Wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelte und wie er enden könnte

Was geschah in der Ukraine seit Ende 2013? Die Massenproteste auf dem Maidan, die Flucht des damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch nach Moskau, der Einmarsch Russlands im Februar 2022, der Aufstand der Wagner-Truppe. Seit September 2014 haben Kiew und Moskau versucht, mehrere Waffenstillstände zu vereinbaren – alle scheiterten. Internationale Waffenlieferungen treiben den Krieg an. Ein Überblick über wichtige Schlüsselmomente.
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Von 2014 bis 2025 hat sich die Lage im Osten der Ukraine sehr verändert.Foto: Epoch Times nach Center for Strategic and International Studies, Institute for the Study of War with American Enterprise Institute’s Critical Threats Project
Von 8. März 2025

Drei Jahre nach Beginn des Krieges in der Ukraine bahnt sich ein mögliches Friedensabkommen an. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besuchte am 28. Februar das Weiße Haus, um über ein Rohstoffabkommen zwischen Kiew und Washington zu sprechen. Sein Besuch endete mit einem diplomatischen Eklat. Nachdem Selenskyj sein Bedauern darüber ausgedrückt und sich bereit erklärt hat, unter der „starken Führung“ von US-Präsident Donald Trump auf einen dauerhaften Frieden hinzuarbeiten, sind nun in der kommenden Woche weitere Gespräche in Saudi-Arabien angesetzt.

Auch Washington und Moskau haben sich darauf geeinigt, an einem Friedensvertrag zu arbeiten. US-Außenminister Marco Rubio hat gesagt, dass beide Seiten Zugeständnisse machen müssten.

Bevor der Konflikt endet, ist noch viel zu tun. Doch der erste europäische Eroberungskrieg des 21. Jahrhunderts hat Europa und die Welt radikal verändert. Vom Euromaidan-Volksaufstand bis zur anhaltenden russischen Invasion: Hier ein Blick auf einige prägende Ereignisse der vergangenen Dutzend Jahre.

Euromaidan

Ab November 2013 erschütterten Massenproteste die urbanen Zentren der Ukraine. Die größte Menschenmenge versammelte sich auf dem Maidan Nezalezhnosti (Platz der Unabhängigkeit) in Kiew.

Auslöser der Proteste war die überraschende Entscheidung des damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch, ein zuvor vom Parlament gebilligtes Abkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen. Dieses Abkommen hätte die Ukraine zur Korruptionsbekämpfung und zu zusätzlichen Wirtschafts-, Justiz- und Finanzreformen verpflichtet, um die politische Kompatibilität mit den EU-Staaten zu erhöhen. Außerdem hätte es die ukrainische Industrie schrittweise an Standards der EU angepasst und gleichzeitig die politische und finanzielle Unterstützung der EU für die Ukraine erhöht.

Stattdessen ließ Janukowitsch das Abkommen platzen und entschied sich für engere Beziehungen zu Moskau. Er unterzeichnete eine Vereinbarung über den Verkauf von Eurobonds in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar an Russland, was auch eine Senkung der Erdgaspreise durch Russland beinhaltete.

Demonstranten verurteilten diesen Schritt als Sabotage der Bemühungen, engere Beziehungen zu Europa aufzubauen. Die Euromaidan-Bewegung wuchs schnell durch Unzufriedenheit über Regierungskorruption, Machtmissbrauch, Menschenrechtsverletzungen und den Einfluss der Oligarchen.

Witali Sachartschenko, der ukrainische Innenminister, sah sich gezwungen, sich für einen von ihm als Machtmissbrauch bezeichneten Vorfall zu entschuldigen. Dabei terrorisierte eine Eliteeinheit der Bereitschaftspolizei ein Viertel, in dem Demonstranten sich organisierten. Dabei wurden etwa 80 Zivilisten verletzt, von denen viele nicht an den Protesten beteiligt waren.

Am 8. Dezember 2013 versammeln sich regierungskritische Demonstranten auf dem Maidan Nezalezhnosti  (Unabhängigkeitsplatz) in Kiew, Ukraine. Seit der Entscheidung des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch, ein Handels- und Partnerschaftsabkommen mit der EU zugunsten von Russland auszusetzen, gab es Proteste gegen die Regierung. Foto: Brendan Hoffman/Getty Images

Anti-Protest-Gesetze lösen weitere Aufstände aus

Im Januar 2014 beriefen Mitglieder des ukrainischen Parlaments von Janukowitschs prorussischer Partei der Regionen und der Kommunistischen Partei der Ukraine eine Blitzabstimmung ein – als andere Mitglieder des Gremiums abwesend waren und nicht gegen die Maßnahmen stimmen konnten.

Die Abgeordneten verabschiedeten elf Gesetze, die abweichende Meinungen unterdrücken und öffentliche Proteste einschränken sollten. Gegner nannten sie schnell „diktatorische Gesetze“.

Diese Gesetze erlaubten der Regierung, Ukrainer für die Verbreitung von Desinformationen in sozialen Medien oder die Verleumdung von Regierungsbeamten zu inhaftieren. Sie schrieben die Registrierung aller internetbasierten Mobiltelefone und anderen Geräte bei der Regierung vor. Zudem führten die Gesetze eine zehnjährige Gefängnisstrafe für Demonstranten ein, die den Zugang zu einem Regierungsgebäude blockieren – eine Haupttaktik der Euromaidan-Demonstranten.

Die Rechtmäßigkeit der Abstimmung wurde angezweifelt, da jede Maßnahme durch Handzeichen verabschiedet worden war, die nach Ansicht von Kritikern zu schnell ging, um die Stimmen tatsächlich zu zählen.

Dieser Schritt löste weitere Aufstände aus.

Tödliche Zusammenstöße

Im Januar und Februar 2014 breiteten sich in Kiew Chaos und Gewalt aus, als Regierung und Polizei versuchten, die wachsende Protestbewegung zu unterdrücken.

Die tödlichsten Zusammenstöße ereigneten sich vom 18. bis 20. Februar, als Tausende Demonstranten, angeführt von Aktivisten mit Schildern und Helmen, auf das Parlament zustürmten.

Scharfschützen der Polizei erschossen mehrere Demonstranten, bevor es zu direkten Auseinandersetzungen mit der Bereitschaftspolizei kam. Viele Demonstranten wurden von der Polizei zu Tode geprügelt, andere wahllos erschossen.

Bei den gewalttätigen Ausschreitungen starben 108 Zivilisten und 13 Polizisten.

Nach dem Rücktritt seines Kabinetts unterzeichneten Janukowitsch und die Opposition ein Abkommen zur Bildung einer Übergangsregierung. Die Polizei zog sich aus der Innenstadt Kiews zurück, Demonstranten übernahmen die Kontrolle über weite Teile des Gebiets. Sie koordinierten ihre Einsätze weiterhin von einem verbarrikadierten Protestcamp auf dem Unabhängigkeitsplatz.

Demonstranten rissen die Statuen kommunistischer Führer aus der Sowjetzeit nieder und verunstalteten sie, da sie als Symbole des bösartigen russischen Einflusses galten.

Demonstranten rücken am 20. Februar 2014 im Herzen von Kiew vor. Beamte wurden aus dem Hauptgebäude der ukrainischen Regierung evakuiert, während in der Nähe bei Zusammenstößen Demonstranten mit Schussverletzungen starben. Foto: Louisa Gouliamaki/AFP via Getty Images

Janukowitsch flieht nach Russland

Janukowitsch floh in der Nacht des 21. Februar heimlich aus Kiew. Die Protestbewegung feierte diesen Moment als revolutionären Sieg gegen ein korruptes postsowjetisches Regime.

Am 22. Februar stimmten 328 der 450 Abgeordneten des Parlaments für die Amtsenthebung Janukowitschs, da er seine Pflichten vernachlässigt habe. Niemand stimmte dagegen, sogar 36 Mitglieder der Partei des Präsidenten stimmten dafür.

Das Parlament stimmte zudem einstimmig dafür, die Verfassung von 2004 wieder einzusetzen, was eine Bedingung des EU-Abkommens war, welches Janukowitsch nicht unterzeichnet hatte.

Am Abend desselben Tages erklärte Janukowitsch in einer Fernsehansprache aus der Ostukraine, er werde nicht zurücktreten, da er „das legitime Oberhaupt des ukrainischen Staates“ sei. Er bezeichnete die Wiedereinführung der Verfassung von 2004 durch das Parlament als illegal.

Der ukrainische Grenzschutz hinderte Janukowitsch und seine engsten Mitarbeiter daran, das Land zu verlassen. Die Führung in Kiew erhob Anklage wegen Hochverrats und Massenmordes gegen ihn.

Daraufhin bat er verdeckte russische Militärangehörige um Unterstützung, die ihn aus der Provinz Donezk auf die Krim und schließlich nach Russland schmuggelten. Dort gewährt ihm der russische Präsident Wladimir Putin Asyl.

Der russische Präsident Wladimir Putin (r.) schüttelt dem ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch vor dem offiziellen Empfang zu Ehren der Olympischen Winterspiele in Sotschi am 7. Februar 2014 die Hand. Foto: Alexei Nikolsky//RIA-NOVOSTI/AFP via Getty Images

Konterrevolutionäre Proteste entflammen

Im März 2014 verurteilte ein Gericht Janukowitsch in Abwesenheit wegen Hochverrats an der Ukraine und Massenmordes an Demonstranten.

Von Moskau aus verkündete er, weiterhin der rechtmäßige Präsident der Ukraine zu sein. Er rief die Ukrainer dazu auf, Widerstand gegen die von ihm als illegitim bezeichnete Regierung zu leisten.

Russische Staatsmedien begannen, die Absetzung des Präsidenten als einen vom US-Geheimdienst organisierten Staatsstreich darzustellen. In der Süd- und Ostukraine, wo die Mehrheit der Bevölkerung Russisch als Muttersprache spricht, brachten konterrevolutionäre Proteste aus.

Aus Sorge, dass Janukowitsch-Befürworter in der Ostukraine von russischer Propaganda beeinflusst werden, beschloss das ukrainische Parlament einen Gesetzentwurf, mit dem der Status das Russisch als offizielle Staatssprache aufgehoben wurde.

Der Gesetzentwurf wurde nicht verabschiedet. Er löste aber in den östlichen und südlichen Regionen der Ukraine Massenempörung und Angst aus. Tausende konterrevolutionäre Demonstranten marschierten in mehreren Großstädten gegen die neue Regierung.

In Charkiw bewachten regierungsfeindliche Demonstranten eine Statue des kommunistischen Führers Wladimir Lenin. Sie hinderten auch Beamte am Betreten des Stadtratsgebäudes.

Öffentliche Umfragen ergaben, dass die meisten Menschen im russischsprachigen Osten der Ukraine die neue Regierung auf allen Ebenen für illegitim hielten.

Prorussische Demonstranten mit russischen Flaggen während einer Kundgebung in der ostukrainischen Stadt Charkiw am 23. März 2014. Der Rebellenführer der Krim forderte die Russen in der gesamten Ukraine auf, sich gegen die Herrschaft Kiews zu erheben und die Truppen Moskaus willkommen zu heißen. Foto: Sergey Bobok/AFP via Getty Images

Die Annexion der Krim

Ende Februar 2014 wählte das Parlament der ukrainischen Halbinsel Krim den russischen Staatsbürger Sergej Aksjonow zum Premierminister, nachdem er das Parlament in Anwesenheit bewaffneter russischer Soldaten zu einer geschlossenen Sitzung eingeladen hatte. Für die Ernennung war die Zustimmung des Präsidenten erforderlich, die Janukowitsch in Moskau erteilte.

Im März forderte Janukowitsch das ukrainische Militär auf, die Befehle der neuen Regierung zu ignorieren.

Der Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen löste Alarm aus. Er informierte den UN-Sicherheitsrat darüber, dass Janukowitsch russische Militärhilfe zum Schutz russischsprachiger Zivilisten in der Ukraine angefordert habe.

Am 4. März erklärte Putin vor Reportern, die Entsendung von Truppen in die Ukraine sei legal, da Janukowitsch der „rechtmäßige Präsident“ der Ukraine sei und darum gebeten habe. Russische Spezialeinheiten und lokale Paramilitärs besetzten im März Regierungsgebäude auf der Krim und hissten überall, wo sie hinkamen, russische Flaggen.

Hunderte regierungsfeindliche Demonstranten blockierten das Parlament der Krim und forderten, dass die Abgeordneten die neue Regierung in Kiew nicht als legitim anerkennen. Sie verlangten ein Referendum über den Status der Halbinsel.

Am 11. März verkündeten der Oberste Rat der Krim und der Stadtrat von Sewastopol die Krim und die Stadt Sewastopol zu einem souveränen Staat namens Republik Krim. Das lokale Parlament wurde aufgelöst.

Nach ukrainischem Recht muss der Oberste Rat der Krim den Präsidenten der Ukraine konsultieren. Als Schlag gegen die neue Regierung in Kiew erkannten die Führer der Krim Janukowitsch als rechtmäßigen Präsidenten an und holten seine Zustimmung aus Moskau ein.

Das Referendum zur Erklärung der Unabhängigkeit der Halbinsel war nach der in Kiew anerkannten ukrainischen Verfassung illegal und versetzte die Ukraine praktisch in einen Bürgerkrieg.

Aksjonow, der neue Premierminister der Krim, bat Putin um Hilfe bei der Sicherung des Friedens auf der Krim, woraufhin Putin eine sofortige russische Militärintervention genehmigte.

Der Ministerpräsident der Krim, Sergej Aksjonow, in Simferopol, zwei Tage vor dem Referendum auf der Krim über die Abspaltung von der Ukraine und den Anschluss an Russland am 14. März 2014. Foto: Filippo Monteforte/AFP via Getty Images

Donbass-Gebiete spalten sich ab

Als Russland die Krim besetzte und annektierte, stürmten bewaffnete prorussische Separatisten Regierungsgebäude in den östlichen Provinzen Donezk und Luhansk, die zusammen als Donbass bekannt sind.

Die Rebellenführer setzten ein Referendum an, ob Donezk der Russischen Föderation beitreten solle.

Im April 2014 gaben Rebellen in Donezk und Luhansk, die an Russland grenzen, offiziell ihre Abspaltung von der Ukraine bekannt. Sie kündigten die Gründung der unabhängigen Volksrepubliken Donezk und Luhansk an.

Internationale Medien bezeichneten die beiden abtrünnigen Regionen als Marionettenstaaten Moskaus. Russland erkannte ihre Unabhängigkeit nicht offiziell an, doch russische Waffen und Kämpfer strömten über die Grenze, um die Rebellen zu unterstützen.

Foto: Epoch Times nach Center for Strategic and International Studies, Institute for the Study of War with American Enterprise Institute’s Critical Threats Project

Der Krieg im Donbass bricht aus

Die Abspaltung von Donezk und Luhansk stürzte die Ukraine in einen zehnjährigen internen Konflikt. Im eurozentrischen Westen des Landes galten die Separatisten als Terroristen, im russisch geprägten Osten bezeichnete man die Regierung in Kiew als illegitim.

Zehntausende russische Staatsbürger überquerten im Laufe des Jahres die Grenze zum Donbass, um die Rebellen zu unterstützen. Moskau schickte heimlich Veteranen, um die Kämpfer auszubilden.

Die Ukraine begann eine militärische „Anti-Terror-Mission“ und eroberte bis August 2014 den größten Teil ihres verlorenen Territoriums zurück.

Als Reaktion auf die ukrainischen Erfolge begann Russland, direkt Truppen, Panzer und Artillerie in den Donbass zu entsenden. Mit russischer Rückendeckung begannen die Rebellen, die Gebiete vom ukrainischen Militär zurückzuerobern.

Ukrainische Soldaten des Donbass-Freiwilligenbataillons nehmen am 28. Januar 2015 an einer Säuberungsaktion in einem Dorf im Bezirk Lyssytschansk in der Region Luhansk teil, das von prorussischen Separatisten kontrolliert wird. Foto: -/AFP via Getty Images

Minsker Abkommen

Ab September 2014 versuchten Kiew und Moskau, mehrere Waffenstillstände zu vereinbaren – alle scheiterten.

In Minsk, der Hauptstadt des benachbarten Belarus, einigten sich Vertreter der Ukraine, Russlands sowie der selbst ernannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk unter Vermittlung von Deutschland und Frankreich auf einen sofortigen Waffenstillstand. Sie beschlossen den Austausch von Gefangenen, politische Zugeständnisse in Donezk und Luhansk sowie die Rückgabe der Kontrolle über die Grenze an die Ukraine.

Trotz des Abkommens flammten die Kämpfe sporadisch wieder auf. Beide Seiten warfen einander vor, die Vereinbarungen verletzt zu haben.

Weitere Verhandlungen führten im Februar 2015 zum zweiten Minsker Abkommen. Es war umfassender und präziser als das Erste, brachte jedoch ebenfalls keinen vollständigen Frieden.

Der Konflikt blieb ungelöst. Guerillaaktionen beider Seiten ließen den Waffenstillstand schließlich scheitern.

(l.–r.) Der ehemalige ukrainische Präsident Leonid Kutschma, der Vertreter der selbsternannten Volksrepublik Donezk, Premierminister Alexander Sachartschenko, die OSZE-Beauftragte Heidi Tagliavini und der russische Botschafter in der Ukraine, Michail Surabow, geben am 5. September 2014 in Minsk eine offizielle Erklärung zur Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens ab. Foto: Vasily Maximov/AFP via Getty Images

Ausbruch schwerer Kämpfe im Donbass

Von 2017 bis 2019 schlossen die Ukraine und die von Russland unterstützten Rebellen über ein Dutzend Waffenstillstände, die dann aber schnell wieder aufgegeben wurden.

Das ukrainische Militär begann, seine Operationen gegen die Rebellen im Donbass zu verstärken.

Gleichzeitig stellte Russland die Unabhängigkeit der Volksrepubliken Donezk und Luhansk zunehmend als legitim dar, indem es zunächst den Bewohnern der Regionen russische Autokennzeichen zugestand. Schließlich gab es den Bewohnern russische Pässe aus.

Die ukrainische Regierung verurteilte die Ausgabe russischer Pässe durch Russland als einen Schritt zur Annexion der Region.

Aus Sorge, seine Souveränität nicht verteidigen zu können, stimmte das ukrainische Parlament für eine Änderung der Verfassung. Mit 334 zu 17 Stimmen erklärte es den Beitritt zur EU und der NATO zum strategischen Ziel des Landes. Damit wurde ein zentrales Ziel Kiews seit den 1990er-Jahren festgeschrieben.

Zudem wurde der kulturelle Bruch zwischen dem europäischen Kiew und dem eurasischen Moskau damit rechtlich verankert und die europäische Identität des ukrainischen Volkes bestätigt – das nach Putins Ansicht in den russischen Einflussbereich gehört.

Eskalation und russische Truppen an der Grenze

Im März 2021 begann Russland, Waffen, Ausrüstung und Truppen an die Grenze der Ukraine zu verlegen. Soldaten und Ausrüstung kamen aus weit entfernten Gebieten wie Sibirien und wurden auf der Krim, in Russland und Weißrussland stationiert. Es war die größte unangekündigte Militäroperation seit der Einnahme der Krim im Jahr 2014.

Selenskyj, der seit Mai 2019 im Amt war, suchte daraufhin die NATO-Führung auf, bekräftigte den Wunsch Kiews, dem Militärbündnis beizutreten, und sagte, er befürchte einen umfassenden Angriff Russlands.

Dmitri Kosak, ein Kreml-Funktionär, antwortete, dass russische Streitkräfte zur Verteidigung russischer Bürger in der Ukraine eingesetzt werden könnten und jeder direkte Konflikt zwischen den beiden Nationen „den Anfang vom Ende der Ukraine“ markieren würde.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg (r.) und der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj während einer Pressekonferenz nach ihrem bilateralen Treffen in Brüssel am 16. Dezember 2021. Foto: John Thys/AFP via Getty Images

Moskau stellt Forderungen an die NATO

Im Dezember 2021 stellte Moskau eine Reihe von Forderungen an Washington und seine NATO-Verbündeten: Um einen Krieg zu vermeiden, müssten sie der Ukraine untersagen, dem Bündnis beizutreten.

Putin verlangte zudem, dass die NATO alle gemeinsamen Truppen und Waffen aus den osteuropäischen Staaten abzieht, die dem Bündnis seit dem Fall der Sowjetunion beigetreten waren.

Damals versicherte die NATO-Führung Russland, nicht in Moskaus Einflussbereich vorzudringen. Diese Zusagen waren nicht bindend, und die NATO nahm weiterhin neue Mitglieder auf, darunter ehemalige Sowjetstaaten, was Moskau als Bedrohung seiner nationalen Sicherheit ansah.

Washington reagierte auf Russlands Sicherheitsforderungen und erklärte, es werde die „Politik der offenen Tür“ der NATO, die jedem Staat einen Beitrittsantrag ermöglicht, nicht beenden. Aber es sei bereit, mit Moskau an einer „pragmatischen Bewertung“ der russischen Sicherheitsbedenken zu arbeiten.

Die NATO erklärte sich bereit, keine Truppen in die Ukraine zu entsenden, warnte jedoch vor schweren Wirtschaftssanktionen, falls Putin militärisch gegen die Ukraine vorgehen sollte.

Zwei Tage später erklärte Moskau, dass seine Forderungen nicht erfüllt worden seien. Die NATO versetzte mehrere Verbände in Bereitschaft und verstärkte Osteuropa mit zusätzlichen Schiffen und Flugzeugen.

Mitarbeiter entladen am 5. Februar 2022 auf dem Kiewer Flughafen Boryspil ein Flugzeug mit US-Militärhilfe. Foto: Genua Savilov/AFP via Getty Images

Russland marschiert in die Ukraine ein

In einer nächtlichen Rede am 21. Februar 2022 erkannte Putin offiziell die Unabhängigkeit der Volksrepubliken Donezk und Luhansk an und schloss einen „Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung“ mit ihnen.

Putin erklärte dann, die Ukraine selbst sei ein „unveräußerlicher Teil unserer eigenen [russischen] Geschichte“ und bezeichnete den Sturz Janukowitschs vor zehn Jahren als einen illegalen, von westlichen Mächten inszenierten Staatsstreich. Er behauptete zudem, Kiew entwickle Atomwaffen, um sie gegen Russland einzusetzen.

Der russische Staatschef kündigte den Beginn „spezieller Militäroperationen“ in der Ukraine an, um sie völlig zu „entmilitarisieren“ und in einen neutralen Staat umzuwandeln, der weder der EU noch der NATO angehört.

Die westlichen Verbündeten verhängten neue Wirtschaftssanktionen, darunter Beschränkungen für die russische Zentralbank. Sie versprachen Kiew jedoch keine direkte militärische Unterstützung.

Kiew unter Belagerung

Unmittelbar nach Putins Ansprache erschütterten Explosionen jede Provinz und jede größere Stadt der Ukraine, als Russland Raketen- und Drohnenangriffe auf wichtige Flugplätze, Militärstützpunkte und Depots startete.

Russische Fallschirmjäger landeten in Städten wie Kiew. Die USA sagten, sie glaubten, Moskau versuche, die ukrainische Regierung zu „enthaupten“, um ein Marionettenregime zu installieren, und erwarteten, dass Kiew innerhalb von 96 Stunden fallen würde.

Ukrainische Medien berichteten, Janukowitsch sei in Minsk gesichtet worden und Russland plane, ihn nach dem Sturz der derzeitigen Regierung zum Präsidenten der Ukraine zu erklären.

Einheiten der ukrainischen Nationalgarde wehrten erfolgreich den ersten großen Versuch Russlands ab, den Kiewer Flughafen Hostomel einzunehmen. Sie schossen drei von 34 russischen Hubschraubern ab.

Russische Saboteure verübten in Kiew Terroranschläge. Mehrere Attentatsversuche auf die ukrainische politische Führung scheiterten.

Ukrainische Militärangehörige in einem Gefecht mit russischen Einheiten am 26. Februar 2022 in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Foto: Sergei Supinsky/AFP via Getty Images

Die Wagner-Gruppe, ein russisches privates Militärunternehmen, zog einen Großteil ihrer Truppen aus Afrika ab und verlegte sie in die Ukraine. Die Gruppe erlangte durch ihre Gräueltaten traurige Berühmtheit, darunter das Filmen der Folterung und Hinrichtung von gefangenen Feinden mit Vorschlaghämmern.

Das russische Militär drang an drei Fronten in die Ukraine ein: von Norden über Belarus, von Süden über die Krim und von Osten durch den Donbass.

Die ukrainische Führung überstand den ersten Angriff. Ukrainische Hartnäckigkeit und russische Fehlplanung bremsten schließlich das Tempo der russischen Vorstöße im Norden und Süden. Das Pentagon warnte jedoch, Russland habe nur 30 Prozent der 150.000 an der Grenze zusammengezogenen Soldaten in die Ukraine geschickt.

In einem ersten Sieg verhinderte die Ukraine, dass russische Kampfflugzeuge die Lufthoheit erlangten. Dadurch schuf Kiew die Voraussetzungen dafür, Bodenoperationen gegen russische Streitkräfte durchzuführen, ohne von russischen Lufteinheiten zerstört zu werden.

Die Gespräche zwischen ukrainischen und russischen Vertretern in Belarus endeten ohne einen Durchbruch. Kiew lehnte die Forderung Moskaus ab, die Krim als russisches Territorium anzuerkennen.

Erste ukrainische Gegenoffensive

Die ukrainischen Streitkräfte begannen ihre erste Gegenoffensive, um die russischen Streitkräfte aus den südlichen Provinzen Cherson und Mykolajiw zu vertreiben. Bis August 2022 erzielten sie mäßige Erfolge, weitgehend ohne internationale Unterstützung.

Im April 2022 beriefen 41 internationale Verbündete die erste Sitzung der Ukraine Defense Contact Group ein, um militärische Hilfe für die Ukraine zu koordinieren.

Etwa zur gleichen Zeit begann der Iran, Russland mit sogenannten Kamikaze-Drohnen zu beliefern.

Im November 2022 errang die Ukraine einen wichtigen Sieg, als sie die russischen Streitkräfte aus der Stadt Cherson vertrieb. Danach gerieten beide Seiten in ein Patt, das bis weit ins nächste Jahr andauerte.

Zweite ukrainische Gegenoffensive

Die Ukraine startete eine Gegenoffensive in Donezk und Saporischschja. Gleichzeitig tobte eine erbitterte Schlacht um die Stadt Bachmut, die Einheiten auf beiden Seiten schwer dezimierte.

Der Stellungskrieg und die hohen Verluste erinnerten an den Ersten Weltkrieg und brachten der Schlacht den Namen „Fleischwolf“ ein. Im Mai 2023 errangen die Streitkräfte der Wagner-Gruppe unter großen Opfern den endgültigen Sieg in Bachmut.

Foto: Epoch Times nach Center for Strategic and International Studies, Institute for the Study of War with American Enterprise Institute’s Critical Threats Project

Etwa zur gleichen Zeit begannen Moskau und Teheran, ein Waffenabkommen auszuarbeiten. Bei diesem sollte der Iran im Austausch für zusätzliche Raketen und Drohnen moderne russische Militärsysteme erhalten.

Im darauffolgenden Monat zerstörten unbekannte Saboteure den Kachowka-Staudamm am Dnjepr. Weite Gebiete flussabwärts wurden überflutet, die Wasserversorgung der Krim unterbrochen. Die Überschwemmung stoppte den ukrainischen Vormarsch Richtung Krim.

Aufstand der Wagner-Gruppe

Im Juni 2023 kam es zu einem Aufstand durch Jewgeni Prigoschin, Führer der Wagner-Gruppe und ehemals Putin-Vertraute, gegen die russische Militärführung.

Prigoschin sagte, er wolle sich an den russischen Generälen für ihre Inkompetenz und einen angeblichen Vorfall rächen, bei dem russische Streitkräfte eine Stellung der Wagner-Truppen beschossen hätten.

Er nannte seinen Aufstand „Marsch der Gerechtigkeit“ und forderte die regulären Militäreinheiten auf, sich fernzuhalten oder vernichtet zu werden. Putin deutete an, die Aktivitäten könnten einen Bürgerkrieg anzetteln.

Die rund 25.000 Wagner-Truppen schossen unter Prigoschins Kommando einen russischen Hubschrauber ab und eroberte die Stadt Rostow am Don, bevor er plötzlich verkündete, den Aufstand abzubrechen.

Nach Gesprächen mit dem belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko akzeptierte Prigoschin ein Abkommen mit dem Kreml, das vorsah, ins Exil nach Belarus zu gehen und die Wagner-Gruppe in das russische Militär einzugliedern.

Prigoschin starb plötzlich im August 2023, als ein Flugzeug explodierte und abstürzte, das ihn und mehrere andere Wagner-Offiziere an Bord hatte. Alle an Bord kamen ums Leben.

Internationale Waffenlieferungen treiben den Krieg an

Entlang einer Hunderte Kilometer langen Frontlinie kämpften Russland und die Ukraine darum, Gelände zu gewinnen oder zu halten. Beide Seiten litten unter Waffen- und Personalmangel und waren von 2023 bis 2024 zunehmend auf internationale Unterstützung angewiesen.

Kiew erhielt weiterhin koordinierte Unterstützung durch die Ukraine Defense Contact Group. Internationale Partner sagten von Kriegsbeginn bis Mitte 2024 rund 380 Milliarden US-Dollar zu.

Die NATO-Mitglieder verzichteten darauf, modernste Waffensysteme zu liefern – aus Angst, eine Eskalation auszulösen. Erst Ende 2024 genehmigten die USA die Lieferung von ATACMS-Raketen an die Ukraine und deren Einsatz im russischen Kernland.

Auch Moskau suchte verstärkt nach internationalen Partnern, um seinen Krieg voranzutreiben. Das kommunistische Nordkorea begann, Tausende Frachtcontainer mit Munition nach Russland zu schicken, in der Überzeugung, einen Stellvertreterkrieg gegen die Vereinigten Staaten zu unterstützen.

Im Iran schickte die islamistische Führung unterdessen weiterhin Drohnen und Raketen nach Russland.

Ukraine erobert russisches Territorium

Im August 2024 begann die Ukraine eine Großoffensive in der russischen Provinz Kursk – die erste große grenzüberschreitende Militäroperation ukrainischer Streitkräfte seit Kriegsbeginn.

Rund 11.000 ukrainische Soldaten rückten in die Region vor und eroberten etwa 1.040 Quadratkilometer russisches Territorium. Sie übernahmen die Kontrolle über dutzende Dörfer. Einige dieser Gebiete gingen später wieder an russische Streitkräfte verloren.

Ein zerstörter russischer Panzer außerhalb der ukrainisch kontrollierten russischen Stadt Sudzha am 16. August 2024. Foto: Yan Dobronosov/AFP via Getty Images

Dieser Schritt verschaffte der Ukraine eine Verhandlungsmasse für Waffenstillstandsverhandlungen. Selenskyj sagte später, er beabsichtige, Kursk nach Kriegsende an Moskau zurückzugeben, im Tausch gegen einige der von der Ukraine besetzten Gebiete.

Russland schickte 50.000 Soldaten, um den ukrainischen Vormarsch abzuwehren, unterstützt von Luft- und Artillerieangriffen. Berichten zufolge begann Moskau auch, 10.000 nordkoreanische Soldaten in die Region zu verlegen. Es war der erste und einzige Fall einer direkten ausländischen Militärbeteiligung am Krieg.

Im Herbst und Winter konzentrierte sich die Ukraine vorrangig auf Verstärkungen und Gegenoffensiven in Kursk, obwohl sie im Süden und Osten des Landes Gebiete an die russischen Streitkräfte verlor.

USA fordern den Beginn von Waffenstillstandsverhandlungen

Trump forderte nach seinem Amtsantritt im Januar 2025 Moskau und Kiew zum Ende des Krieges auf. Der US-Präsident öffnete die seit 2022 ruhenden diplomatischen Kanäle zu Moskau. Gleichzeitig begann Washington, Druck auf Kiew auszuüben, um den USA im Gegenzug für weitere militärische Hilfe Zugang zu Seltenen Erden zu gewähren.

Foto: Epoch Times nach Center for Strategic and International Studies, Institute for the Study of War with American Enterprise Institute’s Critical Threats Project

Zudem erklärte Trump, die Ukraine dürfe nicht der NATO beitreten. Die Sicherheit des Landes, so sagte er, sollte durch Truppen europäischer Mächte gewährleistet werden. Vertreter der US-Regierung räumten öffentlich ein, dass eine Verhandlungslösung wahrscheinlich die Abtretung einiger besetzter Gebiete durch die Ukraine an Russland erfordern würde.

Am 18. Februar 2025 trafen sich Vertreter der USA und von Russland in Saudi-Arabien, um eine Normalisierung der Beziehungen einzuleiten. Sie besprachen, welche Bedingungen es für ein Ende des Krieges notwendig seien – ohne dass Vertreter der Ukraine oder Europas anwesend waren. US-Außenminister Rubio betonte, dass die Regierung Trump mit den europäischen Partnern und der Ukraine im regelmäßigen Austausch stehe.

Kurz danach kamen Staats- und Regierungschefs aus Großbritannien, Deutschland, Polen, Italien, Dänemark, der EU und der NATO zu einer Krisensitzung in London zusammen. Sie berieten, wie Europa seine Ukrainehilfe ohne US-Unterstützung organisieren könne. Erste Politiker aus Schweden und dem Vereinigten Königreich erklärten, sie seien offen für eine Entsendung von Friedenstruppen in die Ukraine.

Am 6. März hielten die EU-Staats- und Regierungschefs einen weiteren Sondergipfel in Brüssel ab. Erörtert wurde neben der Ukraine-Krise auch ein Plan für die Wiederaufrüstung Europas.

(Von l.) Der US-Sondergesandte Steve Witkoff, US-Außenminister Marco Rubio, der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz, der saudi-arabische Außenminister Prinz Faisal bin Farhan al-Saud, der Nationale Sicherheitsberater Mosaad bin Mohammad al-Aiban, der außenpolitische Berater des russischen Präsidenten Juri Uschakow und der russische Außenminister Sergej Lawrow in Riad am 18. Februar 2025. Foto: Evelyn Hockstein/POOL/AFP via Getty Images

In der kommenden Woche beraten erneut in Riad Delegationen aus den USA und der Ukraine über eine Waffenruhe mit Russland. Bei den neuen Gesprächen soll es um die Rahmenbedingungen einer Friedensvereinbarung sowie einer Feuerpause gehen. Nach Angaben aus Kiew soll das Treffen am 11. März stattfinden.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „How the War in Ukraine Unfolded and How it Might End“. (Deutsche Bearbeitung ks)



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