Urlaub in Kroatien bald Luxus? Tourismussteuer soll Qualität statt Masse anziehen

In Kroatien hat sich der Tourismus nach der Corona-Pandemie zügig erholt. Städte wie Dubrovnik sind längst wieder überlaufen. Die Massen an Touristen werden aber zur Belastung für Einheimische und Umwelt. Nun soll eine Steuer kommen.
Die Tische in den Cafés und Restaurants im Hafen von Fazana: Touristen sind für Kroatien eine wichtige Einnahmequelle.
Cafés und Restaurants im Hafen von Fazana: Touristen sind für Kroatien eine wichtige Einnahmequelle.Foto: Darko Bandic/AP/dpa
Von 1. Oktober 2023

Am Mittwoch, 27. September, beging die Branche den Welttourismustag. Kroatien gehörte bereits vor dem Balkankrieg der 1990er zu den beliebtesten Reisezielen. Die kriegsbedingten Schäden an der Infrastruktur mehrerer Regionen konnten dem Tourismus ebenso wenig anhaben wie die Corona-Pandemie.

Vielmehr ist das Land bei Touristen mittlerweile so beliebt, dass es Bewohnern und Politikern sogar Sorgen bereitet. Sie fürchten um die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung – und um die Umwelt, die von den Folgen des Massentourismus immer stärker in Mitleidenschaft gezogen wird. Deshalb will die Regierung schon bald eine Tourismussteuer einführen. Diese soll die Begleiterscheinungen des immensen Zustroms an Gästen bekämpfen und Klasse statt Masse ins Land holen.

Kroatien könnte 2023 neuen Besucherrekord erleben

Fast 20 Millionen Touristen waren im Jahr 2019 in Kroatien angekommen. Allein in Dubrovnik fanden sich in jenem Jahr nicht weniger als 1,5 Millionen Besucher ein – die Stadt selbst zählt lediglich 41.000 Einwohner. Zuvor hatte Corona die Touristenzahlen auch dort einbrechen lassen.

Mittlerweile sind Küstenregionen wie Istrien, die Kvarner-Bucht und Dalmatien oder die Hauptstadt Zagreb jedoch wieder Ziel der Massen. Für das laufende Jahr rechnet das Tourismusministerium sogar mit einem neuen Besucherrekord.

Die Folgen sind vielfach unübersehbar. Infrastruktureinrichtungen wie Straßen und Flughäfen sind überfüllt, Wasser und Stromversorgung am Rande ihrer Kapazitäten. Müll und Lärm suchen malerische Städte und Landstriche heim. Natürliche Lebensräume sind beeinträchtigt, Kommunen stehen vor Abwasserproblemen.

Dazu kommt das Ärgernis, dass eine Vielzahl neu gebauter Feriensiedlungen abseits der Saison kaum ausgelastet ist.

Mehrere Gestaltungen der Tourismussteuer denkbar

Nun soll es vor allem in den am stärksten vom Massentourismus betroffenen Regionen die Touristensteuer geben. Sie soll nicht vor 2025 kommen und genaue Details sind bislang nicht durchgesickert. Der ADAC sieht jedoch mehrere potenzielle Formen der Einführung.

So könnte es eine Abgabe geben, die von der Art der Unterkunft oder der Anzahl der Übernachtungen abhängig ist. Ebenso sind Gebühren denkbar, die bei Pauschalreisen in den Reisepreis fließen.

Aber auch eine einmalige Gebühr, die bei der Einreise fällig wird, wäre denkbar. Die Einnahmen sollen hauptsächlich in Umweltprojekte und Abfallentsorgung fließen.

Zu hohe Steuer könnte Kroatien zurückwerfen

Bereits jetzt klagen Einheimische wie Urlauber gleichermaßen über massiv gestiegene Preise. Der Beitritt zum Schengen-Raum hat die Einreise für Touristen erleichtert, dazu kommt die Erleichterung des Reisens durch den Euro-Beitritt.

Während einige Preisentwicklungen auch auf den Missbrauch der Euro-Einführung für Preisaufschläge zurückgehen, geht Kroatiens Regierung davon aus, dass die weltweite Inflation der Grund dafür ist. Allerdings hatten Behörden in einigen Fällen auch Maßnahmen veranlasst, um ungerechtfertigten Preisanpassungen gegenzusteuern.

Zu hoch wird man die Steuer allerdings auch nicht ansetzen können. Trotz des hohen Besucherinteresses leidet der Tourismus in Kroatien unter einigen strukturellen Problemen. Dazu gehören das Fehlen zusätzlicher und vielfältiger Einrichtungen im touristischen Angebot, ein großer Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und eine vielfach unangemessene Preispolitik.

Zudem stellen andere Mittelmeerdestinationen wie Griechenland und die Türkei eine starke Konkurrenz für Kroatien im Tourismusbereich dar. Sollte die Tourismussteuer zu hoch ausfallen, könnte auch die eher hochpreisige italienische Adria für viele als Alternative in Betracht kommen.



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