Fehlschuss für Habeck: Heizgesetz bewirkt Rekordabsätze bei Öl- und Gasheizungen

Die Bundesregierung wollte mit dem neuen Heizungsgesetz Öl- und Gasheizungen vom Markt verdrängen. Doch die Bilanz des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie zeigt neue Rekordabsätze für die fossilen Heizsysteme.
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Ist Robert Habeck mit dem Verlauf der Wärmewende zufrieden?Foto: Maja Hitij/Getty Images
Von 20. Februar 2024

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wollte mit der Einführung des Gebäudeenergiegesetzes die sogenannte Wärmewende beschleunigen. Das bedeutet die Ablösung fossiler Heizsysteme durch etwa Wärmepumpen. Doch die Jahresbilanz 2023 des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) zeigt jetzt, dass offenbar das Gegenteil passiert ist.

Die Modernisierung in deutschen Heizungskellern ist im vergangenen Jahr deutlich vorangekommen: Die gesamte Heizbranche verzeichnet mit insgesamt 1,3 Millionen neu abgesetzten Wärmeerzeugern einen Rekordabsatz. Das entspricht laut dem Bundesverband einem Wachstum von 34 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zuletzt gab es in Deutschland einen ähnlich großen Absatz in den 90er-Jahren. Damals war es die heiztechnische Modernisierung in den neuen Bundesländern, die die Bilanz in die Höhe getrieben hat.

Absatzboom bei Wärmepumpe, Gas – und Öl

Allerdings: Der Zuwachs gilt nicht nur für die ökologisch angepriesenen Wärmepumpen. Auch der Einbau von Öl- und Gasheizungen hat im letzten Jahr deutlich zugelegt.

Besonders beim Absatz von Wärmepumpen führten Vorzieh- und Sondereffekte zum neuen Rekordergebnis. Viele der Förderanträge stammten noch aus dem Jahr 2022 und wurden im vergangenen Jahr als Absatz registriert. In den ersten Monaten des Vorjahres verzeichneten die Hersteller deswegen einen anhaltenden Nachfrageboom bei Wärmepumpen. Dafür sank die Anzahl an neuen Förderanträgen deutlich.

  • Letztlich konnten die Hersteller 2023 rund 356.000 der politisch besonders geförderten Wärmepumpen (WP) absetzen – ein Plus von 51 Prozent.
  • Der Absatz von Gasheizungen stieg nach einem Rückgang 2022 im vergangenen Jahr wieder stark an. Der Rekordwert lag bei 790.500 verkauften Kesseln. Das ist ein Plus von 32 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor.
  • Auch die bei vielen tot geglaubte Ölheizung erlebte einen neuen Boom: Der Absatz verdoppelte sich 2023 auf 112.500 Geräte.
  • 49.500 Haushalte entschieden sich für ein mit Biomasse betriebenes Heizsystem, wie die „Welt“ berichtet. Das waren knapp vier Prozent der neuen Anlagen. Diese Systeme wurden im Vergleich zum Vorjahr laut dem „Spiegel“ weniger nachgefragt – insbesondere Pelletheizungen verzeichneten ein starkes Minus von 57 Prozent. Hier hatte die Ampel 2022 die Förderungen gekürzt.
Gasheizungen

Der deutsche Markt 2023 nach Heiztechnologien. Foto: Maurice Forgeng/Epoch Times, Daten: BDH

CO₂-Bilanz im Heizungssegment

Das Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden bewertet die Entwicklung dennoch als gute Nachricht bezüglich der Kohlenstoffdioxid(CO₂)-Bilanz. Nach dessen Berechnungen im Auftrag des BDH soll der Heizungstausch des vergangenen Jahres im Gebäudebestand rund drei Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen. Denn modernere Öl- und Gasheizungen arbeiten in der Regel deutlich „sauberer“ als ältere Anlagen.

Die Heizungsindustrie kann zufrieden sein. Denn laut der „Welt“ hat sie 2023 somit ihr klimapolitisches Soll erfüllt. Das Klimaschutzgesetz (KSG) schreibt vor, dass der deutsche Gebäudesektor seine Emissionen bis 2030 auf 67 Millionen Tonnen CO₂ reduzieren soll. 2020 lagen sie noch bei 118 Millionen Tonnen. Demnach müsste jedes Jahr eine CO₂-Minderung von rund fünf Millionen Tonnen erfolgen. Neben dem Heizungssegment sollen die Bereiche Gebäudedämmung und grüne Energieträger ihren Beitrag beisteuern. Wenn diese zusammen ihre Emissionen 2023 um zwei Millionen Tonnen CO₂ senken konnten, wurde das Gesamtziel erfüllt.

Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass diese beiden Sektoren die Erwartungen verfehlen. Denn die Sanierungsrate kommt im Gebäudesektor nicht gut voran. Zudem stagniert der Neubau – unter anderem gerade wegen der strengen Klimaschutzrichtlinien. Dabei bleibt weiterhin umstritten, ob CO₂ – wie viele Politiker und Organisationen annehmen – tatsächlich einen klimaschädlichen Einfluss ausübt.

Trübe Absatzprognosen bei Wärmepumpen

Für dieses Jahr erwartet der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie zum ersten Mal einen Rückgang beim Wärmepumpenabsatz – und zwar deutlich. „Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Absatz auf dem Niveau von 2022“, sagte Hauptgeschäftsführer Markus Staudt.

2022 konnte die Branche 236.000 Wärmepumpen absetzen. Das wäre weniger als die Hälfte des politisch gewünschten Ausbauziels. Nach Habecks Plänen zur Dekarbonisierung des Gebäudebestandes sollen ab 2024 mindestens 500.000 Wärmepumpen pro Jahr installiert werden.

Die diesjährige Absatzzahl könnte allerdings noch geringer ausfallen als der Wert von 2022, prognostiziert das installierende Handwerk. „Dafür müsste im zweiten Quartal noch einiges passieren“, äußerte Helmut Bramann, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Sanitär, Heizung, Klima (ZVSHK). „Die Verunsicherung im Markt ist massiv.“

Derzeit würden die Handwerksbetriebe ihre bestehenden Auftragsbestände abarbeiten. Jedoch sinken die Zahlen für neue Bestellungen aus der Industrie und neue Förderanträge für den Einbau von Wärmepumpen laut der BAFA deutlich. Dieser Trend macht sich bereits bei den Installationsbetrieben bemerkbar. Bramann teilte dazu mit: „Der Auftragsbestand unserer Betriebe ist von 17,4 Wochen im vergangenen Jahr inzwischen auf 13,5 Wochen gefallen.“

Laut einer brancheninternen Umfrage drücke das bereits die Stimmung in der Branche. „Unsere Mitglieder bewerten nicht nur die Aussichten im Heizungsgeschäft negativ, sondern erstmals zeitgleich auch im Sanitärgeschäft, das gab es noch nie.“ Die Befragten empfinden vorwiegend die neuen bürokratischen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes als belastend. „Die gesetzlich eingeführte Beratungspflicht beim Einbau einer neuen Heizung frisst mehr Zeit als gedacht“, kritisierte Bramann.

Rekordergebnis durch Panikkäufe?

Auf Anfrage der „Welt“ äußerten sich verschiedene Parteien zur Entwicklung im vergangenen Jahr. Die regierende SPD erklärt das mit einer Panik seitens der Käufer. „Wie bereits im letzten Jahr zu beobachten, gab es verbreitet panikartige Käufe von Öl- und Gasheizungen durch unbegründete Ängste vor den letztlich beschlossenen Gesetzesänderungen“, teilte die energiepolitische Sprecherin und Bundestagsabgeordnete Nina Scheer mit.

Christina-Johanne Schröder, Sprecherin für Bauwesen bei den Grünen, merkte an, dass es solche Erscheinungen schon öfter gegeben hat. „Egal ob bei der Einführung des Gebäudeenergiegesetzes durch die Vorgängerregierung oder beim Glühbirnen-Aus erleben wir steigende Absatzzahlen der veralteten Produkte.“ Ebenso betonte sie, dass eine „Desinformationskampagne“ viele Menschen verunsichert habe. Wer solch eine Kampagne initiiert hat, teilte sie jedoch nicht mit.

Die AfD äußerte Kritik an der Regierung. Marc Bernhard, Mitglied im Ausschuss für Klimaschutz und Energie, sagte: „Der Heizungshammer der Ampel ist weder machbar noch bezahlbar und überfordert die Menschen. Es gibt weder genügend Wärmepumpen noch genügend Handwerker, die sie einbauen.“ Er fügte hinzu: „Mit unseren letzten drei Kernkraftwerken hätten wir das Doppelte eingespart.“



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