200.000 noch zu optimistisch? Drastischer Einbruch beim Wärmepumpenabsatz

Die sogenannte Wärmewende ist erheblich ins Stocken geraten. 500.000 Wärmepumpen sollen laut den Plänen der Bundesregierung in diesem Jahr abgesetzt werden. Nun stellt sich heraus, dass möglicherweise auch die kürzlich prognostizierten 200.000 Einheiten verfehlt werden.
Wärmepumpen
Die Verunsicherung der Bürger ist ein oft genannter Grund für den Absatzrückgang.Foto: aprott/iStock
Von 28. Juni 2024

Der Markt für Wärmepumpen ist in den vergangenen Monaten eingebrochen. Ursprünglich wollte die deutsche Bundesregierung in diesem Jahr einen Rekordabsatz von 500.000 neuen Anlagen erreichen.

Dieses Ziel scheint nun in weite Ferne zu rücken. In den vergangenen Monaten ging die Branche ohnehin schon davon aus, dass der Absatz bis Ende 2024 lediglich bei 200.000 Wärmepumpen liegen wird. Doch inzwischen wurden Zahlen bekannt, die einen noch stärkeren Absatzeinbruch ahnen lassen.

Aktuelle Zahlen deutlich fünfstellig

In der Regel stellen Immobilienbesitzer einen Förderantrag für eine Anlage, um Geld zu sparen. Eigentümer von Einfamilienhäusern, die diese selbst nutzen, können seit dem 27. Februar 2024 eine Heizungsförderung bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen.

Aus einer Antwort des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) auf eine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion geht jetzt hervor, wie viele Förderanträge es bisher für die sogenannten klimafreundlichen Heizungen gab.

Demnach habe die seit Jahresbeginn zuständige KfW zwischen Ende Februar und Ende April rund 23.500 Anträge bearbeitet. Davon entfielen gut 70 Prozent – also rund 16.700 – auf Wärmepumpen.

Rechnet man diese 16.700 für zwei Monate auf zwölf Monate hoch, dann ergibt sich daraus ein Wert von 100.200 Wärmepumpen – für das ganze Jahr. Wenn sich dieser Trend bis zum Jahresende hält und mit den Absatzzahlen deckt, bedeutet dies ein Minus von knapp 72 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2023 konnte die Branche noch 356.000 Wärmepumpen absetzen.

Unter den übrigen knapp 30 Prozent der klimafreundlichen Heizungen waren 4.700 Biomasseheizungen, rund 1.000 solarthermische Anlagen und rund 1.100 Anschlüsse an bestehende Gebäude- oder Wärmenetze sowie Neuerrichtungen und Erweiterungen.

Wärmepumpen

Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in der Produktion. Foto: BWP

Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) bestätigte auf Anfrage der Epoch Times den deutlichen Rückgang in der Branche. Demnach brach der Absatz von Wärmepumpen im ersten Quartal 2024 nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie im Vergleich zum Vorjahr um 52 Prozent ein. Zu erwähnen ist hierbei, dass die aktuellen Absatzzahlen Anlagen einschließen, die in diesem Jahr installiert wurden, aber bereits im Vorjahr eine Förderzusage erhalten haben.

Zusagenturbo seit Ende Mai

Trotz der enttäuschenden neuen Zahlen ist „die Wärmepumpen-Branche zuversichtlich, dass sich die Marktlage im Laufe der nächsten Monate verbessert“, schilderte die Pressesprecherin Monika Meiser.

Der Bundesverband sieht ein großes Interesse an der Wärmepumpentechnologie. Das zeige sich daran, dass „Informationsveranstaltungen stark besucht werden“. Ebenso zeigten Umfragen, „dass eine Mehrheit der Menschen grundsätzlich zu einer erneuerbaren Heizungsalternative wie der Wärmepumpe wechseln will“, sagte Meiser.

Mehr als 100 Tage nach dem Start der neuen Heizungsförderung zog laut dem BWP vor Kurzem „auch die KfW eine erste vorsichtig positive Bilanz“. Demnach konnte sie bis Mitte Juni rund 37.200 Zuschusszusagen erteilen. Der Kostenpunkt liegt dabei laut einer Pressemitteilung bei einer halben Milliarde Euro an staatlichen Fördermitteln für Gebäudeeigentümer.

Ende Februar bis Mitte Juni sind 3,5 Monate. Hochgerechnet auf 12 Monate ergeben sich rund 127.500 Förderzusagen. Bezogen auf den Vorjahresabsatz ergäbe sich ein Rückgang von rund 64 Prozent.

Seit dem 28. Mai sind neben selbstnutzenden Einfamilienhausbesitzer auch Eigentümer von Mehrfamilienhäusern und Wohneigentümergemeinschaften antragsberechtigt. „Seitdem steigt die Anzahl der Zusagen stärker an“, so der Verband. „In den letzten zwei Wochen gab es über 430 Zusagen für Wärmepumpen pro Tag, das sind fast doppelt so viele wie bislang.“

Meiser wies zudem darauf hin, dass die Routine im Handwerk wächst und noch weitere Antragstellergruppen hinzukommen werden. Deswegen rechnet der BWP weiterhin mit einem Absatz von rund 200.000 Wärmepumpen für das Jahr 2024.

Bundesverband nennt die Gründe

Auf die Frage, warum die Nachfrage eingebrochen ist, nannte die Pressesprecherin Meiser vor allem zwei Gründe. Einerseits habe „die Diskussion rund um das Gebäudeenergiegesetz […] zu einer großen Verunsicherung und einer Wartehaltung“ bei vielen Hausbesitzern geführt.

Es herrsche „ein großer Informationsbedarf zu den neuen Förderkonditionen“. Das habe die Nachfrage gesenkt. Der Bundesverband fordert die Bundesregierung auf, eine klare und schnelle Kommunikation über die aktuellen Förderkonditionen und -verfahren auszubauen.

„Hinzu kommt auch, dass die Sorgen der Verbraucher zur Versorgungssicherheit bei Gas und Öl durch die wieder gesunkenen Preise in den Hintergrund gerückt sind“, so Meiser.

Unternehmer: Politik zu unflexibel

Mehr Sorgen machen sich auch einige Unternehmen in der Branche, die Herausforderungen in der deutschen Wärmewende sehen. Das trifft auch auf Marc Schmitz, Geschäftsinhaber und Obermeister der Innung Sanitär Heizung Klima Köln zu.

Er hat den starken Absatzrückgang beobachtet und vermutet, dass viele Immobilienbesitzer womöglich von den hohen Investitionen von bis zu 25.000 Euro abgeschreckt sind. Der „komplizierte Förderdschungel“ tue sein Übriges dazu. Schmitz nannte laut „Merkur.de“ als Hauptgrund für die derzeitige Situation aber die große Verunsicherung bei etlichen Verbrauchern.

Der Unternehmer hält das Gebäudeenergiegesetz auch für zu unflexibel. Die Politik hätte aus seiner Sicht den Bürgern mehr Freiheiten bei der Umsetzung geben müssen. Immer neue Vorschriften auszusprechen, sei der falsche Weg gewesen. Als Ergebnis führe diese Strategie zu Frust im Handwerk und bei den Kunden, sagte Schmitz.



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