Ukraine-Krieg: Ungarn startet großangelegte Rekrutierungskampagne

In Ungarn wurde eine umfangreiche Rekrutierungskampagne gestartet. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg bereitet sich das Land auf den Notfall vor.
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Junge Freiwillige werden in Ungarn im Jahr 2022 zum Militärdienst vereidigt.Foto: Szilárd Koszticsák/MTI
Von 20. Juni 2024

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Der Ukraine-Krieg hat den Rest Europas in Alarmbereitschaft versetzt. So auch Ungarn. In dem Visegradstaat werden bereits Maßnahmen ergriffen, um einer möglichen kriegerischen Auseinandersetzung entgegenzutreten.

Nach Überzeugung der Regierung unter Viktor Orbán liege der Schlüssel zum Frieden zwar am Verhandlungstisch und nicht auf dem Schlachtfeld, nichtsdestotrotz hat Ungarn am Montag eine umfangreiche Rekrutierungskampagne gestartet. Dies erklärte Minister Kristóf Szalay-Bobrovniczky bei der Vorstellung der Kampagne in Budapest.

Szalay-Bobrovniczky meinte, der gewünschte Frieden würde notfalls auch mit den Mitteln der Armee verteidigt. „Es gibt viele von uns, bei denen der Gedanke gereift ist, sich für Ungarn einzusetzen. Deshalb haben wir beschlossen, eine Kampagne zu starten, die speziell auf die Rekrutierung von Reservisten ausgerichtet ist“, so der Minister.

Armee wird ausgebaut

„Ich liebe dich, ich beschütze dich!“ – lautet das Motto der Rekrutierungskampagne. Männer und Frauen ab 18 Jahren werden dazu eingeladen, sich den Reservisten anzuschließen. Die Kampagne ist Teil eines umfassenden Programms zur Entwicklung der Armee. Die Regierung Orbán verfolgt dieses Projekt seit Amtsantritt.

Bei der Vorstellung der Kampagne betonte Minister Szalay-Bobrovniczky, die ungarische Regierung werde alles daran setzen, dass der Konflikt in der Ukraine nicht weiter eskaliere. Ungarn wolle sich aus dem Krieg heraushalten.

Die EU-Wahlen Anfang Juni hätten der ungarischen Regierung auch einen großen Auftrieb gegeben, um eine Deeskalationspolitik fortzusetzen, so der Minister weiter. „Gleichzeitig ist es unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass wir den Frieden notfalls auch mit Waffen verteidigen können“, erklärte der Minister.

Minister Kristóf Szalay-Bobrovniczky stellte am Montag das neue Programm der ungarischen Verteidigungskräfte in Budapest vor. Foto: Szilárd Koszticsák/MTI

Seine Ansprache wurde auf dem YouTube-Kanal der Armee veröffentlicht.

Schwerpunkt liegt in der Ausbildung

Die Regierung bewirbt das Eintreten in die Armee wie folgt:

Der Militärdienst garantiert „lebenslange Erfahrung, Ausbildung, gemeinnützige Arbeit und finanzielle Anerkennung“. Territoriale Reservisten erhalten bei Vertragsunterzeichnung eine einmalige Zahlung von rund 400 Euro sowie eine Verfügbarkeitsprämie von 1.500 Euro pro Jahr. (Zum Vergleich: Das ungarische Durchschnittsnettogehalt beträgt 40 Prozent des deutschen Durchschnittsgehalts im Jahr 2024.)

Der Schwerpunkt bei den Reservisten liegt in der Ausbildung. Bei Eintritt wird ein fünfwöchiges Intensivtraining absolviert, gefolgt von einem einwöchigen Aufbautraining. Diese Trainingseinheiten werden daraufhin jährlich durchgeführt. Die Hauptaufgabe der Reservisten wird darin bestehen, die Berufsarmee zu unterstützen und das Gebiet in der Nähe ihres Wohnsitzes zu schützen. Künftig können die Reservisten sich auch an der Katastrophenhilfe beteiligen und an internationalen Einsätzen ihrer Wahl teilnehmen.

Der Einberufung geht eine ärztliche Untersuchung, eine körperliche Begutachtung und ein Vorstellungsgespräch voraus. Dies, so der Minister, könne „ein junger Ungar mit durchschnittlichen Fähigkeiten leicht bestehen“. Das Programm sei so konzipiert, dass der Reservistendienst problemlos mit dem zivilen Leben, der Arbeit oder der Hochschulausbildung kombiniert werden könne.

Ungarn will modernste Kampfmittel anschaffen

Die Entwicklung der ungarischen Verteidigungskräfte ist seit 2016 zu einem der vorrangigen Projekte der Regierung geworden. Die Aussage, Ungarn „braucht eine starke, effektive und abschreckende Kraft, die den Frieden garantieren kann“, machte Ministerpräsident Orbán bereits zum Slogan.

Im vergangenen Jahr wurde Ungarn zum drittgrößten Waffenkäufer für die deutsche Rüstungsindustrie – nach der Ukraine und Norwegen. Der Visegradstaat importierte deutsche Waffen im Wert von einer Milliarde Euro, wie „defensenews.com“ meldete.

Während Orbáns Regierung regelmäßig für ihre Militärausgaben kritisiert wird, betonen regierungsnahe Quellen, dass die kontinuierliche Verbesserung der ungarischen Verteidigungskräfte seit 2016 sichtbar sei.

In ihrer Schlagkraft liegt die ungarische Armee laut dem Global Firepower (GFP) 2024 Index EU-weit auf Platz 14. In Mitteleuropa hat Ungarn im Vergleich zu Serbien, Österreich, Slowenien, Bulgarien, Kroatien und Slowakei die stärkste Armee. Dem GFP-Index zufolge ist Italien in diesem Jahr EU-weit das Land mit der besten Armee, gefolgt von Frankreich, Deutschland und Spanien.



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