Noch auf freiwilliger Basis
Nicht näher als zwei Meter! – Salzburger Schüler tragen jetzt Abstandsmelder
Ein Salzburger Wirtschaftsrealgymnasium hat im Rahmen der Corona-Verordnungen mit der technischen Überwachung von Schülern und Lehrern angefangen. Es wurden Abstandsmelder ausgeteilt - auf freiwilliger Basis, wie es heißt.

Die Form der an die Schüler ausgeteilten Abstandshalter ist uns aktuell unbekannt. Im Bild ein typischer Fitness-Tracker.
Foto: iStock
Im Zuge der Anpassung an die Corona-Maßnahmen gehen Firmen und Institutionen auch eigene Wege. So führt das Wirtschaftsrealgymnasium im Stadtteil Nonntal der österreichischen Landeshauptstadt Salzburg (Bundesland Salzburg) Abstandsmelder für die Schüler und Lehrer ein – derzeit auf freiwilliger Basis. Nach Angaben der Tageszeitung „Heute“ werden 1.000 Abstandsmelder angeschafft, 800 werden an Schüler und 100 an Lehrer ausgegeben.
Die kleinen Geräte können in der Hosentasche getragen oder um den Hals gehängt werden und sollen zum einen bei Infektionsfällen die Kontakte nachverfolgbar machen und zum anderen laut Direktor Gerhard Klampfer das Bewusstsein zur Abstandshaltung bei den Schülern erhöhen, berichtet der „ORF Salzburg“.
Jeder Abstandsmelder schickt permanent Signale und misst die Distanz zu den anderen Geräten in der Umgebung. Bei Unterschreiten des Mindestabstands von zwei Metern brummt der Melder und leuchtet rot.
Kontakte zwischen den beteiligten Personen werden aufgezeichnet – bis 20.000 kann das Gerät speichern. Die Daten seien anonymisiert, heißt es.
Vielfältige besorgte Kommentare
Beim „ORF“ waren Kommentare nicht vorgesehen. Allerdings sehen die derzeit 27 Kommentare der „Heute“-Leser die Sache überwiegend kritisch.
Einige sorgen sich um die Kinder: „Unmenschlich“, heißt es da und dass man den Kindern damit den sozialen Umgang komplett wegnehme. Ein Leser warnt: „Der Mensch ist ein soziales Wesen. Und wer glaubt, durch Social Distancing die Gesundheit der Menschen erhalten zu können, wird in Wahrheit das Gegenteil erreichen.“ Resigniert schreibt ein Leser: „Bin froh keine Kinder in diese Welt gesetzt zu haben. Solche Maßnahmen würden mir das Herz brechen!“
Andere befürchten gefährliche Entwicklungen: „(…) Zum Schluss wird das die nächste Zwangsmaßnahme“ ist zu lesen oder „Überwachungsstaat, wenn der Test in der Schule zeigt, dass es funktioniert, werden wir bald alle so rumlaufen“. Einer finalisiert: „Orwell, schau oba!“
Nur einer meinte auf die Kommentare: „wäre doch super. viele können 50cm nicht von 2 meter unterscheiden. dann lernen sie es wenigstens.“ Und weiter: „wie ungesund erst corona ist, wenn man keinen abstand einhält.“
Kontrollgeräte in der breiten Gesellschaft
Eine ebensolche Überwachungstechnik wie in der Salzburger Schule wird bereits seit Dezember im Seniorenheim St. Johann im Pongau eingesetzt. Laut „ORF“ sind dort 35 Mitarbeiter und ein Großteil der 81 Bewohner mit den Abstandsmeldern ausgestattet. Im Saarland startete im November ein Pilotprojekt mit 3.000 Schülern. Ein GPS-ähnlicher Chip übernahm hier die Überwachung der Schüler – zu Forschungszwecken.
Auch in Frankreich soll derartige Technik zum Einsatz kommen. Wie die Tageszeitung „Le Monde“ Mitte Januar berichtete, bekommen die Mitarbeiter eines schwedischen Konzerns an den französischen Standorten einen Abstands-Detektor umgehängt, zur Abstandskontrolle und Kontaktverfolgung, um angeblich „die Sicherheit der Mitarbeiter zu verbessern“ und „das Risiko einer Übertragung des Virus“ zu begrenzen, erklärte das Unternehmen. Offenbar soll der Einsatz der Geräte auch an anderen europäischen Standorten des Konzerns erfolgen.
Nach Ansicht der französischen Gewerkschaft Confédération française démocratique du travail (CFDT) sei das System vergleichbar mit einem Halsband, das Hunde vom Bellen abhält, so die Kritik. Christine Duguet, eine Delegierte der CFDT-Gewerkschaft, befürchtet indes, dass das Unternehmen versuchen werde, das System aus Sicherheitsgründen aufrechtzuerhalten, auch wenn die Pandemie vorbei sei.
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