Mehr als jeder zweite junge Deutsche misstraut Regierung und Parlament

Trotz weit verbreiteten Vertrauens in die Demokratie scheinen einer Studie zufolge viele junge Menschen an der Problemlösungsfähigkeit von Politik zu zweifeln. Fachleute sprechen von einem Warnsignal.
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Kann Politik die Probleme lösen? Viele junge Menschen sind skeptisch.Foto: iStock
Epoch Times6. Februar 2024

Junge Menschen in Deutschland haben ein vergleichsweise hohes Vertrauen in die Demokratie und die Europäische Union. Das ist das Ergebnis einer am Dienstag in Gütersloh veröffentlichten Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. 59 Prozent der 18- bis 30-Jährigen gaben demnach an, der Demokratie zu vertrauen. 62 Prozent äußerten Vertrauen in die Europäische Union.

Zum Vergleich wurden Befragungsergebnisse aus anderen europäischen Ländern herangezogen. Demzufolge fielen die Vertrauenswerte in Deutschland vergleichsweise besser aus. In den neun anderen europäischen Ländern vertrauten im Schnitt nur 50 Prozent der Demokratie und 57 Prozent der Europäischen Union.

Misstrauen in politische Institutionen

Laut der Umfrage begegnet eine große Mehrheit der jungen Erwachsenen hierzulande vor allem der Bildung und der Wissenschaft mit Vertrauen – in diesem Sinn äußerten sich rund drei Viertel der Befragten.

Kritischer bewerteten junge Menschen hingegen die politischen Institutionen. Demnach äußerten 52 Prozent Misstrauen in die Regierung, 45 Prozent mangelte es an Vertrauen ins Parlament. 60 Prozent misstrauten zudem den Medien und 58 Prozent der Religion.

Besorgnis über die Zukunft

In Kombination mit einem vergleichsweise ausgeprägten Zukunftspessimismus sehen die Experten darin ein Warnsignal. Es komme nun darauf, das Demokratievertrauen nicht zu verspielen, heißt es von der Bertelsmann-Stiftung. Dazu brauche es gezielte Maßnahmen, um den Glauben an die Problemlösungsfähigkeit von Politik wieder zu stärken, mahnen die Autoren mit Blick auf Deutschland.

„Es besteht die Gefahr, dass sich sonst junge Menschen denjenigen, die zu einfache Lösungen versprechen, zuwenden und damit offen werden für radikales Gedankengut“, sagte Regina von Görtz, Jugendexpertin bei der Bertelsmann-Stiftung.

2023 hatte das niederländische Marktforschungsinstitut Glocalities im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung 2248 Menschen aus Deutschland in einer repräsentativen Umfrage zu ihren Haltungen befragt, darunter mehr als 500 Menschen zwischen 18 und 30 Jahren.

Anschließend wurden die Ergebnisse mit Befragungsdaten aus identischen Umfragen in Belgien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Spanien, Schweden und Großbritannien abgeglichen.

Befragten blicken eher besorgt in die Zukunft

Um das Vertrauen in politische Prozesse zu stärken, empfehlen die Autoren eine vorausschauende Politik, die gezielt auf die Bedürfnisse junger Menschen und ihre Anliegen eingeht.

Hier liefert die Studie Ansatzpunkte: Laut Umfrage gehören Menschenrechtsverletzungen (genannt von 51 Prozent der jüngeren Befragten), Klimawandel (46 Prozent) sowie die Themen sexuelle Belästigung und Missbrauch (45 Prozent) und Kindesmissbrauch (42 Prozent) zu den Aspekten, die der jungen Generation am meisten Anlass zur Sorge geben.

Angst vor mentalen Gesundheitsproblemen treibt dabei auffällig häufiger Erwachsene unter 31 Jahren (41 Prozent) um, als die ältere Generation – nur 26 Prozent der 31- bis 70-Jährigen nennen dies als Sorgenthema.

Unabhängig von ihrem Alter blicken die Befragten eher besorgt in die Zukunft: Demnach erwarteten 36 Prozent der jüngeren und sogar 42 Prozent der älteren Menschen eine Verschlechterung der Dinge – darunter waren Faktoren wie der Klimawandel, Lebensstandard oder Einkommensungleichheit abgefragt worden. An eine Besserung der Dinge glauben die Jüngeren tendenziell mehr als die Älteren, allerdings auch nur in der Minderheit.

Die Erkenntnisse deuten laut Studie darauf hin, dass sowohl die junge als auch die ältere Generation wenig Vertrauen in die politische Bewältigung künftiger Herausforderungen hat, so die Bertelsmann-Stiftung. Junge Erwachsene in Deutschland sind dabei im Schnitt pessimistischer als ihre Altersgenossen in den anderen Ländern. (dpa/red)



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