Trojanisches Pferd: Wie DeepSeek Pekings Zensur und Propaganda weltweit vorantreibt

Chinas DeepSeek hat den KI-Markt aufgemischt. Eine Untersuchung der Epoch Times ergab jedoch, dass der Chatbot mit Zensur und Propaganda der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) arbeitet – und diese weltweit verbreiten will.
DeepSeek
Die chinesische KI-App DeepSeek beantwortet nicht alle Fragen der Nutzer.Foto: Lily Zhou-Epoch Times/ fanjianhua-iStock/ Montage: Epoch Times

Chinas aufstrebender Chatbot für Künstliche Intelligenz (KI) DeepSeek schlägt hohe Wellen. Es macht ChatGPT Konkurrenz, aber scheinbar zu einem Bruchteil der Entwicklungskosten.

Eine Untersuchung der App durch die Epoch Times ergab jedoch, dass sie eng mit der Ideologie der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) verbunden ist. Denn regimekritische Antworten werden zensiert und regimefreundliche Ansichten werden gefördert.

Liang Wenfeng, der Entwickler von DeepSeek, wird in China mit Lob überschüttet. Während des chinesischen Neujahrsfestes strömten Touristen in seine Heimatstadt Zhanjiang, eine Hafenstadt in der Provinz Guangdong. Das Dorf wo er herkommt, hängte riesige Banner auf, um Liang willkommen zu heißen. Einige Einheimische beobachteten, wie Dutzende Polizisten ihn in das Dorf begleiteten, wie lokale chinesische Medien berichteten.

Einige staatliche Nachrichtenagenturen und chinesische Technologiemanager feierten mit nationalistischem Eifer die Erfolge von DeepSeek. Für sie hat China im KI-Wettlauf mit den USA gleichgezogen.

Die stetige Verbreitung der Zensur und Propaganda der KPCh durch DeepSeek bedeutet jedoch, dass jedes Unternehmen, das den Chatbot verwendet, unwissentlich die Weltanschauung des Regimes verbreitet.

Datenaustausch mit dem Regime

DeepSeek hatte sich die Anerkennung chinesischer Funktionäre bereits verdient, bevor es international für Schlagzeilen sorgte. Liang war einer von neun chinesischen Führungskräften und Mitgliedern der Privatwirtschaft, die eingeladen wurden, auf einer Konferenz zu sprechen, die der chinesische Premierminister Li Qiang am 20. Januar leitete. An dem gleichen Tag veröffentlichte DeepSeek sein KI-Modell.

Schock um angeblich drastisch günstigere KI aus China. DeepSeek könne angeblich mit viel weniger und günstigeren Chips seine KI anlernen. Daraufhin hat der Chipkonzern Nvidia einen Rekord-Wertverlust an der Börse erlitten. Der Börsenwert von Nvidia fiel am Montag um nahezu 600 Milliarden US-Dollar.

Das App-Symbol der chinesischen KI DeepSeek auf einem Mobiltelefon. Foto: Andy Wong/AP/dpa

DeepSeek gibt in seiner Datenschutzrichtlinie an, dass es Daten auf in China ansässigen Servern speichert. Allerdings sagen Sicherheitsforscher, dass es eine deutliche Verbindung zwischen dem Unternehmen und Peking gibt. Bei der Entschlüsselung eines Computerskripts auf seiner Anmeldeseite fand das kanadische Cybersicherheitsunternehmen Feroot Security einen Code, der Benutzerdaten an China Mobile senden kann. China Mobile ist ein führendes staatliches chinesisches Telekommunikationsunternehmen, das in den Vereinigten Staaten nicht tätig sein darf.

Nach chinesischem Recht müssen Unternehmen Daten auf Anfrage aus Gründen der nationalen Sicherheit an Peking weitergeben.

„Wenn man [seine] Informationen an ein Unternehmen abgibt, gibt man sie möglicherweise [damit] auch an die KPCh“, sagte Daniel Castro, Direktor des Center for Data Innovation mit Sitz in Washington, D.C., kürzlich gegenüber der Epoch Times.

Mögliche Einmischung in Wahlen

Apps wie DeepSeek sind jedoch aus einem weiteren Aspekt ein Grund zur Sorge. Castro wies darauf hin, dass Menschen hochsensible Informationen an Chatbots senden – persönliche und Unternehmensdaten und manchmal auch Geschäftsgeheimnisse – und es ist unklar, wie DeepSeek und möglicherweise der chinesische Staat diese Daten nutzen könnten.

Eine viel diskutierte Social-Media-App in chinesischem Besitz ist TikTok. Diese nutzte ihre große Nutzerbasis im Vorfeld der US-Kongressabstimmung, bei der TikTok verboten werden sollte, voll aus. In den Tagen vor der Abstimmung im US-Senat im Frühjahr 2024 verschickte TikTok Benachrichtigungen an US-Nutzer und gab ihnen je nach Wohnort die Telefonnummern ihrer Senatoren. Sie sollten diese dann anrufen und sie dazu auffordern, sich gegen den Gesetzesentwurf auszusprechen.

„Es ist nicht unbedingt eine Einmischung in Wahlen, aber es kommt dem schon sehr nahe“, sagte Castro. „Denn wenn man ein Mitglied des Kongresses anruft und es über etwas verärgert, das auf einer Aussage eines ausländischen Unternehmens basiert, ist es nicht weit hergeholt zu sagen: Nächstes Mal könnten Sie aus demselben Grund gegen diese Person stimmen.“

Ähnliche Bedenken ergäben sich im Zusammenhang mit DeepSeek, da KI immer mehr in das Leben der Menschen integriert werde, so der Experte.

Zensur und Propaganda in die App eingebaut

Die Epoch Times führte einen eigenen Test des DeepSeek-Chatbots durch und zeichnete seine Antworten auf Schlüsselfragen zur Geschichte, Geografie, Kommunismus, Menschenrechten und der KPCh selbst auf.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Zensurpraktiken und die Propaganda der KPCh die Technologie bis ins Detail durchdringen. Am offensichtlichsten war, dass sich der Chatbot von DeepSeek weigerte, Fragen zur Einhaltung von Menschenrechten in China auch nur ansatzweise zu beantworten.

Bildschirmfotos von Fragen der Redaktion und Antworten von der App DeepSeek am 27. Januar 2025. Foto: Lily Zhou/Epoch Times

Als die Epoch Times DeepSeek nach dem Massaker auf dem Tiananmen-Platz in Peking im Jahr 1989 fragte, weigerte sich die App darauf, eine Antwort zu geben. Damals haben chinesische Soldaten in einer Machtdemonstration die von Studenten angeführten Proteste für Demokratie gewaltsam unterdrückt. Die Anzahl der Toten ist bis heute unbekannt. Je nach Quelle werden mehrere Hundert bis mehrere Tausend angegeben.

„Es tut mir leid, aber ich kann diese Frage nicht beantworten“, entgegnete DeepSeek. „Ich bin ein KI-Assistent, der dazu entwickelt wurde, hilfreiche und unbedenkliche Antworten zu geben.“ Auf die einfache Frage „Was passierte am 4. Juni?“ – dem Tag des Massakers – gibt es dieselbe Antwort.

Im Vergleich dazu generierte OpenAI’s ChatGPT bei derselben Frage eine Liste historischer Ereignisse. Das erste genannte Ereignis war das Massaker auf dem Tiananmen-Platz.

Einwohner von Peking inspizieren ausgebrannte gepanzerte Fahrzeuge am 4. Juni 1989. In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni wurden bei der gewaltsamen Niederschlagung der Demonstrationen durch das Militär auf dem Platz des Himmlischen Friedens Hunderte bis Tausende Menschen getötet und verletzt. Foto: Manuel Ceneta/AFP via Getty Images

Länderbezogene Vorgehensweise

Ferner schien sich DeepSeeks Anspruch, „unbedenkliche“ Antworten auf politische Anfragen zu geben, nur auf Themen zu beziehen, die die KPCh als rufschädigend ansieht. Bei Themen und Fragen anderer Nationen oder Regierungen ist dies jedoch nicht der Fall.

DeepSeek hatte keine Probleme, sehr ins Detail zu gehen, wenn es beispielsweise um wichtige Kontroversen aus der Vergangenheit der Vereinigten Staaten ging. Die App berichtete detailliert über die Ereignisse der Schießerei an der Kent State University im Jahr 1970. Sie erstellte sogar eine Liste potenzieller Kriegsverbrechen der USA im Irak, als sie zu diesen Themen befragt wurde.

Auf Fragen zur US-Gesetzgebung, die den Menschenrechtsverletzungen der KPCh entgegenwirken soll, gab die App jedoch keine Antwort. So verweigerte DeepSeek jegliche Aussage zum Falun Gong Protection Act, das das US-Repräsentantenhaus im vergangenen Juni verabschiedet hatte. Dieses Gesetz soll den staatlich organisierten Organraub in China und die Verfolgung der Meditationsschule Falun Gong bekämpfen.

„Tut mir leid, das liegt außerhalb meines derzeitigen Aufgabenbereichs. Lass uns über etwas anderes reden“, schrieb sie.

Polizeibeamte ergreifen am 14. Februar 2002 auf dem Tiananmen-Platz mehrere Falun-Gong-Praktizierende und nehmen sie fest. Foto: Frederic Brown/AFP via Getty Images

Fragen nach Epoch Times, Taiwan und KPCh

Die App weigerte sich ebenfalls, die Epoch Times zu beschreiben, indem sie zunächst eine Zeile schrieb und dann schnell wieder löschte. In dieser Zeile wurde die Publikation als eine „bekannte Publikation, die regierungs- und parteikritische Inhalte veröffentlicht“ beschrieben.

Die Einflussnahme der KPCh geht über bloße Zensur hinaus. In vielen Fällen scheint DeepSeek so programmiert zu sein, dass es die Propaganda der KPCh zu Themen, die für die Partei von Vorteil sind, ausspuckt.

Auf die geografische Frage „Wo liegt Taiwan?“ antwortete DeepSeek ganz auf Parteilinie der KPCh: „Taiwan ist ein unveräußerlicher Teil Chinas.“ Die KPCh behauptet, Taiwan sei Teil ihres Territoriums, das mit allen Mitteln mit dem Festland vereint werden müsse. Taiwan ist eine selbstverwaltete Insel mit einer demokratischen Regierung; die KPCh hat Taiwan jedoch nie kontrolliert.

Auch auf die einfache Frage „Was ist die KPCh?“ begann DeepSeek mit einer lobenden Einleitung. „Die Partei ist dem Dienst am Volk von ganzem Herzen verpflichtet und hält sich an die Grundsätze des Sozialismus chinesischer Prägung, mit dem Ziel, die große Erneuerung der chinesischen Nation zu erreichen.“

Trojanisches Pferd für die kognitive Kriegsführung

DeepSeek ist nicht die erste Technologieplattform, die die Zensur und Propaganda der KPCh exportiert. TikTok geriet im Jahr 2020 wegen derselben Problematik unter Beschuss. Damals wurde festgestellt, dass die Video-App Inhalte im Zusammenhang mit den Menschenrechtsverletzungen der KPCh unterdrückte.

US-Abgeordnete und -Senatoren haben davor gewarnt, dass TikTok den Zensurcode für Douyin, die chinesische Version von TikTok, beibehält. Dieser Code kann in den Zensurmodus der KPCh umgeschaltet werden, um die Ansichten amerikanischer Nutzer zu politischen Themen zu ändern.

Was DeepSeek von TikTok unterscheidet, ist, dass der KI-Chatbot unter der freizügigen MIT-Softwarelizenz veröffentlicht wird. Dadurch wird ein Anreiz für die massenhafte Verwendung seiner Programmierung durch Start-ups auf der ganzen Welt geschaffen.

Das bedeutet, dass die Propaganda und Zensur der KPCh effektiv in Hunderte oder sogar Tausende Produkte und Dienstleistungen einfließen könnten, die in den Vereinigten Staaten und Europa entwickelt werden. Es sei denn, die Unternehmen, die DeepSeek verwenden, lokalisieren und zerlegen die mit der Zensur der KPCh zusammenhängende Programmierung ausdrücklich.

Die Etagenbeschilderung für die Büros von DeepSeek am 28. Januar 2025 in Peking. Foto: Peter Catterall/AFP via Getty Images

KPCh-Weltanschauung fest in DeepSeek verankert

Ein solches Unterfangen ist nicht so einfach, wie es klingt. Die Untersuchung der Epoch Times zum Chatbot ergab, dass er einige automatisierte Antworten auf Anfragen über die KPCh generieren kann. Und das selbst dann, wenn er die Server nicht erreichen kann, die normalerweise für die Erstellung von Antworten auf Benutzeranfragen erforderlich sind.

Das deutet darauf hin, dass die Weltanschauung der KPCh fest in DeepSeek verankert ist und nicht nur das Ergebnis einer Schulung an Zensurmodellen ist. Selbst wenn ein Unternehmen oder eine Einzelperson bei der Verwendung DeepSeek neue Daten zur Verfügung stellen würde, um es darauf zu trainieren, wie Informationen über Menschenrechtsverletzungen der KPCh, würde DeepSeek wahrscheinlich weiterhin Anfragen automatisch filtern und ablehnen, die ein schlechtes Licht auf das Regime werfen.

Das Bestreben von DeepSeek, massenhaft nichtchinesische Märkte zu infiltrieren, könnte eine echte Bedrohung für den freien Informationsfluss darstellen. Denn Unternehmen und Einzelpersonen verwenden dann weltweit eine vorzensierte Technologie auf eine Weise, die der KPCh zugutekommt.

Peter Mattis, Präsident des Thinktanks The Jamestown Foundation, sagte kürzlich bei einer Anhörung des Senatsausschusses für auswärtige Beziehungen über Bedenken bezüglich DeepSeek aus.

Er betrachtet den Chatbot nicht anders als TikTok, das sich aus wachsenden Nutzerdaten speist, je mehr Menschen damit interagieren. Je besser diese „automatisierten Desinformationssysteme“ sind, „desto schwieriger ist es, sie zu erkennen, desto schwieriger ist es, sie abzuschalten“, sagte Mattis.

Aufruf zur Vorsicht

Viele Staats- und Regierungschef der Welt haben bereits ihre Besorgnis über DeepSeek aufgrund seiner Sicherheitsmängel und Zensurpraktiken zum Ausdruck gebracht. Einige haben bereits damit begonnen, die Nutzung der App vollständig zu blockieren.

Das US-Repräsentantenhaus und eine Reihe von Behörden haben Mitarbeiter davor gewarnt, die App herunterzuladen. Australien, Taiwan und der US-Bundesstaat Texas haben DeepSeek auf Regierungsgeräten inzwischen bereits verboten. Italien ist noch einen Schritt weiter gegangen und hat dem Unternehmen die Geschäftstätigkeit im Land untersagt.

TikTok ist in den US-amerikanischen App-Stores nicht mehr verfügbar, da ein Verbot in den USA droht. Bei der Anhörung im US-Senat sagte Mattis, dass die Vereinigten Staaten gegenüber DeepSeek und anderen ähnlichen Plattformen den gleichen Ansatz verfolgen sollten: Entweder sie werden der chinesischen Kontrolle entzogen oder verboten.

Castro empfiehlt den Nutzern, beim Herunterladen von Apps besonders vorsichtig zu sein. „Sie sollten sich ansehen, welches Unternehmen die App herstellt, wo dieses Unternehmen seinen Sitz hat und welche Werte mit diesem Unternehmen verbunden sind“, sagte er.

Er hofft, dass App-Stores eine Rolle dabei spielen können, Benutzer vor solchen Risiken zu warnen, über die sie Bescheid wissen sollten.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „DeepSeek Pushes CCP Censorship, Propaganda on a Global Scale“. (Deutsche Bearbeitung mf)



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