Trotz Staatssubventionen: 2024 ist wieder mit steigenden Strompreisen zu rechnen

Die Verteilnetzbetreiber haben die vorläufigen Stromnetzentgelte für 2024 veröffentlicht. Demnach ist eine Preissteigerung in den meisten Bundesländern zu erwarten – und das trotz staatlicher Subventionen. Was befeuert die Preise?
2024
Ab 2024 müssen Stromkunden mit steigenden Strompreisen aufgrund höherer Netznutzungsentgelte rechnen.Foto: iStock
Von 8. November 2023

An dieser Stelle wird ein Podcast von Podcaster angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um den Podcast anzuhören.

Im Laufe dieses Jahres sind die Strompreise gesunken. Dafür werden sie ab 2024 offenbar in den meisten Bundesländern wieder teils kräftig steigen. In zwei Bundesländern sollen sie aber leicht fallen. Im Bundesdurchschnitt ist ein Anstieg der Netznutzungskosten 2024 im Vergleich zu 2023 von gut elf Prozent zu erwarten.

Das Vergleichsportal Check24 hat errechnet, welche Preisänderung auf die einzelnen Bundesländer zukommt. Als Berechnungsgrundlage nennt das Portal die vorläufigen Stromnetzentgelte für 2024, die die Verteilnetzbetreiber veröffentlicht haben.

Preisanstiege in 14 Bundesländern

Die größten Preiserhöhungen kommen demnach auf Bayern, Nordrhein-Westfalen und Bremen zu. Hier ist ein Anstieg von bis zu 17,1 Prozent prognostiziert. Die Gründe für diese starken Preissteigerungen sind unterschiedlich, sagte Check24-Sprecherin Johanna Ramoser laut MDR. „Dort gibt es zum Beispiel eine geringere Einwohnerdichte und dadurch sind die Netzentgelte dann für die Verbraucher höher, weil sich diese Netznutzungsentgelte auf weniger Menschen verteilen.“

Freuen dürfen sich jedoch die Einwohner der norddeutschen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Dort sollen die Netznutzungskosten im kommenden Jahr um zwei beziehungsweise fünf Prozent sinken.

Nutzungskosten für das Stromnetz bei einem Jahresverbrauch von 5.000 kWh
Netznutzungsentgelte Unterschied
Bundesland 2023 2024 in Euro in Prozent
Bayern 385 € 451 € 66 17,1
Nordrhein-Westfalen 403 € 472 € 69 17,1
Bremen 310 € 360 € 50 16,1
Thüringen 398 € 453 € 55 13,8
Baden-Württemberg 420 € 477 € 57 13,6
Rheinland-Pfalz 431 € 486 € 55 12,8
Niedersachsen 403 € 440 € 37 9,2
Hessen 411 € 448 € 37 9
Saarland 449 € 486 € 37 8,2
Sachsen-Anhalt 434 € 468 € 34 7,8
Sachsen 435 € 468 € 33 7,6
Hamburg 523 € 546 € 23 4,4
Berlin 417 € 434 € 17 4,1
Schleswig-Holstein 586 € 595 € 9 1,5
Mecklenburg-Vorpommern 558 € 548 € -10 -1,8
Brandenburg 588 € 561 € -27 -4,6
Ø Deutschland laut Check24 425 € 472 € 47 11,1

Netznutzungsentgelte von 2023 und 2024 im Vergleich.  Tabelle: Maurice Forgeng/Epoch Times, Daten: Check24

Im bundesweiten Durchschnitt steigen die Kosten um 47 Euro oder 11,1 Prozent. Dieser Durchschnittswert ist laut „Telepolis“ allerdings nur bedingt aussagekräftig. Denn der Strommarkt besteht aus vielen kleinen Einzelmärkten, die sich unterschiedlich auf den Strompreis auswirken. Entsprechend unterschiedlich fallen die Preisaufschläge aus. Nur eines dürfte sicher sein: Die meisten Haushalte in Deutschland müssen 2024 mit höheren Stromkosten rechnen.

„Erneuerbare“ als zusätzliche Preistreiber

Ramoser erklärte, dass eine weitere entscheidende Ursache für die vielen Preisanstiege der starke Ausbau der „erneuerbaren“ Energien in Deutschland ist. „Die Netznutzungsentgelte sind auch besonders hoch, wo eben in jüngerer Vergangenheit viele Windkraft- und Solaranlagen gebaut worden sind. Denn dort muss man eben auch die Stromnetze ausbauen.“

Das bestätigt auch der Strommarktexperte Mirko Schlossarczyk vom Beratungsunternehmen Enervis. Ab 2024 gelte eine neue Berechnungsgrundlage für die Netzentgelte. Bisher waren das die Netzbetriebskosten von 2016. Ab dem kommenden Jahr seien aber die Kosten von 2021 grundlegend. Ein wichtiger Faktor sei da „der Photovoltaik-Boom, den wir sehen“, sagte Schlossarczyk.

Verlängerung der Subventionierung

Neben dem eigentlichen Stromverbrauch sind die Netznutzungsentgelte ein weiterer Kostenpunkt auf der Stromrechnung. Damit finanziert der Stromkunde das Netz, das den Strom vom Kraftwerk zum Wohnhaus leitet. So finanziert sich unter anderem die Instandhaltung der Stromnetze, aber auch der Netzumbau im Zuge der Energiewende.

Die Bundesregierung will die staatliche Subventionierung der Strompreise verlängern. Das soll über die bundesweit einheitlichen Entgelte für die Übertragungsnetze erfolgen. 5,5 Milliarden Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds stehen dafür bereit. Aufgrund der staatlichen Förderung planen die hiesigen Übertragungsnetzbetreiber Amprion, 50Hertz, TenneT und Transnet BW eine Erhöhung ihrer Netznutzungsentgelte trotz gestiegener Kosten um nur zwei Prozent.

Wird die Energiepreisbremse verlängert?

Die Energiepreisbremsen für Strom und Gas laufen nach bisherigem Stand Ende Dezember aus, wie „t-online“ berichtet. Optional ist eine Verlängerung bis Ende April angesetzt. Die Bundesregierung kommunizierte bereits vor einigen Wochen, dass sie diese Option nutzen wolle.

Neben der bereits erwähnten Subvention der Stromnetzentgelte ist die Strompreisbremse ein weiterer regulierender Eingriff der Bundesregierung. Die vom Kabinett in Berlin beschlossene Verordnung greift jedoch erst, wenn die EU-Kommission der staatlichen Hilfsmaßnahme zustimmt.

Mehrere Verbraucherschützer und die Energiewirtschaft fordern laut der FAZ bereits seit Wochen eine baldige Entscheidung. Die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), Ramona Pop, sagte dazu: „Privathaushalte müssen auch im kommenden Winter vor hohen Preisen bei Strom, Gas und Fernwärme geschützt werden.“ Vor allem wollten die Unternehmen Klarheit, da sonst Chaos drohe.

Seit Beginn der Corona-Krise gibt es Neuregelungen, wodurch die Mitgliedstaaten viel einfacher staatliche Hilfszahlungen an Unternehmen und Haushalte auszahlen können. So erst konnte die Bundesregierung die Energiepreisbremsen Anfang 2023 zur Bewältigung der Energiekrise einführen.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion