Stromknappheit durch grüne Politik in Utrecht – Pläne zum Wohnungsbau gestrichen

Die starke Elektrifizierung der Gesellschaft bereitet den Netzbetreibern zunehmend Probleme. In der niederländischen Stadt Utrecht ist bereits nicht mehr überall ausreichend Strom verfügbar. Die Konsequenzen sind für die Bevölkerung deutlich zu spüren.
Utrecht
Die niederländische Stadt Utrecht ist sehr auf Klimaschutz bedacht. Doch es steht nicht ausreichend Strom zur Verfügung.Foto: iStock
Von 18. Februar 2024

Ein hoher Anteil an sogenannten erneuerbaren Energien, moderne Fahrradwege, eine nachhaltige Architektur und Reduzierung von Emissionen. Die niederländische Stadt Utrecht gilt als Paradebeispiel im Hinblick auf Klimabewusstsein. Doch plötzlich muss sie jetzt den Stromverbrauch ihrer Bewohner begrenzen, um weiterhin nachhaltig sein zu können.

Die meisten von der Europäischen Kommission geforderten Umweltziele konnte Utrecht bereits erreicht, bevor sie zentral festgelegt wurden. Auch für die Elektromobilität gibt es in der viertgrößten Stadt der Niederlande bereits ein ausgedehntes Ladenetz. Laut dem Portal „ChargeMap“ können Fahrer von E-Fahrzeugen hier derzeit 1.740 öffentlichen Ladestationen für Elektrofahrzeuge finden.

Stromknappheit durch grüne Politik

Da jedoch die Elektrifizierung der Gesellschaft aufgrund „grüner“ Politik weiterhin zunimmt, reicht die Kapazität der Verteilungsnetze selbst für den Normalbetrieb nicht mehr aus.

Der Strom ist knapp und droht zu einem unbezahlbaren Gut zu werden. Das wiederum bremst die eigentliche Entwicklung von Utrecht, wie das Portal „iDnes“ berichtet.

Durch die Umstellung der Stadt von Gas auf Strom sind die Emissionen gesunken. Gleichzeitig sind jedoch die Anforderungen an die Energieversorgung gestiegen. Auch der Bau der vielen E-Ladestationen führte zu einem deutlichen Anstieg des Stromverbrauchs. „Die Kapazität des lokalen Stromnetzes reicht selbst für den Betrieb gewöhnlicher Institutionen nicht mehr aus“, heißt es in dem Bericht.

Utrecht

Viele Menschen in den Niederlanden sind bereits auf Elektromobilität umgestiegen. Foto: iStock

Im Zuge der grünen Entwicklung von Utrecht haben die Städteplaner den erforderlichen Ausbau des Stromnetzes vernachlässigt. Und jetzt zahlt die Stadt dafür den Preis. David Peters ist Chefmanager des Stromnetzbetreibers Stedin. Laut „RTL Niewus“ sagte er: „Das Stromnetz ist dafür nicht ausgelegt. Die Nachfrage wächst schneller, als wir liefern können.“

„Im Moment bräuchten wir die doppelte Kapazität.“ Wenn der Trend anhält, wäre innerhalb der nächsten zehn Jahren eine Verdreifachung nötig. „Die Bearbeitung kostet viel Zeit und Geld“, erklärte Peters.

Die Stadtentwicklung leidet

Kurz gesagt: Die Nachfrage an Strom übersteigt das Angebot. Das hat zur Folge, dass die traditionelle Stadt neue Bauprojekte zurückhalten muss. Das betrifft Unternehmen, Schulen, Wohnungen und ebenso ein Gesundheitszentrum. Neben Gewerbe und dem Wohnungsmarkt sind auch das Bildungs- sowie das Gesundheitswesen beeinträchtigt. Das Bauamt der Stadt musste im vergangenen Jahr 90 Prozent der Wohnungsbaupläne streichen. Es gibt schlicht keinen Strom für die neuen Gebäude.

Einige Stadträte aus Utrecht machen derweil drastische Vorschläge, um die Situation zu verbessern. Öffentlich zugängliche Ladestationen sollen komplett vom Netz getrennt werden, während die Stadt das Laden zu Hause zwischen 14 und 20 Uhr per Erlass verbieten will. Für die Nacht ist eine Leistungsreduzierung auf die Hälfte im Gespräch.

„Wenn die Menschen von der Arbeit nach Hause kommen, muss der Energieverbrauch so weit wie möglich gesenkt werden, da die Netzkapazität nicht mehr ausreicht“, forderte Lot von Hooijdonk. Er ist der für Energie zuständige Stadtrat. Das sei keine angenehme Maßnahme für die Einwohner. Er hält es für traurig, dass es Menschen trifft, die sich aktiv für Nachhaltigkeit einsetzen. „Aber wir haben keine Wahl.“

Als geplante Maßnahmen sollen E-Ladestationen abgeschaltet und die öffentliche Beleuchtung reguliert werden. Ebenso soll der Stromverbrauch begrenzt und neue Transformatoren installiert werden. Das seien jedoch nur vorübergehende Lösungen.

Utrecht ist offenbar nicht die einzige Stadt mit Energieproblemen. Denn nach Schätzungen von Fachleuten könnten bis 2030 bis zu 1,5 Millionen niederländische Haushalte im ganzen Land völlig ohne Strom dastehen.

Verbindliche Maßnahmen wurden bis jetzt nicht ergriffen. „Das ist etwas, das uns vielleicht etwas Zeit verschafft, aber das Problem selbst nicht lösen wird. Es wird Jahre dauern, bis das Problem der fehlenden Netzkapazitäten in Utrecht gelöst ist“, schilderte Peters.

Harte Landung auf dem Boden der Tatsachen

Jaroslav Čížek ist Vorsitzender der Denkfabrik Realistic Energy and Ecology, deren Motto „Mehr Zahlen, weniger Ideologie“ ist. Er teilte der Epoch Times mit, dass Utrecht eine harte Landung auf dem Boden der Tatsachen erlitten habe, weil es nicht im Voraus kalkuliert habe. Statt Nachhaltigkeit entwickle es nun Unnachhaltigkeit.

„Zuerst lege ich die Bedingungen fest, berechne sie und erst dann mache ich etwas. Sie haben es umgekehrt gemacht“, sagte Čížek. Weiter fügte er hinzu, dass sich die Stadt wie ein Mensch verhalten habe, der kopfüber von einer Klippe springt. Im Wasser habe er dann feststellt, dass es nicht zehn Meter, sondern nur zehn Zentimeter tief ist.

Am Beispiel der E-Ladestationen veranschaulicht er, wie viel Strom die Elektromobilität benötigt. Die größte Ladestation Großbritanniens verfügt laut dem Portal „Autoforum“ über 180 Ladepunkte mit einer gesamten Ladeleistung von 10 Megawatt. Wenn es in Utrecht zehnmal mehr gibt, sind es bereits 100 Megawatt. „Das ist die halbe Leistung einer der fünf Turbinen des tschechischen Braunkohlekraftwerks Počerady (fünfmal 200 Megawatt)“, verglich der Vorsitzende der Denkfabrik fest.

Er berechnete, wie viel Leistung nur für das Aufladen von E-Fahrzeugen – gemessen an der Einwohnerzahl der Niederlande – nötig wäre.

In Utrecht leben rund 370.000 der 17,5 Millionen Niederländer. Wenn Utrecht künftig einen Ladebedarf von 100 Megawatt haben wird, würde das gesamte Land mit dem Utrechter Weg rund 4,5 Gigawatt installierte Leistung benötigen. „Das sind unsere beiden Kernkraftwerke“, erklärte Čížek. „Wenn sie anfangen würden, so zu rechnen, würden sie feststellen, dass das einfach nicht möglich ist“, sagte der Fachmann.

Der Artikel erschien zuerst auf epochtimes.cz unter dem Titel „Elektřina na příděl v Utrechtu slouží jako varování před neuváženým zaváděním zelené politiky“. Deutsche Überarbeitung mf.



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