Solaranlagen und geschmolzene E-Autos erschweren Aufräumarbeiten in Los Angeles

Nach den verheerenden Bränden in Kalifornien werden erneut das Risiko von Li-Ion-Batterien und der Aufwand ihrer Entsorgung deutlich. Im Rahmen der Aufräumarbeiten in und um Los Angeles sind Einsatzkräfte und Anwohner vielerorts mit den teils giftigen und hochexplosiven Überresten konfrontiert.
Titelbild
"Nicht das Leitungswasser trinken", warnt ein Schild am 28. Januar 2025 in Pacific Palisades, dem von Bränden betroffenen Stadtteil von Los Angeles.Foto: Mario Tama/Getty Images
Von 31. Januar 2025

Immer mehr Anwohner von Los Angeles können in ihre Häuser zurückkehren. Bei den Bränden kamen mindestens 28 Menschen ums Leben. Zudem wurden über 16.000 Häuser zerstört oder beschädigt. Nun stellen geschmolzene als auch scheinbar intakte Lithiumakkus (Li-Ion-Batterien) ein Risiko sowohl für Einsatzkräfte und die zurückkehrende Bevölkerung als auch die Umwelt dar.

In Kalifornien wurde die Anschaffung von E-Autos und Solarmodulen bereits über Jahre kräftig staatlich gefördert und gefordert. So müssen Häuser, die nach dem Jahr 2019 errichtet wurden, eine Solaranlage aufweisen, was oft mit der Installation eines Stromspeichers einherging. Das hielt die Bewohner nicht davon ab, kräftig zu bauen. In den vergangenen 30 Jahren stieg die Zahl der Häuser in den brandgefährdeten Gebieten in und um Los Angeles um etwa 40 Prozent, nahezu doppelt so stark wie im Umland.

Unter den Wohlhabenden in Kalifornien galt es zudem als schick, neben ihrem Verbrenner mindestens ein E-Auto zu besitzen. Infolgedessen war gerade hier die E-Autodichte überdurchschnittlich hoch. Die Stromer wurden bei den Evakuierungen jedoch oftmals zurückgelassen und stellen – wie auch die Stromspeicher der neueren Häuser – unter anderem durch den möglichen Austritt giftiger Flüssigkeiten ins Grundwasser ein Problem dar.

Größte Entsorgungs- und Säuberungsaktion

Spezialisten der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde (EPA) leiteten gemeinsam mit der örtlichen Feuerwehr daher am Dienstag, 28. Januar, die bis dahin in dieser Region größte Entsorgungs- und Säuberungsaktion im Zusammenhang mit einem Gefahrstoff ein.

Zuvor hatten die Gefahrgutteams der Feuerwehr von Los Angeles 6.837 zerstörte Häuser und Gebäude sowie 12.317 weitere beschädigte Objekte in dem Stadtteil Pacific Palisades durchsucht, unter anderem um Stromspeicher zu erfassen.

Einige Batterien scheinen intakt und unberührt zu sein, könnten aber dennoch giftige Gase produzieren, sich wieder entzünden oder explodieren, sagte ein Sprecher der Feuerwehr von Los Angeles. Für die Aufräumtrupps hätten diese daher oberste Priorität und sollten in der Regel vor Beseitigung der restlichen Trümmer entfernt werden. Das wiederum ist oftmals mit dem Abtransport des gesamten Fahrzeugs oder der Entfernung der Speicher- und Notstromsysteme in den teils einsturzgefährdeten Häusern verbunden. Viele E-Autos seien zudem an Ort und Stelle geschmolzen.

Die Feuer in und um Los Angeles schmolzen zahlreiche Autos samt ihrer Li-Ion-Batterien.

Ein Vertreter der US-Umweltschutzbehörde (EPA) arbeitet am 28. Januar 2025 in einem Wohngebiet, das vom Brand in Pacific Palisades, Kalifornien, betroffen ist. Foto: Mario Tama/Getty Images

Batterien sollten als „extrem gefährlich“ angesehen werden, auch wenn sie intakt aussehen, heißt es in einer Pressemitteilung der EPA. Die Behörde könne den Menschen nicht verbieten, zu ihrem Eigentum zurückzukehren, auch wenn noch giftige oder gefährliche Trümmer vorhanden seien. Die Bewohner sind jedoch angehalten, sich der Gefahr von Li-Ion-Batterien bewusst, sowie, wenn sie Batterien finden, vorsichtig zu sein und die Einsatzkräfte zu verständigen.

Tagelanger Brand auf Frachtschiff „Fremantle Highway“

Brennende Li-Ion-Batterien und ihre Entsorgung sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Insbesondere fand der Brand auf dem Frachtschiff „Fremantle Highway“  im Sommer 2023 ein großes Medienecho. Der Frachter mit rund 3.800 Autos an Bord, davon rund 500 E-Autos, war damals auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur und befand sich bei Ausbruch des Feuers rund 30 Kilometer nördlich der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland.

Nach dem Brandausbruch soll es zu einer Explosion gekommen sein. Anschließend habe sich der Brand schnell ausgebreitet. Die Besatzung habe erst selbst versucht, das Feuer zu löschen, dies sei jedoch fehlgeschlagen. Ein Mitglied der Besatzung kam beim Versuch, sich vom Schiff zu retten, ums Leben.

Die niederländischen Behörden befürchteten aufgrund des möglichen Austritts von Treibstoff aus dem Schiff und giftigen Elektrolyten aus den Batterien eine schwerwiegende Umweltkatastrophe. Vor dieser blieb das Wattenmeer verschont. Nachdem sich das Feuer etwas beruhigt hatte, schleppte man das Schiff zunächst Richtung Eemshaven und ließ es letztlich ausbrennen.

Nach anfänglicher Spekulation, dass das Feuer von der Batterie eines geladenen E-Autos entzündet worden sein soll, gilt diese Erklärung inzwischen als widerlegt. Zwar wurden die oberen vier Decks nach Angaben der Bergungsfirma derart stark beschädigt, dass man kaum auf ihnen laufen könne und die Autos wortwörtlich mit dem Schiff verschmolzen seien. Die unteren vier der zwölf Decks seien jedoch im Wesentlichen unbeschädigt, und etwa 1.000 Autos, einschließlich der 498 E-Autos, seien in gutem Zustand.

Nicht bestätigen konnte Epoch Times Informationen, wonach sich auf Deck acht, unmittelbar unter den unbetretbaren Decks ebenfalls E-Autos befunden haben sollen.

Nach dem verheerenden Feuer auf dem Autofrachtschiff vor der niederländischen Küste hat die Bergung der Ladung begonnen. Die auf den unteren vier Decks der «Fremantle Highway» stehenden Autos sollten nach Passieren einer Waschanlage vom Schiff geholt werden.

Nach dem verheerenden Feuer auf dem Autofrachter „Fremantle Highway“ vor der niederländischen Küste hat die Bergung der Ladung begonnen. Foto: Lars Penning/dpa

Reederei verbietet Transport von E-Autos oder Hybridfahrzeugen

In Norwegen hatte die Reederei Havila Kystruten bereits im Januar 2023 erklärt, keine E-Autos, Hybridfahrzeuge und Wasserstoffautos mehr zu transportieren. Begründet hatte sie dies mit der Brandgefahr, die von den Li-Ion-Batterien ausgeht.

Motiviert könnte die Entscheidung durch die Havarie des Autofrachters „Felicity Ace“ worden sein. Dieser war im Februar 2022 auf dem Atlantik vollständig ausgebrannt. Es ist bis heute nicht belegt, ob der Akku eines E-Autos die Brandursache gewesen war. Eine Klärung ist unwahrscheinlich, da das mit 4.000 deutschen Autos der VW-Gruppe beladene Schiff infolge des Feuers gesunken ist.

Eine der größten Gefahren eines Feuers auf See geht indes nicht vom Feuer selbst aus, sondern vom Löschwasser, das ein Schiff ebenfalls zum Sinken bringen kann. Das beschränkt sich nicht allein auf E-Autos. Da diese aufgrund der Batteriechemie jedoch wesentlich länger gekühlt werden müssen, ist beim Löschen weit mehr Wasser erforderlich.

Geringeres Brandrisiko, höhere Schäden

Nach Angaben der Rheinisch-Westfälischen Technische Hochschule (RWTH) Aachen ist das Brandrisiko bei Elektrofahrzeugen insgesamt geringer als bei Verbrennerfahrzeugen. Unfallstatistiken bestätigen ihrerseits, dass E-Autos zumindest nicht häufiger brennen. Allerdings gibt es wesentliche Unterschiede bei Brandentstehung und -bekämpfung.

So entwickeln sich Brände beim Verbrenner eher während des Fahrens, sprich, wenn Personen anwesend sind, bestenfalls eingreifen oder wenigstens umgehend die Feuerwehr rufen können. Eine spontane Selbstentzündung, einschließlich beim Autotransport auf hoher See, ist daher weitgehend ausgeschlossen.

Ein E-Auto fängt hingegen eher während des Ladevorgangs Feuer. Mögliche Brandursachen können dabei ein unsachgemäßer Anschluss der Ladevorrichtung sein, Überhitzung der Akkus oder Leitungs- und Kontaktproblemen. Aber auch beschädigte Batteriezellen, egal ob nach einem Unfall oder durch Produktionsfehler, können zu einem Brand führen. Weil in diesen Fällen selten jemand anwesend ist, vergeht oft mehr Zeit, bis ein Brand bemerkt wird.

Löschen von E-Autos stellt höhere Anforderungen

Generell stellt das Löschen von E-Autos für Feuerwehrkräfte eine besondere Herausforderung dar, auch an Land. So setzten Batteriebrände hochgiftige Dämpfe frei, die das Löschen nah am Brandherd erschweren. Das Gleiche gilt für starke Hitze- und Rauchentwicklung sowie gegebenenfalls Stichflammen infolge austretender Elektrolyte.

Ein weiteres Risiko stellt die im Fahrzeug verbaute Starkstromtechnik dar. Nutzen Autos mit Verbrennungsmotor oftmals 12 oder 24 Volt, erfordert ein elektrischer Antrieb Ströme von mehreren Hundert Volt. Hierbei gilt, je höher die Leistung des Fahrzeugs, desto höher Spannung und Stromstärke.

Normalerweise erkennt die Sensorik in modernen Fahrzeugen einen schweren Unfall und unterbricht die Verbindung zwischen Batterie und den Hochvoltkomponenten automatisch. Feuerwehrleute müssen bei Einsätzen dennoch Atemschutz und Hochvolthandschuhe tragen, um die Trennung von Akku und Antriebsstrang im Notfall manuell einleiten zu können. Doch auch wenn diese Trennung erfolgt ist, geht eine Brandgefahr von der Batterie aus.

Brennende E-Autos nicht „gelöscht“, sondern „unter Kontrolle“

Feuerwehrleute dürfen ihre Arbeit bei einem E-Auto-Brand zudem nicht mit dem gewöhnlichen Kommando „Feuer aus“ abschließen, sondern stattdessen nur mit den Worten „Brand unter Kontrolle“. Denn das scheinbar gelöschte E-Auto kann auch nach Ende der Löscharbeiten wieder in Brand geraten. Selbst Tage nach dem eigentlichen Brand kann sich die Batterie erneut entzünden.

Um das Risiko des Wiederentzündens aufgrund des sogenannten „Thermal Runaway“, dem „thermischen Durchgehen“ der Batterie aufgrund starker Wärmeentwicklung in den Zellen, zu verringern, müssen E-Autos, nachdem sie gelöscht worden sind, mehrere Tage gekühlt werden. Dafür muss das Auto gewöhnlich noch vor Ort und im Ganzen bis zu einer bestimmten Höhe unter Wasser gesetzt werden, wofür bis über 10.000 Liter Wasser erforderlich sind.

Ein Feuerwehrfahrzeug kann in der Regel 800 bis 2.000 Liter fassen. Auch wenn innerorts alle 400 Meter ein Hydrant steht, stellt außerhalb von Städten die Beschaffung von so viel Wasser eine große Herausforderung. Somit ist die Feuerwehr gezwungen, nicht nur mit einem Spezialcontainer, sondern auch mit mehreren wasserführenden Fahrzeugen anzurücken.

Gefahr von hochgiftiger Flusssäure

Während bei Schäden am konventionellen Antrieb verhindert werden muss, dass sich auslaufender Kraftstoff entzündet oder in das Erdreich oder die Kanalisation eindringt, geht bei brennenden Batterien eine zusätzliche Gefahr von hochgiftiger Flusssäure aus.

Treten giftige Flüssigkeiten, egal ob brennbare Elektrolyte oder kontaminiertes Löschwasser, aus und gelangen in die Umwelt, reichen die Auswirkungen mitunter bis ins Grund- und damit Trinkwasser. Die wässrige Lösung von Fluorwasserstoff kann zu Verätzungen der Haut, Knochenschäden und schlimmstenfalls zum Herzstillstand führen.

(Mit Material von thepochtimes.com und den Nachrichtenagenturen)



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