricht von einer steigenden Wechselbereitschaft. Hatte es Ende des Vorjahres noch vielfach Unsicherheit gegeben und viele Bürger seien beim Grundversorger geblieben, habe sich die Lage nun geändert. Eine Sprecherin äußerte, die Anzahl der Tarif- oder Anbieterwechsel habe im Januar einen Rekordwert erreicht. Er sei ähnlich hoch wie im Januar 2021 gewesen.
Die günstigsten Preise beim Strom hätten sich seit Oktober auf dem Vergleichsportal halbiert, beim Gas betrage der Preissturz sogar etwa 60 Prozent. In der Grundversorgung liege der Arbeitspreis für Gas derzeit bei 16,72 Cent je Kilowattstunde.
Aus den Vergleichsportalen heißt es jedoch auch, dass das Preisniveau nahe jenem der Preisbremse liege und damit immer noch verhältnismäßig hoch. Eine weitere Entspannung könne sogar zu noch niedrigeren Preisen führen. In früheren Jahren habe es Gas häufig für fünf bis sechs Cent pro KWh gegeben. Wer sich nun für 12 oder 24 Monate binde, könnte um einen möglichen künftigen Preisvorteil umfallen.
(Mit Material von AFP)
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